Wolfram Kurschat hat die letzte Etappe des Afxentia Etappen-Rennens im Macheras Forest, Zypern, gewonnen. Weltmeister Jaroslav Kulhavy (Cze) wurde Zweiter vor Emil Lindgren (Swe) und Fabian Giger (Sui). Kulhavy holte sich die Gesamtwertung vor Lindgren und Giger, Manuel Fumic wurde Vierter. Tereza Hurikova (Cze) gewann das Damen-Rennen vor Olympiasiegerin Sabine Spitz (Ger) und Annika Langvad (Den), die sich die Gesamtwertung vor Hurikova und Spitz sichern konnte.
Es waren zwei Wettkämpfe in einem, beim abschließenden Cross-Country-Rennen des Afxentia-Wochenendes. Während der ersten Hälfte des Rennens schien es auch so, als ob die Protagonisten jeweils dieselben wären.
Jaroslav Kulhavy (Specialized Factory Racing), Emil Lindgren, Fabian Giger (both Rabobank-Giant), Manuel Fumic (Cannondale Factory Racing), alle innerhalb von 42 Sekunden in der Gesamtwertung, und Thomas Litscher (Felt Ötztal X-Bionic) bildeten die Spitzengruppe.
Lindgren, in der Gesamtwertung fünf Sekunden zurück und Giger (17 Sekunden) attackierten Kulhavy mehrfach, konnten aber nicht entkommen.
Es war in der vierten von sechs Runden, als Wolfram Kurschat (Topeak-Ergon) in die Spitzengruppe vorstieß, nachdem er in der Startrunde noch jenseits von Platz 30 gelegen hatte. “In der ersten Runde habe ich ziemlich gelitten, aber plötzlich haben die Beine aufgemacht. Vermutlich sind die anderen auch zu schnell los gefahren“, meinte Kurschat später.
Er ging an die Spitze der Gruppe und beschleunigte im Anstieg. Seine Konkurrenten schauten sich an und dachten dann an die Gesamtwertung. Einmal schlossen sie noch die Lücke im Downhill, aber beim zweiten Mal entkam der Deutsche Vizemeister endgültig. Er konnte seinen Vorsprung ausbauen und sich den Tagessieg sichern.
In der letzten Runde konnte Litscher das Tempo der Verfolger nicht mehr ganz mitgehen. Fumic hatte ein Problem mit der Kette und das verbliebene Trio kämpfte um die Sekunden im Gesamtklassement. Letztlich konnte aber keiner einen Vorteil heraus fahren. Kulhavy überquerte die Ziellinie direkt vor Lindgren und Giger, so dass diese Reihenfolge auch in der Gesamtwertung Bestand hatte und der Tscheche am Ende noch einmal das gelbe Trikot überstreifen durfte.
Auf der Brücke, nur 100 Meter vor dem Ziel, stürzte U23 Weltmeister Litscher heftig und zog sich Prellungen an Schulter, Ellenbogen, Hüfte und Handgelenk zu:
„Ich bin wie immer über die Brücke gesprungen. Ich habe eine Windböe gespürt und landete nicht gerade. Zum Glück ist nichts schlimmeres passiert.“
Beim Sturz sind Gabel und Helm gebrochen, der Rahmen wahrscheinlich ebenso. Litscher schnappte sich sein Rad und rettete seinen sechsten Platz ins Ziel.
Litscher rettet sich und die Reste seines Rades ins Ziel
Jaroslav Kulhavy: Mein Ziel war die Gesamtwertung. Ich weiß nicht, ob wir sonst Wolfram hätten halten können, aber das war nicht wichtig. Meine Beine waren besser als gestern und im gesamten Rennen hatte ich alles unter Kontrolle.
Emil Lindgren: Fabian und ich, wir haben von Anfang an alles versucht. Wir haben mehrfach attackiert, aber Jaroslav war zu stark. Er ist schließlich nicht umsonst Weltmeister. Ich habe alles gegeben, mehr war nicht drin. Im Rennen waren wir auf die Gesamtwertung fokussiert. Wahrscheinlich hätte sich das Rennen anders entwickelt, wenn wir um den Etappensieg gefahren wären. Es ist gut für die Moral und die Punkte tun gut für die Weltrangliste.
Fabian Giger: Es ging um die Gesamtwertung. Emil und ich haben wechselweise attackiert, aber wir sind nicht weg gekommen. Am Ende habe ich mich raus gehalten, um für Emil alle Chancen zu wahren. Es war wieder ein gutes Rennen für mich und ich bin glücklich zum Schluss auf dem Podest zu stehen.
Wolfram Kurschat: Am Anfang habe ich ziemlich gelitten, aber ich vermute die anderen sind zu schnell gestartet. So konnte ich aufholen und bin in einen echten Flow gekommen. Ich habe mich dann echt super gefühlt. Es ist toll am Ende meines Zypern-Aufenthalts eine Etappe zu gewinnen.
Manuel Fumic: Schade, dass ich am Ende wieder ein Kettenproblem hatte, aber ich bin hochzufrieden mit den Wettkämpfen auf Zypern. Wolfram zog mit mächtig Dampf an uns vorbei. Ich freue mich, dass hier zum Schluss ein Deutscher gewinnen konnte.
Hurikova holt die Etappe aber verpasst den Gesamtsieg
Das Damen-Rennen entwickelte sich weitaus aufregender, als das vorher abzusehen war. Das bezieht sich nicht auf die Etappe selber, sondern viel mehr auf das Fernduell um den Afxentia-Gesamtsieg. Tereza Hurikova (Sabine Spitz-Haibike) startete ein Solo zum Etappensieg, gleich in der 5,4 Kilometer langen Startrunde.
Aber Hurikova war außergewöhnlich stark unterwegs. Als noch zwei von vier kompletten Runden (à 5,7 Kilometer) zu fahren waren, da hatte sie bereits zwei Minuten Vorsprung auf ihre drei Verfolgerinnen Annika Langvad (Fujibikes Rockets), Sabine Spitz (Sabine Spitz-Haibike) und Blaza Klemencic (Felt Ötztal X-Bionic).
In der Gesamtwertung hatte sie 2:55 Minuten Rückstand auf Langvad. Die Hochrechnungen sprachen für Hurikova.
Doch in der vorletzten Runde ereilte sie das Defektpech, wie schon einen Tag zuvor. „Ich konnte ein wenig Krafttraining machen“, meinte sie im Ziel im Scherz. Kraft- und Lauftraining, denn sie musste im Singletrail auch ein gutes Stück zu Fuß zurück legen. Die Chance auf den Sieg im Gesamtklassement war damit dahin. „Ich konnte meinem früheren Nationaltrainer Bescheid sagen, so dass sie in der Technischen Zone alles vorbereiten konnten“, erzählte Hurikova später, warum sie dennoch in Führung blieb. Der Vorsprung war auf 45 Sekunden zusammen geschmolzen, doch die Tschechin konnte ihren Verfolgern bis ins Ziel eine weitere Minute abnehmen.
Sabine Spitz hatte sich in der Verfolgung zurück gehalten. „Ich hatte natürlich nicht die Absicht Tereza hinterher zu fahren. Und mit meinem Husten, war ich froh, wenn ich nicht so ans Limit gehen musste“, erklärte Spitz.
In der letzten Runde nahm sie aus einer Abfahrt einen Vorsprung mit und zog bis ins Ziel durch. 1:44 Minuten auf ihre Teamkollegin waren es am Schluss. Die Downhills, die waren an diesem Tag das Problem von Annika Langvad. Ihr unterliefen immer wieder Fehler, so dass sie nie ihren Rhythmus fand. Sie wurde mit genau zwei Minuten Rückstand Dritte, verteidigte damit 54 Sekunden ihres Vorsprungs in der Gesamtwertung.
Blaza Klemcic kam als Vierte mit acht Sekunden Rückstand ins Ziel, war aber mit ihrem Tag zufrieden. Ihre Teamkollegin Adelheid Morath hatte derweil in der Startrunde Probleme mit der Kette. Sie musste absteigen und das ganze Damenfeld passieren lassen. Danach startete sie eine Aufholjagd bis auf Rang sieben, doch in der letzten Runde konnte sie keine Zeit mehr gut machen. So verlor sie ihren Platz auf dem Siegerpodest der Gesamtwertung.
Tereza Hurikova: Mein Ziel war der Sieg in der Gesamtwertung. Deshalb musste ich hohes Risiko gehen. Ich habe mich gut gefühlt und es war ein Vorteil alleine vorne zu fahren. So konnte ich meinen eigenen Rhythmus gehen. Schade, dass ich wieder einen Defekt hatte, aber auch als Zweite bekomme ich noch viele Punkte.
Annika Langvad: Mein Ziel war die Gesamtführung zu behalten und ich bin glücklich, dass es geklappt hat. In den technischen Passagen hatte ich meine Probleme. Ich habe einige dumme Fehler gemacht, die mich auch den Gesamtsieg hätten kosten können. Ich muss daraus lernen.
Sabine Spitz: Ich habe mich nicht wirklich gut gefühlt und wollte auch nicht für Annika die Arbeit machen. Meine Form ist nicht zu schlecht. Was meine Erkältung angeht, hoffe ich, dass ich nicht dafür büssen muss, dass ich mich drei Tage so belastet habe.
Adelheid Morath: Ich hatte wirklich gute Beine und hatte mir für heute viel vorgenommen. Als ich das Problem mit der Kette hatte, da war es schwierig mich neu zu motivieren. Ich bin bis Platz sieben nach vorne gefahren, aber in der letzten Runde bin ich eingebrochen. Trotzdem bin ich glücklich mit meiner Form und mit dem Wochenende.
Termine Cyprus Sunshine Cup 2012
19. Februar Voroklini (C1)
24.-26. Februar Afxentia Macheras Mountains (SHC)
4. März Amathous-Agios-Tychon (C1)
Text von Erhard Goller, Fotos Armin Küstenbrück
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