Der Specialized Enduro Ride von Nago nach Torbole ist mittlerweile eine feste Instanz beim BIKE Festival am Gardasee, und das, obwohl der Name Enduro in Anbetracht der Strecke wohl eher weniger passend erscheint. Dennoch oder grade deshalb möchten sich viele Fahrer jedes Jahr aufs Neue der Herausforderung stellen, die knackige Strecke auf Zeit zu meistern. Auch dieses Jahr war das wieder der Fall, und so ließen sich knapp 90 Fahrerinnen und Fahrer selbst vom schlechten Wetter nicht abhalten, beim Specialized Enduro Ride an den Start zu gehen.

Der kurze Wanderweg von Nago nach Torbole, an den Marmitte dei Giganti, dürfte wohl jedem Gardasee-Biker bekannt sein. Der Trail schlängelt sich teilweise steil und eng unterhalb einer Felswand entlang und wartet mit so mancher kniffligen Passage auf diejenigen, die ihn mit dem Bikes bezwingen möchten. Der Weg ist nicht gefährlich, macht eine Befahrung durch enge Spitzkehren und loses Geröll jedoch zu einer rechten Herausforderung. Diesen Weg gilt es beim Specialized Enduro Ride auf Zeit zu bewältigen und das, ohne dabei den Fuß abzusetzen. Wer ganz vorne mitmischen möchte, der kommt um die ein oder andere direkte Linie nicht umher, und das bedeutet an manchen Stellen den Sprung von einer Kurve in die nächste.


Specialized Enduro Ride in Torbole

Nachdem das Starterfeld vergangenes Jahr von Nico Voullioz und Rene Wildhaber schon recht prominent ergänzt wurde, so waren die Erwartungen auch für das diesjährige Rennen recht hoch. Vouilloz legte letztes Jahr eine unglaubliche Zeit von 01:03.72 min vor – diese galt es heuer zu schlagen. Wenngleich der 10-fache Weltmeister beim diesjährigen Enduro Ride nicht vertreten war, so ließ schon das Training erahnen, dass eine Handvoll Fahrer reelle Chancen haben könnten, die Vorjahreszeit von Nico zu knacken. Neben den üblichen Verdächtigen wie Rene Wildhaber und Daniel Schäfer lieferten auch einige Young-Guns im Training eine Spitzen-Show ab, wie beispielsweise Jasper Jauch und Nicolas Lau. Kein Stück langsamer zeigte sich Enduro-Spezialist Max Schumann, der das Rennen auf seinem neuen Arbeitsgerät in Angriff nahm.

Besonders spannend wurde es im Training, als sich einige Fahrer, allen voran Rob J, einer spektakulären direkten Linie stellen wollen. Diese Linie hätte als schnelle Umfahrung einer der Schlüsselstellen dienen könnten, führte jedoch über einen knapp 1,5 Meter hohen Drop. Die eher geringe Höhe des kleinen Drops stellte nicht die Schwierigkeit dieser Sektion dar, es war neben der bescheidenen Anfahrt auch die absolut miserable Landung, welche nicht nur gradewegs auf einen großen Felsen zulief, sondern auch das Risiko mit sich brachte, einen Platten zu erleiden. Nach einigen Versuchen und dem direkten Vergleich mit der zu umfahrenden Schlüsselstelle kristallisierte sich heraus, dass es das Risiko einen Defekt zu erleiden im Rennen nicht Wert war – denn das geschickte Durchfahren der besagten Schlüsselstelle war nur unwesentlich langsamer.


FREERIDE-Redakteur Laurin Lehner beim Enduro Ride

Mit den Trainingsfahrten verstrich der Vormittag und das Rennen, welches auf 15:00 Uhr angesetzt war, rückte näher. Näher rücken auch die Regenwolken, welche kein sonderlich gutes Wetter für das Rennen verhießen. Bis kurz vor Rennstart konnte sich Wettergott Petrus mit seinen perfiden Wahnvorstellungen, die Welt mit Regen ertränken zu müssen, zurückhalten. Doch Punkt 15:00 Uhr frönte er seinen Gelüsten und öffnete die Schleusen. Dies hatte einen solchen Sturzregen zur Folge, dass die Motivation zur Rennteilnahme in den Keller rauschte. Die zahlreich an den Vorstart gekommenen Fahrer wollten sich das Vergnügen jedoch nicht nehmen lassen und verharrten im strömenden Regen, bis sie zum Start aufgerufen wurden.

Die später Startenden suchten Schutz unter Bäumen, dem Specialized-Torbogen sowie einem kleinen Bistro in der Nähe des Vorstarts. Die Bedenken wurden laut, dass die Fahrt auf der ohnehin schon schwierige Strecke, aufgrund der Kombination von Staub und Wasser, zu einer unkontrollierbaren Rutschpartie ausarten würde. Dementsprechend verhalten begaben sich die Fahrer auf die Strecke. Die gepflasterten Stufen, welche die Fahrer von der Startlinie auf den Trail führten, waren wie erwartet enorm rutschig und sorgten bei einigen Teilnehmern schon für die ersten Strafpunkte durch das Absetzen des Fußes.


IBC E-Mail-Support-Mann Kai beim Specialized Enduro Ride

Der Trail selbst sorgte in den Köpfen der Fahrer jedoch für große Verwirrung, denn die mit Felsen und Geröll durchsetzten Serpentinen waren keines Wegs rutschig. Ganz im Gegenteil, sie waren an manchen Stellen sogar griffiger als im Trockenen zuvor. Lediglich wenige Stellen waren vereinzelt durch den Regen in ihrer Schwierigkeit gestiegen. Dieser Mischmasch der Bedingungen, verbunden mit der Tatsache, dass die Erwartungen der Fahrer hinsichtlich des Streckenzustandes nicht erfüllt wurden, sorgte bei so machen Fahrer für Verwirrung und einen unkonzentrierten Lauf, was auch hier Fußfehler und Stürze zur Folge hatte.

Nur den wenigsten, darunter beispielsweise Rene Wildhaber, Andé Wagenknecht und der spätere Sieger Gustav Wildhaber, gelang es, die Strecke ohne Fehler zu meistern. Damit hatte man jedoch nur die halbe Miete, denn die Zeit spielte gegen einen. Der Schweizer Gustav Wildhaber, welcher mit Rene weder verwandt noch verschwägert ist, konnte mit 01:03.43 Minuten die Bestzeit ins Ziel bringen und so die Zeit des 10-fachen Weltmeisters Nico Vouilloz vom Vorjahr knacken. Hinter ihm reihte sich sein Landsmann und Namensfetter Rene Wildhaber ein, der ganze drei Sekunden Rückstand auf Gustav hatte. Dritter wurde der deutsche André Wagenknecht – er kam mit sieben Sekunden Rückstand auf Gustav Wildhaber ins Ziel. Für viele der Favoriten verlief das Rennen aufgrund der unerwarteten Bedingungen weniger gut und so mussten sie sich durch Fußfehler und Stürze mit den hinteren Plätzen zufriedengeben.


BIKE Festival Riva – Specialized Enduro Ride

An dieser Stelle seien selbstverständlich auch die elf tapferen Damen erwähnt, die sich der Strecke im strömenden Regen stellten. Obwohl sie die Strecke ausgesprochen gut meisterten, mussten sie sich dennoch von einer Fahrerin dominieren lassen – Elke Rabeder. Elke konnte mit einer Zeit von 01:28.55 Minuten einen beachtlichen Vorsprung von knapp neun Sekunden auf die zweitplatzierte Kerstin Koegler herausfahren. Auf dem dritten Platz landete Hanna Moser.

Trotz der widrigen Bedingungen war die Strecke auch dieses Jahr wieder von zahlreichen Zuschauern gesäumt, was das Interesse an Rennen dieses Formats unterstreicht. Das Rennen selbst war ein weiteres Mal eines der Highlights des BIKE Festivals am Gardasee und bereitete den Teilnehmern trotz starken Regens eine Menge Freude. Man darf schon gespannt sein, ob die Zeit von Gustav Wildhaber im kommenden Jahr unterboten werden kann. Der Trail ist jederzeit für eine Befahrung offen und so kann sich jeder an die Herausforderung herantasten, um im kommenden Jahr selbst am Start zu stehen.

Das Video zum Event:


Riva Specialized Enduro Ride – Bauchbinden Edition von Thomas auf MTB-News.de

Die Ergebnisse – Specialized Enduro Ride 2012: 

Result Women Enduroride Riva 2012

Result Men Enduroride Riva 2012

  1. benutzerbild

    jan84

    dabei seit 08/2005

    Wie kann man so eine Strecke eigentlich mit Halbschale fahren (frage ich mich eh bei vielen Videos hier)? Repräsentiert das das Sicherheitsbewusstsein der Allgemeinheit oder fahren nur die Profis so leichtbekleidet rum?

    Potentielle Vorbildwirkungen mal außen vor gelassen:
    Das gefühlte Protektionsbedürfnis hängt ja stark von der eigenen Fahrtechnik ab. Sprich wenn man ne gewisse Erfahrung hat und nur 80-95% von dem was geht fährt kann ichs schon nachvollziehen wenn nur mit Knieschonern, Halbeschale und irgendwas am Rücken (Rucksack oÄ) gefahren wird.
    Wenn diese 80-90% für andere dann unvorstellbar schnell/unvernünftig wirken ist das halt so. Innem gewissen Rahmen (Helm sollte drauf sein smilie) muss das jeder für sich selbst entscheiden. Wer solche Rennen mitfährt fährt idR schon länger, hat schon einige Stürze hinter sich, weiss idR wie er stürzt wenn er stürzt und weiß was er anzuziehen hat um sich wohl/sicher zu fühlen.

    grüße,
    Jan
  2. benutzerbild

    Deleted 8566

    dabei seit 12/2015

    So richtig krass ist die Strecke ja nun nicht, das stimmt. Mit einem Enduro leicht fahrbar, aber mir scheint, dass die BBSler auch mal gerne ein Rennformat für sich alleine hätten.

  3. benutzerbild

    Matthias247

    dabei seit 10/2006

    Das gefühlte Protektionsbedürfnis hängt ja stark von der eigenen Fahrtechnik ab. Sprich wenn man ne gewisse Erfahrung hat und nur 80-95% von dem was geht fährt kann ichs schon nachvollziehen wenn nur mit Knieschonern, Halbeschale und irgendwas am Rücken (Rucksack oÄ) gefahren wird.
    Das stimmt sicherlich. Aber das ist ja ein Rennen und keine Sonntags-Spazierfahrt. Denke mal jeder der da ambitioniert dabei ist fährt 100% und sogar noch mehr.

    Für mich ist das jetz nicht mehr unbedingt Enduro, aber bin auch einfach zu schlecht für 2m Drops smilie
  4. benutzerbild

    blutbuche

    dabei seit 10/2010

    schönes video - schade , dass die wetterbedingungen eher bescheiden waren .-

  5. benutzerbild

    jan84

    dabei seit 08/2005

    Das stimmt sicherlich. Aber das ist ja ein Rennen und keine Sonntags-Spazierfahrt. Denke mal jeder der da ambitioniert dabei ist fährt 100% und sogar noch mehr.

    Für mich ist das jetz nicht mehr unbedingt Enduro, aber bin auch einfach zu schlecht für 2m Drops smilie

    Ich würde da auch Fullface und jacket fahren, wollt die Anmerkung/Kritik nurnicht unkommentiert stehen lassen. In wieweit man im Rennen an/über die 100% geht mag ich nicht beurteilen, ich versuch nicht über 90 - 95% zu gehen, soll doch Spaß bleiben und das after-race-bier soll schmecken ;-).

    grüße,
    Jan

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