Rennen an besonderen Orten scheinen derzeit einige Aufmerksamkeit zu erregen. Wir haben in den vergangenen Tagen bereits vom Holy Ride in Ehime, Japan und dem Downforce Rennen in Swansea, Wales, berichtet. Beide Rennen wurden mit der Unterstützung von Red Bull durchgeführt. Vor einigen Tagen fand im nahen Holland ein Rennen statt, bei welchem Red Bull erneut als Sponsor mit im Boot war. Hauptsponsor des Events war jedoch ROSE-Bikes, welche für die kommende Saison mit Joost Wichman den Bronzemedaillen-Gewinner im 4X bei der WM in Champery für sich gewinnen konnten. Joost Wichman war es auch, der zu dem mit „Disco Down“ betitelten Rennen in den Club „de Radstake“ zum Tanz auf dem Bike einlud. Das Event war Teil einer Charity-Aktion, bei welcher Spenden für dauerhaft schwer erkrankte Kinder gesammelt wurden. Für uns war Andi „207“ Dotzauer vor Ort. Hier sein Erlebnisbericht:

„Wenn man die Bikeszene beobachtet, hört man selten etwas von Gravity Events in Holland. Deshalb habe ich mich umso mehr gefreut, als ich im Internet vom Disco Down Event erfuhr. Es ging dabei um ein Rennen auf Zeit in einer holländischen Disco. Soweit schon mal sehr interessant, aber ein wichtiges Detail war, dass alle Fahrer mit demselben Rad starten mussten. Der Schnellste würde dieses Rad am Ende gewinnen.

Organisiert wurde das ganze vom bekannten 4Crosser Joost Wichman, der seit kurzem im Team der Firma ROSE-Bikes ist. Nach kurzer Rücksprache mit meinem Kumpel Maxi Dickerhoff und einem Anruf in Holland standen wir auf der Startliste. Leider verletzte sich Maxi ein paar Tage vor dem Rennen, weshalb ich mich schließlich mit meinem COPE-Teamkollegen Dominik Dierich auf die Reise machte. Am Samstagabend gings los. Einige Stunden später kamen wir relativ problemlos im Zielort an.

Als wir dann am Sonntagmorgen das erste Mal auf das Veranstaltungsgelände fuhren, waren wir nicht schlecht erstaunt. Es waren jede Menge Kids auf BMX Rädern da, die unter Anleitung des holländischen BMX-Olympia-Kaders Gatestarts trainierten. Auch die amtierende 4X-Weltmeisterin Anneke Beerten war vor Ort. Außerdem fand noch ein Rad-Cross Rennen statt. Das nenn‘ ich doch mal Nachwuchsförderung!

Aber nun in die Disco! Joost hatte alles gegeben und eine echt anspruchsvolle Stecke, in das sehr weitläufige Gebäude gebaut: Technisch nicht gerade leicht und zudem sehr tretintensiv. Der wirklich extrem rutschige Boden machte es auch nicht leichter. Teilweise wurde Teppich auf den Boden geklebt, um den Grip zu erhöhen. Das Ziel war dann auf der Bühne der Disco.


Jelle van der Elzen auf dem Weg zum Sieg

Gleich am Anfang des Trainings stellte sich eine sehr enge und steile Treppe, die auch noch einen 90°-Knick hatte, als Nadelöhr heraus. Hier waren mehrere Fahrten nötig, um flüssig durchzukommen. Aber insgesamt war machte die Strecke echt Spaß und es war einfach eine komplett andere Herausforderung, als man sie vom natürlichen Untergrund kennt. Es waren die unterschiedlichsten Linien und auch Herangehensweisen an die Bedingungen in der Disco zu beobachten.

Nach dem Training folgte eine kurze Pause, dann starteten die Zeitläufe. Im ersten Lauf stellten sich schnell ein paar Favoriten heraus. Wie bei jedem Rennen gab es auch den ein oder anderen Sturz bzw. Defekt. Joosts Mechaniker hatte alle Hände voll zu tun. Leider blieb auch ich nicht verschont. Bei mir verabschiedete sich die Schalt-Bremshebel-Kombi.

Im zweiten Lauf wurde schon nach wenigen Fahrern klar, dass nun alle mit dem Messer zwischen Zähnen unterwegs waren. Einerseits wurden die Zeiten immer weiter unterboten, andererseits stieg die Anzahl der Stürze. Für die zahlreich erschienenen Zuschauer war beides sehr unterhaltsam.

Am Ende entschied Jelle van der Elzen das Rennen für sich und konnte das Bike als Preis mit nach Hause nehmen. Dominik und ich nutzten die Gelegenheit, und fuhren am Abend noch nach Amsterdam. Nach anfänglicher Skepsis waren wir letzten Endes aber positiv überrascht: Schöne Stadt. Am Montagnachmittag kamen wir wieder in Zuhause an. Alles in Allem eine tolle Veranstaltung und ein gelugenes Wochenende.“


Der Sieger Jelle van der Elzen mit Joost Wichman, dem Straßenprofi Robert Gesink und dem Moderator.

Im Rahmen der oben angesprochenen Charity-Aktion nahm das Disco Down Event einen besonderen Platz ein. Insgesamt kamen etwa 2000 Personen zu dem Rennen. Aufgrund des Erfolges plant Joost bereits für das kommende Jahr. Mit seiner eigenen Firma Thirty7even möchte er noch weitere ähnliche Events auf die Beine stellen. Zum Event sowie zu seinen Plänen für die kommende Saison haben wir ihm ein paar Fragen gestellt.

MTB-News: Servus Joost, wie bist du auf die Idee gekommen, ein Rennen in einer Disco zu veranstalten?

Joost: Normalerweise organisiere ich immer den „Bensink Speed & Style Contest“. In diesem Jahr wollte ich einfach einmal etwas Neues machen. Ich wollte den Leuten zeigen, was auf einem 150mm-Fully alles möglich ist. Zudem wollte ich meinem neuen Sponsor ROSE-Bikes eine Plattform bieten. Schließlich stellen sie ja solche Bikes her.

Wie fällt dein Fazit nach der Veranstaltung aus?

Ich bin sehr zufrieden. Viele Leute haben nicht gewußt was auf einem Mountainbike alles möglich ist. Eine Zeitung hat nach dem Event geschrieben: „Wenn du MTB jetzt nicht liebst, dann ist was los mit dir.“ Ich denke, die Leute haben gesehen, dass man mit dem Rad mehr machen kann, als einfach nur durch den Wald fahren. Ich habe auch viel gelernt, nächstes Jahr wird Super!

Gibt es in Holland öfter solche Veranstaltungen?

Nein, derzeit eigendlich nicht. Es gibt zwar sehr viele Gravity-Biker hier, aber die meisten von ihnen fahren entweder nach Winterberg oder nach Belgien. In Holland ist BMX sehr populär.

Du bist ja in diesem Jahr Dritter bei der 4X Weltmeisterschaft in Champery geworden. Was denkst du über die derzeitige Situation und vor allem die Zukunft der Disziplin?

Ich bin mir nicht sicher. Es kommt darauf an, welche Serien es im kommenden Jahr geben wird. Wenn es keine einschneidenden Veränderung geben wird, denke ich nicht, dass es vorwärts geht. Wir müssen einfach das Potenzial von 4X mehr nutzen. Die Rennen müssen in die Städte und wir müssen mehr Show machen.

Was denkst du über die späte Bekanntgabe der UCI, den 4X-Weltcup im kommenden Jahr aus dem Programm zu nehmen?

Ich fand das nicht gut, mehr möchte ich dazu nicht sagen.

Denkst du 4X sollte sich als Disziplin von der UCI lösen?

Auch dazu möchte ich nichts sagen.

Wie sieht deine Zukunft aus? Konzentrierst du dich weiter auf 4X oder setzt du dir andere Ziele?

Ich will Spaß haben auf meinem Bike. Das ist das Wichtigste. Wie und was genau ich mache, kann ich
noch nicht sagen. Aber wenn ich an etwas keinen Spaß mehr habe, dann höre ich auf.

Joost, vielen Dank, dass du dir für uns Zeit genommen hast.

Zum Abschluss möchten wir euch natürlich das offizielle Video des Disco Down Events nicht vorenthalten. Viel Spaß dabei!


Disco Down 2011 – presented by Thirty7even von aktionSF auf MTB-News.de

  1. benutzerbild

    Maxi

    dabei seit 04/2002

  2. benutzerbild

    Twenty-1

    dabei seit 06/2009

    danke (Antwort 1) und
    danke (Antwort 2) smilie

    hab ich wohl irgendwie überlesen. schade finde ich nur, dass (mal wieder) nur selektierte und geladene fahrer teilnehmen durften und dieses nicht ein jedermann-rennen war. aber vielleicht kommt sowas ja noch...

  3. benutzerbild

    edwardje

    dabei seit 11/2009

    Goed gedaan gasten!! Zet Nederland maar effe op de kaart ook wij kunnen biken!!
    Groeten vanuit Oostenrijk,

    Edward

  4. benutzerbild

    LIDDL

    dabei seit 08/2006

    schönes Event!
    "Wir müssen einfach das Potenzial von 4X (auch DH-FR-Dirt) mehr nutzen. Die Rennen müssen in die Städte und wir müssen mehr Show machen."
    in die Richtung muss die Reise gehen! in D gibts genügend Städte wo sowas realisierbar wäre - wenn die Stadtväter mitspielen

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