Ungebrochen ist der Freeride-Trend in Kanada auch bei den Frauen – die direkt aus Whistler stammende Katrina Strand ist eine der bekanntesten Freeride-Girls in der Region und ist hierzulande dem ein oder anderen aus den MTB-Filmen „RISE“ oder „Women of Dirt“ bekannt. Warum die Bedingungen für bikende Frauen in British Columbia so gut sind, die Kanadier lieber ein Wochenende freeriden gehen als Rennen zu fahren und warum die besten Trails in Morzine zu finden sind, erfahrt ihr im IBC-Interview.
Name: Katrina Strand
Alter: Gefühlt oder auf meiner Geburtsurkunde?
Heimatstadt: Whistler, BC, Canada
Jahre auf dem MTB: 13
Erstes Rad: Ein rastafarbenes Bontrager-Hardtail mit kompletter CC-Ausstattung! Zuerst hab ich direkt mal dickere Reifen und einen breiteren Lenker montiert.
Erzähl uns ein bisschen darüber, wie du von deinen ersten Mountainbike-Touren in die Freeride-Szene gekommen bist.
Meine erste Tour mit einem Mountainbike fand an einem regnerischen, matschigen Tag auf einem komplett starren Bike im Whistler Bikepark statt – damals, als es dort erst drei Trails gab! Von da an war ich infiziert und wie bei den meisten Leidenschaften tust du alles dafür, um sie so oft wie möglich auszuleben. Ich habs geliebt da draußen zu sein, in den Wäldern und zusammen mit meinen Freunden. Lernen, mich weiterzuentwickeln und einfach Spaß zu haben. So kam das ganze dann: Je mehr ich gefahren bin, desto besser wurde ich – und umso mehr wurde ich dann auch in die ganze Bike-Industrie hineingezogen.
Ich erinnere mich, dass du für das B1-Team gefahren bist. Für welche Marke fährst du aktuell und wie kam es dazu?
2010 fuhr ich für Intense, ich Glückliche! Nachdem ich Intense letztes Jahr eine Anfrage geschickt hatte haben wir entschieden dass es für beide Seiten sinnvoll wäre zusammenzuarbeiten.
Welches Rad fährst du aktuell und wie viel Räder besitzt du?
Ich habe 5 Räder: Mein Intense 951, ein Intense Tracer und ein Intense SS. Außerdem besitze ich noch ein Pumptrack/Dirtjumpbike und ein Rennrad.
Mit wem fährst du, wenn du auf deinen Hometrails unterwegs bist?
Ich habe eine feste Gruppe von Freunden, mit denen ich fahren gehe. Die fahren echt alles und das auch noch ziemlich gut – DH, XC, Pumptrack und so weiter: Todd Hellings, Paul Stevens, (www.offthebrakes.wordpress.com), Fanny Paquette, Dylan Wolsky, Brook Baker, Steve Reid und Miranda Miller.
Was machst du beruflich? Hast du jemals daran gedacht, ein Vollprofi zu werden wie beispielsweise Darcy Turenne?
Neben dem Mountainbiken arbeite ich noch als Fitness- und Konditionstrainerin (www.strandtraining.com). Darcy macht sonst aber auch eine Menge anderer Sachen, genau wie ich! Wenn du ihr „anderes“ Leben betrachten würdest würdest du schnell merken, dass sie weit mehr drauf hat als nur Mountainbike zu fahren. Ich mag es sehr, viele verschiedene Dinge in der Bikeszene zu machen – aber genauso sehr, daneben auch ein ganz normales Leben zu führen.
In Europa haben wir nicht so viele weibliche Freerider wie ihr in Kanada. Wann hat sich das Bike-Virus in Whistler so ausgebreitet, dass auch viele Frauen mit dem Freeriden angefangen haben?
Es gibt in Kanada viele Möglichkeiten für Frauen, in die Mountainbike-Szene reinzukommen. Mit Fahrtechniktrainings, ‚Ladies Nights’ etc. Außerdem kann man viele verschiedene Sachen fahren und die Trails sind direkt vor unserer Haustür. Es ist unkompliziert, einfach fahren zu gehen. Es gibt Trails in allen Schwierigkeiten, so dass sich jeder sicher weiterentwickeln kann.
Sind die Mädels, mit denen du fährst, auch an Tricks und Slopestyle interessiert? Was fahrt ihr am liebsten?
Die Mädels hier machen alles – CC, Downhill, Dirtjumpen. Ich würde nicht sagen, dass Slopestyle unbedingt im Fokus steht. Es kommt drauf an, zu was du dich persönlich hingezogen fühlst…ich finde trotzdem, dass Racing hier nicht so wichtig genommen wird wie in anderen Ländern. Ich denke das hat damit zu tun dass wir dermaßen viele Spots zum Fahren haben – deswegen geben die Leute zum Beispiel lieber ihr Geld für ein Freeride-Wochenende in Whistler aus als für ein Rennen, wo du kaum zum Fahren kommst.
Trainierst du im Studio, um fürs Biken fit zu bleiben?
Da ich ja selber Personal Trainer bin, lege ich viel Wert auf Training. Training ist superwichtig für mich! Der Hauptgedanke dabei ist für mich, einen starken und ausgeglichenen Körper zu haben.
Was machst du im Winter? Fährst du Ski oder treibt es dich in den Süden?
Ich liebe es Ski und Snowboard zu fahren, letztes Jahr über 60 Tage. Es ist sinnvoll, da ein bisschen in den Sportarten zu wechseln und deinen Körper so auf verschiedene Arten zu belasten. Skifahren und Snowboarden sind dem Mountainbiken ziemlich ähnlich, besonders auf der mentalen Ebene. Normalerweise fahre ich aber auch immer mal in den Süden, um zu biken – manchmal nur eine Stunde runter nach Squamish, manchmal nach Kalifornien.
Hast du manchmal Angst, dich im Training oder im Rennen zu verletzen?
Wenn ich einmal fahre denke ich ans Rennen, an nichts anderes. Wenn ich neue, riskante Dinge ausprobiere kann es sein dass ein bisschen Angst kriege und auch das Adrenalin kommt – aber ich fahre nie eine Line mit dem Hintergedanken „hoffentlich überlebst du das“, das ist nichts für mich. Die Risiken, die ich eingehe, sind immer kalkuliert.
Was war dein schlimmster Sturz?
Das ist erst vier Monate her, ich erhole mich gerade noch davon. Ich hab mir meine Schulter ausgekugelt, meinen Oberarm gebrochen und meine Rotatorenmanschette (Gruppe der Muskelgruppe um den Oberarmknochenkopf,, außerdem verletzte sie sich an weiteren Sehnen und Knorpeln in diesem Bereich, Anm. d. Red.) gerissen. Das war richtig heftig. An sich war der Sturz gar nicht schlimm, leider waren die Konsequenzen dafür umso schlimmer.
Du bist für schnelle und heftige Freeride-Action bekannt. Fährst du auch Rennen oder springst du auch mal Dirtlines?
Ich würde sagen, dass ich mindestens soviel Rennen fahre wie ich freeride. Ich bin dreimal im kanadischen Downhill-Nationalteam gefahren, fuhr in die Top 3 der kanadischen Meisterschaft und hatte auch gute Resultate im World Cup. Außerdem fahre ich CC- und Enduro-Rennen wie z. B. den Megavalanche. Ich bin eine vielseitige Fahrerin und ja, Dirtlines fahre ich auch.
Was hat Whistler, was kein Bikepark oder Skigebiet in Europa hat?
Mich! Haha.
Wohin hat dich dein Bike in der Welt schon überall hin begleitet?
Durch ganz Europa, Peru, Chile, Jamaica, überall in Nordamerika, Australien und Neuseeland.
Was tust du, um dich zu entspannen?
Mit dem Hund rausgehen, Yoga, Lesen.
Was macht dich am glücklichsten?
Traumhafte Mountainbike-Touren, Sonnenschein, Pulverschnee, mein Hund, meine Freunde und Sushi.
3 Sachen, die du an deinem Job magst?
Die wunderbaren Leute die ich bisher getroffen habe, die tollen Orte an denen ich bisher gewesen bin…und dass ich meine Leidenschaft zum Beruf machen konnte.
3 Sachen, die du an deinem Job hasst?
Ich hasse nichts wirklich an meinem Beruf, aber es gibt einige Dinge die mich nerven. Überteuerte Transportgebühren am Flughafen, die erforderliche Logistik die nötig ist, ein Bike im Flieger mitzunehmen und wenn ich nicht das Essen kriege, das ich möchte.
Was war die beste Reise, die du in deinem Beruf bisher gemacht hast?
Ich war an so vielen wundervollen Orten, das ist echt schwer zu sagen. Ein Trip der etwas heraussticht war die Reise nach Jamaika vor drei Jahren, zusammen mit Cam McCaul, Kathy Pruitt und Kyle Ebbett. Ich hab den halben Tag immer wieder zu mir gesagt „Das ist der beste Tag meines Lebens und er ist immer noch nicht vorbei!“ Mit tollem Mountainbiken, Hühnchenfleisch, warmem, klarem, karibischem Meerwasser und ein paar Red Stripes (Jamaikanisches Bier, Anm. d. Red.) am Abend kannst du eigentlich nichts falsch machen.
Wo siehst du dich selber in zehn Jahren?
Ich setze mir keine langfristigen Ziele. Ich lebe in den Tag hinein und gucke, wohin mich das Leben führt. Auf jeden Fall werde ich immer soviel Mountainbiken wie nur möglich.
Bester Mountainbike-Spot in Europa?
Portes du Soleil.
Bester Mountainbike-Spot in Amerika?
Mein Garten.
Was war der beste Spot, den du bisher in Deutschland besucht hast?
Da gibt es sicher noch schönere Ecken in Deutschland als da, wo ich bisher gewesen bin! Ich bin bisher nur in Willingen gewesen, auf der Eurobike in Friedrichshafen und auf ein paar Flughäfen, das wars leider schon…
Andere Interessen neben dem Mountainbiken?
Snowboarden, Skifahren, Laufen, Abenteuer erleben, mit meinem Hund Max am See entspannen.
Bester Bikepark, den du je besucht hast?
Morzine. Die Downhillstrecken sind mit die besten, die ich je gefahren bin – rauh, steil, richtige Downhillstrecken halt. Ich mag aber auch hergerichtete Bikeparks mit vielen Sprüngen.
Wen möchtest du gerne grüßen oder danken?
Oakley, Troy Lee Designs, Intense, Maxxis, Fox Shox, e13, Mavic, Raceface, Back in Action Physiotherapy.
Danke für das Interview!
Mehr über Katrina Strand findet ihr unter www.canadiandhgirls.com und www.strandtraining.com.
Interview-Fragen: Marc Brodesser
Alle Fotos: Ian Hylands
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