Nachdem ich letzte Woche den Fahrbericht über die DT Swiss EXM 150 veröffentlicht habe, folgt diese Woche der Fahrbericht über die kleine Schwester der EXM, die XRM. Mit anderem Dämpfungssystem und nur noch 100mm Federweg richtet sich diese Gabel an alle schnellen Marathon und XC-Piloten, die geringes Gewicht mit guter Steifigkeit und straffer Dämpfung kombinieren wollen. Schauen wir mal, wie dieses Ziel umgesetzt worden ist.

Da ich schon seit einigen Jahren kein explizites XC- oder Marathon-Bike mehr besitze hat die Gabel mit getapertem Steuerrohr jedoch kurzerhand im Trek Ticket Projekt-Bike ihren Platz gefunden. In meinen Augen ist diese Verwendung gar nicht so ungewöhnlich: Der 4x Sport ist dafür bekannt, sich im XC-Regal mit leichten Teilen zu bedienen und hier die Grenzen auszuloten. Gleichzeitig gilt für eine Gabel in beiden Disziplinen das selbe Anforderungsprofil: Wippe nicht, schlucke heftige Einschläge und erhöhe die Kontrolle. Komfort wie auf dem stahlgefederten, plüschen Oma-Sofa mit hohem Riser-Lenker erwartet hier jedenfalls niemand.


DT Swiss XRM 100 Twin Shot TS 09

Wie auch ihre große Schwester basiert die XRM 100 auf der von Pace aufgekauften Technik, die mittlerweile jedoch vollständig von DT Swiss überarbeitet und neu entwickelt worden ist. Im Frühjahr 2010 hat DT Swiss das erste in Eigenregie entwickelte Innenleben für Federgabeln vorgestellt und im Jahr 2011 im darauf folgenden Schritt auch die alten Pace-Gabelkronen durch neu entwickelte Bauteile ersetzt. In der XRM-Serie kann der Kunde sogar eine Version mit Carbon-Gabelkrone und -Schaft bekommen. Ein Carbon-Casting bleibt vorerst den teureren und leichtern Gabeln aus der XRC-Serie vorbehalten.


DT Swiss XRM 100 Twin Shot TS 13


DT Swiss XRM 100 Twin Shot TS 11


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DT Swiss XRM 100 Twin Shot TS 03

Technische Daten

  • Federweg: 100mm
  • Federung: Luft, ABS System (Auto Balancing Spring)
  • Dämpfung: Twin Shot System
  • Einstellungen: Luftdruck, Zugstufe, Mode select (Open, Climb, Lockout) – Optional über Remote Control Fernbedienung
  • Standrohre: 32mm Aluminium
  • Steuerrohr: 1 ⅛ – 1.5″Aluminium, Länge 260mm (getapertes Steuerrohr)
  • Krone: Aluminium, kaltgeschmiedet und CNC bearbeitet
  • Casting: Magnesium-Guss mit Torsion Box Versteifung
  • Achse: 9mm Steckachse für RWS Schnellspannachse (funktioniert auch mit normalen Schnellspannachsen)
  • Scheibenbremsaufnahme: PM 6″
  • Scheibenbremsengröße: max. 210mm Scheiben
  • Reifenbreite: max. 2,5″
  • Einbauhöhe: 475mm
  • Nachlauf: 40mm
  • Maximales Fahrergewicht: 110kg

Gewicht

  • Cross Country, Marathon (XRM steht für Cross Race Magnesium)

UVP: 729,90€

Die XRM 100 gibt es auch in zwei Versionen mit einfacherem „Single Shot“-Dämpfungs-System sowie als teurere Verion mit Carbon-Steuerrohr und -Krone. Je nach Wunsch kann außerdem eine Lenkerfernbedienung nachgerüstet werden.


DT Swiss XRM 100 Twin Shot TS 16

In der Hand
Die XRM 100 ist schon auf den ersten Blick als DT Swiss Federgabel zu erkennen, prangt doch auf der Rückseite des Castings die massiv ausgeführte Gabelbrücke mit „Torsion Box“ genanntem Versteifungselement. Trotz diesem voluminösen Versteifungselement wirkt die Gabel insgesamt schlank und rank, was vom geringen Gewicht noch unterstrichen wird. Mit 1553g bei ungekürztem, getaperten Schaft ist die XRM 100 zwar nicht die leichteste Gabel, aber doch unter den Leichtgewichten. Zumal sie wie alle DT Gabeln für 110kg Fahrergewicht freigegeben ist und sich vom Grundaufbau nicht von der gerade erst getesteten EXM 150 unterscheidet. Mittlerweile ist die XRM 100 sogar mit 15mm Steckachse verfügbar. Auch hier wird deutlich, dass trotz kurzen Federwegen der Einsatz der Räder härter und die Anforderungen an die Steifigkeit höher werden.

Wer den Leichtbau auf die Spitze treiben will, der bekommt die Gabel auch mit Carbonschaft und -krone und kann damit nochmals gut 100g Gewicht einsparen. Ungeachtet der Version soll die „Torsion Box“ dafür sorgen, dass das leichte Casting sich nicht verwinden lässt. Gleichzeitig dient die Konstruktion als Befestigungspunkt für die Bremsleitung, die so sauber geführt werden kann.

Optisch macht die Gabel einen sehr hochwertigen Eindruck. Die oben an der Gabelkrone angebrachten Einstellhebel rasten mit feinem Klicken und sind strahlend eloxiert. Feine Lasergravuren zeigen eindeutig die Hebelstellung an und helfen dabei, das passende Setup zu finden und auch zu behalten. Hier hat DT Swiss aus den Fehlern vergangener Modellreihen gelernt und sich nicht lumpen lassen.


DT Swiss XRM 100 Twin Shot TS 15


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Auf dem Trail
Die Montage der XRM erfolgt einfach und problemlos wie bei jeder anderen Federgabel auch und auch das Setup geht leicht von der Hand. Beim Grundsetup habe ich mich an die Werksempfehlung von DT Swiss gehalten. Diese ist für einen komfortorientierten Tourenfahrer durchaus passend, für meinen Einsatzzweck habe ich sie jedoch deutlich erhöht und über die von außen einstellbare Druckstufe das leichte Durchsacken der Gabel wirkungsvoll abdämpfen können.

Mein Setup (65kg ohne Ausrüstung):

  • Luftdruck: 8,5bar
  • Zugstufe 10 Klicks von ganz offen (= ungedämpft)
  • Druckstufe 12 Klicks von ganz offen (= ungedämpft)

So abgestimmt ist die XRM 100 Twin Shot so straff gedämpft wie ich es von einer Cross Country Federgabel erwarte und spricht dennoch gut auch auf feine Bodenunebenheiten an. Doch die Twin Shot Dämpfung kann noch mehr als nur ein passendes Setup ermöglichen. Über den vorderen Hebel der Gabel kann die Gabel in zwei Stufen (=Twin Shot) abgesenkt werden. Die erste Stufe ist dabei der Climb-Mode, bei dem die Gabel um gut 30mm abgesenkt wird aber von diesem Punkt aus weiter mit verhärteter Kennlinie federn kann. So garantiert DT Swiss ein gewisses Maß an Restfederweg, der die Traktion bergauf erhöhen soll. Wer es gerne ganz hart hat, der wird von der Twin Shot Dämpfung ebenfalls nicht enttäuscht. Eine weitere Drehung um ca. 15° aktiviert den harten Lockout der Gabel – Racer werden es lieben.

In meinen Augen ist ein vollständiger Lockout im Mountainbike Einsatz jedoch nicht sinnvoll, da der Traktionsverlust auch schon auf Schotter-Anstiegen zu spüren ist und hier die abgesenkte und verhärtete aber nicht vollständig ausgeschaltete Dämpfung mehr Sinn ergibt. Andere Fahrer können hier jedoch auch zu anderen Einschätzungen kommen.

Nachdem die Gabel am Anfang im Originalsetup ein wenig zu weich gewesen ist, kann sie mit entsprechend geänderter Dämpfung voll überzeugen. Die Tendenz zum Durchsacken lässt sich einfach und effektiv beheben und damit wird die XRM 100 zu einer straffen und schluckfreudigen Gabel, die auch in rauen Streckenabschnitten nicht in die Knie geht. Das gibt Sicherheit bei schnellen Abfahrten und in ruppigem Geläuf und sorgt gleichzeitig für Sicherheit, da das Vorderrad besser mit dem Boden in Verbindung bleibt.


DT Swiss XRM 100 Twin Shot TS 18


DT Swiss XRM 100 Twin Shot TS 21

Langzeitbeobachtung
Innerhalb der letzten 12 Monate habe ich mit der DT Swiss XRM 100 keine Probleme gehabt, die nennenswert wären. Zwar ist an den Standrohren nach jeder Tour eine kleine Portion Fett zu sehen, doch ist das hier austretende Fett nicht das Öl der Dämpfung und damit im Bezug auf die Funktion der Gabel weitestgehend zu vernachlässigen. DT Swiss verwendet diesen Effekt, um ein Eindringen von Dreck in die Gabel zu verhindern.


DT Swiss XRM 100 Twin Shot TS 20

Fazit
Mit der Twin Shot Dämpfung ist DT Swiss ein großer Wurf bei der Cross Country Dämpfung gelungen. Das System lässt sich leicht einstellen, bietet eine sinnvolle Kletterabsenkung und zeigte sich während dem Test problemlos. In Kombination mit dem steifen Casting und dem niedrigen Gewicht wird die XRM 100 damit zu einer spannenden Wahl für XC- und Marathon-Fahrer, aber auch 4x-Racer.

Pro

    + sehr gute Steifigkeit
    + geringes Gewicht
    + seit 2012 auch mit Steckachse erhältlich

Contra

    – stolzer Preis
    – leichtes Durchsacken bei Einstellung mit wenig Druckstufe und Luftdruck

Bildergalerie DT Swiss XRM 100 Twin Shot Tapered
DT Swiss XRM 100 Twin Shot TS 01 DT Swiss XRM 100 Twin Shot TS 02 DT Swiss XRM 100 Twin Shot TS 03 DT Swiss XRM 100 Twin Shot TS 04 DT Swiss XRM 100 Twin Shot TS 05 DT Swiss XRM 100 Twin Shot TS 06 DT Swiss XRM 100 Twin Shot TS 07 DT Swiss XRM 100 Twin Shot TS 08 DT Swiss XRM 100 Twin Shot TS 09 DT Swiss XRM 100 Twin Shot TS 10 DT Swiss XRM 100 Twin Shot TS 11 DT Swiss XRM 100 Twin Shot TS 12 DT Swiss XRM 100 Twin Shot TS 13 DT Swiss XRM 100 Twin Shot TS 14 DT Swiss XRM 100 Twin Shot TS 15 DT Swiss XRM 100 Twin Shot TS 16 DT Swiss XRM 100 Twin Shot TS 17 DT Swiss XRM 100 Twin Shot TS 18 DT Swiss XRM 100 Twin Shot TS 19 DT Swiss XRM 100 Twin Shot TS 20 DT Swiss XRM 100 Twin Shot TS 21
Diese Fotos im Fotoalbum anschauen

Bilder von Tobias Stahl und Thomas Schreiber

Weitere Informationen zur DT Swiss XRM 100 Twin Shot tapered Federgabel findet ihr auf der Homepage von DT Swiss.

  1. benutzerbild

    Bull1t

    dabei seit 03/2012

    Hm, ja aber besagtes youtube video macht nur Angaben zum Schmier nicht aber zum Dämpfungsöl der 100/1200 mm SS/TS Gabeln!
    Oder hast du da nen anderes gesehen?

  2. benutzerbild

    Threesixty-360

    dabei seit 04/2012

    Hallo an alle User, ich bin neu hier im Forum und grüße euch erst einmal recht herzlich.
    Bei meinem Canyon Al 9.0SL ist ebenfalls die DT Swiss XRM100 Gabel mit SingleShot-Dämpfungssystem verbaut.

    Allerdings bin ich mit dem guten Stück nicht ganz zufrieden. Leider fehlt mir der Vergleich und ich kann auch nicht einfach beim Händler um die Ecke einmal ausprobieren, wie die XRM-Gabel in einem anderem Bike arbeitet. Mich interessiert nur, ob die beschriebenen Probleme normal bei einer preumatischen Gabel sind oder liegt ein Fehler/Defekt an meiner Gabel vor. Dann muss ich mich nämlich zwecks Garantie kümmern? Ich versuch mal das Problem zu beschreiben.

    Meines erachtens ist das Ansprechverhalten der Gabel eine Katastrophe. Wenn ich einen Schotterweg fahre und relativ viel Last auf das Vorderrad gebe, fühlt sich die Gabel extrem hart an. Kurze harte Schläge und Stöße gelangen fast in voller Stärke an den Lenker. Man sieht auch nicht wirklich das da vorn was einfedert. Im Lowspeedbereich der Druckstufe kann ich nicht direkt meckern. Man könnte fast meinen die Gabel sei gesperrt. Lockout funktioniert, der Bowdenzug hat spiel, Gabeldruck max 6 bar (85kg), wenn ich mehr draufgebe, kann ich die Gabel gleich ausbauen. Zugstufe in Mittelstellung bzw. 1-2 Klicks zugedreht.
    Losbrechmoment ist nicht spürbar, verspannt ist auch nichts. Die Federkennlinie gefühlsmäßig erstaunlich linear, könnte für meinen Geschmack etwas progressiver sein .
    Ich fahr schon fast 13 Jahre Enduro und Motocross und weiß eigentlich wie ein Fahrwerk zu funktionieren hat. Beim Motorrad kann man mit vielen Dingen rumspielen um ein gutes Setup zu bekommen (Ölsorte und Viskosität, Luftkammerlänge, Federrate und Typ, Shimps, Druck und Zugstufe mit High und Lowspeed, usw, So viele Möglichkeiten hab ich an der XRM nicht smilie )

    Mein Freund hat in seinem Rad eine Foxgabel verbaut, bei der man Druck und Zugstufe einstellen kann. was das genau für ein Typ ist müsste ich erst noch mal erfragen, die Gabel arbeitet aber so wie man das von einer Telegabel erwarten kann, hier auffallend das sensible Ansprechverhalten (Low-und Highspeed).

    Die Einfahrzeit beträgt laut Handbuch bei der DT Swiss 20h, ich bin jetzt erst 3h gefahren. Vielleicht wirds auch noch besser.

    Das lässt sich alles nicht so leicht beschreiben, vielleicht könnt ihr mir trotzdem weiterhelfen. Danke Marcus

  3. benutzerbild

    Stahlwade

    dabei seit 11/2010

    Hallo an alle user, ich bin neu hier im Forum und grüße euch erst einmal recht herzlich.
    Bei meinem Canyon ist ebenfalls die DT Swiss XRM100 Gabel mit SingleShot-Dampfungssystem verbaut.
    Allerdings bin ich mit dem guten Stück nicht ganz zufrieden. Leider fehlt mir etwas der Vergleich und ich kann auch nicht einfach beim Händler um die Ecke einmal ausprobieren wie die dort verbaute XRM-Gabel arbeitet. Mich interessiert nur, ist das normal ist bei einem preumatischen Gabel oder liegt hier ein Fehler/Defekt bei meiner Gabel vor, dann muss ich mich nämlich zwecks Garantie kümmern.
    Ich versuch mal das Problem zu beschreiben.

    Meines erachtens ist der Ansprechverhalten der Gabel eine Katastrophe. Wenn ich einen Schotterweg fahre und ich gebe relativ viel Last auf das Vorderrad fühlt sich die Gabel etrem hart an. Kurze harte Schläge und Stöße gelangen fast in voller härte an den lenker. Man sieht auch nich wirklich das da vorn was einfedert. Im Lowspeedbereich der Druckstufe kann ich nicht direkt meckern. Man könnte fast meinen die Gabel sei gesperrt. Lockout funktioniert. Bowdenzug hat spiel, Gabeldruck max 6 bar (85kg), wenn ich mehr draufgebe, kann ich die Gabel gleich ausbauen). Zugstufe in Mittelstellung bzw. 1-2 klicks weiter zugedreht. Losbrechmoment ist nicht spürbar, verspannt ist auch nichts. Federkennlinie gefühlsmäßig erstaunlich liniear.
    Ich fahr schon fast 13 Jahre Enduro und weiß eigentlich wie ein Fahrwerk zu funktionieren hat.

    Mein Freund hat in seinem Rad eine Foxgabel verbaut, bei der man Druck und Zugstufe einstellen kann. was das genau für ein Typ ist müsste ich erst noch mal erfragen, die Gabel arbeitet aber so wie man das von einer Telegabel erwarten kann, sensibelstes Ansprechverhalten.

    Die Einfahrzeit beträgt laut Handbuch bei der DT Swiss 20h, ich bin jetzt erst 3h gefahren.

    Das lässt sich alles nicht so leicht beschreiben, vielleicht könnt ihr mir trotzdem weiterhelfen. Danke Marcus

    Ich hatte Deine Gabel auch und genau die gleichen Probleme. Seit dem habe ich auf Rock Shox Sid Worldcup gewechselt. Unterschied wie Tag und Nacht. Verkauf Deine DT und hole Dir was ordentliches. Fox ist übrigens auch sehr gut.
  4. benutzerbild

    geosnow

    dabei seit 08/2010

    Fox ist übrigens auch sehr gut.

    das darf man in diesem forum nicht schreiben.
  5. benutzerbild

    Wilderer1005

    dabei seit 09/2012

    Hallo Tobias, danke für den sehr hilfreichen und umfangreichen Test, samt ausführlichen Bericht. Danke für die Arbeit die Du Dir gemacht hast. Super. Mir hilft das grad bei der Einschätzung einer Bikeanschaffung. Super!
    smilie

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