Als gestern Nacht das Endergebnis des fünften Downhill World Cups der Saison 2012 in Windham feststand, spiegelt das Ergebnis die Kräfteverhältnisse in der aktuellen Saison wieder: Aaron Gwin siegt auch in Windham und liefert damit den neunten Sieg in den letzten 12 Rennen. Und Rachel Atherton untermauert die Ernsthaftigkeit ihres Comebacks und siegt mit minimalem Vorsprung vor Tracey Hannah. Doch der Weg zu diesem Ergebnis ist so spannend wie schon lange nicht mehr gewesen: Technische Defekte, Ausrutscher, Stürze und Angst vor einer Disqualifikation von Rachel Atherton haben dem Rennen zu einer einmaligen Dramatik verholfen. Hier kommt der Rückblick auf die Rennen bei den Damen und Herren.

Rennbericht Damen

Beim Rennen der Damen sind 23 Starterinnen qualifiziert gewesen und am Ende des Tages ist es wohl das spannendste Damenrennen seit einiger Zeit gewesen. In Abwesenheit von deutschen Starterinnen haben vor allem die fünf Schnellsten aus der Qualifikation dafür gesorgt, dass das Rennen so spannend geworden ist, wie es wurde. Bei 30°C und besten Bedingungen hat Jill Kintner an ihren Erfolg aus dem letzten Rennen in Mont Sainte Anne anknüpfen wollen, doch nach der ersten Zwischenzeit gibt es keine Bilder mehr von ihr – DNF. Bei einem Sturz hat sie sich Schürfwunden im Gesicht und eine gebrochene Speiche (Unterarmknochen) zugezogen. Gute Besserung!

Direkt nach ihr geht die Australierin Tracey Hannah auf die Strecke, die nach ihrem Auftaktserfolg in Pietermaritzburg noch nicht wieder bis ganz nach vorne gefahren ist. Für sie scheint es auf der ruppigen Strecke deutlich besser zu laufen als beispielsweise in Val di Sole und obwohl sie mit voller Wucht den letzten Sprung zu kurz springt und mit der Hüfte ihren Sattel von der Stütze bricht, kann sie sich über zwei Sekunden von Emilie Siegenthaler absetzen und übernimmt den Hotseat. Schneller als Tracey sind in der Qualifikation nur noch die bis dahin Führende im Gesamt World Cup, Emmeline Ragot aus Frankreich und ihre schärfste Verfolgerin Rachel Atherton gewesen.

Als erste von den beiden ist Emmeline Ragot dran und zeigt deutlich, warum insbesondere die technischen Streckenabschnitte ihre Stärke sind. Mit viel Schwung nimmt sie die brutalen Steinfelder und tritt sich zur zweit höchsten Geschwindigkeit des Tages. Wie auch Tracey startet sie in Richtung Ziel über den großen letzten Sprung und schlägt zu kurz ein. Doch während Tracey „nur“ ihren Sattel abbricht, wird Ragot von ihrem Rebound ausgehebelt, geht stumpf über den Lenker und schlägt nur wenige Meter vor dem Ziel ein. Obwohl sie sich schnell aufrappeln kann und ihr Bike über die Ziellinie schiebt, ist der gewonnene Vorsprung dahin und Tracey bleibt um 0,045 Sekunden vor der Konkurrentin.

Besser läuft es zunächst für Rachel Atherton, die bis zur Zwischenzeit über vier Sekunden Vorsprung erkämpft, dann jedoch ebenfalls nicht fehlerfrei bleibt. Beim ersten Highspeed Sprung landet sie schräg, muss gegensteuern und verlässt seitlich die Strecke, von wo sie sich erst zurück kämpfen muss. Doch Rachel schiebt nicht wieder nach oben, sondern passiert erneut die Streckenbegrenzung und obwohl sie 0,262 Sekunden Vorsprung ins Ziel rettet, ist zunächst unklar, wer hier wirklich gewonnen hat. Streng genommen müsste Rachel disqualifiziert werden, doch entscheiden die Kommissare, dass sie keinen Vorteil aus dem Verlassen der Strecke gezogen hat und damit den ersten Platz behalten darf. Glück im Unglück, doch schon allein die Top 5 sind ein Grund, sich das Replay des Rennens nicht entgehen zu lassen.

Nach diesem Rennen hat Rachel Atherton mit 950 Punkten vor Emmeline Ragot (920 Punkte) und Myriam Nicole (751 Punkte). Als Vierte folgt Tracey Hannah (732 Punkte), während Harriet Rücknagel aus Deutschland durch die beiden ausgelassenen Rennen in Kanada und den USA auf den 22. Platz zurück fällt.

Rennbericht Herren

Wie schon beim Damenrennen hat sich auch im Rennen der Herren so manch unvorhersehbare Wendung zugetragen. Das gilt insbesondere auch für den erneuten Sieg von Aaron Gwin: Zwar hat Gwin erneut gewonnen, doch weniger als eine Sekunde Vorsprung auf Platz zwei sind eine ganz andere Baustelle als die letzten Sieg mit deutlich größeren Lücken. Aaron Gwin kann besiegt werden, das ist klar. Doch insbesondere für die ehemalig dominierenden Gee Atherton und Greg Minnaar muss die unglaublich konstante Leistung des Amerikaners ermüdend sein. Doch fangen wir hinten in den Ergebnissen an.

Obwohl die Strecke in Windham eher kurz ist, ist sie nicht gerade pfleglich, was das Material angeht. So musste unter anderem Steve Peat mit Plattfuß und abgerissenem Schaltwerk Federn lassen, konnte sich aber immerhin am vorletzten Sprung gebührend feiern lassen. Deutlich ärgerlicher dürfte der Plattfuß für Damien Spagnolo gewesen sein, der nach sensationeller Qualifikation durchaus in Schlagdistanz zu Aaron Gwin gewesen wäre. So muss er sich mit einem ernüchternden 69. Platz zufrieden geben und landet damit noch zwei Plätze hinter Marc Beaumont, der einen heftigen Crash wegstecken muss und ebenfalls die gute Leistung aus der Qualifikation nicht wiederholen kann. Pech hat auch Cameron Cole auf Platz 41, der nach sehr guter erster Zwischenzeit Fehler macht und viel zeit verliert. Schlimmer verläuft es noch für Brook MacDonald, der die insgesamt fünft-beste Zeit im ersten Sektor abliefert, dann im Steinfeld bei voller Geschwindigkeit über den Lenker geht und nach hartem Einschlag direkt wieder auf den Pedalen steht. Dennoch ist die Zeit dahin und Brook landet auf einem enttäuschenden 34. Platz. Überzeugen kann dahingegen Mitch Delfs aus Australien, der lange im Hotseat sitzt und am Ende mit Platz 11 knapp an den Top 10 vorbeischrammt. Und das mit nur 4,263 Sekunden Rückstand.

Zwischenstand der Herren
Windham – Zwischenstand Herren – 2012

Rennergebnis der Damen
Windham – Rennergebnis Damen – 2012

Zwischenstand der Damen
Windham – Zwischenstand Damen – 2012

  1. benutzerbild

    Tobias

    dabei seit 08/2001

    Eigentlich sind nur die Top 4 den Sprung gesprungen, der Rest ist nebendran vorbei.

  2. benutzerbild

    Kerberos

    dabei seit 04/2005

    :headshot:
    Erklär's mir doch einfach. Es gibt andersrum Bereiche, in denen ich mich besser auskenne als Du.
  3. benutzerbild

    teatimetom

    dabei seit 03/2004

    Eigentlich sind nur die Top 4 den Sprung gesprungen, der Rest ist nebendran vorbei.

    weiß ich,

    aber gibt es Fotos der Slams ? smilie
    ich kenn nur das eine verbogene Mondraker Foto mit der Blauen 888 drin smilie
  4. benutzerbild

    radi1985

    dabei seit 12/2005

    Was ist das für ein Lied in dem Video??? smilie

  5. benutzerbild

    inverted

    dabei seit 08/2007

    @kerberos: sicher weil der eigene bikesponsor das so will... scott war immerhin auf bannern und auf der wand hinter der siegerehrung zu sehen aber am jersey von gwin haben sies nicht geschafft smilie

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