Andi Brewi – der Dirt Jump-Profi über seine Wette bei „Wetten dass… ?“

Der 26-jährige Student Andi Brewi bestritt in Thomas Gottschalks letzter „Wetten dass… ?“ Show eine Außenwette mit Diskussionspotenzial. Der Dirt Jump-Profi hatte gewettet, dass er mit dem MTB schneller einen Snowpark hinabfahren könne als ein professioneller Snowboarder. Sein Gegner war dabei kein geringerer als der Halfpipe-Olympiasieger Gian Simmen aus der Schweiz. Andi konnte die Wette gewinnen, doch wurden im Nachhinein die Stimmen laut, die Strecke wäre so ausgelegt gewesen, dass Simmen keine Chance gehabt hätte. Für ein kurzes Interview mit MTB-News nahm sich Andi die Zeit, trotz vollem Terminkalender und bevorstehender Klausuren, ein paar Worte zu seiner Wette zu sagen.

Gian Simmen und Andi Brewi bei ihrer „Wetten dass… ?“ Außenwette in Ischgl.

MTB-News: Servus Andi. Auch wenn dein Name den meisten Leuten nach deiner Außenwette bei „Wetten dass… ?“ geläufig sein sollte, wissen wahrscheinlich die wenigsten, wer du wirklich bist. Kannst du dich uns bitte in den Grundzügen vorstellen?

Andi: Hi, ja klar mach ich das. Also mein Name ist Andi Brewi, ich bin 26 Jahre alt und studiere zurzeit in Wien. Zuvor war ich drei Jahre auf Dirt Jump- und Freeride-Wettbewerben unterwegs und habe einen Diplomlehrgang in Eventmanagement gemacht. Danach ein Praktikum bei der Marketingagentur Millhaus in München und anschließend war ich im Sportsmanagement Österreich bei Red Bull in Fuschl am See tätig.

Du bist ja schon seit Längerem kein unbeschriebenes Blatt mehr in der MTB-Szene. Was waren denn aus deiner Sicht die sportlichen Highlights deiner noch jungen Laufbahn?

Ich bin, wie du schon sagtest, etwas länger dabei und es gab viele tolle Momente in den letzten Jahren. Die größten Highlights waren sicherlich die Teilnahme an der Nissan Qashqai Tour, den Masters Of Dirt Festivals, der 5. Platz beim Vienna Air King 2010 (den ich ja seit 6 Jahren baue) und dem Suzuki Nine Knights Event dieses Jahr!

Auch wenn es dich mittlerweile wahrscheinlich schon nervt, aber viele von uns interessieren sich natürlich für die Hintergründe deiner Außenwette bei der vergangenen „Wetten Dass… ?“ Show. Wie bist du überhaupt dazu gekommen diese Wette zu machen?

Ich habe schon länger überlegt, was man Cooles machen könnte, ohne dass es zu gefährlich wird. Nach dem Unfall von Samuel Koch weht ein anderer Wind bei den Zuständigen des ZDF, also musste ich den Leuten erst mal genau zeigen, was ich da vorhatte. Nach den ersten Tests am Hintertuxer Gletscher waren sie jedoch sehr angetan von der Idee und nahmen die Wette an. Da es die letzte Show von Gottschalk sein würde wusste ich vorher nicht: Die Freude und Ehre war somit umso größer!

Wetten Dass 03.11.2011 – Wette Mountainbike vs. Snowboard von Emre12394 auf MTB-News.de

Hattest du so etwas im Vorfeld schon einmal ausprobiert, bevor du dich für diese Wette beworben hast?

Genau so hatte ich es noch nie versucht, aber auf Schnee bin ich natürlich schon öfter gefahren. Unter anderem auch beim White Style Contest in Leogang. Daher wusste ich schon mal, dass große Jumps möglich wären.

Es gibt viele Menschen, die nun im Nachhinein sagen, dass die Strecke ein Kinderspiel war und du absichtlich vom Gas gegangen währst, um die Spannung zu erhöhen. Wie trittst du solchen Vorwürfen gegenüber?

Ich habe natürlich selbst drüber gelesen, was die Internetcommunity so von sich gibt. Eigentlich finde ich diese Diskussionen immer ganz witzig. Ich hab mit meinem Kollegen Andi Wittmann dank der vielen Comments schon viel gelacht. Ob negativ oder positiv darüber geschrieben wird, ist eigentlich egal, solange sich die Leute darüber unterhalten. Die Publicity ist das, was zählt.

Zur Strecke sei Folgendes gesagt. Sie war absolut kein Kinderspiel. Leider durften nicht viele Informationen preisgegeben werden und die Kameraführung war aus Sicherheitsaspekten auch relativ geschickt ausgelegt. Wir haben im Vorfeld Geschwindigkeiten jenseits der 90 km/h Marke gemessen und sind bis zu 25m weit gesprungen. Ich war also froh über die vielen Stunden auf dem Motocross Bike, die ich in letzter Zeit gesammelt habe. Im Training hatte ich eigentlich nie Chancen gegen Gian und nicht mal auf dem letzten Flachstück, auf dem ich noch aufholen konnte, hatte ich die Möglichkeit ihn wieder einzuholen. Viele beschwerten sich über die lange Zielgerade, auf der der Snowboarder keinen Speed mehr aufnehmen konnte. Eigentlich wäre noch ein Obstacle geplant gewesen, bevor es ins Ziel ging. Der Tourismusverband, die Pistenchefs, und die Silvretta Seilbahn Ag haben alles gegeben um uns genug Schnee zu produzieren und haben für das Gebiet rund 2 Mio. Euro verschneit! Wir müssen Ihnen allen dankbar sein, denn ohne sie wäre das ganze Projekt nicht möglich gewesen! Leider mussten wir mit zehn Obstacles auskommen und der Zielraum mit dem dazugehörigen Zielsack wurden schon vorher bestimmt. That’s Eventbusiness… Nach den Trainings war die Gerade auf der wir immer noch über 50km/h gefahren sind aber auch für Gian kein Problem, weil ich ihn sowieso nicht einholen konnte.

Nach seinem Sieg war Andi sichtlich erleichtert, ebenso wie sein Fanclub – dem unter anden auch Andi Wittmann angehörte.

Auch außerhalb der MTB-Szene wurde diese Wette hitzig diskutiert. Nach dem allseits bekannten schweren Unfall in einer „Wetten Dass… ?“ Show wurde auch an deiner Wette starke Kritik geübt, da sie angeblich zu gefährlich gewesen sei. Wie entgegnest du solchen Aussagen?

Natürlich wurde ich mit solchen Aussagen konfrontiert. Der damalige Unfall war auch definitiv schrecklich! Ich denke ich konnte mich aber besser vor Verletzungen schützen und bin mit Ortema Neckbrace, Full-Face-Helm und diversen sonstigen Protektoren ausgestattet gewesen, damit mir trotz der guten Vorbereitung nichts Ernstes passieren konnte.

Wolltest du deinen Auftritt in einer der bekanntesten TV-Shows im deutschsprachigen Raum auch dazu nutzen, den MTB-Sport als Solches in die Öffentlichkeit zu bringen?

Das war natürlich das Hauptziel. Ich lebe für den Sport und ich denke wir sollten uns alle darüber freuen, dass die Zuständigen des ZDF unseren Sport in die Prime Time gebracht haben. Hoffentlich hat es den Zusehern auch wieder etwas die Angst vor dem Unfall nehmen können, wodurch sie uns Funsportler hoffentlich nicht mehr nur als lebensmüde Wahnsinnige sehen!

Kannst du uns beschreiben, wie du die ganze Situation aus deinen Augen miterlebt hast?

Puuuh es waren echt lange 1 1/2 Wochen voller Emotionen. Dazwischen war ich noch auf der Essen Motorshow und hab für meinen Felgensponsor Dotz Autogramme geschrieben. Als ich nach drei Tagen wieder zurück in Ischgl war, traf ich Gian und den Rest der ganzen Ischgl- und ZDF-Crew zum ersten Mal. Es war auf jeden Fall kein leichtes Unterfangen die ganze Strecke so hinzubekommen, dass alles gut funktionierte. Ich hatte zudem auch durchgehend die schlechtere Spur als der Boarder. Der Wochenablauf war eigentlich simpel: 6:45 aufstehen, 7:30 die erste Bergbahn nehmen, um die kalten Temperaturen zum Testen zu nutzen. Den Rest des Tages hab ich mich dann gemeinsam mit der Crew um die Strecke, Interviews und mein Bike gekümmert, bis es dann nach teilweise 13 Stunden auf den Berg zum Abendessen ging. Aufs Bett hab ich mich immer am meisten gefreut, bis der Wetttag kam. Da war ich natürlich ziemlich aufgeregt. Zumal rechnete ich nicht damit, dass ich Gian schlagen könnte und hoffte, dass uns das Wetter keinen Strich durch die Rechnung macht. Immerhin sind mein Fanclub aus Neukirchen und Wien und meine Familie angereist, die ich nicht mit einer Einspielung der Generalprobe enttäuschen wollte! Ich könnte jetzt viel dazu schreiben, wie es mir ging, aber ich hab einfach versucht die Fernsehzuschauer auszublenden, das Interview hinter mich zu bringen, bei dem ich mich ja auch noch so herrlich versprochen habe (28 Gänge hahaha…) und mich auf den Lauf zu konzentrieren. Es war sicherlich mein bester Lauf der ganzen Woche, denn Fehler durfte sich keiner von uns erlauben.

Mit bis zu 90km/h rasten Gian und Andi auf die bis zu 25 Meter langen Sprünge zu.

Waren die Sprünge für dich als Dirt Jumper eine Herausforderung, oder waren sie leicht zu bewältigen?

Für mich als Dirt Jumper und Motocrosser waren sie dennoch eine Herausforderung würde ich sagen. Die großen Jumps wurden ja nur von vorne gefilmt und es war teilweise schon ein ziemlicher Adrenalinrausch mit 90 km/h auf einen Kicker zuzufahren das Hinterrad blockieren zu lassen und zu hoffen, dass es auch nicht im Absprung wegschmiert, um den 25m weiten Sprung nicht komplett zu überschießen… Ich glaube, mehr brauche ich nicht sagen…

Bist du im Vorfeld schon einmal so große Sprünge auf Schnee gesprungen?

Beim Whitestyle standen schon auch ziemliche Geräte, aber distanzmäßig waren die Sprünge bei der Show weiter und auch nicht wie riesen Dirt Jumps, sondern wie Snowboardkicker gebaut.

Wirst du im Januar auch beim White Style in Leogang teilnehmen?

Nein ich denke nicht. Ich lege meinen Fokus nicht mehr auf solche Contests, sondern eher auf Videoproduktionen, Photoshoots, Medienevents oder Wetten – getting old…

Du warst ja auch einer der Glücklichen die es über den Video Contest zur Nine Knights Teilnahme geschafft haben. Wie hat dir dieses Event gefallen und welche Eindrücke hast du von dort mit genommen?

Wie gesagt, der Nine Knights Event war sicher ein Highlight. Zumal ich ja über einen Monat in den Bergen war und mitgeholfen hab den Kurs zu designen und zu bauen. Die Obstacles musste ich dann auch als erstes versuchen und war überglücklich, dass alles so gut funktioniert hat. Wir hatten eine super Zeit mit allen Locals die mich ja auch als Fanclub bei der Wette unterstützt haben und die Stimmung unter den Ridern war einfach anders als auf einem Contest, wo es um 3 Runs geht. Es musste keiner alles geben, aber jeder wollte die geilsten Aufnahmen von sich. Ich glaube das Ergebnis lässt sich sehen und ich freu mich schon auf das hoffentlich kommende Event.

Nine Knights – Andi Brewi zeigt einen schön gestreckten Superman. (Foto: Lars Scharl)

Bist du der Meinung, dass diese Art von Medien-Event Zukunft haben wird?

Auf jeden Fall! Ich denke auch, dass der Mountainbikesport durch genau solche Events ordentlich gepushed wird und durch die Errichtung der Obstacles unter so einem Motto auch ganz andere Zielgruppen ansprechen kann!

Wie sehen deine Pläne für dass kommende Jahr aus?

WETTEN DASS…? – ich das noch nicht weiß. Naja zuerst mal freue ich mich darauf wieder in Wien zu leben und werde versuchen mein Studium weiterzubringen. Wir haben auch einige Trailbauprojekte, die hoffentlich auch alle klappen. Dann kommen noch der Vienna Air King, Die Mastersofdirt Tour, einige Shows, ein noch geheimes Videoprojekt und hoffentlich die Nine Knights usw. usw… Also langweilig wird mir sicher nicht!

Andi besten Dank für deine Zeit – die letzten Worte gehören dir.

Danke für das Interview! Ich hoffe euch hats gefallen und ihr konntet ein wenig mehr über den auf Schnee fahrenden Dirt Jumper erfahren. Ich könnt mich auch gern auf meiner Facebook-Seite besuchen!

—————————————————————————————————————————————————————————–

Bilder: Andi Brewi – privat / Nine Knights – Lars Scharl