Unser Roadtrip im Mai durch ganz Deutschland war nicht nur dazu da, eine gute Zeit zu haben und tägliche Berichte zu verfassen: Einen wichtigen Zweck hatten natürlich auch die vier Testräder, von Montag bis Donnerstag wird nun täglich ein Testbericht hier erscheinen. „Und Freitag?“, wird sich der ein oder andere fragen. Da gibt es natürlich auch noch was: Eine Foto-Zusammenfassung des ganzen Roadtrips und als Sahnehäubchen das fertige Roadtrip-Video von crossie! Seid gespannt und viel Spaß beim Lesen des ersten Testberichtes.

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Young Talent Industries – Dirt Love „Makken Edition“
Blutrot, mit 729 € verdammt günstig und öfter im Planungs-Thema als Testrad vorgeschlagen worden: Das YT Industries war prädestiniert für unseren Roadtrip-Test. Wie mit allen anderen Testrädern des Dirt-/Street-Trips hatten wir auch mit dem YT keinerlei Probleme, was den Versand anging: Zwei Tage nach Anfrage stand das YT zu 80% vormontiert im Flur. Der Aufbau ging schnell vonstatten und nachdem ich auf Nachfrage bei den YT-Mechanikern den empfohlenen Maximaldruck der Gabelvorspannung eingestellt hatte, war das Bike fertig für den Trip.

Austattung
Das Dirt Love „Makken Edition“ ist für den Preis äußerst gut ausgestattet: Neben YT-eigenen Parts (Kurbel, Vorbau, Lenker) ist an der Front eine 2011er Dirtjumper 1 von Marzocchi verbaut, die nachträglich von 100mm auf 80mm getravelt wurde. Verzögert wird das Bike mit einer einfachen, aber soliden Avid Juicy 3. Komplettiert wird das Bike mit solider Kenda-Bereifung (vorne: Kenda Smallblock, hinten Kenda NPJ) auf DM24-Felgen von Alexrims: Für Street-Aktionen mit leichten Grip-Abstrichen vorne, dafür auf Pumptracks und Dirt eine sehr gute Kombination.

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Gewichtssparend und praktisch ist die Pivotal-Sattel/Stützen-Kombination, die mit einer unauffälligen, im Rahmen integrierten Konstruktion geklemmt wird.

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Der Rahmen kommt in einem, vom alten NSbikes „Bitch“ Rahmen bekannten, semi-transparentem Rot, welches Metall und Schweißnähte durchscheinen lässt und von YT Bikes „Makken´s Blood“ getauft wurde. Selten ist außerdem, dass der CroMo-Rahmen im Steuerkopf hydrogeformt ist, was eine größere Stabilität bringen soll. Lock-On-Griffe sind auch an Komplett-Dirtbikes fast Standard und fehlen auch beim Dirt Love nicht. Dass statt einer normalen Kette die „Kool Chain“ von KMC verbaut wurde, spricht ebenfalls für das Bike – obwohl diese falsch herum montiert war.

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Das Gewicht liegt bei rund 12,3 Kilo, was für ein Rad dieses Preises ein sehr akzeptabler Wert ist.

Skateparks (Fahreindrücke: Hannes)
Nachdem die Gabelvorspannung anfangs zu lasch war, sind die 3,5 Bar für mich nun genau richtig: Das Bike fährt sich jedoch gänzlich anders als mein gewöhntes NSbikes Suburban und ich muss mich an den extrabreiten, durch den nicht ganz so steifen Stahl leicht flexenden Lenker, das niedrige Cockpit und die recht schwere Übersetzung gewöhnen. Da das Rad nur in unisize ausgeliefert wird, ist zudem alles extrem niedrig, was für eine Körpergröße von 1,93m wegen des langen Weges zum Lenker gewöhnungsbedürftig ist.
Mit der Übersetzung werde ich nicht wirklich warm. Was auf der Straße zum Skatepark ab 25km/h richtig Spaß macht und perfekt für schnelle und weite Dirtjumps scheint, ist für enge Skatepark-Aktionen, insbesondere wenn man einen kraftvollen Antritt aus dem Stand benötigt, nicht ideal. Durch den mittlerweile gar nicht mal mehr so kurzen Hinterbau (397mm) empfinde ich das Rad bei Rotationen in der Rampe als etwas träge. Einen Vorteil hat das jedoch: Das Bike liegt bei Flugeinlagen satt und sicher in der Luft. crossie in Aktion:

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Für Barspins und X-Ups kann ich mich bei der Lenkerbreite nicht erwärmen – das soll sich (teilweise aus anderen Gründen, siehe den morgigen Testbericht) bei allen anderen Testbikes jedoch auch nicht ändern. Was tun die Hersteller nicht alles für einen Trend, der zwar manche Tricks verkompliziert, dafür jedoch ein kontrollierteres, tiefes Fahrgefühl erzeugt? Beides hat seine Vor- und Nachteile. Begeistert war ich vom YT, was das Fahren im Manual anging: Schön „slack“ hängt das Bike in der Luft, was nicht nur am breiten Lenker liegt, sondern auch an der knackig zupackenden und für den Zweck absolut ausreichenden Avid-Bremse. Das Rad lässt sich gut dirigieren und hat einen schönen Schwerpunkt, der auch bei Bunnyhop Manuals nicht stört.

Dirtjump, Witten. (Fahreindrücke: Gastfahrer Jonas Berndt & Hendrik Tafel)
In Witten treffen wir, wie schon im Roadtrip erwähnt, die beiden Dirtjumper Hendrik Tafel und Jonas Berndt, zudem gesellt sich noch „Action Heroes“-Gap-Springer Patrick „Bengel“ Rasche hinzu. Die Stimmung ist gut und Hendrik und Jonas sind motiviert, die Testräder über die Hügel zu schießen.

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Bei Hendrik Tafel, einem der besten deutschen Dirtjumper, hat das YT erstmal einen schweren Stand: Es sei zu tief, zudem hat es ihm mit 80mm zuwenig Federweg. Dennoch nimmt er es sich umgehend und springt damit ohne Warmfahren die großen Hügel am Dirtspot: Scheint also erstmal zu funktionieren! Inverted tabletops und weitere gängige Tricks sind kein Problem und lassen sich sauber springen.

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Backflips, Tailwhips und 360er werden von Hendrik aus der Trickkiste hervorgekramt, wobei das YT eine kleine Schwäche offenbart: Die auf 80mm getravelte Gabel schlägt bei jeder Landung von Hendrik gnadenlos durch. Wir überprüfen den Luftdruck: 3,5 Bar, unverändert. Als Hendrik die Gabel auch noch beim Bunnyhop durchschlagen lässt, sind wir etwas entgeistert.

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Dennoch bescheinigen Jonas und Hendrik dem „Dirt Love“ eine gute Note, was Dirtjump angeht: Zwar ist beiden das Rad generell ein Stück zu niedrig und der Federweg ist nicht nach Hendriks Geschmack, dennoch lässt sich das Bike angenehm springen, ist für Tricks jeder Schwierigkeit ausreichend agil und liegt gut in der Luft. Einzig die Durchschläge bei harten Landungen nerven.

Skateparks II (Fahreindrücke: crossie)
Die erste Fahrfreude hielt sich aufgrund der sehr tiefen Lenkzentrale in Grenzen. Trend (tiefer, breiter Lenker) muss nicht immer gut sein – aber ich lasse mich gerne eines Besseren belehren! Ich hatte privat eigentlich nie Lenkerbreiten über 670mm, und bevorzugte einen Rise von 1.5″ oder 2″, zumindest beim Streeten. Aber ich hatte ja während des Roadtrips ausgiebig Zeit, damit klarzukommen. YT stattete das „Dirt Love“ mit zwei unterschiedlichen Reifen aus, was dann, in Kombination mit dem Namen, eigentlich schon den Einsatzbereich vordefiniert.
Die Rahmengeometrie ist ausgewogen, die Teile sind haltbar, und vermutlich würde sich das Rad in der Vorjahresversion (mit höherem und weniger breitem Lenker) noch besser fahren. Einzig und allein mit der Gabel hatten wir Probleme – diese kam von YT schon ‚ab Werk‘ getravelt, und das führte zumindest bei unserem Modell dazu, dass die Gabel bei (sachgemäßem!) Gebrauch ständig durchschlug.
Mein Fazit: bis auf Kleinigkeiten, die wahrscheinlich mit den persönlichen Vorlieben des Fahrers zusammenhängen, liefert YT Industries mit dem Dirt Love ‚Makken‘ ein gut ausgestattetes Rad, was wohl auch den ein- oder anderen Fahrfehler verzeiht. Wer als Einsteiger ein günstiges Rad sucht, ist hiermit gut bedient. Größere Fahrer (ab 1.70m) sollten dann noch in eine höherbauende Lenkzentrale investieren, um Rückenschmerzen zu vermeiden.

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Gesamtfazit
Die Geometrie ist tief und der Lenker breit, was sich neben dem Dirt-Einsatz auch auf dem Pumptrack positiv bemerkbar macht. Im Skatepark ist dies gerade für größere Fahrer eher gewöhnungsbedürftig, auch mit der schweren Übersetzung kommt nicht jeder klar. Das YT „Dirt Love“ ist ein gutes Einsteigerbike: Der Preis von 729 € ist angesichts der guten Parts des Rades fast schon frech. Die Dirtjumper 1 funktionierte insgesamt zufriedenstellend und lässt sich für jeden Fahrertyp dank der externen Zugstufenverstellung gut abstimmen – allerdings dämpfte die Gabel gerade im Rebound nicht immer gleichmäßig: Ob die Dirtjumper-Modelle seit dem Produktionsumzug 2007 nach Taiwan qualitativ schlechter geworden sind? Wir wissen es nicht, bemerkten aber ähnliche Probleme auch bei der identischen Gabel eines anderen Testbikes.
Wir erwähnten die Durchschlagfreudigkeit im Profi-Einsatz schon im Fahrbericht: Die Härte bzw. die Vorspannung lässt sich bekanntermaßen über den Luftdruck des rechten Gabelholmes regeln, zeigte aber in unserem Test, zumindest im Einsatz der Pro-Fahrer, Schwächen in der Gabelhärte. Für leichte bis mittelschwere Personen ist alles im grünen Bereich, für heftigere Tricks oder schwerem Fahrergewicht sollte man gegebenenfalls über den Kauf einer härteren Feder nachdenken – was angesichts des Radanschaffungspreises drin sein sollte.
Kurzum: Ein gutes Einsteigerbike, was mit soliden Parts und Kampfpreis überzeugt, geometrietechnisch und aufgrund der Unisize-Größe jedoch für größere, schwere Fahrer Verbesserungspotenzial bietet.

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Weitere Infos zum YT „Dirt Love“ unter: www.yt-industries.com

  1. benutzerbild

    Airik

    dabei seit 03/2006

    @ikonaklast Doublewhip ! und natürlich pedal to pedal.

  2. benutzerbild

    crossie

    dabei seit 05/2002

    @ basti: nein, nicht gestanden. aber rum, und wir dachten vllt wärs ein nettes bild. smilie

    @ erich: edit. hier stand teilweise unqualifizierter mist. mach ich vllt irgendwann mal per PM, hier hat das aber nichts verloren.

  3. benutzerbild

    Ehrenfeld

    dabei seit 10/2001

    Lenker dürfte es wohl leider nicht einzeln geben - wenn, dann gibt es höchstens infos auf der yt-seite. Traveln geht grundsätzlich- wie es bei den '11er Modellen aussieht, weiss ich allerdings nicht genau.

  4. benutzerbild

    speedfreak_o2

    dabei seit 11/2004

    Die Unterschiede der Dirt-Jumper Jahrgänge 2010-12 beschränken sich auf Aufkleber und Farben. Innenleben und Casting sind identisch. Wenn eine Gabel ab Werk mit 80mm ausgeliefert wird, dann hat sie eine kürzere Positivfeder und eine längere Negativfeder im Vergleich zu der 100mm Version. Somit empfiehlt es sich zum Traveln einen Satz Federn für die jeweilige Version zu besorgen.

  5. benutzerbild

    caromaus

    dabei seit 10/2008

    Ich kann nur sagen hammer teil !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

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