Leicht, luftig und robust sollte sie im Idealfall sein: Eine gute Bike-Shorts ist der erste Schritt zum allgemeinen Wohlbefinden beim Fahrradfahren – gerade, wenn man länger darin unterwegs ist. Aber was braucht sie noch, die „perfekte“ Hose? Wünschenswert wäre vielleicht eine Tasche mit Reißverschluss zum Verstauen von Kleinkram und ein bisschen Verstellbarkeit in der Bundweite wäre sicher auch nicht verkehrt, damit das gute Stück auch perfekt sitzt. Und dann natürlich perfekte Atmungsaktivität, anatomisch korrekter Schnitt und eine möglichst langlebige Verarbeitung.

Ganz schön viele Anforderungen an eine Hose – und selbst wenn diese erfüllt sein sollten, so wird das ganze Produkt spätestens finanziell unbequem. Über fast die ganze Saison hatten wir darum fünf Shorts im Vergleichstest, die sich vielen Enduro-Touren, Bikepark-Besuchen, ganz gewöhnlichem Alltag und einem kalten Fotoshoot auf nebligen Hometrails stellen mussten. Anforderung an die Hersteller war, uns eine FR-Trail/Enduro-Hose zur Verfügung zu stellen – wie dies interpretiert wurde, erfahrt ihr im großen Testbericht.

Verarbeitung und Ausstattung

O´Neal Pin It

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Die Pin It kommt als klassische Allmountain-Hose daher: Nicht allzu lang, für eine Shorts recht körpernah geschnitten und leicht dazu: Die Waage bleibt bei der Pin It bei 336 Gramm stehen. Die Hose ist im Schritt verstärkt, was für eine längere Haltbarkeit sorgen soll. Vorne wurde unter anderem leichtes Mesh-Material verarbeitet, das zusammen mit den zwei Ventilationsöffnungen in den Hosenbeinen für die Belüftung zuständig ist. Für die Unterbringung leichter Gegenstände sind zwei Seitentaschen mit Reißverschluss vorhanden. Die Bundweite ist mit Hilfe eines Ratschenverschlusses verstellbar.

Zimtstern Taurus Pro

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Die Hightech-Allmountain-Short der Schweizer geht als teuerstes Modell ins Rennen und ist das Leichtgewicht in der Testgruppe: Gerade mal 277 Gramm bringt die Shorts auf die Waage – Spitzenwert. Um auf dieses Gewicht zu kommen, ist die Taurus spartanisch ausgestattet und auf das Nötigste beschränkt: Eine kleine Innentasche mit wasserabweisendem Zipper auf der rechten Rückseite muss reichen. Die Bundweite lässt sich links wie rechts per Klettverschluss verstellen. Im Gegensatz zur O´Neal-Shorts ist zwar kein Mesh, aber dennoch dehnbarer und bluesign-zertifizierter Stoff verarbeitet. Auf beiden Beinseiten befinden sich lange Ventilationsöffnungen.

Sombrio Nfluence

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Farbenfroh und leger kommt die Nfluence daher. Die Shorts der kanadischen Firma von Kult-Freerider Dave Watson ist keine leichte Enduro-Short, sondern passt wohl am besten zu Freeride-Touren und ist daher ein Stück robuster: Mit 384 Gramm liegt die Nfluence im guten Mittelfeld. Da die Hose nicht größenverstellbar ist, sollte man beim Kauf genau auf die Größe achten – wer jedoch auch in anderen Funktionshosen eine XL trägt, wird bei der Sombrio wenig falsch machen, zumal große Gürtelschlaufen vorhanden sind. Das verarbeitete Material ist wasserabweisend und angenehm flexibel. Die Belüftung wird durch große Ventilationsöffnungen am Innenoberschenkel geregelt. Viel unterbringen lässt sich sowohl in einer großen Tasche auf der rechten Seite und einer rückwärtigen Tasche mit Zipper.

Bontrager Rhythm Comp

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Eine kleine Außenseiterrolle nimmt die Rhythm Comp der Trek-Firma Bontrager ein. Nicht alle werden wissen, dass diese auch Funktionskleidung herstellt – ein Grund mehr, dies einmal auszuprobieren. Die Bontrager-Shorts wirkt robust und beinhaltet viele Zusatzfeatures, was sich auch im Gewicht von satten 585 Gramm niederschlägt. Die Hose ist durch einen integrierten Gürtel mit Klickschnalle größenverstellbar und bietet ein Höchstmaß an Taschen: Neben einer Netztasche am rechten Hosenbein gibt es fünf (!) weitere Taschen – über Sinn und Zweck so vieler Aufbewahrungsmöglichkeiten kann man sich streiten. Als eine von zwei der Testhosen verfügt die Bontrager über eine dehnbare Materialzone hinten unter dem Bund. Ventilationsöffungen finden sich seitlich an den Oberschenkeln.

Platzangst Eclipse

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Der Panzer unter den Testhosen: Die Eclipse ist mit 607 Gramm nicht nur die schwerste Hose im Test, sondern vermittelt auch den Eindruck, selbst heftige Bodenproben kommentarlos hinzunehmen. Der schwere Stoff ist an den wichtigen Stellen sehr robust, bietet jedoch, wie auch die Bontrager Shorts, eine dehnbare Zone unterhalb des Hosenbundes sowie im Schrittbereich. Die Bundweite ist mit Klett-Straps verstellbar, auch Gürtelschlaufen sind vorhanden. Auch die Eclipse ist ein wahres Platzwunder und bietet viele Taschen, die zwar auftragen, aber dafür praktischer positioniert sind als beim Pendant von Bontrager. Ein witziges, aber durchaus praktisches Feature ist die „Uphill Ticket“-Minitasche, in der auf passender Höhe die Liftkarte Platz findet. Mit sechs Ventilationsöffnungen (davon vier vorn, zwei hinten) Spitzenreiter in der Testgruppe.

Fahrbericht

O´Neal Pin It
Locker und luftig fühlt sich die Pin It an: Der Hosenbund ist recht dehnbar und auch mit geschlossenem Ratschenverschluss bleibt der Sitz flexibel. Während eine schwerere Hose mit diesem System wohl rutschen würde, passt das flexible Verschlussystem in Verbindung mit dem gummierten Innenbund beim Leichtgewicht von O´Neal optimal: Die Hose wird bei der Fahrt schon nach kurzer Zeit kaum noch wahrgenommen und stört im Sitzen nicht. Die Hosenbeine sind nicht zu weit ausgestellt, im Schrittbereich hängt die Hose nicht durch: Um mit dieser Shorts ernsthaft am Rad bzw. Sattel hängen zu bleiben, müsste man sich schon Mühe geben, denn dafür ist die Shorts einfach praktisch geschnitten. Gerade im Sommer bewährt sich die Hose: Mit aufgezippten Ventilationsöffnungen und dem durchlässigen Mesh-Stoff kommt eine sehr gute Belüftung zustande. Die Position der seitlichen Taschen ist nur für leichtes Equipment interessant, da Mobiltelefone oder Schlüssel eher herumschlackern als gesichert werden. Hierfür sollte eher mit dem Rucksack vorlieb genommen werden.

Zimtstern Taurus
Trails fahren ist nicht gleich Trails fahren: Das merkt man schon in der Unterschiedlichkeit der robusten Platzangst-Hose im Vergleich mit der leichten, aber dünnen Taurus von Zimtstern.
Am Bund passend, kommt sie sonst recht schmal daher: Gerade im mittleren Bereich spannt die Hose im Vergleich zu den anderen Testhosen – hier sollte gegebenenfalls eine Nummer größer bestellt werden. Durch die allgemeine Flexibilität der Taurus gewöhnt man sich zwar schnell an die Kompaktheit der Hose, dennoch spannt die Hose gerade im hinteren Bereich, wenn man den Körper in steileren Fahrsituationen hinter den Sattel schieben muss. Mithilfe der Klettbänder ist die Hose schnell in der Bundweite verstellt. Wie schon bei O´Neal fällt positiv auf, dass die Hose an ihrem Platz bleibt und aufgrund des geraden Schnittes zu keiner Zeit den Drang verspürt, sich irgendwo im Bike zu verhaken. Der leichte Hosenstoff wirkt in Kombination mit den groß dimensionierten Ventilationsöffnungen effektiv einer sommerlichen Überhitzung der Beinbereiche entgegen. Wegen des dünnen Obermaterials und der sattelnahen Position ist jedoch auch hier eine Unterbringung wichtiger Utensilien in der hinteren Tasche weniger zu empfehlen.

Sombrio Nfluence
Neben der farbenfrohen Optik weiss die Nfluence auch in der Praxis zu überzeugen. Trotz oder gerade wegen des etwas lässigeren Schnitts sitzt die Nfluence gut, wenngleich die Hose aufgrund des Obermaterials nicht ganz so luftig-leicht daherkommt wie die Produkte von O´Neal und Zimtstern: Der Fokus liegt ganz klar auf schnellem Trail-Geballere statt längeren Allmountain-Touren. Zwar ist der Hosenstoff weniger geschmeidig als bei den oben genannten Konkurrenten, dafür ist er robuster und wasserabweisend: Wenn es mal kälter wird und regnet, bleiben Oberschenkel und Gesäß dank „DWR Finish“ länger trocken. Die Ventilationsöffnungen an den Innenoberschenkeln funktionieren, können jedoch zunächst etwas störend wirken: Im Gegensatz zu den ähnlichen positionierten Zimtstern-Zippern sind die Reissverschlüsse recht dick und nerven zeitweise.

Bontrager Rhythm Comp
Die zunächst in XL gelieferte Bontrager-Shorts fiel am Bund zu klein aus – eine für mich untypische XXL musste her. Diese passte vom Bund perfekt, allerdings besteht beim Schnitt insbesondere im Schrittbereich und den Hosenbeinen Nachholbedarf: Diese sind, einfach gesagt, selbst für dicke Oberschenkel zu groß dimensioniert. Insgesamt ist die Hose, abgesehen vom gut einstellbaren Bund, zu weit geschnitten. Die Folge: Bei schon leicht erhöhtem Sattel sollte man aufpassen, dass man mit der Hose nicht hängenbleibt. Allerdings ist zu erwähnen, dass die flexible Zone im rückwärtigen Bereich sehr gut funktioniert und die Shorts zu keiner Zeit unangenehm spannt. Die Aufbewahrungsmöglichkeiten sind teilweise praktisch (Zip-Taschen links und rechts auf Hüfthöhe), teilweise unnötig (rückwärtige Taschen mit seitlicher Klettöffnung).

Platzangst Eclipse
Wie schon erwähnt, war die Shorts von Platzangst definitiv die robusteste Hose im Test – was sowohl Vor- als auch Nachteile zur Folge hat. Letztere sind insbesondere auf warme Bikertage im Sommer bezogen: Es wird richtig, richtig warm in der Eclipse. Die vier Ventilationsöffnungen sorgen zwar während der Fahrt für ein relativ luftiges Klima, aber dennoch kann – auch durch das dicke Material – die Luft deutlich weniger zirkulieren als bei den Konkurrenzprodukten.
Was im Sommer anstrengend ist, ist im Herbst praktisch: In Verbindung mit Knieschonern ist diese Hose auch bei kühleren Temperaturen auch dann noch tragbar, wenn die luftigen Trailshorts längst für kalte Oberschenkel sorgen. Für den Stoff spricht, dass die Hose viel wegsteckt – und schlichtweg bequem ist. Nichts spannt, nichts beult, und trotz des lässigen Schnittes ist ein unfreiwilliger Hänger am Sattel unwahrscheinlich. Die Flex-Zonen hinten und im Schrittbereich tun ihr Übriges dazu. Die weit oben angesetzten und somit körpernahen Taschen sind sinnvoll angelegt und stören auch mit Schlüsselbund oder Handy nicht.

Fazit

Dass man eine interessante Mischung zur Verfügung gestellt bekommt, wenn man FR/Trail-Hosen anfragt, wissen wir nun – was ziehen wir daraus für Schlüsse?
Zu allererst sei gesagt, dass alle Hersteller im Vergleich zu Bikeshorts aus früheren Jahren ihre Hausaufgaben gemacht haben – sämtliche Shorts wirken qualitativ hochwertig und fokussieren sich auf den jeweiligen Anforderungsbereich: Leicht und klimatisierend bei Zimtstern und O´Neal, robuster und eher abwärtsgerichtet bei Platzangst und ein bisschen von allem bei Bontrager und Sombrio. Nachfolgend eine Zusammenfassung für alle Hosen:

Zimtstern Taurus
Preis: OVP 119,95 €
(online aktuell ab 107,90 € erhältlich)

+ leichteste Hose im Test
+ sehr gute Belüftung
– recht schmal geschnitten
– Preis

O´Neal Pin It
Preis: OVP 79,90 €
(kein günstigerer Online-Preis gefunden)

+ leicht
+ sehr gute Belüftung
+ flexibler Bund, mit Ratschenverschluss einfach zu verstellen
– im Frontbereich ggfs. etwas unvorteilhaft geschnitten – beulender Reißverschluss

Bontrager Rhythm Comp
Preis: OVP 59,90 €
(kein günstigerer Online-Preis gefunden)

+ Flex-Zone hinten
+ Bund mit integriertem Gürtel verstellbar
+ zwei körpernahe Taschen
+ Preis
– Hosenbeine sehr weit geschnitten
– recht tiefer Schrittbereich – man bleibt schnell hängen
– unpraktische Taschen hinten

Platzangst Eclipse
Preis: OVP 109,00 €
(online aktuell ab 49,99 € erhältlich)

+ robust
+ viele, sinnvoll angeordnete Taschen
+ Flex-Zonen hinten und im Schrittbereich
+ guter Sitz
– Preis
– im Sommer sehr warm

Sombrio Nfluence
Preis: OVP 84,90 €
(online aktuell ab 59,50 € erhältlich)

+ legerer Schnitt
+ zwei große Taschen
+ gute Belüftung
+ leicht
– Ventilationsöffnungen recht dick und eventuell störend
– keine Verstellung der Bundweite möglich – aber Gürtelschlaufen vorhanden

  1. benutzerbild

    Robby2107

    dabei seit 03/2011

    Kann jetzt bisher nur was zur FOX Sergeant und zur Eclipse sagen.
    Die Fox ist vom Stoff her sehr dünn, fühlt sich ein wenig an wie ne Badehose. Bin mir da noch etwas unsicher.
    Die Eclipse ist da schon wesentlich besser.

    ElPanico und TroyLee werden hoffentlich bald geliefert.

  2. benutzerbild

    stanleydobson

    dabei seit 07/2012

    Wie fällt denn die O´Neal Pin It aus?
    Entsprechen die Größen Jeans-Bundweiten?

    Muss das nochmal rauskramen smilie

    Ich trage 48/M bei meinen anderen shorts und habe bei jeans bund 31(mit gürtel)
    Kann ich da 32 nehmen oder ist die zu groß dann/bzw 30 zu eng?
  3. benutzerbild

    Harzrandbiker

    dabei seit 07/2010

    Die Pin It ist eine tolle Hose.
    Auf Grund dieses Beitrags und ich unbedingt eine blaue Short wollte kaufte ich mir sie.
    Als IBC Team, toll solche Tests und Berichtesmilie

    Ich trag Jeansgröße 32 und kaufte sie mir auch in 32.
    Qualität ist Klassesmilie

  4. benutzerbild

    stanleydobson

    dabei seit 07/2012

    Die Pin It ist eine tolle Hose.
    Auf Grund dieses Beitrags und ich unbedingt eine blaue Short wollte kaufte ich mir sie.
    Als IBC Team, toll solche Tests und Berichtesmilie

    Ich trag Jeansgröße 32 und kaufte sie mir auch in 32.
    Qualität ist Klassesmilie

    Ich hatte auch bis vorm halben jahr 32 getragen bei jeans mit gürtel, ohne gürtel rutschen die aber jetzt, kann man der pin it dann genügend halt geben ?

    Und stimmt die farbe auf den produktbildern?

    Bin noch unentschlossen ob es nur die hose oder auch das shirt sein sollen, sind ja zzt oft reduziert
  5. benutzerbild

    stanleydobson

    dabei seit 07/2012

    Also wen es interessiert

    Short und shirt fallen IMO groß aus....hab normal überall M, aber die oneal ist mir zu groß in 32 und shirt M, hab jetzt ne nr kleiner geordert

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