Antidote-Bikes – noch nie gehört? Dann wird es aber Zeit! Die Jungs aus Polen zeigen auf Ihrer Homepage eigenständige Rahmen, die durchaus vielversprechend aussehen. Downhiller, Enduristi und 4X-Piloten werden angsprochen.
Die Bikes:
Lifeline Carbon DH
Federweg: 220mm
Dämpfermaß: 241/76mm
Hinterachse: 150mm
Innenlager: 73mm
Steuersatz: semi-integrated 1,5”
Material: Monocoque Carbon & Vectran Composite
Gewicht: 3,0kg (Größe M)
Lieferzeit: Die Rahmen werden erst auf Bestellung gebaut – vom Bestellzeitpunkt bis zum Versand vergehen 1-2 Monate. Momentan ist das LifeLine Carbon nur in Größe M erhältlich, weil nur dafür eine Negativform existiert. Die Rahmen werden in Polen in Einzelanfertigung produziert. Antidote gewährt lebenslage Garantie für den Erstbesitzer. So etwas ist in Deutschland vom Gesetzgeber zwar nicht vorgesehen, doch die Botschaft ist klar: Antidote vertraut auf seine Konstruktion.
EVK: Für das LifeLine Carbon werden 2999€ veranschlagt – viel Geld, doch in Anbetracht von aufwändiger Carbon-Bauweise, europäischer Fertigung, integrierter Kettenführung, Titanschrauben und Achsen zu verstehen. Für einen BOS Stoy, ELKA Stage5 oder einen CaneCreek Double Barrel werden 400€ Zuschlag fällig.
LifeLine Aluminium
Material: 7020 alloy Octagon Tubing
Gewicht: 3,3kg Größe M (Von Sicklines nachgewogen: 3376g ohne Dämpferschrauben. Ti-Schrauben: 30g, Ti-Achse: 60g)
Lieferzeit: Die Rahmen werden erst auf Bestellung gebaut – vom Bestellzeitpunkt bis zum Versand vergeht ein Monate. Momentan ist das LifeLine in den Größen S, M und L erhältlich. Die Rahmen werden in Polen in Einzelanfertigung produziert. Antidote gewährt lebenslage Garantie für den Erstbesitzer. So etwas ist in Deutschland vom Gesetzgeber zwar nicht vorgesehen, doch die Botschaft ist klar: Antidote vertraut auf seine Konstruktion.
Preis: 2149€ (anodized finish, laser logos, integrierte Kettenführung, Titan-Schrauben und Achse, Dämpferoptionen wie beim Carbon-Modell)
Gemeinsame Features für beide LifeLine-Versionen:
FDS Suspension: Schwimmend gelagerter Dämpfer, Kinematik mit virtuellem Drehpunkt.
Angestrebte Eigenschaften:
– aktiv auch beim Bremsen
– Kein pedal feedback
– unmittelbare Kraftumwandlung
– niedriger Schwerpunkt
– Geringes Losbrechmoment, selbst mit Luftdämpfern
Rahmendetails:
– CNC-gefräster Hinterbau
– Diverse Eloxal-Farben für die Umlenker / Kettenstreben
– Titan-Schrauben
– Integrierte, leichte und leise Kettenführung
Lifeline NanoDH
Beim NanoDH ist der Name Programm: Ein kleines Downhill-Bike mit etwas weniger Federweg und einer etwas verspielteren Geometrie – optimal also für Nicht-Weltcup-Strecken, wie man sie in Polen, aber natürlich auch in Deutschland zu genüge findet. Dabei ist das NanoDH aber durchaus dem DH im Namen verpflichtet, Uphill und Tourenbiken gehören deshalb nicht zu seinen Spezialitäten, stattdessen eher Marathon-DH und Hochschieben-Runterfahren. Der Hinterbau ist auf volle Aktivität ausgelegt und nicht auf Anti-Wipp oder gegen Wegsacken in steilen Anstiegen. Der Grund: Das NanoDH teilt sich weite Teile mit dem „normalen“ LifeLine, die Anpassung in Federweg und Geometrie erfolgt durch kürzere Gabel, kürzeren Dämpfer und eine andere Wippe.
Federweg: 170mm
Dämpfer: 222/70mm
Hinterradnabe: 150mm
Innenlager: 73mm
Auch das NanoDH gibt es als Aluminium und als Carbon-Version. Größen, Gewichte, Preise und Lieferzeiten analog denen des LifeLine.
Hauptrahmen
Beide Fullsuspension-Rahmen gibt es sowohl in einer Aluminium- als auch einer Carbon-Version. Bei den Alurahmen kommen keine Rundrohre, sondern zu Achtecken gefaltete Alu-Formteile zum Einsatz, die, so Antidote, bei geringem Gewicht für ein hohes Maß an Steifigkeit sorgen und gleichzeitig etwas weniger anfällig für Beulen sein sollen. Die Carbonrahmen weisen dieses Achteck-Profil nicht auf, sind aber ebenfalls sauber verarbeitet und in Monocoque-Bauweise hergestelt.
Hinterbau
Antriebsneutralität, keinen Pedalrückschlag, feines Ansprechverhalten,… diese Versprechen machen viele Hinterbauten. Beim Antidote lohnt aber ein näherer Blick, denn in dieser Form habe zumindest ich bisher noch keine Kinematik gesehen.
Auf den ersten Blick scheint es, als würde die Hinterachse mehr oder weniger um den Drehpunkt um das Innenlager rotieren. Damit läge der Drehpunkt für ein Downhillbike wegen der daraus resultierenden Radhebungskurve ungünstig – und in diesem Moment fällt auch schon auf, dass Antidote da doch noch ein Gelenk versteckt hat. Die eigentliche Kettenstrebe sitzt somit vorne und hinten gelagert zwischen den Umlenkhebeln um das Innenlager und den Sitzstreben. Aus der Stellung des Links um das Innenlager lässt sich darauf schließen, dass das Hinterrad beim Einfedern ein Stück nach hinten wandert, Schlägen also nicht nur nach oben, sondern auch nach hinten ausweichen kann. Daraus ergibt sich gleichzeitig zwangsläufig ein Kettenzug, der sich aber durchaus positiv auswirken kann. Für eine endgültige Klärung, ob der Hinterbau seine Versprechen einlösen kann, bräuchte es die Testfahrt.
Für alle Modelle gilt: Der Dämpfer wird von den Umlenkhebeln betätigt – dadurch sitzen im Hauptrahmen keine Buchse, die ausschlagen könnten, was vor allem bei der Kohlefaser beruhigt. Durch die sehr kurz gehaltenen Umlenkhebel bleibt der Rahmen steif und leicht.
Kettenführung
Obwohl sie sich hinter ihrem transparenten Look verstecken will, fällt die Kettenführung sofort auf. Was daran besonder ist? Durch den um das Innenlager rotierende Link ist kein Platz für eine klassische Kettenführungsaufnahme. Dazu kommt: Montiert man eine Kettenführung am Link, rotiert sie zwangsläufig mit, was bei herkömmlichen Führungen zu ungewollten Effekten führen könnte. Deshalb hat Antidote eine eigene Führung gebaut, die unten auf eine Rolle verzichtet und dadurch genau diese Rotation erlaubt. Sie fällt ziemlich leicht aus (217g inkl. aller Schrauben und dem integrierten Bashguard) und sollte durch ihre weitreichende Umschließung trotzdem für eine sichere Führung sorgen.
Kettenstreben
Eines der auffälligsten Details am Antidote: Die Kettenstreben. Das liegt um einen an den schönen Eloxalfarben, zum anderen aber an der Bauweise. Aus dem vollen gefräste Kettenstreben? Das kennt man sonst höchstens noch von Nicolais Ro-Modellen, doch auch dort findet sich kein so schönes Fachwerk. Einziges Manko an diesem Spaß: Die ohnehin schon schwer zu säubernde Eloxaloberfläche dürfte in den Taschen noch weniger Spaß machen. Außer gutem Look soll das Verhältnis von Steifigkeit und Gewicht erstklassig sein. In Zukunft will man zusätzlich verschiedene Links anbieten, um Kettenstrebenlänge, Tretlagerhöhe und Dämpfercharakteristik anpassen zu können.
Geometrie
Die Geometrie sieht ziemlich „state-of-the-art“ aus: Ein flacher, aber nicht übertrieben flacher Lenkwinkel, moderat gehaltene Kettenstrebenlänge, vernünftige Tretlagertiefe – das könnte passen. Mit den erwähnten optionalen Links lässt sich das Innenlager weiter absenken, der Federweg auf 208mm reduzieren und die Kettenstreben um 5mm verlängern, das freut den ambitionierteren Racer.
4X-Hardtail
Auch ein Hardtail für 4X-Racer ist in Planung – die Geometrie könnte aufgehen, auch die Ausfallenden sehen vielversprechend aus – wir sind gespannt auf die finale Version.
Unsere Meinung
Gutes Aussehen, eigenständige Kinematik, clevere Details – das klingt vielversprechend. Das Rahmengewicht ist absolut konkurrenzfähig, selbst die Alu-Version ist nicht übergewichtig. Die Geometrie sollte funktionieren, Verarbeitung und Oberflächenbehandlung wirken erstklassig. Die einzigen Bedenken wären: Der Dämpfer liegt sehr exponiert, ein Fender ist ein absolut sinnvolles Zubehör. Manch einen mag es stören, nur die hauseigene Kettenführung verwenden zu können, im Fall eines Defekts wirkt sich das definitiv ärgerlich aus. Und nochmal die Dämpferposition: Leicht an die Einstellknöpfe kommt man definitiv auch nicht. Durchaus aber alles „Mängel“, die andere Bikes nicht davon abgehalten haben erfolgreich zu sein.
Bleibt nur die Frage zum Schluss: Hat jemand hier aus dem Forum schon Erfahrungen mit einem Antidote machen können? Wie gefallen euch die Rahmen der jungen Polnischen Marke?
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