1. Tag: Erbach im Odenwald – Frammersbach (Spessart)

102 km, 2195 Höhenmeter bergauf, 2188 Höhenmeter bergab

Der Bürostuhl hat versagt – aber der Rücken hält

Zuerst mal die Fakten: Ich bin mit einem Garmin Edge 705 gefahren (ein GPS-Fahrradcomputer) und der hat brav die ganze Strecke aufgezeichnet. Hier könnt Ihr die Route auf der Karte ansehen, sowie auch meine Puls-, Geschwindigkeits- und Sonstwas-Grafiken: http://connect.garmin.com/activity/140124 . Die wichtigsten Daten: Total Time: 06:15:48, Distance: 101.56 km, Elevation Gain/Loss: 2,156 m / -2,133 m, Calories: 4,909 C. Da aber die ersten 29,8 km neutralisiert waren (die Zeit lief noch nicht), hier unsere eigentlichen Renndaten: 04:15:00, 71.76 km; Average Speed 16.9 km/h, Average Heart Rate 154 bpm.

Und jetzt zum eigentlichen Tagebuch: Angesichts der Tatsache, dass der Start erst um 11 Uhr stattfand, habe ich einfach ein wenig „vorausgeschrieben“, will heißen, Ihr lest hier zunächst etwas über die CRAFT & Friends. Dieses Team ist kein Werksteam, in das man möglichst viele gute Biker einkauft, in der Absicht, dass möglichst viele von Ihnen am Ende der Woche auf dem Podium stehen. Es sind Leute, die tatsächlich „Freunde“ von CRAFT sind: Geschäftspartner, Bekannte, Promis, Gewinner von Startplätzen, die über Gewinnspiele vergeben wurden, undsoweiter. Wichtig ist, dass der Spaß am Sport, die Begeisterung und die Fairness immer über dem Ehrgeiz stehen. Die Einstellung zählt auch. Da sind zunächst Michaela Salzgeber und Sylvia Berghammer. Michaela arbeitet im Einkauf bei der Intersport, Sylvia im Customer Service bei CRAFT.

Das zweite Damenteam sind Silke Prokop und Ellen Blome. Sie haben mit ihrer kreativen Bewerbung bei einem Gewinnspiel überzeugen können. Silke hat aber leider eine Erkältung und gestern Abend konnte sie nur krächzen. Sie wusste nicht, ob sie starten würde. Drücken wir mal die Daumen (sie startete, sie kam durch und zwar gut!). Ebenfalls durch ein Gewinnspiel kamen Michael Lella und Slim Gahm-Drid ins Team. Michael ist Imker, bei Slim – muss mal rausfinden, warum er so komisch heißt – weiß ich es nicht, und sie kommen vom Bodensee. Die dritten Gewinner sind die beiden Schweden, die über ein schwedisches Bike-Magazin zu uns stießen: Henrik Andersson und Mikael Henrikson aus Sundsvall in Mittelschweden.

Mario Zimmermann von Karstadt in Berlin gehörte schon letztes Jahr zu den CRAFT & Friends und ist superzähes Ausdauertier. Damit er nicht so unterfordert ist, hat Wolfgang Lagler, der Event-Mann bei CRAFT, ihm einen starken Partner gesucht: der „Wuide Guido“, wie Sylvia ihn nennt (auf hochdeutsch „wilder Guido“). Guido Kunze betreibt einen Laufladen und ist ein Ultraausdauersportler: Backwater, Ultratrail du Montblanc, Race Across America. Und er fährt die Trans Germany als Training für die Tour de France, wobei er plant, die Tour de France-Strecke non-stop zu fahren (nein, ich habe mich nicht verschrieben!). Guido rechnet mit zwei Stunden Schlaf pro Tag… Sein Handicap heute: er ist noch nie Mountain gefahren…

Weiter sind noch zwei Schweizer, Steve Gisler und Marco Arnold. Sie sind so verschwiegen schweizerisch, dass ich überhaupt nichts von Ihnen weiß. Nee, wir haben einfach noch keine Zeit zum Ratschen gefunden. Dann sind da unsere Promis: Die Biathleten Andreas Birnbacher und Michael Greis, sowie Toni Lang und Danielo Müller (Skitechniker), sowie Katrin Apel und Manuela Henkel, die erst später dazu kommt. Über sie alle schreibe ich später noch was.

OK, jetzt zum heutigen Tag. Wie Ihr seht, haben Holger und ich es ins Ziel geschafft, und es ging gar nicht mal so übel. Übel war für uns hingegen der Start. Der Veranstalter wollte, dass wir als Repräsentanten von CRAFT ganz vorne starten. Aber das war dann so, als ob bei der Formel 1 einen VW-Käfer auf die Pole Position stellt. Von hinten überrollten uns die Cracks förmlich wie eine Lawine. Hiermit ein ehrlich gemeintes Sorry an alle, die sich über die beiden froschgrünen Bremsklötze da vorne geärgert haben. Warum die Cracks allerdings derart losgeballert sind, weiß ich nicht, schließlich waren dir ersten 29,8 km neutralisiert, will heißen, die Zeitnahme begann erst ab dort. Wir rollten stattdessen beschaulich ganz hinten herum, mit niedrigem Puls und niedriger Intensität. Zeit zum Ratschen.

Was mich dabei richtig freute, waren die vielen Leute, die mich wegen dieses Tagebuchs ansprachen – und allesamt sehr positiv (wobei mir durchaus bewusst ist, dass all jene, denen es nicht gefällt, schlicht und einfach die Klappe halten und sich ihren Teil denken). Aber es freut einen, wenn da „wildfremde“ Leite ankommen und fragen „Was macht der Rücken?“ oder „Bist du nicht der Till. Das Tagebuch ist echt stark“ oder „der Bike-Bürostuhl ist ja cool!“

Genau der Rücken: Er hielt recht gut. Die Schmerzen wurden jedenfalls nicht schlimmer, was ja auch bereits erfreulich ist. Weniger gut hielt dagegen mein Gesäß. Kein Angst, es ist nichts Schlimmeres geschehen, aber der Pöppes hat nach 60 km wieder angefangen zu schmerzen. Mein Sattelbürostuhl, auf dessen geniale Erfindung ich so stolz war, hat gnadenlos versagt! Die Beine waren OK, nur die letzten 10 km wurden sie ziemlich leer. Noch dazu brannte die Sonne brutal vom Himmel und der Forst hatte kurz zuvor den Forstweg frisch aufgeschottert. Es war, als würden wir durch Honig biken, durch Pattex oder Teer.

Holger war prima drauf, und wir haben ein gutes Tempo gewählt. Über den ganzen Tag ein Durchschnittspuls von 149, das war so das, was ich mir vorgestellt hatte. Und falls sich jemand über den Ausreißer nach oben in der Pulskurve auf der Garmin Connect-Website wundert: Das war keine Attacke am Berg, um irgendwelche Gegner mental zu erschüttern. Es war eine supersteile Rampe auf dem holprigen Eselsweg, wo ein paar andere Biker standen und uns anfeuerte, damit wir die steile Stelle durchfuhren. Ein Riesenradau, Klatschen, Schreien, Tröten – da mussten wir es einfach versuchen. Schieben wäre zwar sinnvoller für Puls und Muskeln gewesen, aber die Gaudi für die Zuschauer wäre nicht mal halb so groß gewesen. Und darum geht es ja schließlich! Überhaupt ist es einfach toll, wie viele Leute in den Dörfern an der Strecke stehen und uns anfeuern. Das macht richtig Laune!

In diesem Sinne stürze ich mich jetzt in das Fest auf dem Frammersbacher Dorfplatz und werde ich Holger Vorbild folgen. Er hat nämlich beschlossen, dass die „Magenunpässlichkeiten“, unter denen er 2007 zu leiden hatte, Folge einer drastischen Ernährungsumstellung waren: Der Verzicht auf Bier MIT Alkohol und die erhöhte Einnahme von Sportlernahrung. „Das mach ich nimmer, das habe ich gelernt,“ hat er manifestiert. Ich habe mich schon letztes Jahr keinen gefahrvollen Umstellungen unterworfen. Prost!

Soviel von Till,

er bekommt Eure Antworten hier im Thema mit – wer also Tipps, Kommentare oder Fragen hat kann sich hier melden

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