Er ist ruhig, bodenständig und ein wenig zurückhaltend. Attribute, die man einem zehnfachen DH-Weltmeister eigentlich nicht zuschreiben würde. Doch der erfolgreichste DH-Racer aller Zeiten belehrte uns eines Besseren. Die Rede ist von Nicolas Vouilloz, dem sympathischen Franzosen der sowohl auf dem DH-Bike als auch im Rallye-Auto eine überragende Figur macht. Im Rahmen des BIKE-Festivals in Riva del Garda wurde uns die Ehre zu teil, mit dem Ausnahmetalent die Trails rocken zu dürfen.
Es ist Samstag der 30. April 2011. Mit dem Auto geht es nahe Arco den Berg hinauf. Nico hatte mir gestern im Rahmen der Specialized Enduro Ride Siegerehrung erzählt, dass er bisher keine sensationellen Trails rund um Riva gefunden habe. Dabei konnte ich es selbstverständlich nicht belassen. Mit uns (Steffie Teltscher, Stefanus „Nuts“ Stahl, Frank Jeniche, Nicolas Vouilloz) im Auto sitzt der Ingenieur, der maßgeblich für die “Pendbox” des neuen Lapierre DH-Bikes verantwortlich ist.
Er erzählt, nach welchen Kriterien er das Bike entwickelt habe und wie viel Wert er auf das Feedback von Nico lege. Nico habe selbst ein solch hohes technischen Know-how, dass er ganz gezielt und aussagekräftig auf Probleme eingehen könne, so der Entwickler. Weiter erzählt er, dass Teamfahrer wie “Blinky” (Sam Blankinsop) auch an der Entwicklung neuer Produkte beteilig wären, doch könne niemand Nico, in Sachen Feedback, das Wasser reichen. Nicht umsonst sitzt Vouilloz seit geraumer Zeit selbst in der R&D Abteilung von Lapierre. Das sei auch der Grund weshalb er nicht mehr für BOS fahre, erzählt Nico. Da Lapierre eng mit Fox zusammenarbeitet, und man vorab über die Details der zukünftigen Produktentwicklung informiert ist wollte man Interessenskonflikte vermeiden, die sich aus der Zusammenarbeit von Nico mit BOS ergeben könnten.
Wir sind oben angekommen. Schnell werden die Bikes ausgeladen, die Rucksäcke gepackt und die Helmkameras montiert. Dann geht es auf den Trail. Schon die ersten Meter, die man vom Startpunkt sehen kann, scheinen Nico zu gefallen.
Es geht los, Nico tritt in die Pedale. Man könnte meinen, er wolle hier ein Rennen gewinnen. Anfangs kann ich halbwegs mit ihm mithalten, doch von Kurve zu Kurve baut er seinen Vorsprung aus, erst in einem Steinfeld finde ich wieder den Anschluss. Es folgt eine Tretpassage. Wir entscheiden uns, auf die anderen zu warten. Nuts ist nicht weit hinter uns.
Als er bei uns eintrifft, ist seine erste Frage an Nico, ob er in Renn-Tempo fahre oder ob er es ruhig angehen lasse. Nico antwortet darauf leicht zögernd, dass es nicht sein Renn-Tempo sei. Ruhig würde er es aber auch nicht angehen. Er versuche schon, uns eine gute Show zu liefern. Es seien knapp 90 % seines Top-Speeds. Es geht weiter. Während ich in den Kurven damit beschäftigt bin die Geschwindigkeit zu halten, ohne dass mir dabei das Bike unterm Hintern wegrutscht, erhöht Nico die Geschwindigkeit von Kurve zu Kurve. Im Kurvenscheitelpunkt wirft er sich nach hinten, entlastet das Vorderrad und tritt auf dem Hinterrad aus der Kurve hinaus. Und das mit einer Leichtigkeit, die ich zuvor selten bei einem Fahrer gesehen habe.
Wir kommen zu seiner kleinen Lichtung mit Blick über das Tal, diese eignet sich ideal für ein kleines Interview. Wie es weiter geht, seht ihr hier im Video:
Interview mit Nico Vouilloz von Maxi auf MTB-News.de
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