„Warum nicht auch die Kraft aus den Armen nutzen und diese gleichzeitig trainieren?“, dachte sich Joachim Berger aus Stuttgart und entwickelte ein Fahrrad mit zusätzlichem Armantrieb. Das „Dopo-Bike“ ist MTB-erprobt und ist vor allem für Touren ohne allzu heftige Abfahrten interessant.

Die Neuentwicklung aus dem Schwabenland wirkt auf den ersten Blick wie einer von vielen Schnellschüssen in der Bike-Industrie, die im Nu wieder aus der Öffentlichkeit verschwinden. Doch das Konzept wurde erst nach langer und intensiver Arbeit veröffentlicht und macht einen sehr ausgereiften Eindruck. Der Kopf hinter Dopo-Bikes, Joachim Berger, ist selber aktiver Mountainbiker und hat das Rad auch im Gelände getestet. Mehr dazu im Interview weiter unten.

Die Konstruktion funktioniert durch eine Auf- und Ab-Bewegung an den Lenkergriffen durch kippbar gelagerten Lenker (Hub an den Lenkerenden variabel), ohne dass die Lenkbarkeit beeinflusst wird, weil die Bewegung parallel zur Lenkachse vollzogen wird.

In diesem Video wird das Prinzip schön erklärt.:

+++ ZUM VIDEO +++ (Quelle: BSN TV)

Auf den Bildern seht Ihr einen Prototypen, an dem teilweise noch Versuchsteile verbaut sind.

Dopo-Bikes strebt an, den Serienanlauf ca. im dritten Quartal 2010 zu schaffen. Das ist aber immer etwas schwer prognostizierbar, weil es sich um ein komplett neues System handelt. Gerade die Festigkeits- und Qualitätsabsicherung können schnell zu Zeitverzögerungen führen. Dopo-Bikes will gleich mit einem hochwertigen System an den Start zu gehen, an dem die Kunden wirklich Freude haben.

Die Internetseite www.dopobike.de ist zwar noch im Aufbau, es sind aber

schon ein paar Informationen dort abrufbar. Sobald Ausstattung, Preise,

Serienanlauf usw. feststehen, wird dort darüber berichtet.

Interessenten aus dem Raum Stuttgart können das Bike auch ausprobieren.

Joachim Berger hat für das IBC-Forum ein paar Fragen zu seiner innovativen Konstruktion beantwortet:

Hat man nach der ersten langen Ausfahrt Muskelkater?

Am Anfang stellt sich der Muskelkater in den Armen genauso ein, wie in den Beinen wenn man lange nicht mehr Fahrrad gefahren ist. Die Arme müssen sich erst an die Beanspruchung gewöhnen. Eine leichte Unterstützung durch die Arme spürt man – natürlich abhängig von der persönlichen Konstitution – schon nach 20-30 km Training. Nach zirka einer Woche Training haben sich die Arme dann schon ganz gut auf die neue Beanspruchung eingestellt und man kann beispielsweise an Steigungen, wenn man kräftig mit den Armen arbeitet, gut 20 % Mehrleistung erzeugen. Man kann dann also ungefähr ein bis zwei Gänge schneller fahren. Diese hohe Zusatzleistung hält man allerdings nicht auf Dauer durch. Das die Duchschnittsleistung aber auch höher ist, merkt man insbesondere dann, wenn man mit Bekannten fährt, denen man mit konventionellem Antrieb kaum folgen konnte und mit Armantrieb auf einmal vorne fährt. Das gilt gerade auch auf längeren Strecken.

Wie lange dauert es, bis man sich an das spezielle Fahrgefühl des

dopo-Bikes gewöhnt hat?

Das ist sehr unterschiedlich. Es haben sich schon Leute drauf gesetzt, die sind nach wenigen hundert Metern problemlos damit zurecht gekommen. Die Regel ist aber, dass man ca. 2 Tage Training einkalkulieren sollte. Nach der Einlernphase gewöhnt man sich so an den Armantrieb, dass man genauso unkompliziert damit unterwegs ist, wie mit einem konventionelle Fahrrad. Einige Testfahrer, die Erfahrung mit Liegerädern haben sagten, der Übungsaufwand sei beim dopo-bike ähnlich, die Fahrstabilität nach der Einlernphase aber eher wie bei einem konventionellen Fahrrad.

Du fährst das Bike als MTB-Aufbau auch auf Singletrails. Kann man damit

auch Bunny Hops machen?

Den ersten Prototypen habe ich als MTB-Hardtail mit Federgabel aufgebaut. Ich habe mir gesagt, wenn ich es mit meinen begrenzten Fahrkünsten schaffe, damit auf durchschnittlichen Singletrails zu fahren, dann sollte es auf alle Fälle möglich sein, dass Fahrrad für den Einsatz auf Straßen und Feldwegen anzubieten. Die Fahreigenschaften erwiesen sich dann auch tatsächlich als problemlos, obwohl das auf den ersten Blick durch den vertikal beweglichen Lenker nicht den Anschein hat. Die Ursache dafür ist, dass man auch beim normalen Fahrrad z.B. an einem steilen Anstieg oder im Wiegetritt Kräfte in vertikaler Richtung in den Lenker einleitet und trotzdem keine Schlangenlinien fährt, weil die Kraft genau in gleicher Richtung, wie die Lenkachse liegt, eingeleitet wird. Der Armantrieb macht nichts anderes als eine Bewegung genau in Richtung dieser Kraft zuzulassen und damit wird eine Antriebsleistung erzeugt.

Ich möchte bei der Serieneinführung mit diesem neuen System eher vorsichtig einsteigen. Zunächst soll es deshalb eine Version für die Straße (28″) und je nach Bereifung auch für Feld-/Waldwege (26″) geben. Für Bunny Hops und auch für richtiges Gelände wie Freeride ist es deshalb erstmal nicht vorgesehen. Die möglichen Fahrmanöver hängen hauptsächlich vom Bewegungstalent des Fahrers ab. Auf der Eurobike-Messe ist z.B. ein Interessent erstmals mit dem Rad gefahren. Nach ca. 50m „Übung“ ist er nur auf dem Hinterrad und gleichzeitig mit Armen und Beinen antreibend durch die Halle gefahren. Das war aber sicher ein Ausnahmetalent. Leider hatte ich gerade keinen Fotoapparat bereit. Auch wenn das Fahrrad eher harmlos und nach Trekkingversion aussieht, kann man damit Rennradfahrer erschrecken. Es ist tatsächlich richtig schnell.

Kann das dopo-Bike auch mit einer Federgabel gefahren werden?

Ich bin gerade im Gespräch mit einem Federgabelhersteller und plane eine leichte Gabel mit etwas über 60mm Federweg einzusetzen. Es wird dann eine 100mm-Seriengabel sein, bei der der obere Teil des Federwegs begrenzt wird, um den nötigen Platz für den Armantrieb zu schaffen. Dadurch sollte das Ansprechverhalten und die Nutzbarkeit der noch verbleibenden ca. 60mm sehr gut sein. Diese Gabel wird es aber frühestens Ende des Jahres wahrscheinlich aber erst nächstes Jahr geben können. Wippen tut die Gabel durch den Armantrieb übrigens nicht, weil sich die Kräfte am Lenker in der vertikalen Richtung nicht gegenüber dem Laufrad abstützen. Das hat sich auch schon in der Praxis mit dem ersten Prototypen gezeigt.

Wäre eine Fully-Version für die Zukunft eine Option für Dich?

Abhängig von der Nachfrage soll auch ein Fully kommen. Das System läßt sich auch dort problemlos anbauen. Nachrüsten an beliebigen Rahmen geht aber leider nicht, weil der Rahmen so ausgelegt sein muss, dass genügend Platz für den Armantrieb im Bereich des Lenkkopfes ist. Jetzt muss ich aber erstmal sehen, wie das System am Markt ankommt. Die Vorteile wurden mir jetzt schon von allen bisherigen Testfahrern bestätigt: Wie die zusätzliche Leistung und der angenehme Bewegungsablauf dadurch das auch die Arme mit eingebunden sind und trainiert werden. Leider gibt es aber auch Nachteile: Es erfordert einfach ein paar Stunden Training, um das System sicher zu beherrschen. Die ersten Fahrmeter sind in der Regel etwas wackelig. Das wird sicher viele erstmal abschrecken. Außerdem sind die Teile für den Armantrieb in der kleinen Serie noch sehr teuer. Deshalb wird der Preis für die Einsteigerversion bei ca. 2900 € bis 3000 € liegen. Das stört mich sehr, lässt sich aber einfach am Anfang nicht anders machen. Der Käufer wird dafür aber ein Fahrrad mit einem sehr hochwertigen Rahmen, hochwertiger Gabel und einer guten Ausstattung, sowie eben dem Armantrieb bekommen.

Eine wichtige Information für Racer:

Für Straßen- und Cross-Country Rennen ist nach UCI – Reglement der Einsatz eines solchen Systems derzeit nicht möglich. Für MTB-Rennen und für Rennen an denen nicht lizensierte Fahrer teilnehmen dürfen, wird derzeit geprüft, ob solch ein System zulässig ist.

Würdet ihr dem Konzept eine Chance geben und es für moderate MTB-Touren probefahren? Wie findet ihr die Idee mit dem Trainieren der Arme mit mehr Vortrieb?

  1. benutzerbild

    Kontragonist

    dabei seit 06/2009

    Macht was ihr wollt auf dass ihr glücklich werdet, ein Jeder nach seiner Fasson!

    Aber jammert nachher nicht über Haltungsschäden, unheilbaren Seemannsgang, Stürze aufgrund von zu spätem Auskuppeln der Handpumpe vor einer engen Kehre oder über eure von der zweiten Kette zerfetzte Wade smilie

    Und wenn wir uns dereinst mal übern Weg rollen erinnert euch: wir, die wir auf konservative Weise dahingleiten lachen mit euch, nicht über euch, die ihr da am Rudern seid smiliesmiliesmilie

  2. benutzerbild

    Metrum

    dabei seit 07/2009

    Vielleicht können die dann auch noch was erfinden wobei man durch auf und ab hüpfen auf dem Sattel seine lampen antreibt - dann wär es doch perfekt und man voll ausgelastet! smiliesmiliesmilie

    Oder vielleicht noch paar Becken an die Knie, ne Mundharmonika dazu und sich damit auf Volksfesten was dazuverdienen?

  3. benutzerbild

    Kontragonist

    dabei seit 06/2009

    Vielleicht können die dann auch noch was erfinden wobei man durch auf und ab hüpfen auf dem Sattel seine lampen antreibt - dann wär es doch perfekt und man voll ausgelastet! smiliesmiliesmilie

    Oder vielleicht noch paar Becken an die Knie, ne Mundharmonika dazu und sich damit auf Volksfesten was dazuverdienen?

    Na also, dann war es doch ein guter Gedanke: Wenn sich die Apparatur im Sport nicht durchsetzt, kann sie immer noch im Energie- oder Unterhaltungsgewerbe fußfassen smilie
  4. benutzerbild

    `Smubob´

    dabei seit 09/2005

    unheilbaren Seemannsgang
    Harr harr harr

    [Bild]


    Vielleicht können die dann auch noch was erfinden wobei man durch auf und ab hüpfen auf dem Sattel seine lampen antreibt - dann wär es doch perfekt und man voll ausgelastet!
    Das erinnert mich dann schon wieder an das Vehikel von Mr. Garrison - das könnte die Sitzcreme-Verkäufe immens ankurbeln. Aber ich frag mich, wer das (ernsthaft) will...
  5. benutzerbild

    knoxville_rider

    dabei seit 08/2009

    Wo bitte ist der Trainingseffekt für die Arme wenn sich der Lenker durch die Kurbelumdrehung mitbewegt?
    Ich stelle mir das auch lustig vor wenn auf´m Singletrail mal ein Ast in die obere Kette gerät smilie und die reißt oder abspringt. Fährt sich dann sicher toll mit dem Labbellenker.
    Aber vllt. kommt da beim Serienmodell so ein schicker Kettenkasten außen rum. Könnte man dann noch gleich das Bike-Radio mit integrieren smilie

    Der Trainingseffekt für die Arme ist doch ganz logisch. Durch die stetige Armbewegung beim Kurbeln werden entsprechende Muskelgruppen stimuliert, durch die Kraftaufwendung beim Beschleunigen trainiert. Dadurch entsteht ein Trainingseffekt.
    Für dieses Wissen benötigt man kein Sportstudium.. Nur kurzes Nachdenken VOR dem Meckern!
    Und wer hat eigentlich jemals von der Nutzung auf mehr oder weniger anspruchsvollen Singletrails gesprochen? Muss jetzt jeder Beitrag über Puky-Kinderräder speziellen Downhill-Kriterien von Fachexperten bestehen?

    Ich habe bei meiner damaligen Testfahrt des DoPo`s auf der Eurobike festgestellt, dass ein solcher "Labbellenker" auch von einem ungeübten Radfahrer unter Kontrolle zu bringen ist wenn man sich einfach auf den neuen Bewegungsablauf einlässt und nicht gleich BÄH schreit!

    Gruß

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