Schon mehrfach haben wir Five Ten-Schuhe in die Mangel genommen und zuletzt den Freerider dem Impact entgegengestellt. Im letzten Jahr boten sich uns gleich zwei Gründe, nochmals auf die Firma mit den klebrigen Tretern zurückzugreifen: Einerseits die Einführung der MicroDot-Sohle mit sehr kleinen Noppen, andererseits die Reaktion von Five Ten darauf, dass sich die geklebte Sohle in der Vergangenheit ablöste – die neue Sohle ist seit geraumer Zeit nun vernäht.


Freerider und Spitfire

Der folgende, über ein Jahr ausgeführte Fahrbericht ist weniger ein direkter Vergleichstest als vielmehr der Versuch, die Einsatzbereiche der Schuhe abzustecken und folgende Fragen zu klären: Hält die vernähte neue Sohle des Freeriders auch langfristig? Wie unterscheiden sich Handling und Griffigkeit der Schuhe? Und: Gibt es spürbare Unterschiede zwischen der „normalen“ Stealth-Sohle und der neuartigen MicroDot-Sohle?

In der Hand (und am Fuß)

Five Ten Freerider

Der Five Ten Freerider kommt in der Farbe „galactic purple“, ist mittlerweile neben dem Impact-Modell einer der Klassiker der Firma und kommt mit einem Vollleder-Obermaterial und Perforierungen im Front-, Seiten- und hinteren Bereich des Schuhs. Ein Durchlüftungswunder ist der Schuh immer noch nicht – angesichts der robusten Bauform und des verwendeten Materials allerdings verständlich, zumal der Einsatzbereich sehr breit gefächert ist. Dennoch ist der Freerider, auch dank zwei Belüftungsösen an der Innenseite, ein gutes Stück kühler als beispielsweise der massive Bruder Impact.
Der Schuh ist rundum recht dick gepolstert und verfügt über eine große Einstiegsöffnung, sodass man leicht hineinrutschen kann: Durch die Bauform des Schuhs gibt dieser auch dann Support, wenn man die Schuhe nicht jedes Mal neu schnürt – komfortabel, wenn es eilig ist oder man zwischendurch Schoner anziehen will. Als kleines optisches Gimmick ist unten an der Ferse ein kleines Gummi-Logo in die Sohle eingelassen. Apropos Sohle: Die „Stealth S1“-Sohle blieb rein vom Profil her unverändert und Grip-technisch weiterhin eine Macht, die ihresgleichen sucht.


Five Ten Spitfire

Dem Five Ten Spitfire sieht man die Lifestyle-Zielrichtung eher an – in Größe 47 knapp 100 Gramm leichter, schmal und geradezu windschnittig aufgebaut. Das Obermaterial besteht aus Split-Grain-Leder, die Zunge ist weitaus dünner als beim Freerider und generell wirkt der Schuh im Vergleich etwas filigraner. Das Leder ist zur besseren Belüftung teilweise perforiert.
Der Einstieg ist sehr kompakt: Während der Freerider mit 6 Schnürösen pro Seite auskommt, sind es hier satte 8. Dementsprechend ist es praktisch nicht möglich, „mal eben“ reinzuschlüpfen, da die Schnürung sehr hoch abschließt. Im Fersenbereich befindet sich rund um die Schaftabschlusskante ein Streifen Leder, der den Schaft schützen soll:


Ferse des Spitfire

Neu ist die „MicroDot“-Sohle: Rund 4mm dicke Knubbel aus Stealth S1-Gummi bestimmen das Profil und sollen in dieser Bauweise auf Straße und Pedal noch griffiger sein als die bisherige Sohlenstruktur.

Auf dem Trail

Positiv überraschend: die Passform vom Freerider. Beim ersten Reinschlüpfen passt sich der Schuh perfekt an und im Gegensatz zu meinen „alten“ Impacts ist die Größenangabe beim Freerider wirklich passend – eine 47 ist auch eine echte 47. Durch die durchaus stabile Konstruktion bleibt der Fuß da, wo er ist – selbst, wenn der Schuh nicht komplett fest zugeschnürt ist. Die Sohle ist großzügig breit und vermittelt mit der Bauform dieses Schuhs Sicherheit. An dieser Stelle muss jedoch erwähnt werden, dass der Freerider besonders an breiteren Füßen bestens anliegt. „Schmalfüßen“ dürfte im Freerider etwas Seitenhalt mangeln.


Auch in Finale Ligure war der Testschuh dabei… Foto: Ale di Lullo

Mit dem Freerider ist so ziemlich alles fahrbar, was nicht in Richtung Extrem-Freeride oder ruppiger Downhill geht – hierfür ist der Impact immer noch das Maß aller Dinge. Die Sohle ist ein Stück weicher als beim Impact, vermittelt insbesondere im Allmountain- und Freeride-Bereich eine gute Trittsicherheit und verdreht sich praktisch nie. Durch die nicht brettharte Sohle bleibt zudem noch ein gutes und (im Vergleich zum Impact niedriger bauenden Schuh) direkteres Pedalgefühl übrig, was für Kontrolle sorgt.


IMG 6803

Was den Spitfire angeht, ist „Auf dem Trail“ nur halb-richtig:

Seitens Five Ten wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der Spitfire für harte Freeride-Action nicht geeignet ist und deshalb in erster Linie im Street- und Dirt-Bereich getestet werden sollte – eben ein Schuh für den urbanen Einsatz. Kein Problem – wir hielten uns dran!
Dennoch tut man sich mit dem Schuh etwas schwerer: Wie schon beschrieben, ist das unkomplizierte Reinschlüpfen nicht möglich – der Schuh muss aufgeschnürt, die Schnürungen gelockert werden.
Der Leder-Aufsatz am Fersenschaft erschwert das Reinschlüpfen, denn das Material bremst. Ist alles zugeschnürt, ist der Fuß durch den flachen Schnitt des Schuhs sehr fixiert, hat aber in meiner 47er-Version dennoch im Zehenbereich ziemlich viel Platz – der Schuh wirkt nicht allgemein zu groß, aber vorne ein Stück zu lang. Die Passform ist für meine Füße gewöhnungsbedürftig und erinnert, im Gegensatz zum klassischen Skateschuh-Design des Freeriders, eher an Chucks und ähnliche Oldschool-Treter.


Hannes – Air

Einmal angezogen, funktioniert der Schuh auf dem Bike besser: Die Sohle „grippt“ auf Plattformpedalen extrem und ist, rein subjektiv, noch einen Tick verdrehsicherer: Möglich machen das die kleinen MicroDots, zwischen denen die Pedalpins gut Platz haben und einfach dazwischenrutschen. Die Kontrolle des Schuhs hingegen ist nicht ganz so perfekt wie beim Freerider: Durch die verhältnismäßig dünne Verarbeitung ist der Schuh zwar besser durchlüftet, büßt allerdings an Stabilität ein. Obwohl die Sohle die annähernd identische Größe wie der Freerider hat, fühlt sich letzterer auf dem Pedal „trittsicherer“ an.

Eine ungeschriebene Regel ist bei allen Kleidungsstücken: da, wo es scheuern kann, sollten keine Nähte sein. Aufgrund dessen ist die Lederlasche, die über den Fersenschaft gezogen ist, etwas unglücklich platziert: Die Naht führt direkt auf Höhe der Achillessehne einmal rundherum und produzierte bei den ersten Ausfahrten am Skatepark wunde Stellen in meinem Fersenbereich. Da auch die Naht mit der Zeit ein wenig abscheuert, waren auch die wunden Stellen zwar bald passé – den Sinn der Lasche kann man dennoch in Frage stellen.

Auf der Straße

Beide Schuhe haben eine gewisse Lifestyle-Attitüde – wie verhalten sich die Modelle also im Alltag? Hier ist das Ergebnis relativ unentschieden, denn der Spitfire ist ein gutes Stück leichter und etwas besser belüftet, was den Alltagsgebrauch gerade in den wärmeren Monaten erleichtert. Die angesprochenen Probleme mit der Fersenlasche treten hier allerdings durch die Gehbewegungen verstärkt auf – je nach Fuß- und Fersenform kann die Naht der Fersenlasche unangenehm scheuern. Der flache Aufbau des Schuhs in Verbindung mit der langen Schnürung ist ebenfalls nicht jedermanns Sache. Der Freerider hingegen trägt sich absolut unproblematisch – reinschlüpfen mit gewohnt-fluffigem Skateschuh-Gefühl. Einzig die bereits angesprochene Belüftung lässt den Spitfire im Vergleich besser dastehen.

Fazit

Five Ten hat bezüglich des Freeriders seine Hausaufgaben gemacht. Die Sohle hält nach einem Jahr harter Dauerbelastung immer noch wie am ersten Tag – die Abnutzung geht für einen Dauertragetest in Ordnung und die Sohle löst sich an keiner Seite ab. Trotz ständigen Raus- und Reinschlüpfens ist auch der Fersenbereich noch völlig intakt, was bei vielen Skateschuhen ähnlicher Bauform beileibe nicht Standard ist – und gleichzeitig nachweist, dass ein Fersenbereich auch ohne Extra-Schutz wie beim Spitfire halten kann. Einzig die Gummi-Logos hinten haben sich (auf beiden Schuhen!) nach einigen Monaten verabschiedet – kein Weltuntergang, aber unnötig.


Nur wenige Blessuren nach einem Jahr Dauertest: Der Five Ten Freerider.

Der Spitfire hinterlässt gemischte Gefühle. Die schlanke Optik macht den Schuh zu einem schicken Lifestyle-Treter mit Bike-Potenzial. Ganz nach der Empfehlung von Five Ten sollte der Schuh definitiv nur im Skatepark oder auf dem Pumptrack gefahren werden – denn die recht filigranen MicroDots erwecken den Eindruck, bei härterem Einsatz recht zügig abzunutzen. Im normalen Gebrauch scheint die Sohle etwas länger zu halten als die des Freerider, auch wenn die Sohlenabnutzung auf dem Foto trügt – angesichts der größeren Alltags- und Geländetauglichkeit ist der Freerider schlichtweg etwas öfter genutzt worden.


Sohlen im Vergleich: Links Spitfire, rechts Freerider.

Im Gesamtvergleich mit Five Ten-Schuhen wie dem Impact, dem Maltese Falcon oder auch dem Danny MacAskill Signature-Schuh sticht der Spitfire sowohl von der Filigranität als auch von der etwas ungewöhnlichen Passform heraus – wer bisherige Five Ten-Modelle gewohnt ist, sollte diesen Schuh vorher anprobieren.

Mehr Informationen über die beiden Schuhmodelle gibt es unter http://fiveten.com


Hannes legt quer

  1. benutzerbild

    Hoppes

    dabei seit 09/2011

    Hab mir mal die Spitfire Low geordert. Die sollten das Problem mit den Druckstellen an der Ferse nicht haben. Dort ist nix eingenäht... Zudem ist der Preis meist knackig!

  2. benutzerbild

    Black_Label

    dabei seit 11/2009

    Hatte mir die Tage auch Five Ten bestellt sind heute angekommen, hab nur Probleme mit ihnen. Hab extrem breite Füße und in 42,5 sind sie zu schmal. n 45 passen sie sind halt zu lang, nach ca 3 Stunden am Fuß nur noch schmerzen, macht wirklich keinen Spaß. Irgendwas mach ich falsch...

    Um auf die Sohlen Sache zu antworten, ich habe seit 2 Jahren Flats und fahre seit 5 Jahren mit den selben Adidas Turnschuhen (meistens Enduro Strecken) und nicht mal die sind durch. Stimmt mich jetzt schon ein bisschen skeptisch das Ganze.


    schonmal auf manch Pedalen geschaut? welche Pins manch einer bearbeitet oder Madenschrauben zweckendfremdet?
    Deine Adidas hätt manch einer an nem Race-WE ruiniert (ok, gehe von DH aus!)
  3. benutzerbild

    Stricherjunge

    dabei seit 04/2009

    Was für Pedalen wurden denn beim Schuhtest am häufigsten gefahren?
    Wenn man die Userkommentare vergleicht könnte man vermuten, dass es Qualitätsunterschiede bei der Sohle gibt und deshalb manche Sohlen halten, andere nicht.

    Ich hab seit kurzem die Lineking, Grip ist super, zur Haltbarkeit kann ich noch nicht viel sagen. Meine alten billig Skateschuhe hatten nach etwa einem Jahr gebrauch Furchen in der Sohle, beim fahren habe ich davon aber nichts gespürt. Als Pedale fahre ich Wellgo MG-1.

  4. benutzerbild

    Ehrenfeld

    dabei seit 10/2001

    Am häufigsten wurden die DMR Vault gefahren, die im Vergleich doch recht scharfe pins haben. Aber auch Truvativ Holzfeller und Wellgo Mag sind öfter unter den Schuhen gewesen, zugegebenermaßen wurde eher wenig DH, sondern vielmehr FR und Enduro gefahren.

  5. benutzerbild

    felixh.

    dabei seit 07/2004

    Also meine Baron sehen nach gut 40 Tagen (@ durchschnittlich 6-8Std) auch schon so aus wie oben auf den Pics. Dazu ist er auf der Innenseite oben am Polster durch Kontakt mir Kurbel komplett aufgescheuert/gerissen.

    Impact (bzw ich hab die halbhohen, mir fällt der Name grad nicht ein) hält viel viel besser (sieht nach 1 1/2 Jahren noch neuer aus). Bin auch ein bisserl enttäuscht.

    bergab ist der Impact besser, aber zum bergaufgehen zu Fuß, ist der Impact durch die harte Sohle leider eine Katastrophe (Wadenmuskulatur ist nacht 600-800HM tragen im Eimer, und Grip ist auch zu Fuß sehr bescheiden weil Sohle zu hart).


    Nehme daher je nach Touranfoderung Baron oder Impact.

    Denke auch das FiveTen beim Baron irgendwie geschlampt hat, auf der ISPO hattens den ja noch als Mittelstück zwischen Impact und Freerider angekündigt, aber denke mehr und mehr der ist unterhalb des Freeriders von Stabilität/Haltbarkeit einzuordnen.

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