Mit seinem beliebten Gravity-Magazin aus dem Delius Klasing Verlag versorgt Dimitri die Szene schon seit 2005 regelmäßig mit viel Lesestoff und tollen Bildern. Hier im Forum ist er als „peahi“ aktiv und hört sich stets eure konstruktive Kritik an seiner Arbeit an. Warum er allerdings nicht zuviel Zeit im Internet verbringt, erfahrt ihr im Interview mit dem Surf-Fan aus Starnberg bei München.

Hi Dimitri. Stell dich bitte mal all den Usern vor, die dich und deine Story noch nicht kennen.

Ich bin 42, lebe in Starnberg mit Frau und Tochter. Ich hatte Sport in Köln studiert und schon immer gerne Sportmagazine gelesen. Daher bemühte ich mich nach dem Studium um ein Volontariat beim Surf-Magazin, denn Windsurfen war mein Lieblingssport. Leider gab es bei der SURF keine Stelle für mich, dafür klappte es bei der BIKE. Da blieb ich fünf Jahre bis ich die Chance bekam, ein Freeride-Magazin zu konzipieren. Ich versuchte ein Heft zu machen, wie ich es selbst gerne lesen würde. Jetzt gibt es die FREERIDE schon seit fünf Jahren und 23 Ausgaben.

Du begleitest die Freeride-Szene schon länger und trotz des Hypes sind Freerider im Vergleich zu Snowboardern etc. wenig präsent in den Medien. Woran liegt das und was kann man dagegen machen?

Snowboarden ist Massensport, denn jeder kann sich auf ein Brett stellen und nach kurzer Zeit die Piste runterschlittern – ohne hohes Risiko. Zum Freeriden dagegen braucht es mehr: Die Ausrüstung ist teurer, die Technik anspruchsvoller, die Reviere limitierter, das Risiko höher. Was man machen kann, um Freeriden mehr Medien-Präsenz zu verschaffen, weiß ich auch nicht. Freeriden ist – wie bei der letzten Rampage gezeigt – ein krasser Sport, der viel mehr Aufmerksamkeit verdient, als er bekommt. Soviel steht fest. Doch der Sport ist jung. Man muss ihm Zeit geben. Da steckt noch jede Menge Potential drin.


Du selber mischt gerne verschiedene Fun-Sportarten. Wie sieht dein perfekter Sporttag aus?

Ein Tag im Whistler Bikepark ist schwer zu toppen, genau wie ein Tag Windsurfen bei Drei-Meter-Welle oder eine Kitesurf-Session in Shorts in Brasiliens warmen Atlantik. Wenn noch ein guter Freund dabei ist, mit dem man die Erlebnisse teilen kann, ist es perfekt. Es gibt aber auch perfekte Sporttage daheim, gerade jetzt bei so schön viel Schnee.

Du bekennst dich zu deiner leichten Midlife-Crisis – bereut man mit 40, dass man einige Dinge nicht gemacht hat oder wie ergeht es dir in dieser Hinsicht?

Sicher wünsche ich mir, dass ich einige Dinge gemacht hätte, die ich nicht gemacht habe. Und wenn man die 40 überschreitet, merkt man, dass das Leben doch nicht ewig dauert und man sich einige Wünsche eben abschminken muss. Das geht wahrscheinlich vielen so. Die Nummer „Mein Haus, mein Auto, meine Pferde und Pferde-Pflegerinnen“ interessiert mich eher weniger, mir geht es um Erlebnisse. Fliegen lernen, mit dem Segelboot über den Atlantik, mit Skiern übers grönländische Inlandeis, so etwas. Doch im Grunde bin ich glücklich und finde es albern, allem hinterher zu rennen, nur weil man meint, etwas zu verpassen.

Fahrwerkscheck: Beim hohen Drop in Leogang freut sich Dimitri über die Federwegsreserven des Trek Session 8.

(Foto: Lars Scharl)



Würdest du mit Anfang 20 lieber eine Biker-Karriere anstreben oder wäre der Schreibtisch da doch eher die sichere und bessere Perspektive?

Profi-Athlet ist einer der coolsten Jobs, die man sich vorstellen kann. Da können alle Bill Gates der Welt abstinken. Doch dafür muss man nicht nur talentiert sein, sondern braucht 100 Prozent Entschlossenheit. Dazu hatte ich nie das Zeug. Talent übrigens auch nicht.


Wie haben damals deine Bike-Kollegen reagiert, als du anfingst dich anders zu kleiden und verrückte Sachen runterzufahren?

Als der Freeride-Gedanke aufkam, sind viele der BIKE-Kollegen wie wild von jeder Kante und Mauer gedroppt und haben lieber Shorts angezogen. Da war ich nicht alleine.



Babes in Bikinis, Toys-for-Boys und Muskelaufbautipps – die FREERIDE liest sich manchmal wie ein Männermagazin. Deine persönliche Note oder eine Verkaufsstrategie angesichts der Hauptzielgruppe?

Sicher keine Verkaufsstrategie. Ich gehe da einfach von mir aus. Vielleicht ein bisschen zu sehr. Mich interessiert so ein Zeug und so nehme ich an, dass meine Leser ähnlich drauf sind und das witzig finden.



Welches Erlebnis bei einer Bike-Reise wirst du nie vergessen?

Mein erster Whistler-Trip. Bis dahin, wusste ich nicht, dass Bikepark-Fahren so viel Spaß machen kann.



Welches deiner Interviews mit Bikern hat dich am meisten amüsiert?

Josh Bender. Der Typ ist charismatisch und hat wirklich was zu sagen. Lustig fand ich, dass er von sich oft in der dritten Person spricht. „und Bender sprang einfach in die Tiefe …“.



Internetforen, Facebook und Twitter – Zeitverschwendung oder sinnvolle Angelegenheiten?

Hat alles seine Berechtigung, macht teilweise Spaß und ist unterhaltend. Wenn du stattdessen allerdings raus gehen könntest und einen Trail fahren, ist es Zeitverschwendung. Heftchen lesen dann aber auch.



Welches Unterforum auf MTB-News.de schaust du dir immer als erstes an?

Die neuen Meldungen gucke ich mir an. In Unterforen bin ich kaum unterwegs.




Welche drei Bikevideos gehören zu deinen All-Time-Favourites?

Sprung 5, New World Disorder 8, Collective. Und aktuell: Way Back Home von Danny MacAskill.



Northshorestunts im grünen Wald: Ohne Hüfpferei würde mich Mountainbiken wahrscheinlich langweilen.

Foto: Colin Stewart

Was war der eindrucksvollste Bike-Stunt den du je gesehen hast?

Beides nur auf Video: Benders Jah-Drop in New World Disorder und kürzlich der Frontflip Drop von Justin Whyper auf mtb-news.de



Mit welcher Profi-Bikerin würdest du gerne ein Wochenende in den Bergen verbringen?


Das hört sich an, als würde ich mit ihr im Herzblatthubschrauber in die Berge schwirren wollen. Aber Darcy Turenne ist witzig, intelligent und die Trailrides mit ihr waren lustig.


Drei Dinge, die du an deinem Job magst?

Geschichten ausdenken, Abenteuertrips, dass ich was mache, worüber sich andere später freuen.



Drei Dinge, die dich an deinem Job nerven?


Zeitdruck, wenn es nicht wird, wie ich es mir vorgestellt habe, bei Traum-Wetter im Büro den Hintern platt sitzen müssen.

Was wärst du, wenn du nicht als FREERIDE-Redakteur arbeiten würdest?

Sicher Jetpilot, Schatzsucher, Höhlentaucher oder sonst was total Spannendes – nee, keine Ahnung.



Welches Bike bewegst du am häufigsten?

Einen Leichtfreerider: Ein gepimptes Trek Remedy mit 180er BOS Gabel. Doch ich teste demnächst das Cannondale Claymore aus (180 mm Federweg vorne und hinten) – das könnte genau das richtige Dauer-Rad für mich sein.



Was ist dein favorisierter Streckentyp?

Whistlers Dirtmerchant-Trail: viel Airtime, Step-ups, Drops, Table-Sprünge, Kurven – mehr Fahrspaß geht kaum.



War Dirtjumpen für dich jemals ein Thema?

Ich finde Dirtjumpen super, habe es auch schon mehrfach versucht, doch ich müsste viel Zeit und sicher einige Verletzungen investieren, um es jetzt noch zu lernen. Ich hab die Befürchtung, das wird nichts mehr.



Welches MTB-Festival besuchst du am liebsten?

Das klingt jetzt nach Eigenlob, doch das FREERIDE Festival hat mir gut gefallen. Weil alle, die da waren, selbst viel fahren konnten und nicht nur zuschauen. Und das BIKE-Festival am Gardasee hat viel Charme.

Abenteuersuche: Einmal im Jahr zieht Dimitri mit seinen Buddies los, auf der suche nach Supertrails. Hier auf Island.

(Foto: Franz Faltermaier)

Was war dein erstes Mountainbike?


Ein Raleigh USA Tangent von 1991. Es wurde mir vorm Cinedom-Kino in Köln geklaut. Die Schweine!

Hattest du früher Idole oder Vorbilder im MTB-Sport?

Hans Rey. Ich hatte mir damals gleich sein Trickbuch gekauft und war im Wheelie-Drop mit dem Starrbike (das Raleigh) von der Mauer gesprungen, dass der Hinterreifen durchschlug und ich heim schieben konnte. Später begeisterte mich Bobby Root mit seinen Speedwheelies so, dass ich so lange probierte, bis ich auch Manuals und Wheelies konnte. Das ist ein Move, der enorm viel Spaß macht. Da lohnt die Mühe, ihn zu lernen.



Was war für dich die wichtigste technische Entwicklung im MTB-Sport?

Vollfederung. Als die irgendwann das richtige Ausmaß annahm, hat’s richtig angefangen Spaß zu machen.

Dein Lieblingsprodukt aller Zeiten (aus dem Bike-Bereich)?

ODI Ruffian-Schraubgriffe: kleiner Durchmesser, straff, viel Grip. Und mein Deuter-Rucksack.



Dein größter Erfolg?

Mit Everest-Besteigung, Pulitzerpreis oder Kampfschwimmer-Abzeichen kann ich leider nicht angeben. Ich hab auch keine 20 Kinder aus einem brennenden Haus gerettet – leider. Mein größter sportlicher Erfolg war vielleicht, dass ich mal mit einem Sportkatamaran in der Lübecker Bucht lossegelte und nach 2500 Kilometern in St. Petersburg angekommen bin – damit hatte ich selbst kaum gerechtet.



Deine größte Angst?


Dass Lippe von MTB-Rider mein Chef wird und ich für ihn als Ghostwriter „Lippes Universum“ schreiben muss.

Was sind deine Vorsätze/Ziele für 2011?

Öfter draußen sein, Büro entrümpeln, Lippes Chef werden (ha, ha).

Was war dein bestes Sporterlebnis im Jahr 2010?

Powder-Skifahren mit Buddy Steve in Hintertux.

Und dein privates Highlight 2010?

Dass ich bei der Kettlebell-Challenge im Fitness-Labor der BIKE den BIKE-Fitnessredakteur Björn Kafka geschlagen habe. 



Was macht Dimitri Lehner in 10 Jahren?

Das ist ja bald. Hoffentlich auch noch, was ihm Spaß macht. 



Dein aktueller Lieblingsfahrer unter den Bikeprofis?

Danny „Megaskill“ MacAskill. Der Typ tanzt auf seinem Bike. Und Bearclaw – das ist Rock ‚n’ Roll.



Spaßgarantie: Bobby Root inspirierte Dimitri, den Manual zu lernen. Ein Move, der brutal viel Spaß macht.

(Foto: Daniel Simon)

Welcher deutsche Fahrer kann in Marcus Klausmanns Fußstapfen treten?

Ich glaube eher, dass Klausmann noch paar Deutsche Meistertitel aneinander reiht.



Welche Reise mit dem Bike ist dir besonders in Erinnerung geblieben?

Ein Trip nach Nelson B.C. Derek Westerlund zeigte mir dort den vielleicht besten Trail, den ich je gefahren bin. Epic!



Welchen Spruch sagst du zu häufig?


Dude!


E-Bikes sind… im Kommen. Ich persönlich brauch aber keins.



Slopestyle ist für mich… spannend und bei Wettkämpfen. unterbezahlt

Deutsche Bikeparks sollten… sich an Whistler orientieren

.

Danke für das Interview und viel Spaß für die Saison 2011!

  1. benutzerbild

    quasibinaer

    dabei seit 12/2007

    Dubbel hat das schon ganz richtig erfasst.

    Den deutschen Bikeparks fehlt es einfach an Vielseitigkeit und genau das ist in Whistler gegeben.
    Der allseitsbeliebte Satz " Da ist für jeden was dabei" trifft meiner Meinung nach NUR auf Whistler zu.

    Warum sollten sich unsere Bikeparks nicht am Bike-Mekka,oder generell an den kanadischen Bikeparks orientieren und das Bestmögliche aus sich machen?

    Ich kenne - zugegebenermaßen - nur wenige deutsche Parks, bisher war ich allerdings von Lac Blanc in Frankreich am meisten begeistert. Dort ist denke ich noch am ehesten was für alle dabei, vom Wochenendausflug mit den Kids bis zu diversen franz. Meisterschaftsläufen gibt´s da quasi alles. Und günstig isses auch noch!

    Whistler liegt für die meisten Normalradler sowie ausser Reichweite, insofern ist´s als Referenz eigentlich auch irrelevant. Man orientiert sich ja auch nicht an der S-Klasse wenn man einen guten Familienkombi sucht...
  2. benutzerbild

    peahi

    dabei seit 01/2007

    Whistler liegt für die meisten Normalradler sowie ausser Reichweite, insofern ist´s als Referenz eigentlich auch irrelevant. Man orientiert sich ja auch nicht an der S-Klasse wenn man einen guten Familienkombi sucht...

    Der Vergleich hinkt etwas. Ich weiß schon, was du meinst. Sicher ist Whistler für die meisten nicht erreichbar, weil teuer und weit weg. Doch für Bikepark-Designer sollte es eine Reise wert sein, denn Whistler ist eben nicht der Ferrari oder die S-Klasse, sondern wenn man so will der Familien-Kombi. Denn dort können alle Spaß haben und die Stunts sind gut gebaut.

    Ich sage ja nicht, dass die deutschen parks sich an Whistler orientieren sollen und 40 Strecken anbieten, sondern sie sollten die Stunts auch so bauen, dass jeder Spaß hat und nicht stumpf seine Gesundheit riskiert.

    In Whistler kann man im Prinzip jede Strecke ungesehen fahren, weil man weiß, dass keine üblen Überraschungen auf einen warten, sondern alles safe gebaut ist und verdammt viel Spaß macht.

    In Whistler hat man daher das Gefühl ein Level besser zu fahren als man eigentlich ist.

    Kurzum, ich glaube der Tipp, dass sich deutsche Parks an Whistler orientieren sollten, ist ein guter Rat und würde uns allen mehr Spaß machen. Diddie Schneider macht das ja auch schon seit längerem und setzt es in den Parks Winterberg und Geißkopf um.

    Gruß
    D
  3. benutzerbild

    peahi

    dabei seit 01/2007

    DAS ich mir mehr POSTER im Freeride_HEFT wünsche..
    für mein Bike+Arbeitszimmer ?!?!

    Ich bin auch ein Fan von Postern und plane immer wieder solche Aktionen, doch ein Poster ins Heft zu bringen kostet Geld, das sich leider immer schwerer auftreiben lässt. Doch ich versuche mal wieder ein schönes Megaposter unterzubringen.

    Gruß
    D
  4. benutzerbild

    Marc B

    dabei seit 07/2001

    Dimitri, du weichst der Frage aus smilie Gibt es einen spanischen Freeride-Pro mit dem Namen Rod Gonzales oder ist er eine Kunstfigur?

  5. benutzerbild

    Sw!tch

    dabei seit 11/2005

    Aber immer an Whistler orientieren ist nicht sinnvoll.

    Ciao und Gruss,
    Tommaso

    Oh doch!


    Zum Interview: Sehr schön! Und nachdem was er so erzählt, beklagt sich Dimitri auf nem recht hohen Niveausmilie Chef eines erfolgreichen Magazins,
    die Arbeit generell extrem dicht am Sport, viele Interessante Läute kennengelernt...schlecht hat er's sicher nicht getroffen!

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