[Video] Fahrbericht: Votec V.SX

In diesem Fahrbericht erfahrt Ihr Details zum Votec V.SX. Nachdem die Resonanz bei der ersten Vorstellung der 2009er Modelle sehr positiv ausgefallen war, hatte ich ein Testbike organisiert, das auch Marco vom MTB-Forum.it eine Weile gefahren ist. Von Marco stammt auch der Test.

Den aufmerksamen Lesern wird nicht entgehen, dass der Rahmen eine große Ähnlichkeit mit jenem des Fusion Freak aufweist. Beide weisen das Federungssystem Float Link auf, erdacht von Bodo Probst.

Der schwimmende Dämpfer ist in einer Weise an beiden Enden am Hinterbau befestigt, welche den Wiegetritteffekt auch ohne Pro-Pedal wirkungsvoll verhindert, den gesamten Federweg ausnutzt und äußerst sensibel anspricht:

Das Full Floater System ist eine schwimmende Lagerung des Dämpfers und hat den Vorteil dass beide Enden des Dämpfers gleichzeitig zusammengedrückt werden, und das mit zwei verschiedenen Kompressionskurven. Durch die verschiedenen Winkel ändern sich die Geschwindigkeit je nach Einfederungsgrad und das Übersetzungsverhältnis aufgrund des sich ändernden Hebelverhältnisses. Das Ganze mit einer besseren Funktion gegen Kompressionsende als bei Einfederung nur von einer Seite.

Lasst euch nicht verwirren durch die Komponenten, denn der Rahmen ist der aktuelle, den man auch online bestellen kann. Unser Test konzentriert sich deshalb auf die Qualitäten des Rahmens, des Hinterbaus und der Federgabel. Die Komponenten sind ohnehin nicht mehr in dieser Form erhältlich.

Steigung mit Schotter

Wir haben noch keinen Fox RP23 Dämpfer mit Pro-Pedal erlebt, welcher so sensibel angesprochen hat wie jener des Votec. Mit dem Pro-Pedal auf Stufe 3 fährt sich das Votec beinahe wie ein Hardtail. Beachte dass der Negativfederweg mit offenem Pro-Pedal 30% beträgt (siehe Video). Nach mehreren Tests mit verschiedenen Bikes sind wir zum Schluss gekommen, dass dies auf das Verhältnis Kompression und Hebel zurückzuführen ist, welches beim V.SX sehr niedrig ist. Dies macht es möglich den Dämpfer mit wenig Luft zu befüllen, was wiederum den offen/geschlossen Effekt des Pro-Pedal stark erhöht (das Gegenteil ist zum Beispiel beim Liteville 901 der Fall). Der Dämpfer ist nicht eigens für das Votec abgestimmt oder modifiziert worden.

Auf Steigungen schließt man das Pro-Pedal und senkt die Fox 36 Talas auf 130 oder 100mm ab, je nach Steigung, und man klettert mit einem Genuss, welcher anderen Bikes mit viel Federweg aufgrund der unweigerlichen Nachgiebigkeit schlichtweg fremd ist.

Der Float Link

Das Gewicht von nur 14,10 Kg (ohne Pedale) hilft dabei, mit diesem Enduro auch lange Steigungen mit Genuss zu bewältigen.

Video

Test Votec V.SX on Vimeo

Steigung auf Singltrails

Die herausragenden Eigenschaften lassen das V.SX auch extreme und mit Hindernissen bespickte Steigungen locker angehen. Um den Vortrieb zu verbessern empfiehlt es sich, das Pro-Pedal auf Stufe 2, oder besser noch auf Stufe 1 zu stellen. Der Hinterbau arbeitet stets sensibel ohne dabei einzusacken. Das Relativ hohe Tretlager (340 mm) hat den Vorteil Stufen und Wurzeln mühelos überwinden zu können.

Flowige Abfahrten auf Trails

Das ist das bevorzugte Terrain des Votec V.SX. Hinterbau und Federgabel harmonieren optimal und geben bei hoher Geschwindigkeit ein gutes Gefühl von Sicherheit. Dazu tragen im Besonderen die Steifigkeit des Rahmens und der Lenkwinkel von 67,3° bei. Die zentrale Sitzposition des Fahrers ermöglicht eine schnelle Reaktion bei Richtungswechseln, man hat das Gefühl im Bike zu sitzen, nicht auf dem Bike. Die nicht vollständig absenkbare Sattelstütze trübt das Bild ein wenig, auch wenn diese aus Carbon gefertigt ist. Wir hätten einer Sattelstütze von KS oder Crank Brothers den Vorzug gegeben, auch auf Kosten von ein paar Gramm Gewicht mehr, wenn dafür eine vollständige Absenkung gegeben wäre. Die Härte der Sattelstützenklemmung kann nur mit einem Imbusschlüssel verstellt werden, dafür weist sie aber zumindest einen Schnellverschluss auf. Wie schon erwähnt gilt der Test dem Rahmen und nicht den Komponenten. Wenn ihr das V.SX kaufen solltet, achtet darauf dass es mit einer Teleskopsattelstütze ausgestattet ist.

Technische Abfahrten

Das Bike ist sehr handlich, lässt sich leicht in enge Kurven drücken und der Hinterbau schluckt mit offenem Pro-Pedal alles was ihm in den Weg kommt. Das Bike vermittelt eine hohe Sicherheit, auch in extremen Gelände. Die Kombination aus Fox RP23 Dämpfer und Fox 36 Talas Federgabel arbeitet gut, speziell auch wenn man sich für das 2010er Modell der Fox 36 entscheidet, welche bei kleinen Schlägen noch besser anspricht und in der Dämpfung so eingstellt werden kann, dass sie auf steilen Passagen nicht wegtaucht. Das große Kettenblatt der Dreifach-Garnitur ist bei unserem Test weitgehend von Schlägen verschont geblieben, wir sind aber der Meinung dass auf Bikes dieser Kategorie ohnehin Zweifach-Garnituren mit Bash-Guard montiert werden sollten, um noch mehr Bodenfreiheit zu erhalten.

Made in Germany

Das Votec ist ein Bike made in Germany, was heutzutage eine eher seltene Angelegenheit geworden ist. Deshalb haben wir uns erklären lassen, wo und wie die Rahmen produziert werden. Votec schweißt die Rahmen selber im Hause und macht auch die Lackierung selbst, neben der traditionellen Montage. Die Rahmen ohne Hydroforming (wer es nicht weiß: das ist die notwendige Technik für die Umformung der Aluminiumrohre), also V.XC, V.XCR und Dirt, werden komplett in Deutschland hergestellt, die Rohre für die Rahmen mit Hydroforming, wie z.B. der getestete V.SX, kommen aus Taiwan, da der Produktionsprozess hierzulande zu teuer ist. Die Schweißung erfolgt aber in Deutschland und rechtfertigt so das made in Germany.

Schlussfolgerung

Das Bike ist sehr gut gelungen, mit einem nahezu unerreichten Preis/Leistungsverhältnis.

Wir können das Bike empfehlen besonders auch für lange Ausfahrten mit langen technischen Abfahrten, also im Grunde die typischen Alpentouren.

Wer einen Kauf in Betracht zieht, sollte unbedingt an die Option einer Teleskopsattelstütze denken, sowie an eine von Hand einstellbare Sattelstützenklemmung. Was die Laufräder betrifft, hat sich die Nabe der hinteren Crossmax SX 2008 Felge nach einiger Benutzung gelöst, wie es auch bei einigen anderen im privaten Gebrauch befindlichen Bikes passiert ist (Modell 2009). Mavic gibt den Schlüssel zum Nachziehen der Nabe mit, bleibt die Tatsache dass das geringe Gewicht durch mangelnde Steifigkeit erkauft werden muss. Denkt beim Kauf daran, auch weil die Crossmax SX nicht gerade geschenkt sind.

Die Dreifach-Kurbel kann durch eine Zweifach-Garnitur mit Bash-Guard (Schlagschutz) ersetzt werden, um ein Aufsetzen auf dem großen Zahnkranz zu verhindern, wenn man auf große Stufen trifft, welche ansonsten von diesem Bike mit Leichtigkeit bewältigt werden können.

Technische Daten

Getestete Größe: M

Sattelstütze: 420 mm

Hauptrohr: 567 mm

Länge: 435 mm

Lenkrohr: 132 mm

Lenkwinkel: 67,3°

Radstand: 1119 mm

Länge Dämpfer: 200 mm

Bodenfreiheit: 340 mm

Federweg vorne: 120-160 mm

Federweg hinten: 160 mm