Der langjährige Redakteur des MTB-Magazins „Bike Sport News“ arbeitet mittlerweile als freier Journalist und betreut als Chefredakteur die beliebte Internetsendung BikeTV (www.bike-tv.cc). Was sich seit dem Beginn dieser Tätigkeit für ihn und das Projekt getan hat, erzählt er uns im IBC-Interview.

(Foto: Robert Hiltl)

Martin, du warst vorher Chefredakteur bei BSN. Wie bist du zu BikeTV gekommen?

Ich habe 1998 bei der BSN angefangen und man kennt sich ja in der Branche. So kenne ich auch Alexandra und Wolfgang von Bike TV schon sehr lange. Im Frühjahr 2009 war klar, dass ich bei der BSN aufhören und mein Glück als Freiberufler versuchen werde. Kurz darauf sind wir zusammen zu einer Präsentation nach Frankreich gefahren und Wolfgang hat mich gefragt ob ich nicht Lust hätte, einzusteigen. Ich kannte Bike TV schon länger und es hat mir gefallen, außerdem fand ich die neuen Möglichkeiten interessant, die so eine Geschichte bietet. Kurz habe ich schon überlegt, aber dann zugesagt und seit September 2009 bin ich dabei.

Arbeitest du jetzt in Vollzeit für BikeTV oder hast du noch andere Projekte am laufen?

Ich stecke zwar sehr viel Zeit in Bike TV, aber ich mache auch verschiedene andere Sachen. So arbeite ich noch regelmäßig für die BSN und andere Magazine, ich mache ab und zu Übersetzungen und ich texte für verschiedene Kunden. Das kann sich aber ändern, zum Beispiel wenn wir mit Bike TV öfter auf Sendung gehen sollten – das ist aber Zukunftsmusik.

Seit wann gibt es BikeTV und wie kam es zu dem Projekt?

Die erste Episode ist im März 2006 auf Sendung gegangen, heute haben wir rund 140.000 Zuschauer pro Sendung. Zur Entstehung sind einige Dinge zusammengekommen. Wolfgang, der Bike TV gegründet hat, ist selbst begeisterter Biker und er hatte damals schon eine eigene Video-Produktionsfirma. Da er auch in Sachen neuen Medien gut unterwegs ist, ist die Idee zu einem eigenen Podcast entstanden. Auch um einmal auszuprobieren, was da alles machbar ist. Da hat sich dann das Thema Rad angeboten, er und die Beteiligten der ersten Stunde waren ja bikebegeistert und hatten richtig Lust, etwas in der Richtung zu machen. So hat dann ein Gruppe von Enthusiasten damit angefangen und einige aus der Anfangszeit sind heute noch dabei. Man findet übrigens alle Sendungen auf unserer Page www.bike-tv.cc im Archiv, von der ersten bis zur derzeit aktuellen.

Welches Konzept steckt hinter BikeTV – eine Nachrichten-Sendung für Biker oder eher mehr?

BikeTV ist mehr als eine reine Nachrichten-Sendung für Biker. Da wir alle zwei Wochen mit einer neuen Episode auf Sendung gehen, können wir im reinen News-Bereich gar nicht immer topaktuell sein, da sind tagesaktuelle Pages oder Foren einfach schneller. Trotzdem verzichten wir im Podcast nicht ganz auf Newsmeldungen, denn Bike TV will eine gute Mischung aus News, Tests und interessanten Reportagen bieten. Dazu kommen immer wieder Workshops, das ist ein Bereich, den wir zukünftig stärker ausbauen wollen.

Welche Biker sind eure Hauptzielgruppe, die er mit euren Sendungen erreichen wollt?

Wir machen Bike TV für begeisterte Mountainbiker und Rennradler, die einfach Spaß am Radfahren haben. Die auch gerne einen Radurlaub machen oder mal beim Marathon starten und die sich für die Technik ihres Rads interessieren, aus Neugierde oder weil sie selbst schrauben und tunen wollen. Wenn ich mal nur auf den Mountainbikebreich blicke machen wir zwar Ausflüge in den Gravity-Bereich, der Schwerpunkt liegt aber deutlich im Bereich Touren, Cross-Country und All-Mountain.

Wie lang arbeitet ihr an einer Folge, bis sie online gestellt werden kann?

Das ist insgesamt schwer zu sagen. Ich arbeite ja zum Beispiel im Hintergrund ständig daran, News zu gewichten, zu sortieren und zu verarbeiten. Die Planung erfordert Zeit und auch das Organisieren von Testmaterial, Reisen und der Preise für Verlosungen zum Beispiel erledigt sich nicht von selbst. Es gibt also immer ein gewisses „Grundrauschen“ im Hintergrund, das man gar nicht direkt auf die einzelnen Episoden umrechnen kann, dazu zähle ich auch die Testfahrten. Die Texte für eine Sendung zu schreiben dauert ungefähr fünf Stunden, das hängt immer etwas von den Themen ab. Dazu kommen das Sprechen der Off-Texte mit etwa zwei Stunden, die Aufzeichnung der Moderation mit einer weiteren Stunde. Damit die Bilder für einen Biketest stehen sind etwa zwei Stunden Dreharbeiten nötig, das gilt auch für einen Produkttest oder einen Workshop. Gerade Workshops können sich aber auch deutlich aufwändiger gestalten. Bei Reportagen nutzen wir zugeliefertes Material, das wir schneiden und vertonen, aber wir sind auch einmal vor Ort – dann wird der zeitliche Aufwand natürlich viel größer.

Schnitt und Produktion einer Episode dauern dann nochmals etwa sechs Stunden, dann muss sie noch in den Formaten für verschiedenste Endgeräte zur Verfügung gestellt werden. Insgesamt würde ich sagen, erfordert eine Sendung etwa 25 Stunden Arbeitszeit und da sind die Testfahrten, die Planung etc. nicht eingerechnet.

Wie viele Leute sind an der Produktion eurer Sendungen involviert?

Das schwankt ein bisschen, zum Beispiel haben wir ja einen Stamm von fünf Testfahrern, da ist nicht jeder an jeder Sendung beteiligt, außerdem arbeitet unser PR & Marketing-Mann auch im Hintergrund für Bike TV. Immer beteiligt sind mindestens ein Kameramann, eine Sprecherin, ein Moderator, ein Cutter und ich.

Sind Live-Übertragungen von Rennen oder Events in Zukunft für euch ein Thema?

Da werden wir uns raushalten. Es gibt ja schon entsprechende Anbieter und ich sehe das auch nicht im Konzept für Bike TV. Renn- und Eventberichte machen wir hin und wieder und sind da vor Ort. Der Bericht erscheint aber als Reportage als Teil einer Bike TV-Sendung. Man kann natürlich auch einmal eine Sendung ganz einem Thema widmen, das machen wir ja zum Beispiel mit der Eurobike, aber nicht live.

Wie finanziert ihr eure Arbeit an den Sendungen?

Bike TV ist Teil einer Produktionsfirma, die ihre Geld mit verschiedensten Video-Projekten vor allem außerhalb der Bikebranche verdient. Da hängen wir im Moment ehrlich gesagt noch ein bisschen am Tropf; und wir alle sehen Bike TV als Zukunftsinvestition, sprich keiner wird im Moment damit reich. Grundsätzlich haben wir aber Einkünfte aus klassischer Bannerwerbung, durch Werbespots in den Sendungen und auch durch die Produktion von Image-Videos. Und es wird immer mehr, Ihr wisst ja selbst, dass die Branche die Wichtigkeit von Online-Projekten erkannt hat. Gerade die Möglichkeiten von bewegten Bilder und Videos wissen nicht nur die Zuschauer zu schätzen und ich denke, dass wir da mit Bike TV vorne dabei sind. Die Resonanz auf den Messen war in diesem Jahr sehr, sehr positiv und unsere Werbeeinnahmen steigen.

Schon lange im Sattel: Martin kennt sich aus und weiß worüber er schreibt.

(Foto: Sonja Förg)

Gibt es Pläne, was 2011 bei BikeTV geändert werden soll oder bleibt vorerst alles beim Alten?

Stillstand ist Rückschritt, wie es so schön heißt. Wir belassen das Bike TV-Konzept im Grunde so, planen aber schon einige Änderungen. Servicethemen wie Workshops sollen stärker vertreten sein, ich würde gerne auch mehr Reiseberichte oder Regionsvorstellungen machen, und wir werden verschiedene Dinge beim Schnitt oder der Bildführung ausprobieren. Und wir haben die eine oder andere Sache in der Schublade, von denen ich noch nichts verraten kann. Wenn alles klappt, wie wir uns das vorstellen, können unsere Zuschauer sich auf einen echten Hammer freuen.

BSN bringt jetzt mit VelototalTV ein ähnliches Format – wie beurteilst du diesen Schritt?

Die BSN hat ja sehr früh das Potential des Internets erkannt und die BSN-Homepage war und ist ja für ihre Aktualität bekannt, gerade wenn es um die ganzen Renngeschichten geht. Und Videobeiträge gibt es auch schon länger auf der BSN-Page. Die Macher von VelototalTV haben erkannt, dass es ein Unterschied ist, ob man nur einzelne Testvideos zeigt, oder ob man ein echtes Format produziert. Uns bestätigt dieser Schritt, denn er zeigt, dass wir schon seit Jahren auf dem richtigen Weg sind. Gleichzeitig ist unser Erfahrungsvorsprung groß.

Ipad und Co. pushen digitale Medien wie BikeTV – wie siehst du die Zukunftsperspektiven eures Formates?

Ich sehe der Zukunft von BikeTV ausgesprochen optimistisch entgegen. Generell sind die Möglichkeiten der bewegten Bilder meiner Meinung nach größer als die von Printmagazinen etc. Die Übertragungsraten lassen immer mehr Inhalt zu und es ist ja heute schon überhaupt kein Problem unsere Sendung ohne lästiges Warten auf iPad, iPhone und Co. anzuschauen. Seit dem Relaunch unserer Page kann man Bike TV auch ohne Flashplayer genießen, sprich es läuft auch auf Apple-Endgeräten direkt im Browser. Problemlos auch für alle, die den Podcast nicht auf iTunes abonniert haben, HTML5 macht es möglich. Ich gehe aber sogar einen Schritt weiter. Wenn ich an Geschichte wie die Apple TV-Box oder internetfähige Fernseher denke, auch da steckt jede Menge Potential drin. Schon jetzt bieten ja fast alle Fernsehsender eine Online-Mediathek und ich denke, dass sich die Sehgewohnheiten noch viel weiter in Richtung Internet verschieben werden. Warum sollen Bikefans dann nicht eine Sendung wie Bike TV schauen, so wie heute Autofans Auto, Motor & Sport-TV verfolgen. Ich denke, dass wir uns vor der Zukunft nicht fürchten müssen – ganz im Gegenteil.

Danke für das Interview und weiterhin viel Erfolg mit BikeTV!

Die aktuelle Episode von BikeTV – alle zwei Wochen erscheint eine neue Folge.

Bike TV Episode 130: im IBC TV ansehen

Habt ihr vor diesem Interview schon von BikeTV gehört? Wer von euch verfolgt die Sendungen schon länger?

  1. benutzerbild

    Johnny Jape

    dabei seit 11/2008

    sehr langweilig durch die emotionslosen einschläfernden kommentare und vorträge

  2. benutzerbild

    Doc_Rock

    dabei seit 08/2008

    Natürlich ist da auch Product-Placement untergebracht. Was denkst Du, wie sich bike tv finanziert? Wenn man es weiß, dann ist das doch ok.
    An der gezeigten Folge nervt ein wenig, dass man immer wieder die gleichen Filmsequenzen bei dem Lapierre Test sieht.
    Ist halt Öschi-Deutsch, na und?

    Und nein - ich kannte bike tv noch nicht.

    Product-placement und Werbetexte sind zwei paar Schuhe.
    Und das war nur der kleinste Kritikpunkt.
    Und NEIN, es ist nicht nur Ösi Deutsch, es sind zum Teil Markennamen
    und technische Begriffe völlig Falsch ausgesprochen.
    Und das lässt sich leicht vermeiden.
  3. benutzerbild

    F.Zoller

    dabei seit 09/2009

    ich find des sehr gut, gerade deswegen, weil es sich auf dem ipod anschauen lässt
    die frau fand ich aber als moderation besser

  4. benutzerbild

    Dr. Faust

    dabei seit 06/2005

    Oh Mann,
    ich habe eben versucht die letzte Episode zu schauen. Ich habe nicht mal die Einführung geschafft. Kann der dicke Mann denn nicht mal EINEN Fahrernamen richtig aussprechen! Kannkelahra... Pfeife! Ich hab das Podcast-Abo endgültig gelöscht. Das hat der Radsport nicht verdient.

  5. benutzerbild

    Doc_Rock

    dabei seit 08/2008

    Ich find das schon echt schlimm das man da offensichtlich derart faul ist das wenn da solche Aussprachefehler passieren nicht einfach noch einen Take dreht.

    Das ist nichtmal nicht richtig gekonnt, sondern nichtmal gewollt! smilie

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