Der beliebte Mountainbike Film „ROAM“ beginnt mit einer kurzen aber feinen Definition des Wortes „ROAM“: „to roam is to search for something idle“. Wie so häufig kennen wir Deutschen für dieses eine Wort eine Menge an andren Wörtern, die jedoch teilweise die englische Definition des Suchens nach etwas Unsichtbaren weit hinter sich lassen. So können die Worte „wandern“, „schlendern“, „streuen“, „herumschweifen“ oder auch „stromern“ als passende Übersetzung von „to roam“ angesehen werden, doch fehlt ihnen allen die geheimnissvolle Motivation der Mountainbiker, die sich auf die Suche nach neuen Trails machen, bislang unbekannte Bergflanken erkunden oder ihr Heimatrevier ganz neu kennen lernen. Schließlich gibt es beim Mountainbiken kein Ziel außer der Fahrt selbst – was auch den Machern von „ROAM“ nicht entgangen ist.

“To roam is to search for something idle. On a mountain bike, you can cover a great distance in a short period of time, or a short distance in a great period of time. They say that the journey can be more important than the destination. In mountain biking there is no destination. Just a bike, a rider and a place to ride.”

Im Programm des Bekleidungslabels „Sombrio“, das von Ex-Extremfreerider Dave Watson gegründet wurde, findet sich ein Produkt, dass uns bei dieser ständig neu beginnenden Suche nach Trails, Spots und Spaß begleiten können soll: Die ROAM Hose. Rein von der Konzeption her soll diese Hose All-Mountain, Enduro und Freeride Mountainbiker ansprechen, die auf ihren Touren bei kühlen Temperaturen eine lange Hose tragen wollen. Auf Grund der leichten Fütterung und dem wasserfesten Obermaterial empfielt sich die ROAM Pant direkt für den Einsatz im Herbst / Winter / Frühjahr, wenn es draußen kalt ist und neben der reinen Funktion als Hose auch der Wetterschutz eine Rolle spielt. Passend zu diesem Einsatzbereich wird die Hose von Sombrio als 3-Jahreszeiten-Hose betitelt, doch je nach Wetter könnte sie sogar im Sommer Spaß machen. Das wollten wir herausfinden!

Technische Daten
Schnitt: FRD Slim fit
Wassersäule: 5000mm
Aufbau: 2 Lagen Stretch Stoff mit atmungsaktiver Membran auf der Innenseite
Futter: Mesh
Reißverschlüsse: YKK, wasserdicht

Details
– Weitenverstellung am Knöchel
– Getapte Nähte im Bereich der Sitzzone
– Taschen mit Reißverschlüssen gesichert
– Belüftungsöffnungen (mit Reißverschluss) von Knie bis Schritt, Innenseite, Mesh-Gitter
– Doppelt ausgeführte Nähte an den Taschen
– Gürtelschlaufen
– Nahtloser Schrittbereich

Material
2-Tone HARDSHELL – II SERIES

Größen
S, M, L, XL, XXL

Maßangaben für Größe S
Beinlänge außen: 1050mm
Beinlänge innen: 790mm
Beinweite Knöchel: 200mm
Bundweite Hüfte: 410mm
Belüftungslänge (pro Bein): 375mm
Gewicht: 495g [Foto in der Gewichtsdatenbank auf mtb-news.de]

Farben
Schwarz (in echt mit grau / braun – Stich, siehe Fotos)

Preis (UVP)
119,- €

In der Hand
In den letzten Jahren habe ich einige Hosen aus dem Hause Sombrio besessen und die Meisten von ihnen haben mich mit überzeugender Verarbeitungsqualität, tollen Materialien und sehr gutem Sitz überzeugen können. Da diese Hosen jedoch allesamt kurz und ungefüttert gewesen ist, ist die Sombrio Roam Pant auf anhieb kaum mit ihnen zu vergleichen gewesen.

Doch auch bei der Roam Hose macht die Verarbeitung auf den ersten Blick einen guten Eindruck und dank rundum gedichteter YKK Reißverschlüsse könnte sich die Behauptung der Wasserdichtigkeit tatsächlich bewahrheiten. Nicht bewahrheitet hat sich hingegen die Farbe schwarz. Wie auf den Bildern in direktem Sonnenlicht – aber auch im Zimmer – zu erkennen ist die Hose nicht wirklich schwarz, sondern eher grau. Das ab März 2012 erhältliche 2012er Modell der Roam wird noch ein wenig weniger schwarz sein, wie mir vom Sombrio Vertrieb Sports Nut mitgeteilt worden ist.


Manch einer würde sich wohl wünschen, dass die Farben von Innen und Außen vertauscht wären,…

Im krassen Gegensatz zum unauffälligen Äußeren der Hose mit klacrer Nahtführung und leicht vorgeformten Knien steht das lilane Innenfutter der Hose, das sich schon am Schriftzug andeutet und im gesamten Futter fortgeführt wird. Unter dem robust erscheinenen, leicht raschelnden Außenstoff befindet sich eine zweite Lage offenporigen Meshgewebes, welches für einen guten Feuchtigkeitstransport und angenehmen Sitz einerseits, die nötige Wärme an kalten Tagen andererseits sorgen soll.

Sollte es der Wärme dann doch zu viel werden, kann die Hose über zwei sehr große, von der Innenseite der Oberschenkel bis unter’s Knie reichende Belüftungsöffnungen ventiliert werden, um überschüssige Wärme von den Beinen wegzuleiten. Auch im geöffneten Zustand sind die Öffnungsschlitze jedoch kompakt genug, um nicht an Hebeln, Zuganschlägen oder anderen Punkten des Fahrrads hängen zu bleiben – gut gemacht!

Auf dem Trail
Also rin in de Bux und ab auf den Trail. Von einer für’s Fahrradfahren gedachten Hose ist zu erwarten, dass sie perfekt auf die beim Pedalieren auftretenden Bewegungen perfekt angepasst ist und weder spannt, noch ständig in der Kette hängt oder am Hinterreifen schleift. Beide Kriterien erfüllt der Schnitt der Sombrio ROAM Pant auf sehr gute Art und Weise. Dank dem durchgehenden, nahtlosen Schnitt im Schrittbereich erlaubt die Hose eine seitliche Bewegungsfreiheit, wie sie nur wenige Hosen erlauben und trotz lässigem „Freeride Fit“ ist sie eng genug, um am Bein sauber anzuliegen und nicht nervig zu flattern.


Sorgt für beste Bewegungsfreiheit: Der nahtlose, durchgehende Schnitt im Schrittbereich.

Unterstützt wird die große Bewegungsfreiheit von dem in horizontaler Richtung leicht „stretchbaren“ Stoff, der den Bewegungen des Fahrers zusätzliche Freiheitsgrade einräumt. Genau diese Charakteristik wird von Sombrio als FRD Slim Fit bezeichnet: Lässig aber eng genug für ernsthaften Sport. So ergibt sich auch insgesamt ein Sitz, der zu überzeugen weiß. Als kleines Schmankerl wäre eine im Bund integrierte Weitenregulierung schön gewesen, doch dank Gürtelschlaufen können hier schlanke Personen problemlos selbst die Weite regulieren.

Bekennende Sitzpolster-Fahrer sollten bei der ROAM Pant dennoch misstrauisch werden, denn dünner Stoff, dünne Fütterung und sonst nichts sind kein Ersatz für ein gutes Sitzpolster. Sombrio bietet keine Möglichkeit, die Hose direkt mit einem Polster auszustatten, doch in Anbetracht des Einsatzbereiches hat mir das Polster zu keiner Zeit gefehlt: Weder auf dem Weg zum Trail, noch auf dem Trail, noch auf dem Weg zurück. Gerade dann, wenn das Fahrrad stellenweise geschoben / getragen werden soll, kann ein Sitzpolster extrem unangenehm werden.

Eine echte Freeride-Hose sollte mit allerlei Taschen genügend Stauraum für die großen und kleinen Dinge des Mountainbike-Alltags bieten. An der Roam Hose hat Sombrio insgesamt fünf Taschen untergebracht, von denen die beiden vorne auf der Hüfte sehr gut nutzbar und dank nach oben gerichteter, verschließbarer Öffnung perfekt auf das Mountainbiken zugeschnitten sind. Weniger gut gelungen sind jedoch die Gesäßtaschen und auch die Tasche seitlich am Oberschenkel. Sie sind durch Klettverschlüsse (am Oberschenkel Druckknopf und Reißverschluss) gesichert und sollten so nichts verloren gehen lassen – lassen neuen Inhalt aber auch nicht ungehindert hineinkommen.


Die Tasche seitlich am Oberschenkel ist gut gesichert – aber auch genau so schwer zugänglich.


Gleiches gilt für die Taschen am Po.

Hier haben sich die Sombrio-Konstrukteure ein wenig zu sehr auf der sicheren Seite bewegt, denn gerade mit Handschuhen sind diese Taschen kaum zu benutzen und vor allem große Gegenstände können kaum eingeführt werden. Im Alltagseinsatz passen so beispielsweise nur schmale Geldbeutel problemlos in die hinteren Taschen, während dicke Kleingeld-Bomber draußen bleiben müssen. Hier ist fraglich, was einem mehr wert ist – perfekter Schutz gegen ungewolltes Entleeren oder gute Zugänglichkeit. In Anbetracht dessen, dass manch eine Fahrradhose komplett ohne Taschen ausgestattet ist, sind die fünf Taschen an der Roam jedoch noch als gut zu bewerten.

Rein von der Temperatur her betrachtet ist die Hose als warm zu bezeichnen. Dank guter Winddichtigkeit und der oben genannten Fütterung hält sie vor allem im Kniebereich angenehm warm und kann durch die geschickt platzierten Belüftungsöffnungen individuell temperiert werden – solange es nicht zu warm (bei mir >10°C) – ist.


Perfekt platziert und dank wasserdichtem Reißverschlus perfekt verstellbar – die Oberschenkelbelüftung der ROAM Pant.

Warum sind die Belüftungsöffnungen so gut? Auf der Innenseite der Beine gelegen werden sie gut mit Fahrtwind versorgt, klaffen aber nicht auf und sind angenehm unauffällig. Das ist der eine Punkt. Der zweite und deutlich wichtigere Punkt ist, dass dank der großen Länge warme Luft vom Oberschenkel effektiv abgeleitet werden kann und der lange Reißverschluss eine individuelle Einstellung ermöglicht. Hier ist besonders positiv anzumerken, dass der Reißverschluss oben beginnt und es so erlaubt, das kälteempfindliche Knie warm zu halten, auch wenn der Oberschenkel gekühlt werden soll. Sehr gut!

Und wie steht es um den Wasserschutz? Nach gut 35 Tagen ohne jeglichen Niederschlag habe ich zuletzt gar nicht mehr an einen Alltagstest abseits des Waschbeckens (dort sehr erfolgreich!) geglaubt. Doch die letzten Tage in München sind ein wahrer Härtetest gewesen mit Sturm, Schneematsch, Hagel und genügend Regen für so manche Hose. Unter diesen Bedingungen hat sich die Sombrio Roam Pant sehr beachtlich geschlagen und nicht nur warm, sondern auch trocken gehalten. Bei regelmäßiger Satteldusche mit anschließendem „Einsitzen“ der Feuchtigkeit ist im Gesäß zwar trotz getapter Naht und solidem Stoff nach gut einer Stunde die erste Nässe zu spüren gewesen, doch ist das auch die härtest mögliche Angriffsstelle einer Hose. Abseits dieser kleinen Schwäche hat die Wetterfestigkeit jedoch voll und ganz überzeugen können.

Damit eignet sich die Sombrio Roam Pant hervorragend für kühle Tage, an denen es gerne auch regnen darf. Sollte dann dennoch die Atmungsaktivität an ihre Grenzen stoßen, kann über die Belüftungsöffnungen effektiv nachgeholfen werden, so dass die Hose in einem breiten Einsatzbereich und bei verschiedenen Temperaturen gut gefahren werden kann. Nur zu warm sollte es nicht sein – bei mir haben sich ab etwas mehr als 10°C die Gedanken dann doch wieder eher in Richtung kurze Hose orientiert.

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Fazit
Mit der Roam Pant hat Sombrio eine funktionell überzeugende, relativ leichte Hose für kalte Tage im Programm. Besonders überzeugend sind der Schnitt und die Belüftung, Nachbesserungsbedarf besteht jedoch bei den Taschen und dem Bund. Dank hochwertiger Verarbeitung und Materialien kann die Roam Pant immer dann überzeugen, wenn es draußen ungemütlich wird. 5000mm Wassersäule sind zwar für einen Snowboarder zu wenig, auf dem Mountainbike erhöhen sie den Fahrspaß im Regen aber deutlich!

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Pro
+ sehr guter Schnitt
+ sinnvoll platzierte Belüftungsöffnungen
+ ausreichend wasserdicht für den Wintereinsatz
+ warm genug für kalte Tage

Contra
– Preis
– keine Weitenregulierung an der Hüfte
– Tasche am Hosenbein (seitlich) und Gesäß kaum nutzbar da Öffnungen zu klein / eng
– Ungeeignet für warme Tage

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Bilder als Slideshow
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Diese Fotos im Fotoalbum anschauen

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Abschlussfrage
Welche langen Hosen verwendet ihr zum Fahren im Winter oder bei kalten, nassen Bedingungen? Oder bleibt ihr das ganze Jahr über untenrum kurz?

  1. benutzerbild

    Zwiper

    dabei seit 02/2009

    Ich fahre nur mit ner gepolsterten Innenhose, egal mit welcher Hose drüber, ist auch bei der Roam garkein Problem.

  2. benutzerbild

    ninja23

    dabei seit 05/2007

    Wie immer super geschrieben, nuts.

    Die Hose sieht interessant aus, so eine wasserdichte, warme Hose könnte ich gerade im Winter super gebrauchen.

    Allerdings find ich nirgends eine Größentabelle dazu. Darf ich fragen was du für einen Hüftumfang hast?

  3. benutzerbild

    ninja23

    dabei seit 05/2007

    Sorry, jetzt hab ich grad gesehen das die Masse der Hose ja im Artikel stehen >_<

  4. benutzerbild

    TomatoAc

    dabei seit 10/2009

    Platzangst "Ram" Zipp off trage ich seit diesem Winter und bin begeistert.

    Sie hat ein ähnliches Belüftungssystem wie die vorgestellte, aber hinten auch noch Belüftungsreißverschlüsse, so dass man ordentlich Zug auf die Beine bekommt - wenn man will.

    O´neal Hardschalen Knie/Schienbeinprotektoren passen locker drunter, der Bund ist gefüttert mit so kleinen Polstern und Wasserfestigkeit/Verarbeitung haben die letzten Wochen absolut überzeugt.

    Allerdings ist es auch noch zu warm, bei Temperaturen zwischen 10 und 5 Grad habe ich bis jetzt noch bei jeder Fahrt geschwitzt und war schon mehrfach froh den unteren Teil der Beine abtrennen zu können.

  5. benutzerbild

    machero

    dabei seit 07/2004

    Weiss jemand wie die ROAM (2012) Hose in Grösse XL ausfällt ?

    Bin 2 Meter gross... könnte das noch passen ???

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