Mit den Neuheiten von Yeti Cycles war bereits eine amerikanische Kultmarke in unserer Sea Otter-Berichterstattung vertreten. Wenn es um Kultbikes aus den Staaten geht, darf man eine Firma jedoch nicht vergessen – Foes. Die kleine Manufaktur ist ein fester Bestandteil der amerikanischen MTB-Kultur und gehört zu den wenigen Firmen, die ihre Rahmen noch komplett selbst in den Vereinigten Staaten fertigen. Auf dem deutschen Markt ist Foes seit einiger Zeit leider nicht mehr vertreten, doch vielleicht lässt sich das in Anbetracht der neuen Modelle ja ändern.

Dass sich Foes in den letzten zwei Jahren quasi selbst neu erfunden hat, wurde in Deutschland kaum bis gar nicht kommuniziert. Durch neue Modelle mit modernen Geometrien und einer überarbeiteten Optik hat sich Foes wieder zu einer echten Option gemausert. Dass das alte Hardcore-Image quasi gänzlich abgelegt wurde, stellte die kalifornische Firma auf dem Sea Otter Festival unter Beweis. Neben dem neuen DH-Bike, welches 2010 vorgestellt wurde, war vor allem der Prototyp des neu aufgelegten FXR sehr interessant. Das Bike basiert auf der Foes üblichen Hinterbaukonstruktion und bietet dabei alle Merkmale eines modernen Enduros.

Mit dem brandneuen FXR möchte Foes den Platzhirschen auf dem Enduro-Markt das Fürchten leeren. Der Rahmen basiert auf der vom DH-Bike Hydro bekannten Hydroform-Baumweise. Beim Federungssystem handelt es sich um einen abgestützten Eingelenker, welcher auf dem Rocker Link Prinzip aufbaut. Dem Fahrer stehen so optional zwischen 160 und 178 mm Federweg zur Verfügung, das scheint in Anbetracht des Dämpferhubs von 76,2 mm recht wenig, ist jedoch auf das Foes typische geringe Übersetzungsverhältnis zurückzuführen – im Fall des FXR beläuft sich dieses auf 2.3:1.


Foes FXR Enduro Proto

Der Rahmen kann keine weltbewegenden Neuheiten vorweisen, bietet aber alle Details, die man sich bei einem Enduro-Bike wünscht. ISCG-Aufnahme für Kettenführungen, Direct-Mount-Aufnahme für den Umwerfer sowie eine Kabelführung für die Vario-Stütze – das schlägt sich im Gewicht nieder, denn der Rahmen bringt 3.6 kg auf die Waage [inkl. Dämpfer und Steckachse]. 3.6 kg sind nicht übermäßig schwer, hinken der Konkurrenz aber dennoch hinterher. Brent Foes, der Gründer und Eigentümer von Foes Racing, sagte dazu, dass man berücksichtigen solle, dass sein FXR deutlich mehr wegstecken könne als viele andere leichtgewichtigere Enduro-Rahmen. Dass das FXR in der Tat so einiges wegsteckt, bewiesen seine Team-Fahrer, die auf Prototyp-Rahmen beim Training des DH-Rennens so manchen spektakulären Whip in die Luft zauberten, die Landung aber oftmals unsauber verpatzten.

Foes erzählte uns weiter, dass all seine Rahmen von Anfang bis Ende in seinem eigenen Werk gefertigt würden. Auch das Hydroforming würde im Hause geschehen, so Brent Foes. Dass diese Arbeit ihren Preis hat, liegt auf der Hand, und so muss man in den USA stolze 2.499 Dollar für den Rahmen samt Dämpfer investieren. In Anbetracht des Wechselkurses und in Einbezug von Zoll und Mehrwertsteuer dürfte der Preis wohl eins zu eins in Euro zu übernehmen sein. Doch wie schon geschrieben gibt es in Deutschland momentan keinen Vertrieb für die handgefertigten Edel-Bikes aus Südkalifornien. Mr. Foes wäre jedoch sehr erfreut, wenn er auch Deutschland endlich wieder vertreten wäre.

Foes FXR 2013 Prototyp – die Fakten:

  • abgestützter Eingelenker [Rocker Link]
  • Federweg: 160 – 178 mm [einstellbar über zwei Aufhängungspunkte für den Dämpfer]
  • tapered Steuerrohr
  • für Einfachbrückengabeln mit einem Federweg zwischen 160 und 180 mm
  • Kabelführung für Vario-Stütze mit Remote-Hebel
  • ISCG 05-Aufnahme
  • 150×12 mm Steckache
  • Übersetzungsverhältnis von 2.3:1
  • Direct-Mount für Umwerfer
  • Vorraussichtliches Gewicht: 3,6 kg [inkl. Dämpfer und Stechachse]
  • Vorraussichtlicher Preis: 2.499 US-Dollar [inkl. Fox DHX Air Dämpfer]


Foes FXR Prototype

Neben den neuen FXR im Prototyp-Stadium gab es auch das Serienmodell des neuen Shaver 29″ zu sehen, einem 29er-All Mountain, dass sich in Sachen Geometrie an einem 26″-Bike zu orientieren scheint. Der Lenkwinkel misst sich mit 68,5°, womit er nur 1.5° steiler ist als bei seinem 26″ Bruder und um 1.5° flacher als viele andere 29er dieser Klasse. Die Kettenstreben des 29″ Shaver sind 457 mm lang: wer befürchtet der Radstand würde dadurch zu groß, der sollte bedenken, dass der steilere Lenkwinkel dieses Maß ausgleicht. Obwohl das ausgestellte Shaver 29″ bereits ein Serienmodell war, so werden die Bikes wohl nicht vor dem diesjährigen Herbst ausgeliefert werden.

Foes Shaver 29″ – die Fakten:

  • abgestützter Eingelenker [Rocker Link]
  • Federweg: 127 – 140 mm [einstellbar über zwei Aufhängepunkte des Dämpfers]
  • Lenkwinkel: 68,5°
  • Kettenstrebenlänge: 457 mm
  •  ISCG 05-Aufnahme
  • Maxle-Steckachse
  • Direct-Mount für Umwerfer
  • Peis: noch nicht bekannt [vorraussichtlich erhältlich ab Herbst 2012]

Foes FXR 2013 Prototyp – erste Praxis-Erfahrungen:

Die Gelegenheit, diesen auffallenden Prototypen zu testen, wollten wir uns nicht entgehen lassen. Im Lichte der kalifornischen Abendsonne fuhren wir das Foes auf den Trails rund um das Sea Otter Festival und ließen uns einen kurzen Abstecher über die berühmte DH-Strecke nicht nehmen. Es sei an dieser Stelle gesagt, dass wir das Bike nur für eine kleine Runde in Beschlag nehmen konnten, wodurch mir das Wort Kurz-Fahrbericht an dieser Stelle ausgesprochen schwer über die Lippen geht – nennen wir es daher doch einfach Praxis-Erfahrungen.

Schon auf dem Weg über das Festivalgelände sorgte das Bike für Aufsehen, denn wir wurden unterbrochen darauf angesprochen, in dieser Form war mir das bis dato noch nie passiert. Kein Wunder, denn das Foes sticht aus der Masse heraus. Der voluminöse Rahmen mit hydrogeformten Rohen macht im Raw-Look einiges her, das merkt man auch anhand der Reaktionen jener, die sich begeistert nach dem Rad erkundigten.


Foes Enduro Prototype Seaotter – Drift in der Anbendsonne

Obwohl das Rad im Uphill etwas mehr wippte als andere Bikes seiner Gattung, so ließ es sich dennoch leicht und angenehm nach oben pedalieren. Dank des steifen Rahmens und der ausgewogenen Geometrie, hatten wir das Gefühl, dass die eingespeiste Körperleistung ohne große Verluste zwischen Hinterrad und Boden zum Angriff kommt. Trotz geschlossenem PPD beim DHX Air sprach das Bike in der Ebene und auch bergauf sehr fein auf Hindernisse an. Auch das gefühlt geringe Gewicht war für das erfreulich leichte Erklimmen der Hügel rund um das Sea Otter Festival-Gelände verantwortlich. Wechselte man jedoch in den Wiegetritt, forderte der hubstarke Hinterbau seinen Tribut und ein stark wippender Hinterbau war unvermeidlich.

Auf dem Trail zeigte das Bike, wofür es geschaffen wurde und bügelte in einen ansehnlichen Tempo über alles hinweg, was sich ihm in den Weg stellte. Tortz der laufruhigen Geometrie hatten wir nie das Gefühl, dass das FXR träge sei – es meisterte jede Fahrsituation verspielt und leichtfüßig. Ein Grund dafür ist wohl die hohe Lenkkopftsteifigkeit, die der bullige Hydroforming-Rahmen mit sich bringt – dies machte sich sehr positiv in der Lenkpräzision bemerkbar.


Foto Jens Staudt – Foes Enduro Prototype Seaotter Drift

Schwerer fiel es hingegen, das Foes auf das Hinterrad zu ziehen – zum einen wegen der etwas längeren Kettenstreben, zum anderen wegen des leicht einsackenden Hinterbaus/Dämpfers (welcher auf unser Gewicht angepasst war und im Gelände tadellos arbeitete). Erstaunlicherweise ließ sich das Foes aber trotz des längeren Hinterbaus auch in Luft sehr gut handhaben und machte auch beim Abspringen keine Zicken. Richtig spaßig wurde es jedoch, wenn es bergab ging. Wenngleich man die DH-Strecke beim Sea Otter nicht als ruppig bezeichnen kann, so ließ sich dennoch erahnen dass der Hinterbau des FXR mit einer harten Gangart sehr gut umzugehen weiß.

Wie schon gesagt war unsere Testfahrt zeitlich äußert knapp bemessen und wir werden es an dieser Stelle wohl vorerst mit Fahreindrücken belassen müssen. Wir hoffen, dass Foes möglichst bald wieder in Deutschland vertreten sein wird und wir die Chance haben, das neue FXR einem längeren Praxistest zu unterziehen. Der erste Eindruck konnte uns jedenfalls schon sehr begeistern.

Zu guter Letzt noch ein weiterer Prototyp aus dem Hause Foes, zu dem wir jedoch keine weiteren Informationen haben. Es handelt sich um ein 4Cross-Hardtail, welches ihr auf nachfolgendem Bild betrachten könnt. Wer mehr über Foes wissen möchte oder evtl. sogar Interesse daran hat hierzulande den Vertrieb zu übernehmen, der sollte einen Blick auf die Website von Foes Racing werfen: foesracing.com


Foes HT-Prototype


Foes Prototyp – hier wird eines der drei Team-Bikes aus dem Shuttle-Bus gehoben

  1. benutzerbild

    san_andreas

    dabei seit 02/2007

    Was heißt prohibitiv ? Ist halt komplett handmade.

  2. benutzerbild

    Fabian93

    dabei seit 02/2009

    Die Rahmen gefallen mir richtig gut, dass der Rahmen etwas schwerer ist halte ich auch für kein Problem.
    Erstens weils eher ein Fr Bike ist und zweitens weil das meiste Gewicht wirklich beim Aufbau zu holen ist.

    Wärs nicht so teuer würd ichs mir auf jedenfall in die Garage stellen smilie

  3. benutzerbild

    Ponch

    dabei seit 03/2005

    Ich finde das bike auch genial und mit Zocchi Fahrwerk zum anbeten!

    Hab den Rahmen auch zum Nachbau als IBC Trailrakete vorgeschlagen, da der Preis für das Rahmenset doch etwas prohibitiv ist!

    Der Rahmen mit dem Marzocchi Fahrwerk ist ein Foes Shaver. smilie
  4. benutzerbild

    rockrideer

    dabei seit 01/2013

    Man sehen die geil aus.
    Bis so eins aber haben kann, muss ich erst noch einmal
    ordentlich sparen.
    Doch mein nächstes Bike wird es bis jetzt auf jeden Fall.

  5. benutzerbild

    san_andreas

    dabei seit 02/2007

    Habe auch wieder ein Foes im hinteren Hinterstübchen.

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