Das erste Mal habe ich Thomas Litscher beim Bundesligarennen 2007 in St. Märgen bemerkt. Andy Eyring gewann damals alle vorherigen Läufe der U19-Bundesliga, bis eben der Schweizer Thomas Litscher am Start war. Mit mehr als 40 Sekunden Vorsprung zeigte er, dass man auf ihn in Zukunft achten sollte. Mittlerweile sollte er in Deutschland besser bekannt sein, denn seit drei Jahren fährt er schon für deutsche Teams. Zuerst zwei Jahre für das M.I.G-Team und jetzt für das Felt-Ötztal-X-Bionic Team. Alle die ihn nicht kennen oder mehr über ihn erfahren wollen sollten das Interview lesen.

photo

MTB-News: Hey Thomas – Stell dich doch einmal kurz vor. Wer bist du und was machst du?

Ich bin Schweizer Mountainbiker, 22 Jahre alt, wohne in Thal SG und fahre für das deutsche Team Felt-Ötztal-X-Bionic.

MTB-News: Wie bist du zum MTB-Sport gekommen? Wann hast du angefangen Rennen zu fahren?

Mein Vater ist früher viel MTB gefahren und darum wollte ich dies auch ausprobieren. Die ersten Rennen bestritt ich vor 11 Jahren in der Kategorie Rock beim Swisspowercup.
Nebenbei machte ich noch andere Sportarten wie Fussball und Leichtathletik.

MTB-News: Was machst du wenn du nicht gerade auf dem Bike sitzt?

Während der Rennsaison gibt es nicht viel anderes als das Bike. Da dreht sich meist alles ums Training und das Bike. Jedoch geniesse ich in der freien Zeit auch gerne mal einen Kaffee mit Freunden, dass auch die Gedanken mal frei werden. Eine andere Tätigkeit ist das Kochen, das ich auch sehr gerne mache. Natürlich mache ich allgemein gerne Sport, es muss nicht immer das Velo sein.

MTB-News: Du bist im Felt-Ötztal-X-Bionic Team schon fast so etwas wie ein Kapitän. Von dir wird deshalb viel erwartet. Verspürst du besonders viel Druck? Und wenn ja wie gehst du damit um?

Es wird schon viel von mir erwartet und logischerweise setzt das einen dann unter Druck, aber durch meinen Personal-Trainer Bruno Diethelm kann ich damit recht gut umgehen. Außerdem habe ich ein recht gutes Umfeld von Familie und Freunden die mir helfen abzuschalten und mir einen Ausgleich zu geben.

photo

MTB-News: Du bist fast das halbe Jahr immer weg von zu Hause auf den diversen Rennen. Wie gehen deine Familie und deine Freunde damit um?

Die Familie unterstützt mich natürlich und wir bleiben viel in Kontakt. Manchmal reisen sie auch mit, wenn es nicht zu weit ist. Die meisten meiner Freunde haben auch Verständnis dafür und wissen, dass es eben nicht anders geht. Viele davon fahren selbst Rad und wissen, was es für ein Aufwand ist. Im Weltcupzirkus hab ich natürlich auch meine Kollegen und die sieht man ja dann immer. (lacht)

MTB-News: Als Profi muss man auf vieles verzichten. Ist es für dich trotzdem ein Traumjob oder öfters mehr ein Fluch?

Ich würde glaub nicht viel anders machen, wenn ich nicht Profi wäre. Es ist einfach meine Leidenschaft und ich bin natürlich super happy, dass ich damit auch noch mein Geld verdienen kann. Gerade am Ende der Saison ist die Motivation nicht mehr voll da, aber das gibt es ja in jedem Job.

MTB-News: Als Cross Country Fahrer hat man es in der Schweiz nicht leicht sich durchzusetzen. Die Konkurrenz bei euch ist unglaublich groß und oft werden sehr gute Fahrer nicht mit zu den internationalen Meisterschaften oder, noch extremer, zu Olympia mitgenommen. Wie findest du das?

Mich motiviert das eher als dass es mich stört. Da muss man eben sein Training sehr konsequent durchziehen und zu 100% dabei sein. Je höher die Konkurrenz, desto mehr pusht das einen. Das ist glaube ich auch der Grund, warum wir so viele Topfahrer haben. Schon die Jugendfahrer haben eine höhrere Konkurrenz als in anderen Ländern und werden so besser auf die Weltcups vorbereitet.

MTB-News: Passiert es dir manchmal, dass du auf der Straße erkannt wirst und die Leute dann ein Bild mit dir machen wollen oder um Autogramme bitten?

Ja, manchmal passiert das schon. Das freut mich natürlich und ist schon ein tolles Gefühl.

MTB-News: Kommen wir zum neuen Trend der 29er. Was hältst du davon? Auf was für einem Bike bist du immer unterwegs?

Ich fahre fast jede Strecke mit meinem 26″ Felt Edict Fully. Damit komm ich super zurecht und möchte auch nicht ständig zwischen den Bikes wechseln, weil man sich auch an das Bike gewohnen muss. In Zukunft werden aber sicherlich immer mehr Fahrer auf einem Twentyniner unterwegs sein. Gerade bei Kulhavy oder Sauser hab ich das gesehen, wie viel leichter sie sich in manchen Passagen getan haben. Die Strecken werden einfach immer schwieriger und die Twentyniner haben einfach mehr Grip, was schon echt ein großer Vorteil ist.

MTB-News: Kommen wir zu den immer schwierigeren Strecken und oft auch gefährlicheren Strecken. Findest du diese Tendenz gut?

Ich finde das gehört einfach zum Cross Country dazu. Für die Zuschauer wird einfach mehr geboten und man kann das ja auch gut trainieren. Alle Fahrer wissen das und sie wissen auch, worauf sie sich einlassen. Gefährlicher sind die Strecken eigentlich nicht geworden. Auf einfachen und dadurch schnelleren Strecken gibt es zwar weniger Stürze aber dafür sind sie dann auch schlimmer.

photo

MTB-News: Wie stimmst du dein Bike ab. Was für Reifen und mit wieviel Druck fährst du sie?

Die Sitzgeometrie hab ich in Frankfurt von Spezialisten perfekt einstellen lassen. Meistens fahre ich die Racekings in 2,2 Breite mit ca. 1,8bar bei 75kg und Latexschlauchen mit Pulver, damit sie leichter rollen.

MTB-News: Was isst du vor dem Rennen und was während dem Rennen?

Ungefähr vier Stunden davor ess ich Kohlenhydrate – Reis, Nudeln, Gries oder sonst was. Ich hab kein spezielles Essen, weil ich das irgendwann nicht mehr essen kann. Während dem Rennen trink ich Wasser mit Winforce-Pulver. Das reicht mir vollkommen.

MTB-News: Wie regenerierst du dich zwischen den Rennen?

Mit einem Ruhetag, Massage und gutem Essen.

MTB-News: Was machst du im Winter?

Nach der Saison mache ich einige Wochen Pause in denen ich mich nicht aufs Bike setze und was anderes unternehme. So lange es geht trainiere ich im Winter auch auf dem Rad, jedoch gehe ich auch gerne Langlaufen, Joggen und Skifahren. Aber ich bin in der kalten Zeit auch öfters in südlicheren Regionen unterwegs.

MTB-News: Wie trainierst du Downhill? Machst du Endurotouren oder gehst du auch mal in Bikeparks?

Ich mache eigentlich kein spezifisches Downhilltraining, während dem Biketraining fährt man ja auch Singletrails und Downhills, das ist alles da integriert. Richtung End of Season wird dann jeweils wieder das Endurobike abgestaubt und mit dem öfters Touren gefahren.

MTB-News: Was ist deine Lieblingsstrecke?

Offenburg und Champery.

MTB-News: Wie fandest du den neuen Weltcup in Novo Mesto?

Der war wirklich super. Professionell, richtig viele Zuschauer und die Strecke hat alles geboten.

MTB-News: Freecaster wird in Zukunft die Rennen nicht mehr übertragen – deine Meinung dazu?

Das ist sehr schade. Das ist das was unser Sport braucht und ich hoffe da findet sich eine gute Alternative. Ohne eine gute Übertragung entwickelt sich unser Sport nicht weiter.

MTB-News: Kennst du mtb-news.de? Bist du manchmal auf der Seite?

Ein, zweimal war ich schon drauf.

MTB-News: Perfekt. In Zukunft dann also mehr! Vielen Dank für das Interview und gute Erholung in der rennfreien Zeit.

Ja klar (lacht). Dankeschön. Gerne wieder, hat mich auch gefreut.

photo photo photo photo photo
Diese Fotos im Fotoalbum anschauen

Fotos von Küstenbrück und Maasewerd

  1. benutzerbild

    gigawatt

    dabei seit 12/2008

    suche dir dochmal nen verrückten biker, der an seinen hobeln das volle tuning betreibt und nicht alles seinem mechaniker überlässt.

    Oh, ich glaub da gibts einige. Ralph Näf ist denke ich einer davon. Schau mal seine Posts auf R2 Bike an. Der Typ dreht völlig am Rad was Tuning betrifft. Aber während Rennen verlässt sich bestimmt jeder auf seinen Mechaniker. Da muss man sich voll konzentrieren.
  2. benutzerbild

    Dommaas

    dabei seit 05/2011

    Das würde dann ja aber eher auf ne Bikevorstellung zielen oder soll ich das kombinieren ?

  3. benutzerbild

    gigawatt

    dabei seit 12/2008

    Oh verdammt, das wär natürlich cool. Aber mit Fokus auf die extra-love parts wie selbstgefräste oder selbstgebackene Teile oder Spezialdeko am Bike oder Sonderbehandlung von Reifen. Wenns so was gibt im XCO Weltcup. Mich würde zum Beispiel interessieren ob Litscher ne XT Kurbel fährt. Ich kann das auf den Bildern nicht so gut erkennen - sieht schwer danach aus - weiss das jemand?

  4. benutzerbild

    gigawatt

    dabei seit 12/2008

    Ja stimmt, hast Recht. Wenn man das Foto aus Heubach in Originalauflösung nimmt kann man den xtr Schriftzug sehen.

Was meinst du?

Wir laden dich ein, jeden Artikel bei uns im Forum zu kommentieren und diskutieren. Schau dir die bisherige Diskussion an oder kommentiere einfach im folgenden Formular:

Verpasse keine Neuheit – trag dich für den MTB-News-Newsletter ein!