Was ging heute auf der Bike Expo in München? Relativ viel oder auch relativ wenig, das hängt ganz von der Vergleichsgröße ab. Beim Go Big or Go Home Best Trick Contest gab es trickmäßig einiges zu sehen, und beim Pump Club ging es ziemlich fix im Kreis, aber Ausstellungsmäßig war nur relativ wenig zu sehen. Wer die Eurobike, die ISPO oder die Outdoor gewöhnt ist, der würde auch heute nicht davon sprechen, dass die Messe gut besucht war, kein Gedränge, viel Platz überall. Doch im Gespräch mit Ausstellern erfuhr ich, dass am heutigen Publikumstag fast revolutionär viel los war, verglichen mit den Vortagen. Dennis Stratmann (Random) hat gestern Nachmittag vor Langeweile sogar ein Nickerchen in seinem Anhänger gemacht, verpasst hat er nichts. Sein Stand ist übrigens sehr sehenswert, die besten Bilder aus Random sind auf hochglanz Acyrl gedruckt und machen einiges her.

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2012er Neuheiten gab es nur sehr vereinzelt zu sehen, so hatten nur die Bekleidungshersteller Sombrio und POC schon die Kollektion des nächsten Jahres am Stand, die meisten großen Hersteller waren nicht einmal anwesend. Überhaupt waren nur vier Hallen in Benutzung, zwei davon waren aber mit Pedelec-Testparcour und Big in Bavaria Dirts voll, es bleibt ein überschaubares Angebot. Auf dem Freigelände steht ein genialer Pumptrack, erbaut von Joscha Forstreuter, der in zwei Wochen in München-Solln eine ähnliche Strecke anlegen wird, nur dreimal so groß, Daumen hoch dafür.

Go Big or Go Home – Best Trick Contest

Eintausend Euro Preisgeld winkten dem Gewinner des Best Trick Contests – Grund genug, richtig Gas zu geben. Denn auch wenn die ganz großen Namen über den großen Teich zum Crankworx nach Whistler geflogen sind, stehen hier in Europa noch genügend starke Dirt Jumper bereit, um eine gute Show abzuliefern. Während der halbstündigen Jam-Session in der Halle B6 – draußen wäre das Event erneut ins Wasser gefallen, eine Weise Entscheidung der Organisation – wurden richtig starke Tricks gezeigt. Da war zum Beispiel eine junge skandinavische Flotte, quasi die Generation Söderström 2.0, die mit Decades, Downside Whips und Double Whips auf sich aufmerksam machte, dann die Brigade von der Insel rund um Sam Reynolds und Lance McDermott, außerdem die spanische Fraktion um Bienve Aguado und natürlich auch Deutsche Fahrer, namentlich Simon Kirchmann oder auch Tobias Wrobel.

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Doch während man bis vor kurzem mit einem Double Whip oder einem Flipwhip einen Best-Trick Contest hätte entscheiden können, musste man sich dieses Mal mehr einfallen lassen. Bienve Aguado legte dazu mal einen Nohand Frontflip vor, der einige Zeit als Benchmark gelten sollte. Getoppt wurde dieser Trick aber schon bald durch einen 360 Tailwhip to Barspin von dem einem Polen, dessen Namen ich leider weder aussprechen noch schreiben kann, Tipps werden entgegen genommen.

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Und dann kam Lance McDermott. Ich hatte keine Ankündigung von ihm gehört und hielt den Spruch des Kommentators „hier wird Geschichte geschrieben, macht ein bisschen Lärm“ für den kläglichen Versuch, etwas Stimmung in die Halle zu bringen, als es dann wirklich passierte: Lance zog am dritten Double einen fetten Double Backflip, flog etwa 3m zu weit aber landete sicher, und dann war Stimmung in der Bude. Er kommentierte hinterher, „normalerweise nicht so viel Speed zu bekommen und nicht so weit zu fliegen“, war aber sichtlich begeistert und saß ab sofort an erster Stelle um den Sieg.

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Der einzige Fahrer, der daran noch etwas ändern wollte, war Bienve Aguado. Der junge Spanier hatte am letzten Jump zwar nicht seinen Double Frontflip, aber doch einen ausgefallenen, schwierigen Trick in Petto: Ein Frontflip Tailwhip sollte es sein. Er stand ihn aber auch nach zwei Versuchen nicht annähernd, der Sieg ging somit an Lance McDermott, der damit wohl endgültig wieder zurück und genesen ist.

Pump Club

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Der Pumptrack lässt sich komplett zusammenstecken – Spielwiese eben. Foto: Boris Nachbauer.

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Kein Heimvorteil – Joscha Forstreuter hatte nur den Pumptrack auf der Außenanlage entworfen. Foto: Boris Nachbauer

Beim Pump Club getauften Pumptrack-Duell gab es sieben Regeln, wobei die ersten zwei davon schon sind, dass über den Pump Club kein Wort verloren werden darf. Bei wem es noch nicht klingelt: Fight Club zeigt Brad Pitt in Höchstform, sehenswerter Streifen. In diesem Pump Club, der auf dem von Roger Rinderknecht entworfenen, im Anhänger mobilen Holztrack ausgetragen wurde, hatten sich insgesamt 16 Fahrer für das Finale qualifiziert, der schnellste davon auf einem Race BMX in unter 8sek. für die etwa 40m lange Runde – das zeigt auch schon, wie bunt gemischt das Fahrerfeld war: Neben BMX-Racern waren 24″ Street-Fahrer, klassische Dirt Jumper / Streetfahrer wie Marius Hoppensack, Allrounder wie Max Schumann und 4X-Fully-Fahrer dabei.

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Max Schumann weiß: Beim Pumptrack fahren geht’s ums pumpen, gewonnen hat der Fahrer mit dem höchsten Druck: 6 Bar um genau zu sein…

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Dank gutem Timing (direkt im Anschluss an den Best Trick Contest) und zuschauerfreundlichem Aufbau (360° einsehbar) mangelte es nicht an Zuschauern, die durch Freibier und Klatschfächer bestens versorgt wurden, und sich das Finale, welches im Eliminationsverfahren durchgeführt wurde, ansahen. Bis zum Finale wurden sie zwischendurch vom DJ bei Laune gehalten, denn für die Zeitnahme war nur eine Uhr vorhanden und ein schnellerer Uhrenwechsel zwischen den Startern offenbar organisatorisch schwierig, und so dauerte es etwa 3 Minuten zwischen jedem Fahrer, sodass das Verhältnis aus Action zu Unterhaltung durch Marius Hoppensack nicht ganz perfekt war. Ebenfalls noch optimierbar: Der extrem kurze Auslauf in ein Absperrgitter, er verursachte einige zum Glück harmlose Stürze. Der Rest des Abends verlief für alle begeisterten unterhaltsam und lässt sich so zusammenfassen: Wer hier qualifiziert war, hatte schon was auf dem Kasten, und so mussten auch in Runde 1 schon namhafte Fahrer gehen, Joscha Forstreuter und Max Schumann, um nur zwei zu nennen. Sam Reynolds und Jakob Wencel zeigten, dass auch Dirt Jumper schnell sein können, die üblichen Verdächtigen (Adrian Kiener, Domi Dierich mit seiner Krawatte,…) zogen weiter und im Finale standen sich dann zwei Fahrer gegenüber, wie sie nicht unterschiedlicher hätten sein können:

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Glitzert zwar schön, macht aber ziemlich Pizza, wenn man darauf stürzt: Griptapeoberfläche – Credit Boris Nachbauer

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BMX-Race at it’s best: Clickies, Leatt-Brace, Fullface-Helm und vor allem: Sack schnell.

Sebastian Meindl auf seinem Banshee AMP mit Halbschale und T-Shirt knapp unter 2m groß auf der einen, Michael Müller mit seinen 177cm, Fullface Helm, Leatt Brace und Klickpedalen auf der anderen Seite. Beide Fahrer hatten bis dahin jede Runde souverän für sich entschieden, nun galt es. Am Ende gewann Michael Müller, vielleicht auch wegen der Tatsache, dass in seinen Reifen über 6 Bar waren… als Prämie gibt es einen schönen Continental-Box-Gürtel und Cash auf die Kralle, unter allen Startern wurden EVOC-, Conti und Contour-Goodies verteilt.

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Im Kleid absolut (Pump-) Club tauglich: Laura Brethauer – Gerüchten zufolge denkt Sombrio schon über eine Serienfertigung nach ;)

Bei den Damen gab es ebenfalls einen sehenswerten Wettbewerb, auch weil sie sich dazu entschieden hatten, allesamt im Kleid anzutreten. Nach ein paar Testrunden stellte sich heraus, dass bikebare Kleider mangelware sind, die Träger mussten mit Kabelbindern verstärkt werden, deutlicher kann sich eine Marktlücke nicht zeigen… Bei Zeiten nur etwas mehr als eine Sekunde langsamer als die Herren zeigten Tanja, Steffi Telscher und Laura Brethauer, dass es beim Pumptrack fahren nicht nur ums Pumpen geht, am Ende gewann Laura Brethauer und freute sich über eine neue Helmkamera und Bares.

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Fazit: Nur die Zeitnehmung ließe sich mit noch weniger Unterbrechung organisieren, insgesamt ist der Fight Club aber eine klasse Sache, auch wenn sich die Fahrer nicht mit Fäusten direkt duellieren. Ich hoffe jedenfalls, dass der PumpClub in Zukunft auf mehr Messen und Events vorbei schau – mitmachen kann ich jedem empfehlen. Beim Big in Bavaria Contest morgen dürfte nochmal einiges gezeigt werden, außerdem steht das Shorttrack Cross Country Finale an.

Bilder für alle: Mehr vom Pumptrack und den Dirt Jumps hier in der Slideshow:

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  1. benutzerbild

    DrRock

    dabei seit 11/2001

    Sorry für OT, aber gibts zu dem Projekt mehr Infos??? Außer dass es in der Herterichstraße in der Bezirkssportanlage Solln entstehen wird, findet man rein gar nix im Netz.


    Also, dass das Ganze in Solln in der Herterichstraße gebaut wird, hast ja schon mitbekommen. Die Stadt München baut auf einem freien Gelände (und nicht auf der ehemaligen Bezirkssportanlage, die schon lange in das Eigentum des TSV Solln übergegangen ist) einen Pumptrack mit 2 Dirtlines. Der Bau geht in den kommenden 2 Wochen über die Bühne. Wir hoffen auf gutes Wetter. Wenn das Ganze fertig gestellt ist, kann jeder dort fahren und sich aktiv an der Pflege beteiligen.

    Und das NICHTS im Netz zu finden ist, ist ne ziemlich fade Ausrede. Komplette Geschichte: http://www.mtb-news.de/forum/showthread.php?t=451635

    Grüße
    Heiko
  2. benutzerbild

    FlamingMoe

    dabei seit 03/2003

    Danke für die Info! hab wohl zu oberflächlich gesucht...
    Jedenfalls super Sache mit dem track, bin schon seeeehr gespannt! Wenns was wird, werd ich mir extra dafür ein dirtbike kaufen =)

  3. benutzerbild

    DrRock

    dabei seit 11/2001

    Wenns was wird, werd ich mir extra dafür ein dirtbike kaufen =)

    Dann geh schonmla in nen Shop! smilie
  4. benutzerbild

    FlamingMoe

    dabei seit 03/2003

    Zu Weihnachten dann =)

  5. benutzerbild

    Marc B

    dabei seit 07/2001

    3er,frontflip und nen double backflip.bin immer noch stoked

    McDermott ist wieder der Alte... In Nürnberg wird es cool, ihn dann wieder live zu sehen wie 2006!

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