Man kennt sie aus den Videos, man kennt sie von den Bildern. Doch die schnellsten Fahrer des Mountainbike World Cups live zu sehen, ist eine ganz andere Geschichte.

Was die Kameraaufnahmen nicht einfangen können nimmt das menschliche Auge überdeutlich wahr und saugt es auf: Steilheit und Aktion. In La Bresse gab es von beidem reichlich. Schon im Training vor der Qualifikation schienen viele Fahrer auf der letzten Rille zu fahren, während andere kontrolliert ihre Lines versuchten. Besonders beeindruckend: Sam Hill, Steve Peat, Greg Minnaar, Gee Atherton aber vor allem Cedric Gracia. Wie lässig diese Herren auf dem Rad sitzen und mit traumwandlerischer Sicherheit ihre Lines treffen, ist wirklich beeindruckend.

Bei Cedric Gracia sei darüber hinaus noch erwähnt, dass er sich am Knie verletzt hat und aus diesem Grund auch im Qualifying nicht angetreten ist, davor jedoch ordentlich am Gashahn gedreht hat.

Traurig aus deutscher Sicht: Auf Grund von Problemen bei der Anmeldung verlor Gernot Ruppert wenige Tage vor dem Rennen seinen Startplatz und kurzerhand gab Falco Ruppert seinen Platz an den kleinen Bruder weiter, um diesem die Möglichkeit zur Rennteilnahme zu bieten und ihn beim Rennen unterstützen zu können.

Streckenbefahrung mit Dan Atherton

Schon am Samstagmorgen säumen viele Zuschauer die schnelle, selektive Strecke. Als die Qualifikation beginnt sind es noch deutlich mehr und vor allem bei den französischen Startern kocht bereits die Stimmung, wenn mit Vollgas der steile Zielhang in Angriff genommen wird. So viel Begeisterung für unseren Sport haben wir schon länger nicht mehr zu Gesicht bekommen, die Stimmung ist zu jeder Zeit klasse. Dass dies auch für die Strecke gilt, zeigen die Qualifikationszeiten. Unter perfekten Bedingungen und auf einer immer mehr abtrocknenden Strecke liegen zwischen dem fünften und dem achtzigsten gerade mal 10 Sekunden und die Plätze 77 bis 93 liegen alle innerhalb einer Sekunde, genau der Sekunde, die nachher entscheidet, ob man im Finale dabei sein darf, oder nicht. Sehr gut – nicht nur aus deutscher Sicht – das Ergebnis von Markus Klausmann, der nur eine gute Sekunde von einer Top 10 Platzierung entfernt ist und 23. wird.

Hier einige ausgewählte Qualifikationsergebnisse

Herren:

1 PEAT Steve 2:10.37 50 Q

2 ATHERTON Gee 2:10.74 40 Q

3 HANNAH Michael 2:11.47 30 Q

4 HILL Samuel 2:13.51 25 Q

5 BLENKINSOP Samuel 2:14.73 22 Q

6 FAIRCLOUGH Brendan 2:14.80 20 Q

7 MINNAAR Greg 2:15.14 18 Q

23 KLAUSMANN Marcus 2:17.89 Q

35 BEER Nick 2:19.55 Q

56 GSPAN Dominik 2:22.03 Q

57 BENDER Maximilian 2:22.06 Q

68 STRASSER Benny 2:23.36 Q

92 SCHNEIDER Frank 2:24.92

99 IRMISCH Erik 2:25.42

156 RUPPERT Gernot 2:34.70

164 GOTTSCHALL Daniel 2:36.53

165 SCHMIED David 2:36.56

169 FADER Fabian 2:37.36

Bei den Damen qualifizierte sich als einzige Deutsche Antje Kramer auf Platz 16. Interessanter Weise durfte Antje, ebenso wie eine zweite Fahrerin, nach dem letzten Herren erneut abfahren. Fragt mich nicht, wie es dazu gekommen ist…

Wie auch für den Samstag ist am Sonntag Regenwetter vorhergesagt gewesen – Regen, der jedoch bis zur Mitte des Herrenfinales ausblieb. Am Sonntagmorgen gibt es bereits wieder feines Racing zu sehen und die Strecke ist erneut mit Zuschauern beinahe überfüllt – spätestens zu Beginn des Damenfinales wird die Luft im Zielraum zu knapp. Die kleine französische „Stadt“ La Bresse scheint aus allen Nähten zu Platzen. Schätzungsweise 20.000 Zuschauer werden vor Ort gewesen sein und zuweilen sah man den Fahrer vor Menschen nicht. Auch durch die Kürze der Strecke ist diese unglaubliche Konzentration erreicht worden und als es nach gut 30 Startern im Finale beginnt zu regnen, wähnen einige schon ihren Untergang herbei. Glücklicherweise werden aber nur wenige Fahrer wirklich vom Regen erwischt, unter ihnen Chris Kovarik, der das gesamte Wochenende über nicht so richtig in Rennlaune zu sein scheint. Bevor der Himmel zum zweiten Mal seine Schleusen öffnet, ist nämlich das Rennen vorbei.

So schnell? Keine Sorge – dazwischen passiert noch so einiges. Mit unglaublicher Wucht stürzt Nathan Rennie in der Kompression nach dem letzten Steilstück und erhebt sich nach dem auf das Erdbeben folgenden Applaus wie ein angeschossener Bär aus dem Unterholz. Glücklicherweise kann er unter tosendem Beifall seinen Run beenden. Als die letzten 10 Fahrer auf die Strecke gehen, zeigen die Bilder aus dem oberen Teil deutlichen Regen an und auch am Ende der Strecke wird es zunehmend nasser, weshalb die später gestarteten Fahrer auch auf Regenreifen (meistens geschnittene Maxxis Wetscream) unterwegs sind, während z.B. Nathan Rennie ebenso wie viele andere mit Maxxis Minion / HighRoller unterwegs gewesen ist. Trek World Racing Fahrer Justin Leov hält sich lange im Hotseat und Brendan Fairclough ist der erste, der Peats Qualifyingzeit unterbieten kann.

Mit seinen 2:09.99 Minuten kann er jedoch nicht vor Sam Hill bleiben, der ebenso wie Brendog einige interessante Linien wählt und mit einer Zeit von 2:08.41 Minuten deutlich in Führung geht.

Weder der sehr gut aufgelegte Sam Blenkinsop, noch Mick Hannah oder Gee Atherton können an dieser Zeit etwas aussetzen und so läuft alles auf das altbekannte Finale zwischen Sam „Rainking“ Hill und Dr. Steve „Godfather of Downhillracing“ Peat hinaus.

Wie bei Sam hört man schon lange bevor der Fahrer in den weit einsehbaren Zielhang einbiegt die begeisterten Schreie der Zuschauer und sie schreien zu Recht – mit einer sagenhaften Zeit von 2:07.14 Minuten sichert sich Steve Peat im 80. World Cup Rennen den 16. Sieg, womit er mit der lebenden Legende Nico Vouilloz gleichzieht… ab sofort gibt es also zwei ebenbürtige Legenden. Ganz nebenbei übernimmt Steve damit auch die World Cup Gesamtführung.

Im Damenfinale passiert etwas Ähnliches wie in der ersten Runde in Pietermaritzburg. Auf heimischen Boden wurde Greg Minnaar zum Sieg getragen und mit satten 5 Sekunden Vorsprung sichert sich Sabrina Jonnier ihren ersten World Cup Sieg der Saison vor Tracey Moseley und einer weiteren Französin – Myriam Nicole. Antja Kramer als einzige Deutsche wird 18.

Wer es noch nicht mitbekommen hat: Dauersiegerin, Weltmeisterin und World Cup Gesamtsiegerin Rachel Atherton wird sich in Folge ihres Autounfalls aus dem Frühjahr an der Schulter operieren lassen müssen (ein Nerv aus dem Bein kommt in die Schulter) und wird noch für einige Wochen ausfallen. Zu sehen gab es die junge Britin natürlich trotzdem, auch wenn noch viel mehr Fans sie bei der Freecasterübertragung gehört haben werden.

Das Rennergebnis:

Herren

1 Steve PEAT GBR 35 2:07.14

2 Samuel HILL AUS 24 2:08.41

3 Mick HANNAH AUS 26 2:09.00

4 Brendan FAIRCLOUGH GBR 21 2:09.99

5 Gee ATHERTON GBR 24 2:11.15

6 Greg MINNAAR RSA 28 2:11.36

7 Mickael PASCAL FRA 30 2:11.70

8 Andrew NEETHLING RSA 25 2:11.98

9 Samuel BLENKINSOP NZL 21 2:12.15

10 Justin LEOV NZL 25 2:12.28

18 Nick BEER SUI 22 2:13.56

22 Marcus KLAUSMANN GER 32 2:13.84

37 Jared GRAVES AUS 27 2:15.

56 Benny STRASSER GER 20 2:16.

60 Maximilian BENDER GER 19 2:17.

76 Dominik GSPAN SUI 22 2:26.32

Damen:

1 Sabrina JONNIER FRA 28 2:28.57

2 Tracy MOSELEY GBR 30 2:33.59

3 Myriam NICOLE FRA 19 2:34.78

4 Mio SUEMASA JPN 26 2:35.36

5 Emmeline RAGOT FRA 23 2:35.89

18 Antje KRAMER GER 40 2:51.26

Der World Cup Zirkus wird nun nach Vallnord weiterziehen, wo der dritte Lauf des UCI Mountainbike Downhill Weltcups stattfinden wird. Momentan sind die Andorraner noch fleißig mit der Entschneiung des Geläufs beschäftigt, werden jedoch mit Sicherheit wieder eine tolle Strecke für die Fahrerinnen und Fahrer bereithalten!

Highlight Video bei Freecaster

Mehr Bilder in meinem Fotoalbum. Alle als labresse2009 getaggten Bilder findet ihr HIER

  1. benutzerbild

    Lizzie

    dabei seit 10/2004

    [ame="http://vimeo.com/4653134"][monjax2009] uci mountain bike world cup La Bresse on Vimeo[/ame]

    Unser "souvenir" vom Wochenende, leider gabs ein paar Probleme bei der "compression".

    Lizzie

  2. benutzerbild

    AchseDesBoesen

    dabei seit 08/2003

    alles in allem war die strecke viiiieel zu flach, genau wie im helmkamerathread prognostiziert. das hätt man ja echt locker mim cc hardtail runterfahren und peaty überholen können (während man dabei mit der einen hand einen burger isst und in der anderen einen milchshake hält ...)

  3. benutzerbild

    derBen

    dabei seit 03/2009

    alles in allem war die strecke viiiieel zu flach, genau wie im helmkamerathread prognostiziert. das hätt man ja echt locker mim cc hardtail runterfahren und peaty überholen können (während man dabei mit der einen hand einen burger isst und in der anderen einen milchshake hält ...)

    OK das zeigst du mir mal nächstes jahr!Abgemacht?
  4. benutzerbild

    nuts

    dabei seit 11/2004

    alles in allem war die strecke viiiieel zu flach, genau wie im helmkamerathread prognostiziert. das hätt man ja echt locker mim cc hardtail runterfahren und peaty überholen können (während man dabei mit der einen hand einen burger isst und in der anderen einen milchshake hält ...)

    ist richtig, ja! Ich war mit Vollcarbonrennrad da und hätte mir im Zielhang einen etwas flacheren Lenkwinkel gewünscht, insgesamt war's aber wirklich die beste Wahl! Grad mit dem 60er Kettenblatt hab ich viel Boden gut gemacht smilie

    Im Ernst: schön, dass allen, die meinten die frisch angelegte und also noch nicht eingefahrene Strecke von einem Helmcameravideo aus beurteilen zu können, etwas anderes vor Augen geführt worden ist. Absolut geile Strecke!
  5. benutzerbild

    derBen

    dabei seit 03/2009

    @ Nuts
    Was mienst du denn mit geschnittenen Wetscreams?
    Ich glaub ich hab da irgendwo nen bild gesehen bei dem die mittelstollen relativ weit runtergschnitten wurden!?

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