Das Bike
Vor gut zwei Jahren werden viele von euch das erste Mal von der neuen Sensation, dem Umbruch, ja der Revolution des Mountainbikens gehört haben: 29″ große Räder aus den USA. 3″ mehr aber unglaublich viel schneller, sicherer und trendiger. Von Enthusiasten schnell mit Single Speed Aufbauten und Starrgabel zu neuen puristischen Höhen getrieben ist der Trend nun drauf und dran, nicht mehr Trend zu sein, sondern zur Realität zu werden – in Form von ganz normalen Bikes mit ganz normaler Ausstattung, nur eben größeren Rädern und angepasster Geometrie. Klingt zu sehr entzaubert, zu banal? Ist es vielleicht auch nicht. Das Trek Superfly 100 ist eines dieser Bikes, ausgestattet mit bekannten Teilen und ausgelegt auf einen bekannten Einsatzbereich: XC und Marathon. Diese beiden Disziplinen sind es schließlich, die – nicht wettkampfmäßig betrieben – wohl von den meisten MountainbikerInnen ausgeübt werden. Aus diesem Grund ist dieses Rad auch das erste 29″ Fahrrad, über das auf dieser Seite ein Fahrbericht veröffentlicht wird. Voilà.

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Im Stand
Das Superfly 100 hat dick und fett Trek auf dem Unterrohr stehen, gehört aber in die feine Gary Fisher Collection der Amerikaner. So kommt das Bike vergleichsweise dezent daher und gibt sich insgesamt deutlich unauffälliger als viele andere Stangenräder unserer Zeit. Der Carbonrahmen ist in einer cleanen weiß / schwarz / hellblauen Lackierung gehalten. Am Hinterbau kommt der von Trek bekannte Active Breaking Pivot zum Einsatz, der die Brems- und Antriebseinflüsse vollständig von der Federung entkoppeln soll. Im Gegensatz zu den Trek Modellen verzichtet das Superfly 100 jedoch auf einen schwimmend aufgehängten Dämpfer. Im Innenlagerbereich kommt ein 95mm breites Pressfitinnenlager zum Einsatz, der Umwerfer wird direkt in den Rahmen geschraubt. Ein schönes Detail am Innenlager ist der innen montierte Schutzring aus Metall, der ein Herunterspringen der Kette auf den Rahmen verhindern soll und so eine Beschädigung verhindern soll. Um den leichten OCLV Carbonrahmen auch vor Steinen zu schützen, verwendet das Superfly 100 wie die meisten anderen Trek Rahmen einen Steinschlagschutz unter dem Unterrohr, der sich sehr formschön in die Gestaltung des Bikes integriert. An der Front verbaut Trek analog zu den anderen Modellreihen ein getapertes Steuerrohr, ebenfalls zum Standard gehört der 10fach Antrieb von Sram.

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Geometrie
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Technische Daten und Ausstattung
– Federweg: 110mm
– Rahmen: OCLV Carbon, G2 Geometrie, E2-Steuerrohr, ABP Hinterbau, Carbon Umlenkhebel
– Gabel: Fox F29 RL, 51mm Vorlauf, 100mm Federweg
– Dämpfer: Fox Floar RP-2 Race tuned, Pro Pedal zweistufig, 7.25×1.75″
– Größen: 15,5, 17,5, 19, 21″ (Geometrien siehe oben)
– Laufradsatz: Bontrager Race Lite FCC Disk 29″, 28 Speichen
Reifen: Bontrager 29-2, 29×2,1″
– Schaltung: Sram X.9, 10fach
– Umwerfer: Sram X.9, direct mount
– Schaltwerk: Sram X.9
– Kurbel: Shimano M552 (44/32/22 Zähne)
– Kassette: Shimano HG81-10 10fach (11-36 Zähne)
– Pedale: Wellgo Magnesium (nicht Serie!)
– Sattel: Bontrager Evoke 2, CrMo-Streben
– Stütze: Bontrager Rhythm Elite, 31,6mm
– Lenker: Bontrager Race Lite Big Sweep, 17° Kröpfung nach hinten
– Vorbau: Bontrager Race X Lite, 31,8mm
– Steuersatz: FSA 57 Orbit, E2
– Bremsen: Avid Elixir R, G3 Scheiben (160mm)
– Griffe: Bontrager Race XXX Lite, Schaumstoff

Preis: 4999€
Gewicht: 12,1kg

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Ganz ehrlich: Bei diesem Preis hätte ich mir eine andere Ausstattung vorgestellt. Oder ich hätte den Preis in einer anderen Dimension gewähnt. Beides ist nicht der Fall. Das große Potential des hochwertigen Carbonrahmens wird mit unnötig schweren Parts in der Sitzzone vergeudet. Besonders fraglich ist allerdings der Einsatz der gruppenlosen Shimano Kurbel. Ohne Frage wird sie sich rein von den Eigenschaften her wenig von einer beliebigen anderen Kurbel unterscheiden und doch ist sie im stylishen Mix des Superfly 100 ein wenig das Haar in der Suppe. Zumindest der Dorn im Auge aller Betrachter, die ich im Laufe der 24 Stunden nach ihrer Meinung über das Rad gefragt habe. Die restliche Ausstattung erscheint für den Einsatzbereich angepasst und sinnvoll, vor allem die guten Fox Federelemente mit Druckstufeneinstellung sind absolut empfehlenswert, wenn es schnell zur Sache gehen soll.

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Auf dem Trail
Krass sind die Räder groß denkt so ziemlich jeder, der das erste Mal ein 29″ Bike zu sehen bekommt. So auch ich. Umso erstaunter bin ich aber dann gewesen, als ich das Rad die ersten Meter gefahren bin. Die Laufräder bleiben groß aber vom befürchteten Hochradgefühl stellt sich keine Spur ein. Dank der relativ leichten Laufräder in Kombination mit schmalen Reifen rollt das Bike willig los und lässt sich leicht beschleunigen. Was aber vor allem auffällt ist, dass beim Beschleunigen keinerlei Verluste auftreten. XC-Spezialist Thomas Fritsch, der neu bei uns in der Redaktion ist, hatte mich vorher genau auf diesen Punkt hingewiesen und tatsächlich konnten schon meine ersten Meter seine Ankündigung bestätigen: Grip scheint ohne Ende da zu sein. Bleibt nur die Frage: Was kann man mit dem Grip anfangen? Bei meiner Größe von 177cm hatte Trek das Bike in Größe 17,5″ bereit gestellt und die Wahl scheint gut gewesen zu sein, denn die Sitzposition hat sich ohne langwieriges Einstellen von Sattelposition und Vorbau direkt gut angefühlt. Nicht gerade gestreckt aber flach genug, um ordentlich Druck auf’s Pedal zu geben. Dennoch ist das Bike gefühlt keine XC-Rakete, was ich sehr positiv bewerte. Bei etwas flacherer Sattelstellung wird es hingegen schon fast zu gemütlich – aber nur unwesentlich langsamer. Die spezielle Geometrie, für die Fox extra eine Gabel mit verlängertem Vorlauf liefert, scheint aufzugehen. Ein Teil von ihr, der stark gekröpfte Lenker, scheint einen guten Teil dazu beizutragen, dass man nicht zu weit nach vorne über das Rad gezogen wird und das Rad sehr gut kontrollieren kann. Interessant wäre, wie sich das Fahrrad bei Verwendung einer Gabel mit geringerem Vorlauf fährt doch leider habe ich keine normale 29er Gabel zur Hand gehabt… ich bin und bleibe 26″ Fahrer ;).

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Dabei hilft auch der mit 71° ungewöhnlich steile Lenkwinkel – jeder Abfahrer fragt sich, was einen hier erwartet doch das größere Moment der größeren Laufräder lässt sich durch den angenehm breiten Lenker und den steilen Lenkwinkel hervorragend dirigieren. Diese Konstellation sorgt außerdem dafür, dass das Bike trotz traktionsfördernder 452mm Kettenstreben keine Radstandschleuder wird. In meiner Rahmengröße misst er 1118mm von Achse zu Achse – ein durchaus gewöhnliches Maß. Das Ergebnis der Entwicklungsarbeit kann sich jedenfalls absolut fahren lassen. Ich habe mich sehr schnell auf das Bike einstellen können, die Geometrie vermittelt die nötige Sicherheit und erlaubt dennoch eine aggressive Fahrweise. Als besonders angenehm hat sich der perfekt arbeitende Hinterbau herausgestellt, der mit straffem Setup die Traktion maximiert ohne störend Leistung zu ziehen. In Kombination mit den großen Reifen erzeugt die Federung dennoch einen beeindruckenden Fahrkomfort. Er erlaubt es, so manche Passage im Sitzen durchzutreten, während andere Fahrer und Bikes sich schon leicht machen müssen, um nicht zu kollabieren. Sehr überzeugend insgesamt und mit Sicherheit passend für eine breite Anzahl an Fahrerinnen und Fahrern.

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Von der Ausstattung her bin ich das Bike in der oben beschriebenen Serienausstattung und natürlich mit Flatpedals gefahren. Direkt vorne weg: Keines der Teile hat in der Kürze des Fahrberichts wirklich enttäuscht, Anmerkungen gibt es aber doch ein paar. Da wären zum einen die zwar XXX Lite genannten Griffe, die aber leider aus Schaumstoff sind und genau aus diesem Grund bei mir direkt vom Rad geschnitten worden wären. Sie fingen schon nach wenigen Metern zu wandern an und vermitteln so wenig Sicherheit, wenn der Pilot sich mal wieder verängstigt am Lenker festkrallt. Gewicht hin oder her. Für den Renneinsatz passend, im Dauereinsatz auch an höheren Bergen aber definitiv ebenfalls zu viel gespartes Gewicht sind die 160er Scheiben rundum. Sie sehen nicht nur im 29″ Laufrad verloren aus, sondern könnten bei entsprechender Abfahrtslänge auch zunehmend überbelastet werden. Eingefleischte Racer haben mir in Finale noch gesteckt, dass die höhere rotierende Masse es der Bremse am 29″ Bike noch schwerer mache doch diese Problematik sehe ich eher nicht. Wo man definitiv ein Auge auf die Laufradgröße haben sollte ist bei der Wahl der Übersetzung. Zuerst fragte ich mich noch, warum Trek denn keine 2x10fach Schaltung montiert doch die Lösung ist einfach: Durch das größere Hinterrad wird auch die Übersetzung entsprechend größer. Folglich braucht es eine kleinere Übersetzung bei den Kettenblättern und damit landet man automatisch wieder bei 22/32. In der Ebene sind 32 Zähne dann aber doch nicht genug, weshalb hier wohl die Dreifachkurbel montiert worden ist. In meinen Augen könnte 24/34 oder 24/36 ebenfalls noch gut zu treten zu sein, jedoch ist der Unterschied deutlich zu spüren. Ich habe mich jedenfalls noch nie so wohl auf dem 32er Blatt gefühlt – bei 26″ ist es notorisch zu klein aber am 29er genau richtig.

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Im Renneinsatz
Ganz grundsätzlich unterscheidet sich der Renneinsatz von der gewöhnlichen Ausfahrt auf dem Trail dadurch, dass es er auf Zeit stattfindet. Hier ist nicht das Ziel, irgendwann vor Sonnenuntergang wieder zu Hause zu sein, sondern idealer Weise so schnell oder noch schneller zu fahren, als die Konkurrenz. Und hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Während man mit vielen Bikes auf der Tour glücklich sein kann, kann mit manch anderem Bike die Fahrt auf Zeit zur Qual werden. Das Trek Superfly 100 hat sich in dieser Hinsicht sehr gut geschlagen. Zwar ist die Ausstattung nicht auf’s letzte Gramm optimiert und manche Parts wie zum Beispiel die Kurbel sind sehr günstig ausgewählt. Insgesamt ist das Bike jedoch schon in der Serienausstattung direkt im Renneinsatz einsetzbar, in meinem Fall bei den 24h von Finale Ligure. Um nicht nur meine Runden als Erfahrungsschatz zu haben, sondern auch noch weiteres Feedback zu bekommen, habe ich verschiedene Teammitglieder auf dem Bike fahren lassen und das Ergebnis ist durchweg positiv gewesen.

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Die grundsätzliche Feststellung aller Fahrer: Wenn man sich erst mal an die größeren Laufräder (vor allem optisch am Anfang ungewohnt) und den stark nach hinten gekröpften Lenker gewöhnt hat, entpuppt sich das Superfly im wahrsten Sinne des Wortes als flinkes Rad, das mit viel Druck vorwärts bewegt werden kann. Dabei ist besonders auffällig gewesen, wie viel mehr Grip die Reifen auf die Strecke gebracht haben. Ob schottriger Uphill oder staubige Kurve – an ein Wegrutschen ist kaum zu denken gewesen. Die BIKE mag diesen Aspekt in Prozenten ausdrücken doch das Erlebnis sagt viel mehr als jede Zahl, deren Vergleichswert man schon nicht nachvollziehen kann. 29″ Räder scheinen effektiv bessere Traktion zu bieten und das ungeachtet des Reifens, denn der montierte Bontrager Reifen zeigte zwar viel Verschleiß, schien aber dennoch nicht am Boden zu kleben, wenn das Bike rollen sollte.

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In Kombination mit dem straffen Hinterbau hat das Bike jedenfalls den vollen Vorteil auf die ruppige Strecke von Finale Ligure bringen können, was sich auch in der Rundenzeit gezeigt hat. Obwohl mit 12,1kg ein gutes Stück schwerer als die meisten der gefahrenen Race-Hardtails (Thomas Fritsch 8,75kg) gewesen ist, hat es in den Rundenzeiten keinen Unterschied gegeben. Offensichtlich konnte der Geschwindigkeitsnachteil des hohen Gewichts durch den Traktions- und Abrollvorteil der Laufräder wieder ausgeglichen werden. Einziges Problem mit den Laufrädern blieben dann nur noch zwei Durchschläge, die mangels Tubeless-Setup jeweils zu einer halben Runde auf plattem Reifen führten. Hier wäre entweder direkt ein Tubeless-Aufbau sinnvoller (nicht nur im Renneinsatz) oder aber der Einsatz von belastbareren Schläuchen und oder Reifen, was jedoch zwangsweise wieder das Gewicht nach oben treiben würde.

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Fazit
Direkt aus der Packung ist das Trek Superfly 100 ein rundes Paket, das bis auf die Kurbel keine Spar-Parts enthält und eine solide Ausgangsbasis darstellt. Der Preis dafür ist stolz doch der Käufer bekommt von Trek auch das gesamte Technologieportfolio geliefert. Wer will, kann mit geringem Kapitaleinsatz noch einiges an Gewicht herausschinden. Alle Anderen können mit dem unkomplizierten, sicheren Fahrverhalten viel Spaß auf einem schick gestalteten Rad haben, das obendrein noch richtig schnell ist.

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Stärken
+ Traktion und Abrollverhalten
+ Schnelle aber gut kontrollierbare Geometrie
+ Ohne Änderungen schon im Rennen einsetzbar

Schwächen
– Ausstattung nicht durchgängig auf höchstem Niveau
– Preis

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  1. benutzerbild

    nuts

    dabei seit 11/2004

    @teatimetom: Kein Thema, jetzt ist's klar smilie

    @Anselm: Danke dir! Das Feedback kommt an und ich versuch immer besser zu werden smilie

  2. benutzerbild

    like_bike_39

    dabei seit 06/2005

    Toller Artikel - was mich wundert "noch kein Kommentar zur Übersetzung" - gibt anscheinend nicht viele 29er Fahrer hier. Ich fahre 40/25 XX mit 11/36 und das passt ideal für steilste Rampen und auch im Flachen fahren die 44 XTR Fahrer nicht davon. Also ein 22er vorne braucht man wirklich nicht - 26 als kleinstes Blatt vorne könnte an steilen Rampen für viele schwer werden.

  3. benutzerbild

    noschieber

    dabei seit 08/2004

    ach es werden beiträge gelöscht die der obrigkeit nicht passt? is ja echt demokratisch jungs! ich sag trotzdem meine meinung!! so wie ich es will. also ich finde 29 er total sinnlos. dacht es geht um gewicht? jetz nich mehr? nun is gewicht für 5000 euronen egal? früher wurde schon bei 100 gr gemault,ha ha. ihr hobby atronauten merkt doch eh kein unterschied, ob da irgend ein rahmen mehr biegt oder nit, stimmts? und ob züge innen oder aussen, is doch eh egal, mach sie einfach neu wenns so weit is, oh man nervt das! ich kanns nit mehr hörn mit dem 29 er zeug. was wollt ihr mit 29 er? in 2 jahren kommen 33 er oder? die industrie versuchts echt mit aller gewalt, merkt ihr das denn nicht?

  4. benutzerbild

    teatimetom

    dabei seit 03/2004

    noschieber, wo in bayern hast du denn so schreiben gelernt ? smilie

    keiner zwingt dich was neues zu kaufen oder auch nur zu probieren... alles wird gut !

  5. benutzerbild

    gmk

    dabei seit 07/2006

    ach es werden beiträge gelöscht die der obrigkeit nicht passt? is ja echt demokratisch jungs! ich sag trotzdem meine meinung!! so wie ich es will. also ich finde 29 er total sinnlos. dacht es geht um gewicht? jetz nich mehr? nun is gewicht für 5000 euronen egal? früher wurde schon bei 100 gr gemault,ha ha. ihr hobby atronauten merkt doch eh kein unterschied, ob da irgend ein rahmen mehr biegt oder nit, stimmts? und ob züge innen oder aussen, is doch eh egal, mach sie einfach neu wenns so weit is, oh man nervt das! ich kanns nit mehr hörn mit dem 29 er zeug. was wollt ihr mit 29 er? in 2 jahren kommen 33 er oder? die industrie versuchts echt mit aller gewalt, merkt ihr das denn nicht?

    interpunktion ??!!
    29er gibts seit bald 10 jahren (2002)
    hast bischen was verschlafen ?
    und ja es gibt auch 32" und 36" smilie

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