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MTB-News: Hi David aka G-Räf – Für alle, die von dir noch nicht gehört haben – stell dich einfach mal kurz vor.

Ein BMX-Fahrer, der ab und zu 4X fährt. 23, nein 22 Jahre alt, 23 werde ich erst nächstes Jahr :) Ich wohne in Winterthur, nähe Zürich, und war dieses und letztes Jahr im BMX- und 4X-Weltcup unterwegs.

MTB-News: Wie bist Du Bike-Profi geworden?

Seit ich 5 Jahre alt bin fahre ich BMX. Ab 10, 12 Jahren war dann das Ziel geworden, irgendwann mal vom BMX zu leben. Roger Rinderknecht war schon immer bei mir im BMX-Club und dadurch auch Trainer, Mentor, etwas in der Art. Dann habe ich aber gesehen, dass man mit BMX-Fahren kein Geld verdienen kann und dachte mir: Wenn der das kann, warum soll ich es dann nicht auch mal mit 4X probieren? Im 4X liegt mir sehr, dass nicht nur die Kraft entscheidet, sondern die Fahrtechnik auch noch einen echt großen Teil ausmacht. Dadurch hat es eigentlich recht schnell geklappt, gleich beim ersten Weltcup in Schladming 15. geworden (2008). 2009 bin ich dann zwei, drei Weltcups gefahren. Die waren nicht der Hit, aber bei der WM09 bin ich ins kleine Finale gekommen und hab den 7. Platz gemacht, dass hat dann ganz schön geboostet, dann kam Nicolai und hat mich gefragt, ob ich nicht mal ein schönes Fahrrad haben will :) Nach Nicolai sind noch Onza und Suntour eingestiegen und dann ging es in die nächste Saison. Die war ganz okay, aber ich lag immer ein bisschen auf der Fresse (lacht) – immer Halbfinale, eigentlich gut 2. im Halbfinale und mich dann doch noch abgelegt, und dann gleich so abgelegt, dass ich das kleine Finale nicht mehr bestreiten konnte…

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Dieses Jahr ist es das erste Mal alles so aufgegangen, wie ich das eigentlich geplant hatte. In Südafrika bin ich mit dem 5. Platz gleich aufs Podium gefahren, dann ging die Saison gleich ziemlich schnell ziemlich gut weiter: 2. Platz in Fort William, 2. Platz in Leogang. Eigentlich hatte ich jetzt geplant, nächstes Jahr ein bisschen BMX zu fahren und mich bis Olympia darauf zu konzentrieren um dann zurück zum 4X zu kommen, aber so wie’s aussieht ist das ein bisschen ungewiss…

MTB-News: Hat Roger Rinderknecht auch deine Sponsorenwahl beeinflusst? Er fuhr früher auch Nicolai-Bikes…

Naja, ne. Eigentlich bin ich nur genau wie Roger über Hoshi Yoshida zu Nicolai gekommen, Hoshi ist eher die Parallele. Ob Roger schon mal Nicolai gefahren ist, war für mich unerheblich, aber vielleicht hat es Nicolai beeinflusst, weil es mit Roger gut geklappt hat und sie wieder einen neuen, jungen Fahrer haben wollten. Als kleine Firma können sie die Fahrer nicht ewig halten, die sind eher eine Talentschmiede im Unterschied zu großen Herstellern wie GT oder Giant. Dafür können sie in Kleinserie wirklich fette Sachen realisieren – wir planen zum Beispiel ein BMX mit Scheibenbremse und eventuell Kettenschaltung oder ein 4X-Hardtail mit integrierter Sattelstütze

MTB-News:… und wie lang können sie Dich noch halten?

So lange wie… Du keine Ahnung. Nächstes Jahr bin ich definitiv noch auf Nicolai Bikes unterwegs. Wenn dann einer kommt und mir Millionen anbietet, dann würde ich auch eine andere Marke fahren. Wenn nicht, kein Problem. Ich bin zufrieden mit den Rädern und mache es nicht nur vom Geld abhängig, aber es ist natürlich klar: Von irgendwas muss ich leben… in der Schweiz.

MTB-News.de: Kommst Du denn als Bike-Profi – in der Schweiz – über die Runden?

Für mich würde es nie reichen, wenn mich meine Eltern nicht unterstützen würden. Die unterstützen mich eigentlich auf Hinsicht von Olympia und übernehmen dass, was ich mit Sponsoren nicht hinkriege, damit ich mir bis Olympia keine Gedanken machen muss, wie ich trainieren kann. Da habe ich echt Glück und möchte Ihnen auch hier Danken. Was nach Olympia kommt, weiß ich nicht, schließlich will ich nicht ewig zu einem gewissen Grad von meinen Eltern abhängig sein. Mal sehen, wie ich dass dann mache… arbeiten gehen? (lacht)

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MTB-News.de: Als was?

Ich habe eine Ausbildung als Feinmechaniker gemacht. Darauf möchte ich nicht unbedingt zurück. Aber ich bin jetzt nicht der Typ, der sagt: Wenn es nicht mehr klappt 100% Fahrrad zu fahren, dann mache ich eben 50% Fahrrad fahren, 50% arbeiten. Ich hab einfach das Gefühl, wenn ich nicht 100%, oder zumindest 80% Fahrrad fahren kann, dann lohnt es sich einfach nicht. Ich will nicht irgendwie Top10 fahren, ich will um den Sieg fahren können. Sonst gehe ich lieber arbeiten und mach das ganze als Hobby, weil Verlieren macht mir keinen Spaß. (breites Grinsen)

Am liebsten würde ich, wenn ich in hoffentlich vielen Jahren nicht mehr an der Spitze mitfahren kann, die Trainer-Ausbildung machen und dem Sport etwas zurück geben. Personal Trainer, gerade im Bike-Bereich wäre klasse. Ich gebe im Moment schon viel Kids Kurse, da würde ich gerne weiter machen. Vielleicht auch als Nationaltrainer im BMX! Das ist kein Vollzeitjob, aber das würde mich reizen.

MTB-News: Was braucht es, um im 4X ganz nach vorne zu fahren?

Eine sehr gute Grundausbildung. Das sieht man bei vielen Top-Fahrern, die aus dem BMX-Sport kommen. Als BMXer lernst Du schon in jungen Jahren die Technik um einiges feiner, als wenn Du erst mit 15 beginnst. Es gibt viele 4Xer, die sich mit 12, 13 ein Mountainbike gekauft haben und dann so reinkommen oder vom CrossCountry her reinkommen. Ich habe echt Respekt vor Leuten wie Fischi, vom Rennrad zum 4Xer zum BMX Supercross-Fahrer. Das stelle ich mir richtig schwer vor. Außer der Grundausbildung musst Du natürlich viel trainieren, nicht nur Fahrrad fahren. 4X ist eben eine Diszplin mit Gate-Start, bei der der Start mit entscheidet. Viele kritisieren das, aber ich finde das gut. Du kannst es trainieren, es ist für alle gleich. Manche Leute nervt es, dass Graves immer den Start gewinnt, aber ich meine: Warum soll er ihn nicht gewinnen? Er ist auch einfach der, der anscheinend am meisten dafür getan hat! Vor fünf Jahren war er auch noch nicht der beste am Start. Als Sportler finde ich es interessant, an mir zu arbeiten um schneller zu sein. Den Ehrgeiz brauchst Du im Sport – dann können dir die anderen egal sein.

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MTB-News: Jared hat also einfach mehr als die anderen trainiert? Was macht den Kerl so schnell?

Er ist halt einfach overall der beste Fahrer, sonst bist Du nicht so überlegen. Wenn Du eine Quali mit 1.8sek. Vorsprung gewinnst, dann liegt es nicht nur am Gate. Er ist glaube ich echt ein Ausnahmeathlet, der extrem an sich arbeiten kann, der sich extrem auf etwas fokussieren kann. Solche Leute haben überall Erfolg. Das sind nicht einzelne Personen, die unglaublich viel mehr Talent haben als andere, aber sie machen dann halt einfach noch ein bisschen mehr draus.

MTB-News: Er fährt nächstes Jahr Downhill – ist so etwas für Dich überhaupt denkbar?

Ich habe es schon mal erwähnt: DH würde mich echt reizen. Aber ich kann natürlich nicht sagen: Ja klar, kein Problem, wenn es 4X nicht mehr gibt fahre ich eben Downhill. Ich bin noch nie ein DH-Rennen gefahren, und es wäre ziemlich vermessen zu sagen: Auf in den DH-Weltcup. Die Jungs sind richtig schnell, trainieren ganz anders. Es würde mich reizen, das auszuprobieren, ein Übergangsjahr machen, in dem ich mich darauf vorbereiten kann und wenn es mir taugt im nächsten Jahr Downhill fahren. Aber einfach so geht das nicht. Das hat man auch bei Jared gesehen: Dieses Jahr wollte er beides fahren, aber das Niveau ist inzwischen einfach zu hoch um in beiden Disziplinen vorne mit zu fahren. Jetzt hat er sich noch mal auf 4X konzentriert. Auch er muss sich jetzt richtig anstregen, um sich nächstes Jahr zu behaupten – und er hat schon einiges an DH-Erfahrung!

MTB-News: Dein bisher schönster Weltcup?

Fort William finde ich von der Stimmung her geil, obwohl mir die Strecke nie so richtig gelegen hat, damit konnte ich mich nie anfreunden. Die Strecke in Südafrika fand ich zum Fahren richtig geil, hat richtig Spaß gemacht, nur zum Zuschauen war sie anscheinend richtig langweilig. Ansonsten machen Erfolge natürlich schon einen guten Weltcup. 5. in Südafrika war schon gut, der 2. in Fort William schon gut, aber durch Stürze verursacht, aber richtig geil war dann Leogang: Alles aufgegangen, 2. aus eigener Kraft. Da passte einfach alles, Prosection gefahren, Duell mit Jared bis zur Ziellinie, das hätte nur ein 1. Platz toppen können.

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MTB-News: Angenommen du solltest eine Strecke gestalten – wie sähe sie aus?

Ich finde die ganze Diskussion um BMX-ähnliche Strecken nervt. Für mich sollte jeder, der sich darüber beschwert, mal mit einem BMX eine 4X-Weltcup-Strecke runter fahren. Selbst die „schlimmste“, BMX-lastigste Strecke fährst Du einfach nicht mehr mit 20″. Das ist unmöglich. Wenn ich eine Strecke bauen würde: Gate (was sonst? Der schnellste wird immer der schnellste sein!). Danach eine richtig lange, schnelle Startgerade und nicht so kleines Zeug. Die versuchen immer, uns auf der ersten Geraden zum Bremsen zu zwingen, aber wir bremsen im Rennen eh nicht – die Logik geht nicht auf. Richtig große Sprünge gleich auf der Startgeraden, dann ruppige Sachen. Die Strecke in Champery fand ich im Ansatz gut, aber sie haben da einiges vernachlässigt, die Strecke war einfach zu gefährlich, die erste Gerade zu steil, die erste Kurve zu eng, sowas ist blöd. Ich würde zum Beispiel auch mal einen riesigen Hip-Jump einbauen. Wir können mit unseren Fahrrädern gut 15m Sprünge springen, mit dem BMX gehen ja auch 12m. Die Sachen müssen eben gut gebaut sein, es kann nicht sein, dass Absprünge oder Landung nicht funktionieren. Sprünge müssen sauber (wenn Du willst BMX-mäßig) sein, dazwischen kann ruhig Downhill sein. Aber die letzten Meter vorm Absprung, auf denen Du nichts mehr machen kannst, die müssen sauber gemacht sein! Und eben lange Geraden. In Kurven zu überholen wird immer Block-Pass sein, also immer ineinander rein fahren; weil selbst wenn Du drei Linien baust ist ja nur eine die schnellste. In Kurven wird Überholen also immer hässlich, wir brauchen stattdessen mehr Geraden wie in Leogang, dass sind die Möglichkeiten sauber zu überholen. Letztes Jahr hat man dort gesehen, wie da attackiert wird, genau so etwas brauchen wir.

MTB-News: Du magst das Gate – neben wem stehst Du denn am liebsten drin?

Entweder neben Jared, der ist nämlich bis zur ersten Kurve schon weg, oder neben langsameren Startern, die sind ebenfalls gleich weg :)

MTB-News: Und neben wem eher ungern?

Eigentlich habe ich da echt selten Probleme. Außer neben Michal Prokop. Der Kerl ist ganz schön drauf! Er bremst einfach nicht! Ich bin ja schon ein Fahrer, der viel riskiert und spät bremst – aber Michal ist da noch krasser :) Aber auf Psycho-Krieg am Gate darfst Du dich nicht einlassen, da musst Du einfach 100% überzeugt sein.

MTB-News: Weltcup fahren heißt reisen – wo bist du am liebsten?

Ich gehe gern nach Amerika. Die letzten zwei, drei Jahre war ich jeweils den ganzen Winter in Kalifornien um zu trainieren, damit habe ich mich ziemlich angefreundet. Dieses Jahr klappt das nicht, weil ich mit der BMX-Nationalmannschaft unterwegs bin. Insgesamt habe ich beim Weltcup gern Reiseziele, wo mir die Leute in der Mentalität ähnlich sind. Wenn alles anders ist als zuhause, ist das anstrengend für die Organisation. Zum Beispiel beim Weltcup in Südafrika, das Hotel war unbrauchbar, nur Stress. Beim Weltcup sollte es einfach sein, ich bin ja für das Rennen dort: Möglichst nah bei der Strecke pennen, im Hotel essen,…

Gerade eben ist die BMX-Nationalmannschaft schon angeklungen. Was hat es damit auf sich?

Ich habe jetzt alles darauf ausgelegt, dass ich nächstes Jahr zu den Olympischen Spielen fahren kann. Davor sind drei oder vier BMX-Weltcups bis Anfang Mai, Ende Mai BMX-WM und dann ist klar, wer aus der Schweiz nach London fährt. Bisher haben wir zwar noch keinen Startplatz, aber da bin ich zuversichtlich, dass wir den irgendwie hinkriegen. Olympia ist mein größtes Ziel, wenn das klappt bin ich nur am trainieren, irgendwo in der Nähe einer Supercross-Strecke. Wenn das nicht klappt… frage ich Nicolai nach einem Downhill-Rad… (Lacht). Im Ernst: Wenn bis dahin eine 4X-Serie steht, bin ich da unterwegs.

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Als 4X-Racer ist es anders als für Downhiller schwierig, in Bike-Filme zu kommen – woran liegt es, und wäre das Filmbusiness was für Dich?

Ich weiß auch nicht, warum 4Xer so selten in Bike-Filmen sind. Wenn Du dir die alten Parts von Cedric Gracia anschaust, siehst Du, wie geil das sein kann. Er fährt extrem aggressiv, das ist beim 4X halt so. Die Downhiller fahren da vielleicht weniger spektakulär, es sieht bei einem guten Downhiller eher easy aus und als ob er nicht viel machen müsste; bei uns ist das anders. Eigentlich wäre das aber gut für Filme, einen vollkommen anderen Style mit reinzubringen. Klar hätte ich auf soetwas Lust! Obwohl du beim Filmen nicht unbedingt die coolste Strecke fährst, sondern halt das, was am besten aussieht. Aber es muss nicht groß sein, auch kleine Produktionen wie „Home speed home“ finde ich klasse. Am Schluss hast Du ein Produkt, was Du immer wieder anschauen kannst. Es ist zwar viel Arbeit, aber eben echt geil.

Was war dein erstes Bike?

Mein erstes Fahrrad war ein 16″… keine Ahnung was für ein Kinderrad das war. Mit Rücktritt. Damit war ich dann mit 4 oder 5 auf der BMX-Strecke und meine Eltern haben mir gesagt: Wenn Du die ganze Strecke schaffst, kriegst Du ein BMX. Ich hab dann so lange geübt, bis ich das hingekriegt hab. Das war richtig schwierig, weil in der Mitte ein riesig hoher Table war, so 4m hoch. Den hab ich einfach lange nicht geschafft, aber nach ein paar Monaten bekam ich mein erstes BMX, ein Elf, richtig geiles Rad.

Damit hast Du dann Roger kennen gelernt?

Klar. Er ist ja 8 Jahre älter als ich und war damals voll da. Er war zwar eigentlich damals noch nicht sooo gut, aber ich kann mich auch nicht richtig erinnern. Als ich dann 12, 13 war, da hat er mich immer mitgenommen. Er hat nämlich von meinen Eltern das Auto bekommen, und musste mich dafür mitnehmen, als Rucksack. Damit sind wir dann trainieren gegangen, das hat mir sehr viel geholfen, das merkst Du immer wenn Du mit besseren fährst. Und auch heute noch: Es macht einfach mehr Spaß zu zweit auf hohem Niveau zu trainieren, als wenn Du immer der einzige bist, der etwas neues ausprobieren will.

Wie siehst Du allgemein die Förderung von Sportlern in den Gravity-Disziplinen?

Da haben wir noch großen Nachholbedarf. Wenn Du mal schaust: Die ganze Grundausbildung findet in Fahrrad-Vereinen statt, vor allem beim CrossCountry. Das dauert oft zu lange, bis da gefördert wird. Im Downhill sind die Fahrer irgendwie oft auf einer Art Ego-Trip und damit kommt die Grundausbildung nicht richtig zustande. Die Leute kommen dann mehr zufällig zum Downhill und mehr zum Spaß. Dabei spielt sicher auch eine Rolle, das viele Eltern hier in der Schweiz oder in Deutschland Profi-Biker nicht akzeptieren. Anderswo ist das die Chance um rauszukommen, bei uns ist das als wenn Du kein Bock hast zu arbeiten. Und wenn Dich deine Eltern nicht unterstützen wird das extrem schwierig.

Biken ist dein Leben. Bist Du einfach süchtig oder kriegst Du manchmal zu viel?

Zu viel ist es nicht. Als 4Xer kann ich ja 4X, BMX, Crosscountry, Enduro,… fahren und viel variieren. Natürlich vermisse ich es, wenn ich mal ein, zwei Wochen lang nicht fahre, aber ich muss nicht jeden Tag unbedingt auf dem Fahrrad sitzen. Wenn es nicht Training ist fahre ich nur dann, wenn ich Spaß habe. Dann gehe ich mit Kumpels Freeriden, weil es Spaß macht. Aber sonst fahre ich schon fürs Training so viel Rad, dass ich nicht zusätzlich noch viel Fahrrad fahren muss.

Wie trainiert man eigentlich auf 4X? Viel Muckibude, viel Rennrad?

Viele Sprints! Sprint- und Krafttraining sind einfach sehr wichtig, Maximalkraft ist Trumpf. Das kannst Du ein bisschen mit einem 100m Sprinter vergleichen. Ansonsten einfach viel Fahrrad fahren, ich glaube es ist echt das wichtigste, dass Du dich auf deinem Rad wohlfühlst und weißt, was passiert, wenn sich irgendwas bewegt oder rutscht oder oder oder – und das kriegst Du nur durch Fahrrad fahren. Ich glaube es ist nicht nötig, so oft 4X zu fahren. Wenn ich ehrlich bin, fahre ich 90% BMX. 4X fahre ich überhaupt nur drei Tage vor dem Weltcup, vielleicht eine Woche davor. Einfach ein paar Gates und ein paar Anlieger auf dem Pumptrack, um das Fahrrad wieder zu spüren. Aber das Gefühl für das Fahrrad, egal wo Du es trainierst, ist das entscheidende. Ob BMX-Bahn oder 4X-Strecke ist egal, solange ich am Ende weiß, wie mein Fahrrad reagiert. Für den Weltcup braucht es noch mehr als Brechsand, deshalb fahre ich mit dem 4X-Rad auch mal Singletrails (z.B. am Gurten), das schlägt dann richtig rein. Da fahre ich mit Fully und Hardtail und dann bin ich drin. Sprungtraining mache ich nicht mehr explizit, ich springe einfach schon solange ich denken kann.

Ich habe gehört, Roger und Du stellt euch gegenseitig Challenges – wie sieht das gemeinsame Training aus?

Du darfst Dich einfach nie mit dem zufrieden geben, was Du schon kannst. Ich kann viermal die Woche auf die BMX-Strecke gehen und es gibt keinen Tag, an dem ich nichts neues ausprobiert habe. Wir fahren dann zum Beispiel alles rückwärts oder springen die Sachen Intervall, also nicht so, wie es gegeben ist. Wir probieren in Winterthur dann auch richtig krasse Sachen, statt drei Doubles zwei Triples zu springen oder so. Dabei musst Du klar immer abschätzen, ob es das Risiko wert ist, aber so etwas bringt dich weiter und macht einfach auch mehr Spaß. Oder wir versuchen die Pro-Section mit möglichst wenig Treten zu springen, während andere das Ziel haben, die Pro-Section zu springen fangen wir an mit nur 3 Tritten ab Start die Pro-Section zu fahren.

Als 4Xer sind Sprünge dein Ding. Trotzdem habe ich noch kein Dirtjump-Bild von dir gesehen. Warum?

Es gibt schon ein paar Bilder, aber ich fühle mich da nicht so wohl – bin halt Racer durch und durch. Wenn ich dann mal DirtJumps fahre, werde ich oft ein bisschen belächelt, weil ich halt racemäßig fahre: Flach und ohne Tricks…

Hast Du denn irgendwelche DirtJump Tricks drauf?

Ich habe mir mit Roger in Winterthur auf der BMX-Bahn ein Foampit gebaut. Den Backflip zum Beispiel habe ich mir immer easy vorgestellt, auch wenn ich ihn nicht mal vom Sprungbrett kann. Aber ich dachte: Fahrrad fahren kann ich ja. Aber irgendwie machen das fünfjährige Kids besser als ich :) Ist für mich aber auch nicht so wichtig, mir fehlt der Anreiz, ich finde meine Challenges woanders.

Ein Tipp für den ambitionierten Hobby-4Xer hier im Forum, damit er schneller wird?

Geht auch mal auf die BMX-Bahn und versucht immer etwas neues. Viele fahren immer das gleiche und immer ähnlich, Rückwärtsfahren ist ihnen noch nie in den Sinn gekommen. Aber so lernst Du nichts dazu! Bleibt einfach dran! Wenn Ihr am Start schneller werden wollt, dann sucht mal nach „Schnellkrafttraining“ bei Google, dann findet Ihr schon etwas, womit ihr anfangen könnt. Wenn es ambitionierter sein soll, braucht Ihr einen Coach, die gibt’s vor allem im BMX und weniger im 4X. Nur durch Abwechslung behaltet Ihr die Lust!

Wobei verlierst denn selbst Du die Lust am Racen?

Bei Rennen hauptsächlich durch technische Defekte. Zum Beispiel beim Weltcup in ChulaVista ist mir an einem 11m Kurvensprung die Gabel gebrochen, da ist dann das Vertrauen ins Material weg, Du fühlst dich einfach nicht gut. Ansonsten gibt es schon auch mal Strecken, auf denen ich mich einfach nicht wohl fühle, auch wenn ich nicht weiß, woran es liegt. Mir fehlt dann einfach das Gefühl, dort schnell fahren zu können.

Wer ist dein Lieblingsfahrer im MTB-Bereich?

Hört sich vielleicht doof an, aber ich finde Danny Hart richtig gut. Er lässt es einfach raushängen und ist ständig am Limit. Auf der anderen Seite Graves oder auch im Downhill Minnaar, die sind voll schnell und es sieht aber aus, als würden sie nie ans Limit geraten und mit 80% fahren und noch was übrig haben. Aber ich würde nicht sagen, das ein Fahrer alles hat.

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Und wie sieht ein normaler Tag im Leben des Herrn Graf aus?

Im Winter: Viel Training. Aufstehen um 8, kurzes Frühstück, naja eher gut frühstücken und ab ins Gym für 3 Stunden. Dann Mittagessen, viel schlafen, und dann nochmal Training: Sprints oder Gate-Training. Also insgesamt 2-3 Einheiten am Tag.

Im Sommer: Training ist eher Nebensache, da geht es nur Mittwoch zum Weltcup, Donnerstag Training, Freitag Quali, Samstag Rennen. Danach brauchst Du zwei Tage Ruhepause, dann kannst nochmal kurz Trainieren und ab zum nächsten Rennen.

Was ist der beste Tipp fürs Leben, der dir jemals gegeben wurde?

Ride hard, but save your nuts!

Welche wichtigste Lektion hat dich das Leben gelehrt?

Ich hatte ziemlich viele Verletzungen. Es ist einfach wichtig, nie aufzugeben, nach vorne zu schauen und positiv zu bleiben. Ich sehe selten das schlechte, oder zumindest nur sehr kurz und schau schnell nach vorne.

Woher nimmst Du die Motivation dafür?

Das ist etwas, was viele außenstehende nie kapieren werden. Für mich ist eine Verletzung nichts, weshalb ich sagen würde: „Irgendwann ist’s vorbei!“ sondern es gehört halt einfach dazu. Wenn ich mich verletze denke ich eher: Fuck, hast einen Fehler gemacht.

Wäre eine Protektorenpflicht nicht sinnvoll?

Ich finde so langsam müsste man das umkrempeln. Es sollte einfach dazugehören, Protektoren zu tragen. Teams, die von Protektoren-Herstellern unterstützt werden, müssten es eigentlich schaffen, den Teilen ein cooles Image zu verpassen. Das einzige, was die Hersteller noch verbessern könnten, wäre die Kompatibilität von Rückenprotektoren und Leatt-Brace, das schließt sich zum Teil aus.

Wen bewunderst du?

Ganz viele Leute. Sportlich zum Beispiel Roger Federer, unglaublich konstant. Aber auch Krankenschwestern, die habe ich schon oft gebraucht. Ich bewundere alle, die außerordentliches leisten.

Der beste Sport neben Biken?
BMX-Fahren.

Und ohne Räder?
Irgendwas, wo man sich nicht anstregen muss. Tischtennis spielen, Slacklinen, irgendwas was man nebenbei mit Freunden macht.

Die drei besten Bikefilme?
Mir fallen grad keine drei ein. Ich finde die 3 Minute Gaps – Trailer richtig gut, den Film habe ich aber noch nicht gesehen. Die Coastel Crew Clips. Da sieht man einfach, die fahren auf ihrer Heimstrecke, so kann da kein anderer Fahren, das ist fett.

Was läuft auf deinem Ipod?
Ich bin überhaupt kein Musik-Mensch. Meistens Radio, damit ich nichts runterladen muss. Wenn mir meine Freundin mal einen guten Tip gibt, okay. Ansonsten: Hiphop, Elektronisch, alles egal.

Print oder Online?
Online. Ich bin absoluter Computer-Freak. Internet süchtig. Es ist viel einfacher, alles online zu haben, als im Heft. Ich kann auch meinen Computer mit aufs Klo nehmen.

Mac oder PC?
Mac.

iPhone oder Android?
iPhone.

MTB-News: 20″ oder 26″?
ähm. Beides.

MTB-News: Und was ist mit 29ern?

Find ich geil. Für alle, die Fahrkomfort wollen. Das ist viel ruhiger und weniger hektisch, sehr relaxt. Aber ich verstehe nicht, wieso so viele Leute da einen Hass gegen haben, wieso ein Mountainbike genau 26″ haben soll. Von mir aus kann es auch 36″ haben. Sieht geil aus, ist was anderes, warum nicht? Im Alltag sind 26″ praktisch, aber es gibt so viele verschiedene Sachen, da wundert sich auch keiner.

MTB-News: Brechsand oder Waldboden?
Waldboden.

MTB-News: Trainingsplan oder Partytyp?

Leute, die mich kennen, sagen Partytyp. Ich sag Trainingsplan, is klar, ne? Mir gefällt eine Mischung. Es gibt Tage, da komm ich von der Party nach Hause und mein Nachbar Roger steht gerade auf und winkt mir zu. Da fühlst Du dich dann einfach scheiße… (lacht)

MTB-News: Danke für das Interview – die letzten Worte gehören Dir!

Ich möchte nochmal allen danken die mich Unterstützen, Familie! und Sponsoren.. Nicolai, SRSuntour und Onza welche mich mit dem besten Material ausrüsten! Für die Zukunft hoffe ich dass noch einige Jahre Fahrradfahren dazukommen, ein neuer Fourcross Weltcup zustande kommt und ich die Fans unseres Sports weiterhin mit Action versorgen kann! Danke auch an Nuts der das ganze Geschwafel niedergeschrieben hat und sich die Zeit für das Interview nahm!

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Alle Fotos: Hoshi Yoshia

  1. benutzerbild

    david.graf48

    dabei seit 06/2010

    aha, fischi kommt also vom rennrad :-D
    komisch, ich kann mich gut an nen 10-jährigen erinnern der die downhills schon schneller runtergebrettert ist als die meisten andern... davon das er jahrelang xc gefahren ist weiß man wohl auch nix mehr :-D

    ok gut... hatte ich also immer falschen respekt .. respekt weg smilie haha

    quatsch! aber gut zu wissen! sorry
  2. benutzerbild

    michik

    dabei seit 08/2009

    hey david
    das war garnicht auf dich bezogen, sondern auf den fischi! is glaub ich falsch rüber gekommen^^
    ich mein, man kann ja nur das über jemand wissen, was der einem erzählt...
    ich find schon das man respekt vor leistung haben kann, der weg nach oben is für jeden schwer smilie

    und hey, lass knacken nächste saison! smilie

  3. benutzerbild

    san_andreas

    dabei seit 02/2007

    Sehr sympathisch !

  4. benutzerbild

    Ti-Max

    dabei seit 02/2008

    Sehr symphatisch, offen und bodenständig smilie

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