Wie üblich gehört zum Sea Otter Festival im kalifornischen Monterey eine MTB-Film-Weltpremiere. Schon in den letzten Jahren konnte man sich bei diesen Premieren sicher sein, MTB-Streifen der Extraklasse zu sehen zu bekommen. Dementsprechend hoch war auch die Vorfreude auf die diesjährige Premiere, welche mit Strength In Numbers eine ganz besondere zu werden versprach.

Ganz nach dem Vorbild großer Hollywoodproduktionen wurden die Premierengäste auf einem roten Teppich samt Foto-Wall empfangen. Im Foyer des Montery Conference Center traf sich was Rang und Namen in der Bikeszene hat – für viele bot sich hier die Gelegenheit, in entspannter Atmosphäre mit den Aushängeschildern der Szene und vor allem mit den Stars des Films zu fachsimpeln.


Strength In Numbers Weltpremiere in Monterey

Der Kinosaal wurde erwarteterweise komplett gefüllt. Bevor Strength In Numbers jedoch an die Kino-Leinwand projiziert wurde, kürten unsere Kollegen von pinkbike.com den Sieger ihres diesjährigen „Video Of The Year“-Wettbewerbs. Der Sieg ging an Matty Miles und Karl Heldt von Silvia Films – sie konnten sich mit ihrem Video „Silvia At Sun Peaks Bikepark“ [das Video findet ihr am Ende des Artikels] klar von der Konkurrenz absetzen. Für ihren ruhmreichen Sieg gab es für die beiden jungen Filmemacher ein Trek Session 9.9 Carbon im exklusiven Strength In Numbers-Design.

Unter grölendem Gejohle der ausgelassenen Kinogäste startete die Premiere dann mit einem starken Einstieg. Wie üblich wurde der Film mit Werbung eingeleitet, die Werbung als solches war jedoch alles andere als üblich. Die gezeigten Spots zu den Produkten von Shimano Saint und Trek versetzten das Publikum durch ihre Bildgewalt und Qualität in Staunen und tosenden Beifall. Man möchte fast so weit gehen und sagen, dass die Spots dem eigentlichen Film in nichts nachstanden.


Impressionen von der Strength in Numbers Premiere in Monterey von Thomas auf MTB-News.de


Kinosaal – Strength In Numbers

Schon das Intro des Films ließ viel versprechen und darauf schließen, dass entgegen aller bisher da gewesenen Produktionen dieses Mal nicht mehr nur die bekannten Namen aus der Gravity-Szene eine Hauptrolle spielen würden. Neben Gee Atherton, Brendan Semenuk und Anthony Messere stellte der Film auch unbekannte Locals aus Whistler oder des Aptos Dirt-Spots in den Vordergrund. Die Aufnahmen der bis dahin unbekannten „Ottonormal-Biker“ standen denen der Stars in nichts nach und stellten eine willkommene Abwechslung zu den üblichen Bike-Film-Produktionen dar. Auch die Trail-Schöpfer wurden teilweise ins rechte Licht gerückt.

Die Freude am Film wurde ein wenig von der momentan so angesagten „Lifestyle“-Esoterik gehemmt. Es scheint als hätten sich die Filmemacher zur Aufgabe gemacht, sich gegenseitig durch immer noch tiefgründigere Liebesbekundungen zum Sport übertrumpfen zu müssen. Letzten Endes ist es aber doch der Sport als Solches, der ihn interessant und spektakulär macht, und nicht irgendwelche auswendig gelernten Statements, die den Fahrern selbst schon peinlich zu seien scheinen.

Strength In Numbers ist ein erstklassiger Film, der das Prädikat „unbedingt anschauen“ verdient. Bedingt durch die Tatsache, dass man in letzter Zeit mit einer Fülle an absolut guten, hochwertigen und qualitativ hochwertigen Videos im Internet bombardiert wird, ist es schwer das Niveau einer großen Produktion wie Strength In Number noch zu schätzen. Hier bedarf es schon Werken wie The Art Of Flight oder All I Can, die aus der Masse heraus stechen.


Strength in Numbers Official Trailer von Thomas auf MTB-News.de

Filmkritik – das Fazit:

Maxi: Strength in Number ist ohne Zweifel einer der besseren MTB-Filme der letzten Zeit, wenngleich er meine persönlichen Erwartungen nicht ganz erfüllen konnte. Nachdem ich erfuhr, dass Anthill-Films mit Red Bull Media House einen erfahren Partner an Bord holen konnte, stieg meine Erwartungshaltung deutlich an. Ich erhoffte mir einen ebenso epischen und actiongeladenen Film wie das Snowboard-Meisterwerk The Art Of Flight. Teilweise konnte der Film seinem Meister gerecht werden, aber eben nur teilweise. Oftmals empfand ich die Story sowie die Aufnahmen als zu langatmig.

Zwei Kapitel des Films blieben mir besonders in Erinnerung. Zum einen das Segment über den Downhill World Cup, welches mit nie gesehen Luftaufnahmen aus Fort William und Zeitlupenaufnahmen aus Leogang begeistern konnte. Zum anderen konnte das Whistler-Kapitel überzeugen, welches hervorstach, da neben den üblichen Stars auch unbekannte Locals ihren Teil zum Film beitrugen. Enttäuscht haben mich hingegen die Parts von Anthony Messere, der vor einer langweiligen Kulisse kaum überraschende Dirt Jump-Action zeigte, sowie die Nepalreise von Rene Wildhaber und Andrew Shandro. Ebenso stellt sich mir die Berechtigung von Sequenzen infrage, die an Orten aufgenommen wurden, die der breiten Masse nie zugänglich sein werden – wie z.B. das Segment von Wildhaber in Nepal. Sie können wohl kaum das wiedergeben, was das wahre Gefühl unseres Sports ausmacht.

An vielen Stellen wurde für meinen Geschmack zu viel Wert auf überflüssiges Gesülze gelegt. Wer verstanden hat, um was es in unserem Sport geht, der kann getrost auf diese überflüssigen und meist gestellten Statements verzichten. Lifestyle wird letzten Endes durch die Bilder an den Zuschauer vermittelt. Es ist wie mit einem Porno – die Action ist das was einen heißmacht, nicht die Dialoge zwischen den Szenen. Das hätten sich die Strength In Numbers-Macher im Vorfeld bewusst machen sollen.

Jens: Über die letzten Jahre hat Clay Porter einen gewissen Trend gestartet Audiospuren mit Kommentaren hinter die Aktionszenen zu legen. Filme die nur die Aktion sprechen lassen (From the inside out) stechen aus der schieren Masse wirklich hervor. SiN bringt auf jeden Fall schon mal die passende Aktion auf die Leinwand und man hält sich mehr zurück als Clay – aber es hätte noch etwas weniger sein können.

Fahrerisch wird einiges geboten was momentan auf jeden Fall als Weltspitze angesehen werden kann. Da werden Tricks in Utah rausgehauen die mehr Style haben als bei der Rampage und Freeride-Highspeed-Abfahrten in Kamloops, die an die Geschwindigkeiten von Worldcups erinnern.

Sehr gut hat mir gefallen, dass im Whistlersegment auch die „Every day Heroes“ gezeigt wurden. Portraitshots leiteten die Szenen ein und dann hätte quasi jeder Bikeparkbesucher im Film auftauchen können, was nicht heist, dass die Leute es nicht krachen lassen würden.

Die DVD wird definitiv den Weg ins Regal bei mir finden.

Der Abend in Bildern:


Monterey Conference Center 


Strength In Numbers Weltpremiere


Strength In Numbers – fachsimpeln in der Eingangshalle


Strength In Numbers – Bilderauktion


Chuck Norris erklärt Kelly McGarry das Radfahren


Ausgebucht, die Weltpremiere von Strength in Numbers 

Das Sieger-Video des diesjährigen pinkbike.com Video Of The Year-Wettbewerbs:

  1. benutzerbild

    Ehrenfeld

    dabei seit 10/2001

    ich fand ihn nicht schlecht, aber auch nicht die absolute granate von film.

  2. benutzerbild

    LanceAir

    dabei seit 12/2015

    from the inside out war mal echt richtig langweilig, habe mich nach den trailer total drauf gefreut und fands dann echt ziemlich mager.

  3. benutzerbild

    Marc B

    dabei seit 07/2001

    Cool wäre es, wenn Aaron Larocque auch mal wieder was längeres machen würde, "What's next" war schon ein Hit smilie

  4. benutzerbild

    Buchse__

    dabei seit 01/2007

    From the Inside Out hat mich auch herbe enttäuscht.
    Beim ersten mal schauen war noch ok, aber bei jedem weiteren wird er einfach jedes mal langweiliger.

    Die fahrer sind, bis auf Semenuk nicht gut in Szene gesetzt worden.

    Allein wenn man die Vanderham aufnahmen sieht, sollte einem klar werden, das das alles etwas halbherzig aufgenommen wurde...

    Den Art of Flight hype kann ich auch kaum nachvollziehen...
    Ist zwar das absolute non plus ultra was technik und budget angeht. Action ist auch nicht zu toppen. Allerdings wie schon erwähnt ziemllich dem Vorgänger nahe!

    Wenn jemand noch einen guten Wintersport film sehen möchte, den ich von der Art her sehr bewundere, sollte sich The Attack of la Nina anschauen.

  5. benutzerbild

    Makke

    dabei seit 08/2002

    Werd mir den Streifen auif alle Fälle holen und ansehen ... ist er schlecht, kommt er wieder weg ...

    from the inside out war echt ein schlechter Scherz, Gute Ideen aber schlecht umgesetzt.

    [O.T.] Art of Flight war nie mein Fall, bin kein Boarder dafür hat mich All I Can doch gut angefixt, mal von der ein oder anderen Sequenz abgesehen [/O.T.]

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