Fuer den Mountainbiker, der nicht immer seine gleichen Touren fahren will, ist es wichtig, dass er mit guten Karten zur Tourenplanung versorgt ist. Mit dem richtigen Kartenmaterial kann er seine Ausfahrten planen und im voraus bezueglich ihrer Schwierigkeit und Laenge abschaetzen sowie interessante Punkte ausfindig machen.
Fuer gewoehnlich nutzt man dazu Papierkarten, welche von verschiedensten Kartenverlagen herausgegeben werden. Meist basieren diese Karten auf den amtlichen topografischen Karten der jeweiligen Landesvermessungsaemter. Seit geraumer Zeit draengen digitalisierte Karten auf den Markt, welche meist auf CD-ROM bzw. DVD-ROM ausgeliefert werden.
Ich habe mir die Karten von MagicMaps (http://www.magicmaps.de) einmal naeher angeschaut. Es handelt sich um topografische Karten im Massstab 1:25.000, welche zusaetzlich ein digitales Gelaendemodell (Hoehendaten) beinhalten. Daraus ergeben sich sehr interessante Moeglichkeiten.
Die Karten sind auf einzelnen CDs bzw. DVDs erhaeltich und enthalten meist Material im Umfang eines Bundeslandes. Das „meist“ bedeutet hier, dass die groesseren Laender auf zwei einzelne CDs aufgeteilt sind. Andererseits sind kleinere Laender (Berlin, Saarland usw.) in den CDs der groesseren Nachbarlaender enthalten.
Die Installation verlief problemlos und kopierte den Inhalt der gesamten CD (ca. 600 MByte) auf die Festplatte. In den heutigen Zeiten sicherlich keine ungewoehnlich grosse Datenmenge mehr und daher leicht verschmerzbar. Man kann die Software aber auch ohne Installation direkt von CD starten — was sie sehr fuer den Einsatz unterwegs geeignet macht!
Nach dem Start sieht man zunaechst das 3D-Fenster und eine Toolbox zur Kamerasteuerung (s. Abb.). Man kann sich hier sofort mit der gedrueckten linken Maustaste und Bewegung der Maus frei im Kartenausschnitt bewegen und sich die „Landschaft“ aus allen moeglichen Richtung anschauen. Gerade bei Erhebungen (mehr gibt es in der von mir getesteten Version „Mecklenburg-Vorpommern“ nicht …) macht das richtig Spass. Mit der Toolbox kann man zum einen direkt Koordinaten anspringen und zum anderen Winkeleinstellungen der „Kamera“ — durch die man auf die Szenerie blickt — zu veraendern. Das funktionierte im Test absolut problemlos.
Es ist moeglich an der aktuellen Stelle Schilder zu platzieren, welche sich auch abspeichern lassen (s. Abb.). So kann man sich interessante Punkte auf der Karte zum schnellen Zugriff darauf sammeln. Auch hat man vielfaeltige Optionen zur Formatierung der Schilder — wie z. B. Farbe, Groesse, Schriftart, Transparenz usw.
Ein besonders interessante Option ist die Moeglichkeit, die Szenerie mit den tatsaechlichen Beleuchtungsverhaeltnissen, sprich abhaengig vom Sonnenstand rendern zu lassen. Man kann Datum und Uhrzeit waehlen und das Programm zeigt die Landschaft mit Licht und Schatten entsprechend der gewaehlten Optionen an — selbst die Daemmerung ist ueberzeugend realisiert! (s. die drei Abbildungen oben)
Man hat die verschiedensten Moeglichkeiten, die 3D-Darstellung in ihrer Genauigkeit der verwendeten Hardware anzupassen, damit sollte fuer jeden Rechner (wenn er denn nicht zu alt ist) etwas passendes dabei sein. Wichtig ist eine OpenGL-kompatible Grafikkarte, sonst wird es unertraeglich langsam. Ich habe auf einem Athlon XP 2200 mit 1 GByte RAM und GForce 4 Grafikkarte getestet und konnte alles in den hoechsten Qualitaetseinstellungen problemlos benutzen.
Die Features aus der 3D-Ansicht erlauben es, sich eine Tour aus der Vogelperspektive anzuschauen, als quasi im Hinwegfliegen. Dazu muss man die Tour allerdings erst einmal in das Programm bekommen. Hier kommen wir auf den meiner Meinung nach interessantesten Teil des Programms: die 2D-Ansicht.
Hierbei handelt es sich um die blattschnittfreie Anzeige der auf der CD enthaltenen Daten. Hier ist ein quasi stufenloses Zoomen von der Uebersicht des gesamten Bundeslandes bis hinein in die detailliertesten Darstellungen moeglich (s. Abb.). Das Zoomen geschieht praktisch mit dem Mausrad. Waehrend des Zoomens werden immer wieder Daten von der Festplatte nachgeladen, was anfangs hin und wieder mit kurzen Rucklern quittiert wird. Nach dem die Daten aber erst mal im Arbeitsspeicher sind, geht das Zoomen sehr fluessig.
Was als erstes positiv auffaellt: Die Karten sind von optisch einwandfreier Qualitaet. Beim Zoomen werden normalerweise entstehende pixelige Objektkanten „glattgerechnet“. Nur in wenigen Vergroesserungen schafft die Software das nicht ganz perfekt — das liegt daran, dass die Daten für eine CD auf 670 MB reduziert werden muessen und damit die Aufloesung etwas vermindert wird. Es ist auch moeglich ueber eine Rechteckauswahl einen Bereich zu waehlen, der vergroessert werden soll.
Der Vergleich mit den Top50 Karten, die von den Landesvermessungsaemtern ebenfalls auf CD-ROM angeboten werden, zeigt eine gute Steigerung der Detailtreue (s. Abb oben: links Interaktive Kartenwerke 3D, rechts: Top50). Auch die Qualitaet der Scans ist um Klassen besser — wenn auch in den Top50 Karten mehr Farben verwendet werden. Die Interaktiven Kartenwerke bestehen aus genau vier Farben: weiss, schwarz, gruen und blau – den Originalfarben der Landesvermessungsämter (die Farben sind je nach Ausgabe, ob 1:50.000 oder 1:25.000 genau vorgegeben). Die vier Farben sind allerdings vollkommen ausreichend — man vermisst zumindest keine Farben in der Darstellung.
Kommen wir zum wichtigsten Feature: der Verwaltung von Touren. Diese werden im Programm als Pfade in den Karten dargestellt. Es gibt prinzipiell vier Moeglichkeiten, die Pfade ins Programm zu bekommen: ueber ein angeschlossenes GPS-Geraet, das Oeffnen von Festplatte, Diskette oder CD, das Zeichnen per Hand und aus der Tourendatenbank: Es wird eine Datenbank mit Tourenbeschreibungen mitgeliefert, welche die wichtigsten Radfernwege und überregionale Wanderwege enthaelt. Man bekommt eine kurze Beschreibung und kann die Tour in die 2D- und 3D-Karte einblenden. Den Im- und Export mit GPS-Geraeten habe ich mangels Geraet nicht testen koennen, denke aber, dass es da wenig Probleme gibt, da die Schnittstellen ja standardisiert sind.
Das Zeichnen eines Pfades geht mit der Software sehr schnell und praezise zur Hand, einzig und allein das etwas traege Setzen von Pfadpunkten stoerte am Anfang manchmal ein wenig. Man gewoehnt sich allerdings daran und irgendwann merkt man es garnicht mehr. Man erstellt einen Pfad, indem man mit der Maus einfach auf bestimmte Punkte in der Karte klickt. Dorthin wird dann der jeweilige Pfad erweitert. Desto mehr Punkte man setzt, desto feiner kann man den Pfad zeichnen. Es gibt umfangreiche Moeglichkeiten zur Manipulation von vorhandenen Pfaden. Diese Moeglichkeiten sind wesentlich praxisnaeher, als die in der Top50-Software. Man merkt, dass sich die Entwickler vorher genau ueberlegt haben, wie man das Pfadwerkzeug am unkompliziertesten und schnellsten bedienen kann!
Hat man erst mal einen Pfad in der Software, so kann man sich dazu das Hoehenprofil zeichnen und viele Infos ausgeben lassen, darunter die Streckenlaenge, die Hoehenmeter uvm. Auch ein Steigungsprofil laesst sich erstellen. Darin ist gut erkennbar, welcher Streckenabschnitt welche Steigung besitzt und ob er so fuer bestimmte Leute zur Tour geeignet ist. Mit dem Mauspfeil kann man sich jeden Punkt im Hohenprofil herauspicken und sich detaillierte Infos (Steigung, Koordinaten, Hoehe usw.) zu diesem Punkt anzeigen lassen. Das Praktische dabei: Die 2D-Karte wird automatisch mitgefuehrt und man sieht genau, wo auf dem Pfad man sich gerade befindet. Es besteht auch die Moeglichkeit, einzelnen Pfadpunkten Labels (Beschriftungen) zuzuweisen und diese auch im Hoehenprofil sichtbar zu machen (s. Abb.).
Leider gibt es nicht die Moeglichkeit, mehrere Pfade gleichzeitig zu verwenden. Gerade fuer die Planung von Touren waere das sehr hilfreich, da man so z. B. Strecken aus vielen kleinen Teilstuecken zusammensetzen koennte. Hier waere eine Erweiterung der Moeglichkeiten in Zukunft sehr begruessenswert. Ein weiterer Wermutstropfen ist die fehlende Moeglichkeit, mit Karten zweier Bundeslaender gleichzeitig zu arbeiten, z. B. Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Das Kartenmaterial ueberlappt zwar im Grenzbereich der Bundeslaender, aber wirklich grenzuebergreifende Touren kann man so nicht planen. Seitens des Herstellers war zu hoeren, dass man sich diesen Problems angenommen hat und es ist fuer kommende Programmversionen geplant, diese Moeglichkeiten zu implementieren.
Fazit: Die Interaktiven Kartenwerke von MagicMaps sind eine lohnenswerte Anschaffung fuer alle, die gern mit Karten arbeiten und am Computer Touren planen wollen. Die hohe Qualitaet der Karten bereitet die Grundlage einer praesizen Tourplanung, ob mit GPS oder ohne. Ein ausgekluegeltes Pfadwerkzeug stellt sicher, dass die Pfade schnell in den Computer kommen und auch schnell und unkompliziert bearbeitet werden koennen. Vielfaeltige Auswertemoeglichkeiten zu einer Tour verschaffen schon im Vorab einen guten Ueberblick auf das zu Erwartende. Es macht viel Spass in der 3D-Ansicht eine Tour „nachzufahren“ — man sieht alle Steigungen, Berge, Taeler und kann sich die Schluesselstellen der Tour herauspicken. Die zwei oben angesprochenen Mankos behoben und man haette die wohl perfekten Karten fuer den Einsatz auf dem Computer!
Ausserhalb der Wertung habe ich mir auch den Moutainbike-Guide von MagicMaps angeschaut. Hierbei handelt es sich um eine Sammlung von ueber 50 Tourenvorschlaegen mit den passenden Kartenausschnitten (2D und 3D). Es existieren drei Ausgaben, Nord, Mitte und Sued. Es bestehen die gleichen Moeglichkeiten wie in den Interaktiven Kartenwerken, allerdings sind die verfuegbaren Kartenausschnitte immer auf den Umkreis der vorgegebenen Touren beschraenkt. Der Schwerpunkt dieser CDs liegt eindeutig auf den Tourenbeschreibungen, die qualitativ hochwertig und detailliert sind. Soweit ich das beurteilen kann, handelt es sich bei den Touren um die bekannteren. Damit duerfte die Zielgruppe klar sein: Leute, die in einer Region zu Besuch sind und sich sofort ohne grosse Planungen in eine Tour stuerzen wollen. Dafuer ist der Mountainbike Guide gut geeignet, es entfaellt das Kaufen von Karten vor Ort etc. Man druckt sich die Karte aus oder laedt sich den Track auf sein GPS und kann sofort losfahren. Leute, die gerne individuelle Touren planen, duerften mit dem Mountainbike Guide vielleicht weniger gluecklich werden.
positiv
- sehr schoene Karten
- gute Qualitaet und Aufloesung der Karten
- eine 2D-Engine, die beim Zoomen mittels bi- und trilinearer Filterung sehr gute Qualitaet liefert
- Zoomen (fast) stufenlos moeglich
- Zoomen mittels Mausrad sehr schnell und bequem
- immer aktuelle Einblendung des Massstabs
- sehr gutes Pfad-Werkzeug
- sehr umfangreiche Berechnungsmoeglichkeiten zu einer Tour (Hoehenprofil, Steigungen, Durchschnittsgeschwindigkeiten, Hoehenmeter, Entfernungen uvm.)
- umfangreiche GPS-Funktionen
negativ
- keine Hoehenlinien in der 2D-Ansicht (die Hoehenlinien sind zusammen mit noch hoeher aufgeloesten Karten erst auf den DVD-Versionen enthalten)
- keine Moeglichkeit, laenderuebergreifende Touren in einem Programm darzustellen (z. B. eine Tour, die von Brandenburg nach Mecklenburg-Vorpommern geht: man kann zwar einen Pfad importieren, dieser wird auch angezeigt, allerdings, muss man das Programm wechseln (entweder BBG3D oder MVP3D) je nachdem in welchem Bereich der Tour mansich befindet)
- leider nur ein Pfad gleichzeitig moeglich
- kein Windows-Standard-Dialog zum Oeffen/Speichern von Dateien (Verwendung der QT-Library) relativ speicherhungrig, mit 256 MB ist die Sache manchmal schon unertraeglich lahm, ab 512 MB geht es dann richtig flott. (die Geschwindigkeit hängt auch von der Grafikkarte und dem Grafikkartenspeicher ab)
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