Was bedeutet eigentlich Urge? Dringend könnte man aus dem Englischen ableiten und in der Tat ist es einerseits besonders dringend, als Mountainbiker einen geeigneten Helm auf dem Kopf zu haben, andererseits steht hinter Urge Fabien Barel und damit lassen sich noch weitere Gedanken und Verknüpfungen ziehen, etwa zu den Rennen mit sozialem Charakter, die der charismatische Franzose und Downhillurgestein jährlich veranstaltet [Berichte Urge Kenia , Urge Nepal].

Eben dieser Franzose hat sich nun auch daran gemacht, Helme zu entwickeln und zu promoten. Nach der Vorstellung auf der Eurobike [Bericht & Video] haben wir uns zwei Modelle zum Erfahrungensammeln schicken lassen – wir wollten doch mal sehen, was der gute Franzose sich bei der Helmentwicklung so alles hat einfallen lassen.. Da das Enduro-Fullface-Modell Archi Enduro leider noch nicht verfügbar gewesen ist, haben wir uns für die Modelle Down-O-Matic und Endur-O-Matic entschieden, beide Modelljahr 2011. Unsere Testeindrücke haben wir im Video für euch festgehalten:

Fahrbericht Urge Helme 2011: im IBC TV ansehen

Down-O-Matic

Wie der Name schon andeutet, soll es mit diesem Helm von Urge vor allem eines gehen: Abwärts. Am besten wohl fast automatisch – im Autopilot. Damit der Autopilot von uns Bikern jedoch in idealer Weise funktionieren kann, ist es notwendig, dass der Helm der Wahl ein bestmögliches Sicherheitsgefühl und Komfort beim Tragen bietet. Dies gilt ins Besondere für Downhillhelme, die immer dann zum Einsatz kommen, wenn das Risiko am Höchsten und die Verletzungsgefahr am gravierendsten ist.

In der Hand

Der Down-O-Matic von Urge wirkt auf den ersten Blick mit seinen Bullaugen-Belüftungsöffnungen ein wenig ungewohnt, nach längerer Betrachtung fällt jedoch auf, dass einerseits des Design so anders nicht ist und andererseits die beiden Finnen am Hinterkopf durchaus einen ästhetischen Anspruch haben und auf Bildern ziemlich gut zur Geltung kommen.

Die Verarbeitung des Helms wirkt sehr hochwertig, was sich vor allem am schön geschnittenen Innenfutter und dem aus einem Stück gefertigten Einsatz im Kinnbügel zeigt. Eher lieblos wirken hingegen manche der Gummieinfassungen an den Belüftungsöffnungen, die nicht wirklich exakt in die Helmschale passen wollen und deshalb leicht abstehen.

Die Schutzfunktion des Helms darf man dank CE-Zertifizierung als gegeben ansehen aber der beste Schutz nutzt nichts, wenn der Helm nicht in entsprechender Art und Weise auf den Kopf des Tragenden passen will. Im Fall des Down-O-Matic ist die Passform zu vielen Kopfformen kompatibel, auch, da vom Hersteller diverse Zusatzpolsterteile mitgeliefert werden und so eine individuelle Anpassung vorgenommen werden kann. Der Kinnverschluss erfolgt mit einem herkömmlichen Schnappverschluss, der sowohl sicher halten soll, als auch mit Handschuhen problemlos zu bedienen ist. Interessant ist der Ansatz zur Belüftung: Weniger Belüftungsöffnungen bietet kaum ein Helm und dennoch hat Urge dem Helm ein internes Zirkulationssystem verpasst, in dem die Luft bestmöglich den Schädel umströmen und den Geist ruhig bewahren können soll. Genau das wollen wir auf dem Trail überprüfen.

Technische Daten

– Composite Fiber-Konstruktion

– sehr große, rund geformte vordere Belüftungsöffnungen

– Belüftungsöffnungen mit Gitter


– das superleichte Visier wiegt nahezu nichts und ist aus weichem, flexiblem Material gefertigt um Verletzungen im Falle eines Sturzes zu verhindern

– sehr weiche und komfortable, herausnehmbare und waschbare Polster


- CE1078 Zertifizierung

Material: Composite in-mold construction


Gewicht: 974 g (Größe L/XL, weiß)


Größe: S/M (54-57cm); L/XL (57-60cm)

Empfohlener Verkaufspreis: 189,95€

Auf dem Trail

Viele Fullfacehelme scheinen mit einigen Brillen ihre Probleme zu haben, da der Gesichtsausschnitt zu klein ausfallen kann. Dieses Problem kennt der Down-O-Matic nicht, denn egal ob Oakley, Adidas oder Dragon – alle von uns ausprobierten Brillen haben problemlos in das gut geschnittene Gesichtsfeld des Helms gepasst. Also los auf die Testrunde. Jens ist auf diversen Downhillstrecken in Deutschland und den Alpen unterwegs gewesen und zuletzt haben wir uns in Finale Ligure gegenseitig über die Trails gescheucht. Dabei sind folgende Punkte besonders auffällig gewesen:

1. Mit den passenden Polstern ausgestattet sitzt der Helm sehr gut auf dem Kopf, kann allerdings bei uns nicht mit der herausragenden Passform des neuen Troy Lee Design D3 Helms mithalten. Wenn man die Preise vergleicht, ist das jedoch nicht weiter schlimm. Lange Abfahrten kann man ganz entspannt angehen und auch nach zwei Tagen Dauereinsatz fühlt man sich mit diesem Helm wohl.

2. Die Belüftung des Helms ist erstaunlich gut – ein Schnellkochtopf fühlt sich eindeutig anders an und die Temperatur bleibt stets im gewohnten Rahmen, wenn nicht sogar leicht darunter.

3. Die Styles kommen bei anderen Bikern gut an. Das schnöde Design der ersten Jahre von Urge ist einem schicken Äußeren gewichen, das in den verschiedenen Ausführungen einiges her macht. Am beliebtesten ist auf der Eurobike angeblich das Modell Veegie gewesen, das wir jedoch nicht für den Test bekommen konnten.

4. Die kreisförmige Öffnung auf dem Visir des Helms ist nicht nur nicht erforderlich, sondern machte uns auch Probleme bei Regen: Die Tropfen fielen durch das Visir auf die Goggle – eine Konstellation, die eigentlich durch das Visir selbst verhindert werden sollte. Gleiches kann bei hoch stehender Sonne passieren.

5. Das Visir ist nicht so bruchfest, wie das des Endur-O-Matics… Oder aber die Kombination aus Kälte, Kraft und Kunststoff war zu viel des Guten. Bruch ist Bruch.

6. Weiße Helme sind auf Bildern vor wolkigem Himmel nur schwer von der Kamera zu erkennen .

Endur-O-Matic

Was will dieser Helm? Mit dem weit ins Genick gezogenen Schalendesign und der nicht einstellbaren Größe scheint der Enduro-Helm von Urge auf abfahrtsorientierte BikerInnen abzuzielen, die keinen Fullface-Helm fahren wollen. Die Produktbeschreibung von Urge sieht für das Modell jedoch ein deutlich breiteres Einsatzfeld vor. Die Frage ist also, ob die Belüftung durch die wenigen Löcher gut genug ist, dass man den Helm so breit einsetzen kann, wie es der Namensteil Enduro suggeriert.

In der Hand

Wie schon der Down-O-Matic ist der Endur-O-Matic schön verarbeitet und überzeugt mit einem feinen Innenaufbau. Wie beim geschlossenen Bruder soll auch hier ein Kanalsystem auf der Innenseite des Helms eine bestmögliche Belüftung des Kopfes gewährleisten, das Problem scheint allerdings zu sein, dass der Vorder/Mittelbereich des Helms nicht mit den Belüftungsöffnungen am Hinterkopf verbunden sind. Erschwerend kommt hinzu, dass bei entsprechender Matte auf dem Kopf von den Belüftungskanälen nichts übrig bleibt.

Ohnehin weist der Helm sehr weniger Belüftungsöffnungen auf und ebenso ungewöhnlich wie die fehlende Größeneinstellung am Hinterkopf ist für einen Endurohelm die weit in den Nacken reichende Bauform. Mit diesem Merkmalen weist der Helm einen eindeutigen Weg hin in Richtung Freeride, Dirt Jump und 4x, wo der Schutz maximiert werden soll und gleichzeitig kein Fullface (warum auch immer) gewünscht sein sollte. Unter Dirt Jumpern würde man sich jedoch vermutlich am unzerbrechlichen Visir der Halbschale stören…

Technische Daten


- In Mould Konstruktion

– 8 große, rund geformte (30mm Durchmesser) Belüftungsöffnungen sorgen für eine internen Luftfluss


- das superleichte Visier wiegt nahezu nichts und ist aus weichem, flexiblem Material gefertigt um Verletzungen im Falle eines Sturzes zu verhindern


– das Visier ist so designt, das es zusätzliche Luft in die Öffnungen leitet
- weiche, entfernbare und waschbare Polster für hohem Komfort


- Frontpolster lappt über den helmrand hinweg und hat so Kontakt zur Zugluft beim Fahren, damit es schnell trocknet


- CE1078 Zertifizierung

Material: Composite in-mold construction


Gewicht: 319 g


Größe: S/M (54-57cm); L/XL (57-60cm)

Preis: UVP 109,95€

Auf dem Trail

Kommen wir zurück zur Ausgangsfrage: Was will dieser Helm sein? Im langen Uphill wird schnell klar, dass eine geschlossene Schale auch bei noch so ausgeklügelter Belüftung eher wenig Ventilation erzeugen kann und dementsprechend steigen bei mangelndem Fahrtwind die Temperaturen schnell in größere Höhen. Dies ist vor allem am Hinterkopf der Fall, wo der Helm fast vollständig geschlossen ist. Anders sieht die Belüftung jedoch aus, wenn die Bremsen gelöst und das Tempo gesteigert werden – hier zieht es (je nach Frisur, bei meinen Locken leider immer noch eher weniger) frisch um die Schädeldecke herum. Der Nachteil dieser Belüftung: Am Hinterkopf bleibt die Temperatur ähnlich hoch wie bei langsamer Fahrt, was sich bei niedrigen Temperaturen eher unangenehm anfühlt. Für kalte Tage ist der Endur-O-Matic jedoch voll zu empfehlen – eine Unterhelmmütze kann getrost zu Hause bleiben.

Überzeugend wirkt der Schutz des Helms, der zwar trotz tief gezogener Flanken kein Fullface-Gefühl vermitteln kann, jedoch durch mitgelieferte Polster fein anpassbar ist und solide auf dem Kopf sitzt. Dies gilt auch, wenn auf dem Helm eine Helmlampe wie die Lupine Wilma montiert wird, die auch noch den Akku auf dem Helm fixiert. Dies Konstellation ist bei vielen Helmen nur mit eng angezogenem Kinnriemen Fahrbar, der Sitz des Endur-O-Matic kann jedoch auch hier mehr als zufriedenstellend überzeugen. Dank der glatten Außenseite ist außerdem die Verwendung des Helms mit einer Goggle absolut problemlos möglich, was für all jene interessant sein dürfte, die den Helm zum Freeriden und 4x-Fahren verwenden möchten. Bezüglich der Passform fällt der hervorragende Sitz noch deutlicher ins Auge, wenn man danach wieder einen gewöhnlichen Helm aufzieht – wie ein Hütchen fühlen sich die Standardhelme im Vergleich zum Endur-O-Matic an, der tatsächlich den Kopf umfasst.

Fazit

Der Down-O-Matic ist ein preislich attraktiver und funktionell überzeugender Helm, der sich in der Praxis wenig Schwächen leistet. Die Belüftung ist für einen Fullface-Helm gut und der Sitz mit vielen Köpfen kompatibel. Der gute Schnitt setzt sich bei der Gesichtsöffnung fort, die groß genug für die verschiedensten Brillen ist und gleichzeitig viel Platz zum Atmen lässt. Ähnliches gilt für den Endur-O-Matic, der zwar schwach belüftet ist, allerdings mit der soliden, geschlossenen Schale auch viel Sicherheit verspricht und im Nacken deutlich weiter nach unten gezogen ist, als gewöhnliche Halbschalenhelme. Damit empfiehlt sich dieser Helm für Freerider und 4x-Fahrer, die keinen Fullface-Helm brauchen, bei der Sicherheit aber möglichst wenig Abstriche machen wollen. Beide Helme sind fein verarbeitet und wirken auch bei der Polsterung durchweg hochwertig – hier stimmen Preis und Leistung überein.

Alle Urge Helme der Saison 2011 und weitere Informationen findet ihr unter http://www.urgebike.com/accueil_gb.html oder bei G&S Distribution.

Besondere Erwähnung ganz zum Schluss verdient der Down-O-Matic Helm in einer auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Sonderversion, die auf den Namen Veegiehört. Diese limitierte Version des Helms wird im Schalenbereich komplett aus Naturfasern bestehen (in Richtung Leinen), was die Verarbeitung deutlich umweltfreundlicher machen soll. Über die Verfügbarkeit dieses Modells entscheiden die Produktionsmöglichkeiten – aktuell gibt es nur eine Firma, die Naturfasern derart verarbeiten kann, dass sie den geltenden Normen im Helmbereich genügen. Beim Gewicht wird es mit 995g keinen Unterschied geben, wohl aber beim Preis: 299,95€ sollen als EVK abgerufen werden, wenn der Helm zu den Händlern kommt. Noch unklar sind auch die Stückzahlen der Sonderserie.

Es grüßen, Jens und Tobi

Bilder und Video von Jens Staudt, Tobias Stahl und Janek Strobel.

  1. benutzerbild

    Ehrenfeld

    dabei seit 10/2001

    Check ich nicht?
    Vollbart!
  2. benutzerbild

    Thomas

    dabei seit 09/2000

    Check ich auch nicht?

    Dicker Kopf smilie
  3. benutzerbild

    Metty

    dabei seit 03/2007

    @Nuts: Kannst du sagen welchen Helm du im Vergleich zum POC Trabec hinsichtlich Komfort, Tragegefühl und von mir aus auch Bauchgefühl lieber getragen hast?

    Gruß

  4. benutzerbild

    peterpain

    dabei seit 09/2010

    an dem loch vom down-o-matic kann man dann bestimmt bald das passende hd-pro stativ anbringen mit 360° funktion smilie

    Schöner Bericht und auch vielen dank an die Antworter!
    Ich werd mir mal den Pro-Tec anschauen!

  5. benutzerbild

    fishbone121

    dabei seit 04/2010

    puh ists lang her hier.

    hat sich bei den 2011er Modellen was geändert? Ist vl beim Loch am Visier irgendwas anderst?
    Passt der Helm mit ner Blur B2 ?
    Und atmet man darin wirklich so schlecht?

    und wenn man den hier:http://www.unitybikes.de/shop/Protektoren/Helme/Urge-Bike-Down-O-Matic-Helm-orange::13033.html mit dem hier: http://www.unitybikes.de/shop/Protektoren/Helme/Urge-Bike-Down-O-Matic-Helm::12158.html vergleicht, dann sieht man das der orangene Helm n Loch und der schwarze keins hat ?!??!?!??!?!?

Was meinst du?

Wir laden dich ein, jeden Artikel bei uns im Forum zu kommentieren und diskutieren. Schau dir die bisherige Diskussion an oder kommentiere einfach im folgenden Formular:

Verpasse keine Neuheit – trag dich für den MTB-News-Newsletter ein!