Was für ein Rennen! Dank der vielleicht besten Freecaster-Übertragung aller Zeiten wurde die Spannung des Weltcups in Mont Sainte Anne dieses mal nicht unterbrochen, sondern durch satte 9 Kameras (davon eine am Kameraarm und eine ferngesteuert am Kabel über ca. 200m) zu einem echten Genuss voller Höchstspannung gemacht. Das Finale hatte alles zu bieten, was einen spektakulären Weltcup ausmacht: Stürze, Defekte, knappe Zwischenzeiten und eine Dramaturgie, wie sie auch in einem geschriebenen Drehbuch nicht besser hätte sein können. Rob Warner und Nigel Page am Ausrasten und das nicht ohne Grund – besser hätte es kaum laufen können an diesem Wochenende. Am Ende wirkt das Ergebnis für sich betrachtet schon fast gewöhnlich – Aaron Gwin siegt bei den Herren und Tracy Moseley bei den Damen.

photo

Rennbericht Herren
Wer denkt, das Fort William hart ist, der sollte sich nochmals genau die Aufnahmen aus Mont Sainte Anne anschauen. Bei den ersten Fahrern im Finale stürzen einige fast mit Highsidern über den letzten Table, da sie offensichtlich keine Kraft mehr haben, um ihre Bikes in der Luft stabil zu halten. Hinzu kommen viele Stürze in den anderen Streckenteilen doch über die gesamte Zeit war die Strecke in einem guten Zustand und die tückischen Felsen größtenteils trocken. In den Waldstücken lauterten jedoch noch einige feuchte Wurzeln und matschbeschmierte Felsen, die nur darauf zu warten schienen, die Fahrer aus der Bahn zu werfen. Leider ging im Finale kein Deutscher Fahrer an den Start, und so blieb es unseren Nachbarländern, sich mit den starken Fahrern aus dem Empire und den Nordamerikanern zu messen. Für die Europäer saß relativ lange Europameister Robin Wallner aus Schweden im Hot Seat, den er jedoch für Ben Reid freimachen muss. Reid hat einen guten Run gehabt, doch direkt nach ihm folgt Justin Leov und zieht nicht nur stylishe Scrubs der Extraklasse, sondern auch eine Hammerzeit aus dem Ärmel und trumpft für die Neuseeländer auf. Vor Leov ist noch Matti Lehikoinen unterwegs gewesen, der einen sauberen Run ins Ziel gebracht hat und noch immer nicht verletzt ist. Vielleicht wird das seine erste komplette Saison seit einiger Zeit? Zurück von einer Verletzung am Handgelenk zeigte sich Nick Beer mit ebenfalls solider Leistung, von seiner Top-Performance ist der Schweizer jedoch noch ein gutes Stück entfernt. Kurz vor einer Verletzung schien der Franzose Fabien Cousinie zu fahren – er stürzt wenige Meter vor dem Ziel heftig und wirft einen ohnehin schon nicht perfekten Run komplett weg. Spannend: Wie weit nach vorne würde Fabien Barel fahren können? Zu Beginn des World Cups in Mont Sainte Anne hatten wir berichtet, dass der Oldie auf einem Prototypen unterwegs sein würde. Dieses Gerücht hat sich bewahrheitet – der Franzose fährt ohnehin schon das längste Rad im Downhill World Cup und nun hat es nicht nur eine neue Farbe bekommen, sondern auch einige Veränderungen an der Geometrie erfahren. Um die Handling-Eigenschaften in engen Sektionen zu verbessern hat man bei Mondraker den Radstand beibehalten, dafür jedoch den Lenkwinkel um zwei Grad steiler (!) gemacht und das Oberrohr sowie das Steuerrohr verlängert. In Kombination mit einem 0mm Vorbau soll das helfen, den Fahrer besser hinter dem Vorderrad zu platzieren und bei gleicher Laufruhe (dank dem noch immer enormen Radstand) das Handling des Bikes zu verbessern. Eine weitere Besonderheit aus dem Hause Mojo fährt Fabien an seiner Fox 40 spazieren, doch scheint er bislang keine Aussagen machen zu dürfen, was sich genau in der kleinen zusätzlich auf das linke Standrohr aufgeschraubten Kammer versteckt… Wir sind gespannt, wie sich die Prototypenerfahrungen auf die Serienbikes auswirken werden denn das Summum ist schon bislang das Trendbike zum Thema Lenkwinkel gewesen – vielleicht bleibt es das auch für die Zukunft? Platz 11 auf jeden Fall für den Franzosen an diesem Wochenende.

photo

Als es zu den Top 20 geht packt dann endlich Freecaster alle Kameras aus und direkt der erste Fahrer ist richtig spektakulär unterwegs: Scott11 Fahrer Fabien Pedemanaud legt sich gleich zwei Mal direkt vor der Kamera ab, kann sich jedoch katzenhaft abfangen und unversehrt ins Ziel fahren. Nur wenig später machen sich die Top10 bereit und das bereits im Qualibericht erwähnt Generationenduell wird ausgefochten: Cedric Gracia, gefolgt von Troy Brosnan und Sheffield Steal Steve Peat. CG nimmt schon im oberen Teil der Strecke seine bekannte Aero-Haltung ein (vergleiche die Cedric Gracia Gong Show) und pusht wie ein wilder, nur um am Ziel-Double einen fetten One-Foot-Tabletop rauszuhauen. Das Problem dabei: Seine Kette führt schon fast den gesamten Lauf zwei Mal oben durch die Kettenführung, wodurch der wilde Franzose das Treten abschreiben kann. Direkt im Anschluss der gefühlt (und beinahe tatsächlich) halb so alte Troy Brosnan aus Australien. Seine Monster-Specialized-Kollegen Sam Hill (verletzt nicht gestartet) und Brendan Fairclough (verletzt nicht ganz konkurrenzfähig) haben wenig Ruhm nach Hause fahren können und so lastet auf dem Jungster der gesamte Druck der Specialized-Fanboys dieser Welt. Und er haut einen raus; zeigt, wie schnell und flüssig man auf dieser Strecke unterwegs sein kann. Im Wald nimmt er eine Linie auf der Innenseite, die sonst niemand schafft und noch in der Luft tritt er mit allem, was er hat dem Ziel entgegen – sensationell und am Ende der hervorragende sechste Platz für den talentierten Junioren-Weltmeister. Direkt im Anschluss dann mit Steve Peat wieder ein Oldie, der auf dieser Strecke schon drei Mal gewonnen hat. Am Ende fährt er, in Anbetracht seiner Handgelenks-Verlenkung respektabel, auf Platz 15. Dennoch scheint der Generationenwechsel allmählich vollzogen, denn was danach kommt sind wohl mit die spannendsten Minuten World Cup aller Zeiten gewesen. Die Rivalität zwischen Australiern und Neuseeländern ist mindestens so alt wie die Trennung der beiden Inseln, und nichts motiviert einen Kiwi mehr, als einen dieser Ozzies aus dem Hotseat zu fahren. Drei Kiwis sind noch am Start, als Troy Brosnan es sich in demselben bequem macht und seine Monster-Dose reckt. Leider gelingt der Anschlag gleich dem ersten von ihnen, Brook MacDonald aus dem Team MS-Evil. Spätestens seit Fort William sollte jeder MacDonald auf dem Schirm haben und obwohl Brosnan schon extrem schnell zu sein schien, findet er irgendwo zwischen Wurzeln und Steinen wahnsinnige 5,6sek auf den Junioren-Champion – vernichtend.

photo

MacDonalds Zeit soll länger Bestand haben, im weiteren Verlauf schafften es weder seine Landsmänner vom Team Lapierre, Sam Blenkinsop und Cameron Cole, ihn zu gefährden (beide fahren souverän in die Top10, Platz 8 und Platz 5), noch der vor heimischen Publikum hochmotivierte Steve Smith. Ebenso wenig der einmal öfter unglaublich sehenswert fahrende Danny Hart. Der Junge ist einfach spektakulär, spring im Zielbereich Meter zu weit und zeigt einfach nur, was es heißt, es krachen zu lassen. Krachen lässt es auch Gee Atherton, allerdings im weniger positiven Sinn. Sein Fahrstil scheint doch etwas Hinterrad beanspruchend zu sein, in Fort William kam er mit 13 Speichen weniger ins Ziel, dieses Mal reißt es ihm den Reifen von der Felge. Wie zum Dank für die unsachte Behandlung wickelt der sich unschön um die Kassette und blockiert wirkungsvoll jegliche Weiterfahrt. Das ohnehin schon verkorkste Rennwochenende mit schwerem Sturz und überhaupt fraglicher Rennteilnahme wird damit noch unerfreulicher, denn mit dem unvermeidbaren „did not finish“ rutscht Gee im Rennen um den Gesamtweltcup weit ab und ist verständlicher Weise eher ungehalten, als er am Streckenrand ins Ziel schieben muss.

photo

Doch hinter Gee liegen noch einige auf der Lauer. Im steilen Startturm warten noch Josh Bryceland, Aaron Gwin und der Schnellste der Qualifikation, Greg Minnaar aus Südafrika. Bryceland, genannt „Ratboy“, gilt als Trainingsfaulenzer mit Extra-Talent aber bislang wenig konstanten Leistungen – umso stärker sein dritter Platz in der Qualifikation. Im Rennlauf kann er tatsächlich darauf aufbauen und zeigen, dass er mehr auf dem Kasten hat als schöne Whips. Gewohnt locker und mit viel Style donnert er die Strecke herunter und schlängt nicht nur Brook MacDonald, sondern erreicht auch seine beste Platzierung im World Cup – Platz 2 und das in Mont Sainte Anne.

photo

Und dann gibt es nur noch zwei Starter, genau die beiden Herren, die bislang die Saison weitestgehend unter sich ausgefochten haben. Für Aaron Gwin „for the win“ machen die Zuschauer noch mal ordentlich lärm und feuern den US-Amerikaner auf seinem Carbon Trek Session von Zwischenzeit zu Zwischenzeit. Völlig ausgepumpt schaut er im Zielbereich auf die Uhr – und hat sogleich guten Grund zu grinsen. Nochmals 0,465sek schneller als Bryceland und das trotz einem Fehler der ihn zum Stehenbleiben gezwungen hat – höher könnte die Latte für den letzten Mann am Berg – Greg Minnaar – kaum liegen. Die Statistik spricht für den Südafrikaner und seine langen Beine: Er hat hier schon gewonnen, er kann auch unter Druck noch zeigen, was geht, er ist einer der konstantesten Fahrer im Weltcup. Bei der ersten Zwischenzeit liegt er knapp hinter Gwin, doch es ist richtig eng. Greg ist der schnellste in der Speed-Trap,… doch es passiert das, was die Statistik für GM eher nicht vorsieht – er stürzt. Im rutschigen Steinfeld im Wald umzirkelt er elegant einen Baum doch berührt ihn dabei leicht mit der rechten Schulter, klickt links aus, wird von den nächsten Steinen hin- und hergeworfen. Sein Vorderrad verkantet, stolptert, stockt – und seitlich geht’s über den Lenker. Der Sieg ist weg, doch Greg weiß, dass es um mehr geht, springt wieder aufs Rad und tritt, was die langen Beine hergeben. Im Ziel hat er dann über neun Sekunden Rückstand, der daraus resultierende 18. Platz bringt nur noch wenige Punkte im Kampf um den Weltcup. Angeführt wird der nach wie vor mit gewachsenem Vorsprung von Aaron Gwin.

photo

photo

Rennergebnis Herren
MSA Herren Ergebnis DH

World Cup Stand der Herren
MSA Herren Stand DH

Rennbericht Damen
Deutlich weniger spektakulär als bei den Herren ist es bei den Damen zugegangen, denn die Schwierigkeit dieser Strecke haben viele im Hinblick auf den Gesamt World Cup als Anlass genommen, um auch ein bisschen auf die Gesundheit zu achten. So gewinnt Tracy Moseley (übrigens nicht wie Markenkollege Gwin auf dem neuen Carbon-Bike unterwegs) nach der Quali auch das Rennen und muss sich doch dem Angriff von Floriane Pugin erwehren. Die Französin hat zuletzt in Leogang gezeigt, dass sie das Zeug für die Weltspitze hat und auf der schwersten Strecke der Saison wird sie mit weniger als zwei Sekunden Rückstand Zweite. Hinter ihr folgt – mit großem Abstand – Rachel Atherton im Doppelback mit Sabrina Jonnier. Nicht ganz an das starke Qualifikationsergebnis kann Petra Bernhard anknüpfen, die hinter Emiline Siegenthaler auf dem siebten Platz landet, dadurch im World Cup Ranking aber dennoch einen Schritt nach vorne machen kann. Jill Kintner aus den USA startet schwächer als ihre Konkurrentinnen, kann sich aber im Laufe des Rennens bis auf den 12. Platz nach vorne arbeiten, während Miriam Ruchti mit deutlichem Rückstand 16. wird. Schlusslicht wird unerwartet Fionn Griffiths, die im ersten Streckensektor gestürzt ist und erst nach über 10min im Ziel ankommt.

photo

photo

Rennergebnis Damen
MSA Damen Ergebnis DH

World Cup Stand der Damen
MSA Damen Stand DH

Bilder von Hoshi Yoshida hier in der Lightbox:

photo photo photo photo photo photo photo photo photo photo photo photo photo photo photo photo photo photo photo photo photo photo photo photo

photo photo photo photo photo photo photo photo photo photo photo photo photo photo photo photo photo photo photo photo photo photo photo

photo photo photo photo photo photo photo photo photo photo photo photo photo photo photo photo photo photo photo photo photo photo

photo photo photo photo photo photo photo photo photo photo photo photo
Diese Fotos im Fotoalbum anschauen

photo

photo

Die Strecke im Santa Cruz Course Ride mit dem atemlosen Rob Warner

Das war’s vom World Cup in Mont Sainte Anne live and exclusive on mtb-news.de ;). Es grüßen Nus und Tobi.

p.s. am kommenden Wochenende geht es im Worldcup direkt weiter – in Windham / USA stehen DH und XC auf dem Programm. Hier wieder live auf MTB-News!

  1. benutzerbild

    Tabletop84

    dabei seit 05/2008

    goil, der Gracia! smilie

  2. benutzerbild

    san_andreas

    dabei seit 02/2007

    Super Bilder, Johnny ! Respekt !

  3. benutzerbild

    Bloemfontein

    dabei seit 06/2009

    Goiiile Bilder! smilie
    Vor allem das 1. und CG! smilie

  4. benutzerbild

    nuts

    dabei seit 11/2004

    sehr geil, gefällt!

  5. benutzerbild

    Johnny Jape

    dabei seit 11/2008

    besten dank fürs feedback, btw. hat jemand den zielsprung vom CG von einem anderen Fotografen von vorne gesehen?

    hab gesehen, dass hoshi den von hinten hat, und aus meiner erinnerung haben die foto pros an stellen gestanden wo sie den nicht einsehen konnten, quasi hinter dem zielbogen

Was meinst du?

Wir laden dich ein, jeden Artikel bei uns im Forum zu kommentieren und diskutieren. Schau dir die bisherige Diskussion an oder kommentiere einfach im folgenden Formular:

Verpasse keine Neuheit – trag dich für den MTB-News-Newsletter ein!