Der passionierte Freeride-Allrounder aus Koblenz hat uns über einen langen Zeitraum als Redakteur des Gravity-Magazins Mountainbiker Rider mit allerlei Storys und Artikeln gefüttert. Seit Dezember 2010 hat er mit dem frischen Heft 6undZwanzig ein eigenes Projekt gestartet. Zum IBC-Interview kam Fabio auf eine kleine Runde im Schnee vorbei.

(Aufmacherfoto: Marc Brodesser)

Wer ist Fabio Schäfer?

Fabio Schäfer ist ein Bike- und Musik–Addict aus Koblenz mit einer latenten Kakaosucht.

Wo lebst du?

Ich lebe in der einzigen Stadt, die an Rhein UND Mosel liegt: Im wunderschönen Koblenz, Rheinland-Pfalz, wo 365 Tage im Jahr die Sonne scheint – fast jedenfalls…

Welchen Beruf übst du aus?

Ich habe im August 2010 Deutschlands neues Gravity Mountainbike Magazine „6undZwanzig“ gegründet und darf mich nun Chefredakteur nennen… das hört sich im ersten Moment krasser an, als es ist. Schließlich ist jeder Anfang schwer, und da das Heft im Eigenverlag erscheint, bin ich zur Zeit nebenbei noch als Fahrradkurier tätig. Das sorgt insgesamt für einen langen, langen Arbeitstag, aber so ist das eben, wenn man sich etwas in den Kopf gesetzt hat…

Was genau machst du da?

Beim 6undZwanzig Magazin mache ich zur Zeit alles, was zu einem Magazin gehört: Heftplanung, Stories, Anzeigenverkauf und so weiter. Zum Glück unterstützen mich dabei einige motivierte und freie Mitarbeiter. Die andere Hälfte des Tages überfahre ich rote Ampeln mit meinem Kurierbike und beliefere Kunden, bei denen alles ganz schnell am Start sein muss.

Wie bist du zu deinem Job gekommen?

Als ich im Sommer 2010 das Mountainbike Rider Magazine aus persönlichen Gründen verlassen habe, musste schnell eine Entscheidung her. Erst wollte ich als rein freiberuflicher Journalist und Bikekurier arbeiten. Dann kam mir die Idee mit dem eigenen Magazin. Diese Idee hat mich so gepackt, dass ich sie nach gründlicher Überlegung tatsächlich umgesetzt habe. Am 16.12.2010 ist dann die erste Ausgabe des “ 6undZwanzig“ Magazins erschienen. Die zweite Ausgabe wird am 17.02.2011 folgen.

Was war der übelste Job, den du je machen musstest?

14 Stunden am Stück 5000 Kinderpartysets, bestehend aus jeweils acht Tellerchen, Becherchen, Servierten, Luftballons und Plastikbesteck einzeln abzählen und eintüten. Nach so viel stumpfer Arbeit am Stück, habe ich beim letzten Kinderpartyset aus reiner Boshaftigkeit nur sieben Luftballons eingetütet. So konnte ich mir sicher sein, dass ein Kleinkind keinen Spaß mit dem Partyset haben würde. Leider plagen mich seither Alpträume und mein schlechtes Gewissen frisst mich förmlich auf.

Wo bikest du am liebsten?

Das ist eigentlich ganz unterschiedlich, da ich gerne alle Spielarten des Bikens ausübe. Zum Freeriden mache ich mich gerne nach Boppard auf, zum Dirt Jumpen nach Mülheim-Kärlich (in der Nähe von Koblenz), zum Endurofahren bin ich im heimischen Wald (zwei Minuten von der Redaktion) am liebsten unterwegs und zum Downhillen gerne in den Bergen oder einem Bikepark.

Was macht dich glücklich?

Jeder einzelne Tag, an dem ich meine Träume und somit meine Ziele verfolgen darf. Hört sich total kitschig und abgedroschen an, aber so ist es…

Was macht dich wütend?

Wenn ich mich ultra auf’s Dirt Jumpen an einem Sommerabend nach der Arbeit freue, am Morgen schon voller Vorfreude mein Auto beladen habe, fleißig SMS an Kumpels getippt habe und dann Abends bei der Ankunft am Spot feststelle, dass ich einen Platten am Hinterrad, aber leider mein Werkzeug vergessen habe, um das Hinterrad auszubauen, geschweige denn, meine Pumpe eingepackt habe. Sowas ist echt zum Schreien!

Was war der beste Tipps fürs Leben, den man dir je gegeben hat?

Hm – ich glaube, dass man gut gemeinte Tipps fürs Leben meist oft wieder sofort vergisst, weil sie einen anfangs vielleicht nicht unmittelbar tangieren. Ich denke, dass eigene Erfahrungen, die man durch Fehler oder persönliche Erfolge sammelt, wesentlich wichtiger sind und einen auch prägen. Ich glaube, dass das Biken mich am meisten geprägt hat. Als ich mit meinem CC-Bike Ende der Neunziger meine erste Steilabfahrt runter bin und mir vorher fast in die Hose gemacht habe, hat mich das auch im Alltag geprägt. Wenn ich vor irgendeiner Schularbeit Bammel hatte, habe ich mich immer an’s Biken erinnert. Biken bringt einen immer an die persönlichen physikalischen und psychischen Grenzen, egal welches Level man fährt. Es ist egal, ob dein Kumpel einen Backflip springt und du nur einen 1 Meter Drop springst, in dem Moment, ist die Grenzerfahrung für jeden Einzelnen, der sowas zum ersten Mal macht, gleich. Dabei muss man sich gut selbst einschätzen, seine Ängste überwinden oder es eben sein lassen, wenn man weiß, dass man noch nicht soweit ist. Das habe ich zum ersten Mal beim Biken erlebt. Das lässt sich aber auch wunderbar auf den Alltag und sein Leben übertragen. Genauso, wenn man stürzt, den Sprung aber nochmal probiert, obwohl man Schmerzen und Angst hat. Ich denke, dass ist eines der wichtigsten Erfahrungen, die man im Leben sammeln kann.

Fabio ist 2010 wenig Enduro-Touren gefahren, sodass ihm die Schnee-Tour in Bonn gelegen kam:

(Foto: Marc Brodesser)

Welche Lebensweisheit würdest du aus deinen bisherigen Erfahrungen geben?

Sich nicht entmutigen zu lassen und immer weiter zu machen, bis man ohne schlechtes Gewissen zu sich selbst sagen kann, dass man alles versucht hat, was in der eigenen Macht stand. Dabei spielt es keine Rolle, ob man durch seinen Ehrgeiz der Erste oder Letzte wird. Und was genau so wichtig ist: Das Leben zu schätzen. Jeder einzelne Moment ist kostbar und das sollte man sich immer vor Augen halten. Es ist falsch, wenn man sich beispielsweise jetzt vorstellt, wie super der Sommer 2011 wird. Jetzt ist Winter und da sollte man genauso jeden einzelnen Moment in vollen Zügen auf dem Hometrail genießen, wie den geplanten Roadtrip zu Bikepark XY mit Freunden im Sommer. Es kann immer etwas passieren, sodass man von jetzt auf gleich etwas Kostbares verliert, das einem gar nicht so bewusst war, als man es noch hatte. Dazu gehören auch routinierte Abläufe, wie die 1000ste Abfahrt des Hometrails und das Abendessen mit der Freundin. Selbstverständlich ist nämlich gar nichts.

Wen bewunderst du?

Bewundern ist das falsche Wort. Ich habe großen Respekt vor den Jungs da draußen, die mit ihrem Bike die wildesten Trickmanöver beherrschen und alle Downhiller, die mit Mach-Drei die Race-Tracks runterballern. Es ist der absolte Wahnsinn, was man alles mit einem Bike anstellen kann.

Was macht dein neues MTB-Magazin „6undZwanzig“ zu etwas Besonderem?

Zunächst einmal möchte ich sagen, dass ich kein anderes Magazin verdrängen möchte oder behaupte, dass „6undZwanzig“ das einzig wahre Gravity Bike Magazine auf dem Markt ist. Ich denke, dass sich alle Magazine, die es momentan in Deutschland gibt, wunderbar ergänzen. Ich versuche mit meinem Magazin die Seele des Bikens in Wort und Bild zu transformieren, sodass sich jeder mit den Berichten identifizieren kann und sich vielleicht sogar inspirieren lässt. Sei es zum Trailbau, einem Roadtrip mit guten Freunden oder whatever. So wie, wenn man einen souligen Bikefilm gesehen hat. Dabei sollen sowohl Biker wie du und ich zu Wort kommen, als auch die Pros. Neben der normalen Printversion, wird im Laufe des Januars endlich die „6undZwanzig App“ im Appstore von Apple online gehen. Damit kann man sich dann jede aktuelle 6undZwanzig Ausgabe zum vergünstigten Preis auf iPad und iPhone laden. Die Printversion ist auf hochwertigem Papier gedruckt, sodass man beim Lesen auch etwas in der Hand hat. Zudem liegt jeder Ausgabe ein A2 Poster bei.

In letzter Zeit erschienen mehrere neue Hefte, sowohl im Print-, als auch im Online-Bereich. Wie bewertest du diese Entwicklung? Macht dir die viele Konkurrenz Sorgen?

Das zeigt doch nur, dass die Nachfrage da ist und sich der Sport enorm entwickelt hat. Wenn es nur ein Magazin geben würde, wäre unsere Szene wohl sehr klein. Ich vermute, dass selbst die Tischtennisszene fünf verschiedene Magazine hat… haha. Wieso soll das der Bikesport nicht auch haben, vorausgesetzt die Magazine kopieren sich nicht gegenseitig. Dann wird´s langweilig. Und natürlich muss es sich finanziell auch noch lohnen können. Die Kosten bei solch einem Magazin sind enorm und wenn die Firmen ihre Werbeanzeigenbudget so verteilen müssen, dass jede Redaktion nur noch 1,50 € verdient, werden aus zehn Heften ganz schnell wieder nur zwei. Die momentane Anzahl von Heften auf dem deutschen Markt ist meiner Meinung nach ideal, jedes weitere Heft würde aus wirtschaftlicher Sicht schaden.

Welche anderen Magazine inspirieren dich (weltweit)?

Dirt und Decline.

Wie bist du zum Biken gekommen und welche Entwicklung hast du als Fahrer hinter dich gebracht?

Bis ich 10 Jahre alt war, habe ich wirklich fast jede Sportart ausprobiert, die man so in Deutschland ausüben kann, von Kampfsport über Ballsport, Fechten, Leichtathletik und so weiter. 1998 hat dann die Mutter eines Freundes von einem neugegründeten Mountainbikeverein bei uns im Dorf erfahren und uns zu einem Probetraining angemeldet. Ab diesem Zeitpunkt war ich infiziert und habe mich bei allen anderen Sportarten abgemeldet…

Der Verein hat natürlich nur Cross Country Ausfahrten angeboten, das war für den Anfang auch gut so. Ich bin damals zahlreiche Cross Country Rennen und Marathons mitgefahren. Irgendwann habe ich aber Kranked 3 als VHS Kassette zum Geburtstag von meiner Oma bekommen, ab da war es vorbei mit Cross Country. Ich habe mir mein erstes „Funbike“ aufgebaut und die ersten eigenen Sprünge in die heimischen Wälder gezimmert. Da ich aber, wie schon erwähnt, jede Gravity Bike Disziplin mag, fahre ich auch jede, aber kann keine richtig… Also ich gehöre zu den Dirt Jumpern, die permanent Spaß an der gleichen Line haben, aber so gut wie keinen Trick können. Aber egal, es macht Spaß und erfüllt mich. Das ist die Hauptsache.

Du bist einer der frühen Locals im Bikepark Boppard. Wie kam es damals zu diesem Projekt?

Angefangen hat damals alles mit Florian Strigel, der übrigens mittlweile Fotograf ist und ebenfalls für 6undZwanzig arbeitet. Er hat damals bei der Stadt Boppard angefragt, das war, glaub ich, im Jahr 2000. Ich kam 2001 dazu. Wir waren immer eine Handvoll Leute, die dort alles geplant, aufgebaut, gepflegt und Verhandlungen mit der Stadt geführt haben. Anfang 2003 wurde dann die ursprüngliche Strecke wegen der finanzstarken Jägerschaft abgerissen. Dank der Unesco, die in ihrem Budgetplan auch Jugendprojekte mit eingeplant hatte, konnten wir an einem anderen Berg in Boppard einen neuen Bikepark bauen. Zum dem harten Kern gehörten damals Florian Strigel, Amir Kabbani, Christian Mallmann und ich. Leider fehlt mir im Moment die Zeit genauso aktiv wie damals bei dem Projekt mitzuwirken, was sich hoffentlich bald wieder ändert. Zum Glück ist Amir wieder zurück aus München, seitdem geht es mit dem Park wieder aufwärts.

Wie ist dort der aktuelle Stand an Strecken und was habt ihr für 2011 geplant?

Es sind einige neue, richtig dicke Sprünge entstanden. Über den Winter sollen aber auch zahlreiche Anfänger Obstacles entstehen. News findet man auf www.downthehill.de

Schnell bergab mit ausreichendem Federweg – so mag es Fabio am liebsten!

(Foto: Sterling Lorence)

Was für Strecken bzw. Disziplinen fährst du am liebsten?

Wie schon gesagt, fahre ich alles von Enduro über Freeride, Dirt bis Downhill. 2011 möchte ich aber auch mal wieder das ein oder andere 4Cross Rennen fahren.

Was war deine größte Mutprobe auf dem Bike?

Wir haben 2006 oder 2007 einen Bericht über North Shore Trails gemeinsam mit dem Sender Arte gedreht. Kumpels hatten damals einen Privatwald, indem alles voll mit den kanadischen Hühnerleitern war. Da stand auch ein recht hohes Roadgap. Vorher war ich nur Drops bis zu einer Höhe von circa zwei Meter gesprungen, das Roadgap war aber gut doppelt so hoch und vier mal so weit. Ich wollte es aber unbedingt springen. Das habe ich dann auch gemacht. Das war der Hammer! Die Anfahrt und die Flugphase, inklusive Landung HINTER der Landung, werde ich wohl nie vergessen… haha.

Was sind die Reiseziele und Events, die du für 2011 bisher geplant hast?

Ich werde 2011 zahlreiche Spots und Bikeparks in Deutschland besuchen. Der ein odere andere Auslandstrip wird ebenfalls dabei sein. Besonders freue ich mich aber auch schon wieder auf das 24h Downhill Rennen in Semmering, Österreich, bei dem dieses Jahr vorraussichtlich zwei weitere gute Kumpels mit am Start sind..

Welche drei Bike-Videos sind deine absoluten Favoriten?

Kranked 3, Roam, Life Cycles

Welche Orte auf der Welt willst du auf jeden Fall noch besuchen in deinem Leben?

Da war ich zwar schon, aber möchte unbedingt nochmal hin: Kanada

Wenn du nur ein Bike für dein ganzes Leben fahren dürftest, welches würdest du auswählen?

Hmm…also ich wollte in meinen Freeride-Anfängen immer ein Rocky Mountain rm6 mit gelben DeeMax Felgen, konnte es mir aber als Schüler nie leisten. Da konnte ich damals noch so viele Zeitungen austragen. Bei Ebay findet man die Teile leider auch nicht mehr. Aber stände ich vor der Wahl, würde ich mich aus Nostalgiegründen nach wie vor für dieses Bike entscheiden.

Du spielst in einer Band. Was macht ihr für Musik und welche Rolle spielt diese Leidenschaft in deinem Leben?

Ich weiß zwar nicht, ob sich Leute in einem Bike-Forum für meine Band interessieren, aber vielleicht sind ja ein paar Metal/Hardcore Fans darunter: Meine Band Blessed By Hate gibt es seit Ende 2007, wir spielen eine Mischung aus Hardcore und Metal. Anfang 2011 nehmen wir unsere zweite CD auf. Da Biken mein Leben ist, brauche ich ja auch ein Hobby und das ist meine Band. Unsere Texte sind, trotz des anstößigen Bandnamens, alle sehr positiv! Sie sind überwiegend mit dem „Do It Yourself“ Gedanken verknüpft. Wer solche Art von Musik mag, kann ja gerne mal auf mypace.com/blessedbyhate vorbeischaun oder uns auf Facebook checken!

Welche Magazine liegen neben deinem Bett bzw. im Badezimmer?

FUZE (Musik Magazin), „Pedaliéro“, „Freeride“, „Dirt“, „Mountainbike Rider“, „Tätowier Magazin“ und das McFit-Mitglieder Heft „Einfach gut ausehen“, haha (Anm. d. Red.: Da sollte man einmal im Jahr auch reinschauen…)

Welche anderen Sportarten magst du besonders?

Alle, die mit der lieben Natur zu tun haben.

Danke für das Interview und viel Spaß und Erfolg für die kommende Zeit!

Weblink: Zur Homepage des Magazin 6undZwanzig

  1. benutzerbild

    dh-biker

    dabei seit 09/2003

    Alles Gute für den Neustart von uns. Wenn mal wieder ne neue Dragon Goggle brauchst, gib bescheid smilie

  2. benutzerbild

    Marc B

    dabei seit 07/2001

    Ich bin auch auf das zweite Heft gespannt - etwas mehr Inhalt und es passt mir richtig gut!

  3. benutzerbild

    Temtem

    dabei seit 10/2008

    Cooler Typ! smilie
    Mhmm nächste ist am 17.2! Da hab ich geburtstag smilie
    wird also erstmal am donnerstag abonniert! smilie

  4. benutzerbild

    machinerider

    dabei seit 02/2008

    wieso verdammt fährt der fabio schon MEIN rad???? will auch!

  5. benutzerbild

    6undZwanzig

    dabei seit 08/2010

    Vielen Dank an alle, die das Interview gelesen haben und 6undZwanzig bisher auf irgendeine Art und Weise unterstützt haben smilie

    PS: Für die beiden User, die sich über das "Wicked" wundern. Das ist ein Testbike und kommt in die nächste Ausgabe.

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