3 Tage Volksfest in den Portes Du Soleil: Mit dem Pass’Portes Enduro-Marathon eröffnete Europas größtes Wintersport- und Freeride-Revier am vergangenen Wochenende die Bike-Saison. Mit einer Rekordzahl von 5.740 Startern ging es dieses Jahr auf den fordernden Rundkurs. Circa 80 km Fahrstrecke mit rund 8000 Höhenmetern Downhill und 1000 Hm Uphill galt es zu bezwingen, bevor um 18:00 Uhr die Lifte schlossen. Ein echtes Abenteuer für unser siebenköpfiges Team, doch das ist eine andere Geschichte, und lesen könnt ihr sie in der kommenden pedaliéro-Ausgabe.

An verschiedenen Etappen der Pass Portes Runde gab es aber auch Expos, auf denen verschiedene Hersteller erstmals ihre 2012er Neuheiten präsentierten. Die größte Expo lag in unserer Basis Les Gets. Dort hatte unter anderem SRAM zum Press-Launch gebeten, und eine Einladung dazu ging auch an die IBC-Crew. Thomas und sein Team waren aber entweder schon anderenorts in News-Mission unterwegs oder aber daheim unabkömmlich. So erreichte mich auf meinem Weg zu den Pass Portes eine Mail von Thomas, ob ich nicht für MTB-News bei SRAM vorbeischauen und für die Community über die neuen Parts berichten könnte. Natürlich habe ich gern zugesagt, spontan ein Date mit Elmar Keineke ausgemacht und mir am Samstag Morgen zeigen lassen, was er für 2012 so alles in der Wundertüte hat:

X0 Downhill-Gruppe

Das Erste, was Elmar auf den Tisch packte, war eine brandneue X0 DH-Gruppe, bestehend aus Kurbelgarnitur, Schaltwerk und Kettenführung. Bei Bremse und Shifter bedient sich SRAM regulärer X0 Parts, bei den Kassetten der Gruppe der 1070er Serie. Beginnen wir mit der Kettenführung: Die Verdienste der Truvativ Boxguide in allen Ehren, aber nach mehr als einer Dekade ist es für den guten alten Stanzstahl wirklich mal an der Zeit abzutreten. Das X0 Nachfolgemodell wiegt nur noch die Hälfte, sieht verdammt gut aus aber kommt mir irgendwie bekannt vor. Und tatsächlich, es entstammt nicht reinrassig dem eigenen Brand-Set. Bei der neuen Truvativ Kettenführung handelt es sich um MRP-Technik, die allein optisch modifiziert wurde. Elmar erklärt das damit, dass man die dringende Notwendigkeit einer neuen, zeitgemäßen Kettenführung im Hause SRAM zwar erkannt hatte, es aber an Kapazitäten für eine zeitnahe Entwicklung fehlte. Also einigte man sich mit MRP, deren Führung man als die derzeit beste am Markt ansieht, brandzeichnete sie und modifizierte das Design: Voila! Statt mit der althergebrachten Bashguard-Scheibe kommrt die neue X0 Führung mit einem Boomerang-Bashguard, der feststehend nur den unteren, gefährdeten Bereich des Kettenblatts schützt. Dies spart nicht nur Gewicht sondern vereinfacht auch die Kettenblattmontage am Kurbel-Spider.

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Diese Fotos im Fotoalbum anschauen

(Kurz als Hinweis: Ich möchte mich an dieser Stelle vornehmlich auf Technik und Hintergründe beschränken. Die Specs der Gruppe findet ihr ganz unten in der Übersicht.)

Die nächste Komponente der X0 DH Gruppe, die Elmar vorstellt, ist ein neues Schaltwerk. Das reguläre Schaltwerk ist so konstruiert, das seine Kapazität Ritzelgrößen von 11 bis 36 Zähnen abdecken kann. Sein Parallelogramm beschreibt dazu einen entsprechend steilen Steigwinkel, der für die im Downhill meist verwendeten, kleiner abgestuften Ritzelpakete nicht optimal ist. Das neue X0 DH Schaltwerk hat dagegen eine Parallelogrammgeometrie, die dem flacheren Steigwinkel von DH-typischen Kassetten mit Kapazitäten von 11 auf 23 bis 28 Zähnen folgt. Für die Verwendung mit der neuen X0 DH-Gruppe empfiehlt SRAM die Kassetten ihrer 1070er Serie. Neben der bekannten Logo-Print-Farbe Rot wird mit der Gruppe erstmals auch die neue Farbe X0-Silber angeboten.


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2012 SRAM X0 Downhill Schaltwerk


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2012 SRAM X0 Schaltwerk - regulär

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Die Kurbel der X0 DH-Gruppe gleicht optisch weitgehend den 2×10 oder 3×10 Carbonkurbeln. Ihre DH-Spezifikationen stecken aber in den Details: So wurde der X0 DH-Kurbel eine Achse mit dickerer Wandstärke verpasst und der Hartschaumkern der Kurbelarme mit einer dickeren Carbonlage ummantelt. Auch die Eylets wurden gemäß der stärkeren Lasten, die im DH-Einsatz auftreten, verstärkt. Die Garnitur ist mit einem Einfach-Spider ausgestattet, der sich einzeln auch an den anderen X0 Kurbeln konfigurieren lässt. Auf dem Spider sitzt ein neues, verstärktes DH-Kettenblatt, das vorerst mit 34, 36 und 38 Zähnen erhältlich ist. Das Innenlager entspricht dem der regulären X0 Gruppe, das nach Auskunft von Elmar auch für den DH-Einsatz noch ausreichende Sicherheitsreserven bereit hält.

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Als Innenlagerstandards bietet die X0 DH-Gruppe folgende Optionen: Mit GXP-Achse sind wahlweise PF- oder BSA-Hülsen möglich, mit der leichteren BB30 Aluachse PF30 oder BB30.

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Der X0 DH Trigger wird denen der regulären 2 und 3 x 10 Gruppen entsprechen. Wie das Schaltwerk so werden auch Kurbeln und Trigger neben den regulären Farben im neuen X0-Silber zu haben sein.

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Rock Shox Reverb Stealth – alles Tarnung, alles Trick

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Kennt Ihr Erfindungen, bei denen man sich fragt, wieso da noch nicht eher jemand drauf gekommen ist, wo die Lösung doch so offensichtlich und naheliegend ist? Als Elmar mir einen aufgesägten Scott Rahmen mit einer von innen angesteuerten Reverb Stealth Sattelstütze unter die Nase hielt, war das einer dieser Vor-Die-Stirn-Klatsch-Momente. Technisch entspricht die Stealth der regulären Reverb mit 125 mm Verstellbereich, glänzt aber durch eine Extradosis Smartness: Keine nervige Schlaufenbildung oder zusätzliche Zughalter stören die Optik des Rahmens mehr, kein außenliegender Leitungsabgang läuft mehr Gefahr, beschädigt zu werden. Einziger Wehrmutstropfen: Der Freudenspender wird 2012 ausschließlich als exklusives OEM-Part an Bikes von Scott und Trek zu finden sein. Neu für Reverb Stealth aber auch für das reguläre Modell ist eine 100 mm Variante. Elmars Begründung ist einleuchtend: „Bei kleinen Fahrern und insbesondere bei Frauen hat sich herausgestellt, dass 125 mm Verstellbereich oft zu viel sind.“ Die reguläre Reverb wird 2012 ebenfalls mit einem verstärkten Leitungsabgang ausgerüstet sein, der besseren Schutz gegen das Abknicken der Leitung bieten soll. Reverb und Reverb Stealth werden für 2012 komplett in flat black ohne den polierten Abschlussring erhältlich sein.

Boxxer WC Keronite – geheim, geheim

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„Magnesium Oberflächenoxidation, Null Gramm Beschichtung, Plasmaoxid, geheimes Verfahren aus der Luftfahrtechnik, top secret, …“ Elmar schilderte mir mit diesen Worten allerdings nicht die neusten technischen Errungenschaften des militärisch-industriellen Komplexes, sondern sprach über die 2012er Rock Shox Boxxer World Cup Gabel, unter deren Decals unscheinbares Zementgrau glänzt. Keronite ist der Markenname dieses neuartigen Beschichtungsprozesses und gleichzeitig die Appendix des zukünftigen Boxxer-Top-Modells. Die bisherige Lackbeschichtung der Gabel wiegt 40 g. Keronite dagegen wiegt gar nichts. In Kombination mit schwarz eloxierten Gabelbrücken bilden benannte 40 Gramm exakt die Gewichtsersparnis der neuen High-End-Forke. Äußerlich baugleich mit dem 2011er Modell gibt es für 2012 eine Änderung im Bereich der Solo-Air-Luftfeder: Rock Shox verbaut hier zukünftig ein neues Kammerausgleichsventil, welches das Ansprechverhalten der Gabel spürbar verbessern soll.

Und zu guter letzt erfuhr ich von Elmar noch, dass die Absenkfunktion Dual Position Air, die bereits aus der 2011er Revelation bekannt ist, ab 2012 auch für die Modelle Lyric und Totem angeboten werden wird und dort für einen Höhenverstellbereich von ca. 30 mm sorgt. Eine wichtige Neuerung, welche die Enduro- und Tourentauglichkeit der Long-Travel Modelle verbessert soll. Die Performance soll dabei auf dem hohen Niveau der Mission Control DH Dämpfung der Solo Air Gabeln liegen.

Zu den Bildern: Da meine Kamera seit einem Sturz mit Fotorucksack, einige Tage zuvor, ein Eigenleben führt und im entscheidenden Moment den Dienst verweigerte, kann ich Euch leider nur einige wenige Fotos mit Expo-Ambiente präsentierten. Ich hoffe, die offiziellen SRAM Pressefotos erfüllen den Zweck ebenfalls.

Die technischen Daten im Überblick
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Anmerkung von Thomas: Falco wird in Zukunft regelmäßig Beiträge hier im Newsbereich von MTB-News beisteuern – ich freu mich drauf!

  1. benutzerbild

    T!ll

    dabei seit 12/2007

    Schade, immer noch kein Grund, der mich bewegt, so eine Variostütze zu kaufen.
    Ab 1,85m ist der Verstellbereich von 125mm einfach zu klein, wann verstehen die das endlich?
    Da steht der Sattel dann bergab immer noch auf halbmast.

  2. benutzerbild

    ThunderRoad

    dabei seit 07/2007

    Sinnvoller wäre es den Durchtritt ins Sitzrohr zu machen, etwas oberhalb der Verbindung Sitzrohr/Unterrohr und Zugverlegung auf dem Unterrohr.

    Edit: So gehört das:


    Das sehe ich auch so, aber ich denke mal, daß RS solche Details voll und ganz dem Rahmenhersteller überlassen wird. D.h. Rockshox liefert die Stütze, eine Hülse für die Durchführung und den Kommentar "Bohr ein 6mm-Loch wo's Dir am besten paßt." Mit etwas Glück wird dann in ein paar Jahren praktisch jeder Rahmen so ein "Blindloch" haben und jede Telestütze einen Abgang nach unten. Und schon wären alle Probleme gelöst smilie
  3. benutzerbild

    JDEM

    dabei seit 10/2002

    Denke so wirds sein. Bei Pinkbike schrieben sie auch, dass ne Austrittsöffnung am Steuerrohr durchaus denkbar wäre.

  4. benutzerbild

    flodavi

    dabei seit 01/2011

    Moin, ich hätte da mal eine Frage. Weiß zufällig jemand ob Sram eine
    3*10 Fach GripShift Kombi rausbringt? Ich steh nämlich drauf, hab aber keinen Bock komplett alles umzubauen. Merci, flodavismilie

  5. benutzerbild

    Cam-man

    dabei seit 05/2007

    sram macht gar kein 3x10 weils ja auch schwachsinn ist.

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