Lange Zeit haben wir auf sie gewartet, die 180mm Gabel von Fox. Über die letzten Jahre hat es immer wieder Gerüchte [Bericht 1] über eine mögliche gestreckte Version der bekannten 36 mit 160mm gegeben und zur Saison 2010 ist’s dann endlich so weit gewesen: Fox schließt die letzte Lücke in der eigenen Produktpalette und bietet eine Gabel für Freerider aller Arten an. [Vorstellung] Bei der Entwicklung der 36 180 hat Fox stets den üblichen Zielkonflikt dieser Kategorie ausfechten müssen, nämlich, Gewicht und Performance unter einen Hut zu bringen und gleichzeitig die Steifigkeit hoch zu halten. Optisch ist bei dieser Gratwanderung ein sehr interessantes Produkt entstanden, das die eigentlichen Dimensionen von der kleinen Schwester, viele Details aber von der Downhillgabel Fox 40 übernommen hat. So ist es nun höchste Zeit für einen Fahrbericht von der neuen Alternative im 180mm Bereich, der bislang fast ausschließlich Rock Shox vorbehalten gewesen ist, nachdem Manitou sich vor Jahren zurückgezogen hat.

Fahrbericht – Fox 36 Talas 180 FIT RC2 von nutsMehr Mountainbike-Videos

Seit Mitte des Jahres ist die Fox 36 mit 180mm in meinem Ironhorse 6.Point verbaut und hat sich in verschiedenen Bikeparks (Todtnau, Albstadt), dem Tessin, am Monte Tamaro und in Finale Ligure (dort vorbaut im Alutech Fanes [Berichte Alutech Fanes & Finale Ligure] bewähren müssen. Um das weite Einsatzspektrum des Bikes mit der neuen, langhubigeren Gabel zu erhalten, habe ich mich entschieden, sie in der Talas Version zu testen. Der vollständige Modellname lautet somit Fox 36 Talas 180 FIT RC2 1 1/8″ und bietet alles an Technologie, was Fox parallel mit der neuen Version eingeführt hat. Konkret sind das die FIT Dämpfungskartusche, die nicht nur konstanter arbeiten, sondern auch endlich von oben bedienbar sein soll und die spezielle Beschichtung der Standrohre, die sich Kashima Coating nennt, für minimale Reibung sorgen soll und auf jeden Fall sehr gut aussieht. Das Problem an den goldigen Standrohren ist jedoch, dass der Dämpfer (Fox DHX Air) sofort sehr altbacken und überholt aussieht… hier gibt es noch Erneuerungsbedarf.

Technische Daten

Federung: Luft

Federweg: 180mm, über Talas absenkbar auf 140mm)

Gewicht: 2481g (ungekürzter 1 1/8″ Schaft, Steckachse)

Einbauhöhe: 565mm

Dämpfungseinheit: FIT RC2

Dämpfungseinstellmöglichkeiten: High- und Lowspeed Druckstufe, Federweg, Luftdruck, Zugstufe

Standrohre: 36mm, Kashima Beschichtung

Achse: 20mm Schnellspannsteckachse

Bremsaufnahme: Postmount 8″ (200er Scheiben ohne Adapter)

Farbe: Diamant Schwarz

Einsatzbereich: DH, FR, AM

Andere Versionen: Neben der Option, einen getaperten Schaft zu verwenden, gibt es die Gabel auch noch in einer Float (Luftfederung) und einer Van (Stahlfederung) Version.

Konstruktion / Aufbau

Rein von den technischen Daten her fällt also auf, dass die Gabel weit mehr als eine aufgeblasene 160mm Version sein muss. Fox scheint sich viel Arbeit mit der 180 gemacht zu haben, denn die Gabel ist in jeder Hinsicht neu entwickelt. Das Casting scheint von einer Downhillgabel zu stammen, kommt jedoch mit tourenfreundlicher Schnellspannsteckachse (2x Schnellspanner, 1x Drehhebel an der Achse). Auffälligstes Merkmal des Castings ist in jedem Fall, dass es nach unten noch ein gutes Stück über die Achse hinausreicht. Diese Bauform ist notwendig gewesen, um eine größere Überlappung zwischen Stand- und Tauchrohren ermöglichen zu können, die wiederum notwendig ist, um möglichst hohe Steifigkeitswerte mit niedriger Bauhöhe zu kombinieren. Bekannt und aus dem Markenregal entnommen ist die FIT RC2 Dämpfungskartusche, die der in der Fox 40 Downhillgabel weitestgehend gleicht und durch inverse Bauweise nun endlich die Druckstufeneinstellknöpfe an die Oberseite der Gabel bringt und die Zugstufeneinstellung wie gewohnt am unteren Ende der Tauchrohre platziert. Betrachtet man das Gewicht, so fällt auf, dass es sich deutlich von der 160mm Version unterscheidet, aber im Vergleich zu anderen 180mm Gabeln (Bos N’dee [Bericht] oder Rock Shox Totem) deutlich geringer ausfällt. Besonders interessant macht die Fox aber auch der Umstand, dass es sie als einzige der drei genannten mit Absenkung zu kaufen gibt.

In der Hand

„Ganz schön dick das Teil“, könnte der erste Eindruck lauten. Die Gabel wirkt lang, hochwertig und massiv – das Gewicht scheint dabei überraschend leicht zu sein. Auf der Waage zeigt sich die Gabel mit 2481g (ungekürzt, mit Steckachse) tatsächlich als relatives Leichtgewicht. Sehr hochwertig wirkt die Verarbeitung, alle Kanten sind sauber entgratet, die Lackierung wirkt sauber und die Einstellknöpfe liegen sehr gut in der Hand. Der Zugstufeneinstellknopf an der Unterseite ist wie von der Fox 40 gewohnt mit einer extra Schutzkappe versehen, die ihn vor mechanischen Einwirkungen von unten schützen soll. Das interessanteste Detail ist aber vermutlich der Schaft, der an der Unterseite eine beeindruckende Wandstärke aufweist und quasi intern getapered ist… hier sieht man, wie viel Material eine 1 1/8″ Gabel dieser Dimensionen erfordert, um steif zu sein. Gleichzeitig erklärt dieser Schaft, warum die Gabel in der ebenfalls erhältlichen getaperten Version weniger Gewicht auf die Wage bringt. Bekannt und leicht zu bedienen ist die Steckachse, die zwar ein paar Handgrippe mehr als das Maxle-System von Sram benötigt, dafür aber auch wirklich fest sitzt und nicht durch Schläge gelockert werden kann.

Auf den Trails

Wie bei jeder Federgabel ist das Setup das A und O. Wer hier pfuscht, kann eine gute Gabel schlecht aussehen lassen und sich wundern, wie weitreichende Folgen ein missratenes Setup haben kann. Aus Erfahrung empfiehlt sich für das erste Setup einer Gabel immer der Hometrail, bei dem man sehr genau weiß, was einen erwartet und den man gut genug kennt, um Unterschiede nicht auf Zufälle, sondern tatsächlich die Einstellungen zurückführen zu können. Für mein Setup habe ich zu Erst im Stehen den Sag (bei vollständig geöffneter Druckstufe) auf ca. 30% eingestellt, dann die Zugstufe nach meinem Gefühl eingestellt und bin losgefahren. Die verschiedenen Funktionen lassen sich sehr fein und mit deutlich definiertem Klicken einstellen, wobei gerade die beiden Druckstufen etwas an Erfahrung benötigen, um sie wirklich zu spüren und unterscheiden zu können. Hier empfiehlt es sich, die Extremstellungen separat zu probieren, um ein Gefühl zu entwickeln, was beeinflusst wird. Verallgemeinert beeinflusst die Lowspeed Druckstufe eher die Gewichtsverlagerungseinflüsse des Fahrers, während die Highspeed Druckstufe schnellen Schlägen die Spitzen nehmen soll. Und was ist mit mittleren Schlägen mag man fragen? Nun… hier kommt die Erfahrung ins Spiel, denn ganz so explizit kann die Trennung (natürlich) nicht erfolgen. Vereinfacht lässt sich jedoch festhalten: Je steiler, langsamer und stufiger, desto mehr Lowspeed Druckstufe. Je schneller und ruppiger, desto mehr Highspeed Druckstufe.

Insgesamt klingt dieser Prozess jetzt jedoch aufwändiger, als er eigentlich ist. Wenn das Grundsetup (Sag + Zugstufe) geregelt ist, sollte man einfach losfahren und die Druckstufen dann aktivieren, wenn man ihr Fehlen spürt.

Nun aber losgefahren. Von den Erwartungen hat habe ich mich vor dem Test an der 160mm Version orientiert, die mit sehr feiner Arbeitsweise viel Spaß gemacht hat und sehr gut einzustellen gewesen ist. Diese Erwartungen hat die 180mm Gabel in jeder Hinsicht übertreffen können. Die Einstellmöglichkeiten sind gewohnt vielseitig gewesen aber es ist die Gesamtperformance gewesen, die am beeindruckendsten gewesen ist. Dank Talas Absenkung und Lowspeed Druckstufe ist mein Bike besser als mit der zuvor verbauten 160mm Gabel geklettert und hat doch im Downhill von den zusätzlichen Millimetern Federweg profitiert. Je nach Strecke ist es mir möglich gewesen, die Gabel tatsächlich so abzustimmen, wie es die Umstände erfordert haben. Auf Strecken mit vielen Sprüngen und Kurven etwas straffer, auf den Hometrails schluckfreudig und in Finale Ligure und Todtnau mit genügend Reserven für harte Schläge und schnelle Trails. Nicht nachvollziehbar ist selbstverständlich, wie sich bei diesen Eindrücken die Kashima Beschichtung ausgewirkt hat oder wie die Steifigkeit im Vergleich zur Version mit getapertem Schaft einzuordnen gewesen wäre. Fest steht jedoch, dass die Gabel wirklich sehr fein arbeitet (sind hier die Buchsen mit im Spiel? Eine Saison später werde ich mehr wissen!) und in jeder Situation steif genug gewesen ist. Womit wir auch schon beim Punkt „Zuverlässigkeit“ wären. In diesem Sommer bin ich seltener zum Fahrern gekommen, als ich eigentlich wollte und aus genau diesem Grund ist auch das Bike weniger gepflegt worden, als ursprünglich gedacht. So hat die Fox 36 Talas 180 FIT RC2 (geiler Name, oder? ). Nie wirklich einen Service bekommen, der den Namen verdient gehabt hätte. Nach einem halben Jahr sind so keine Ausfall- oder auch nur Abnutzungserscheinungen zu Tage getreten. Der Lack hat einige Kratzer und der Abdeckdeckel der Zugstufeneinstellung ist verschrammt, doch die Gabel an sich ist dicht und macht einen unverändert guten Eindruck. Als einziges Manko ist anfangs das Problem aufgetreten, dass die Talas Absenkung nicht voll funktioniert hat (nur 25 statt 40mm). Nach leichter Erhöhung des Luftdrucks ist das Problem jedoch verschwunden, wobei die Werksangabe noch immer nicht ganz erreicht wird.

Fazit

Der Transfer von der bekannten 160mm Version auf 180mm ist Fox geglückt und das vor allem auch, weil sie viele neue Einflüsse und Elemente von der Downhillgabel 40 übernommen haben. Der solide Eindruck der Gabel bestätigt sich auf dem Trail und durch die hervorragende Dämpfungskartusche ist sie auf so ziemlich jede vorstellbare Begebenheit anpassbar. Der Preis ist hoch, doch das Geld scheint nach den ersten Monaten gut investiert zu sein.

Pro

+ Gewicht

+ bewährte Technik

+ Performance

+ Verarbeitung

Contra

– bewährte Technik hat bekannte Schwächen (Talas funktioniert nicht immer)

– Preis

– Gabel nicht mit 180mm Scheiben kompatibel

Je nach Geschmack

– Style (Kashima Coating)

– lange Tauchrohre

Weitere Informationen zur Fox 36 Talas 180 FIT RC2 findet ihr im Internet unter http://www.foxracingshox.com/bike/11…AS/180_FIT_RC2

Wer von euch schon eigene Erfahrungen mit den neuen 180mm Modellen von Fox gesammelt hat, darf sie gerne bekannt machen!

  1. benutzerbild

    cxfahrer

    dabei seit 03/2004

    Das mit der zu linearen Kennlinie der Float stand auch schon in der Freeride. Gibt ja noch andere Gabeln die das Problem haben smilie ...

    Hier wird aber wieder nur gelobhudelt:

    http://www.sicklines.com/2011/01/19/review-fox-36-float-fit-rc2-180mm-fork/

  2. benutzerbild

    G-ZERO FX

    dabei seit 03/2006

    Kurze Frage, kurze Antwort.

    passt ne 210ner Bremsscheibe bei der 180er Fox (Float,Talas oder van)?

    Laut der Aussage hier ja nicht. Konnte allerdings nichts bestätigendes im Netz finden.

    Das stimmt so nicht. Die 180er Foxen sind mit Scheiben von 180 - 205mm kompatibel. 160er gehen mMn nicht...

    Fahre übrigens eine OEM Talas und bin extrem zufrieden mit dem Ding!
  3. benutzerbild

    zec

    dabei seit 10/2006

    Wenn du die 210er Scheibe mit einer Gustav M fahren willst, dann haut das auf jeden Fall hin - fahre ich auch so. Du brauchst nur den korrekten Sattelhalter.

  4. benutzerbild

    G-ZERO FX

    dabei seit 03/2006

  5. benutzerbild

    tailfish

    dabei seit 05/2009

    Meine Talas am Claymore-1 macht sauber eine ca. 37mm grosse Absenkung... Kashima Coating gab es, trotz ursprünglich von Cannondale für das Claymore-1 versprochen, nicht... smilie
    Ansonsten gibts von mir sicher nicht's zu bemängeln, meine Vergleichsmöglichkeiten sind allerdings sehr beschränkt.

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