Es sind bereits wieder zwei Wochen vergangen, seitdem in Leogang die neuen Weltmeister der Gravity-Disziplinen gekürt wurden. Wir haben jedoch noch einiges an unveröffentlichtem Bildmaterial, welches wir euch nicht vorenthalten möchten. Es bietet sich daher an, die diesjährige WM im Salzburger Land noch einmal kurz Revue passieren zu lassen und im Zuge dessen auch die Leistungen von Athleten, Helfern und allen weiteren Beteiligten zu würdigen.
# Beschauliches Salzburger Land – die WM zu Gast in Leogang
Groß wurde sie angekündigt, die DH- und 4X-Weltmeisterschaft im österreichischen Leogang. Nachdem sich das beschauliche Örtchen durch das Ausscheiden Schladmings als World Cup-Ausrichter 2010 zum ersten Mal einen World Cup sichern konnte, war schnell klar, dass man sich damit in Leogang nicht zufriedengeben würde. Prompt wurden die Kräfte gebündelt und gemeinsam mit Saalfelden eine schlagfertige WM-Bewerbung erarbeitet. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten und so wurde das Projekt WM in Angriff genommen.
Nach zwei Jahren war es dann endlich soweit, Anfang September diesen Jahres fanden sich die weltbesten DH- und 4X-Fahrer in Leogang ein, um in spannenden Wettkämpfen um das ehrenbehaftete Regenbogentrikot zu kämpfen. Mit einer beschaulichen Eröffnungsfeier wurde die WM im Herzen Saalfeldens bei Kaiserwetter eröffnet. Schon am Tag darauf wurde das Tal jedoch vom schlechten Wetter heimgesucht, welches sich bis zum Samstagabend hielt. Erst pünktlich zum DH-Finale am Sonntag riss der Himmel auf und sorgte mit prächtigstem Sonnenschein für einen erstklassigen WM-Tag. Was in Leogang geschah, sollen euch die persönlichen Eindrücke unserer MTB-News.de-Redakteure zeigen.
WM-Finale im 4Cross
Maxi: Die diesjährige 4X-WM erwartete ich mit besonderer Spannung, denn welch ein Rennen könnte ein besserer Indikator dafür sein, wie gut der 4X-Sport das Aus des World Cups verkraftet hat. Auch wenn viele der vom ehemaligen World Cup bekannten Fahrer wieder an den Start gingen, so kam mir die Leistungsdichte im Allgemeinen doch deutlich geringer vor. Das Rennen selbst, wie auch die Zuschauer zeigten, dass 4X vor allem in Osteuropa einen hohen Stellenwert genießt, auf weltweiter Ebene aber klar verloren hat. Besonders bei den Damen spiegelte sich das wieder. Mit nur acht Finalistinnen war das Rennen in Leogang einer WM nicht würdig.
Erfreulich war jedoch das gute Abschneiden der deutschen Teilnehmer, allen voran von Benedikt Last, der in seinem noch jungen Alter von 18 Jahren bei seiner zweiten WM auf Platz 8 fahren konnte. Ganz besonders konnte ich mich auch über Roger Rinderknechts Sieg freuen. Für ihn hätte es wohl keinen besseren Abschied aus dem Profi-Radsport geben können. Mein persönliches Highlight der 4X-WM ist und bleibt jedoch der achte Platz des deutschen Youngsters Benedikt Last.
Hannes: Die erste WM, das erste Mal als Fotograf auf der Strecke – trotz etwas trüber Witterung war das 4X-Finale extrem sehenswert. Zusammen mit diversen Fotografen wie Ale di Lullo, Sven Martin, Hoshi Yoshida und weiteren Profis wurde viel experimentiert, was die besten Foto-Positionen anging – im Endeffekt waren die erste Kurve und die Pro-Line nach der zweiten Kurve am lohnenswertesten, das etwas wolkenverhangene Alpenpanorama tat sein Übriges dazu. Wirkliche Menschenmassen waren am ersten Finaltag noch nicht zugegen, dennoch war die Stimmung gut und die österreichischen Zuschauer besonders wegen lokaler Fahrerinnen wie Anita Molcik durchweg begeistert.
Die Rennen waren durchaus spannend, wenngleich das Finale ein etwas trauriges Ende für David Graf und Tomas Slavik nahm. Der Sturz direkt nach dem Start machte die Sieg-Hoffnungen für beide und zudem die Schulter von Slavik zunichte – der Nutznießer war Roger Rinderknecht, der im anschließenden Interview zu seinem WM-Titel auf dem Höhepunkt seiner Karriere seinen Rücktritt erklärte. Ein wirklich spannendes Rennen mit schnellen Fahrern, einer guten Strecke und einer tollen ersten WM-Erfahrung.
# Anneke Beerten vor dem Finale – schon frohen Mutes…
# Wundervolles Alpenpanorama – Scott Baumont auf der Pro-Line
# Wunderschön gelegen: Leogang
# Mit den Gondeln geht es flott den Berg hinauf
# Bitte langsam fahren!
# Wolkenverhangene Berge am Samstag
# Roger Rinderknecht auf dem Weg zum Titel
# Shuttle auf 4X-Art
# Anneke Beerten auf dem Weg zum zweiten Titel in Folge
# Verschiedenste Lines waren möglich – Klaus Beige gelang es, Weltmeister Rinderknecht auf der Pro-Line zu überholen.
# Flachgelegt: Über den Sprung nach der zweiten Kurve
# Regendicht eingepackt: Es blieb dann doch trocken
# Nach dem Überholmanöver von Beige ließ Rinderknecht nichts mehr anbrennen.
# Tiefer geht´s nicht – Tomas Slavik
# Ein Heißluftballon stand während dem Rennen neben der Strecke
# Beste Aussicht: Ein Zuschauer des 4X-Rennens
# Steffi Marth kämpft sich an Melissa Buhl vorbei
# Roger Rinderknecht im Ziel
# Slavik ahnt schon, dass die Schulter kaputt ist
# Die beiden Weltmeister
# Slavik – verletzt am Boden
# Die tschechischen Fans waren in der Überzahl
# Rock´n Roll: Michael Mechura
# Tschechische Fans
# Siegerpodium der Damen
# Das Podium der Männer
WM-Finale im Downhill
Maxi: Das spannende Finale im Downhill sah ich mir im Zielraum auf der Leinwand an. Neben dem Hot Seat stehend hatte ich die Möglichkeit, direkt mit den Fahrern zu sprechen. Am meisten in Erinnerung geblieben sind mir Morgane Charre, Markus Pekoll und Mick Hannah. Nachdem Morgane mit Bestzeit ins Ziel kam, rechnete sie wohl selbst nicht damit, dass sie diese Zeit zum Sieg führen würde. Je länger sie auf dem Hot Seat saß, desto nervöser wurde die junge Französin. Gegen Ende schien sie die Spannung schier zu zerreißen. Als dann Rachel Atherton als letzte Fahrerin die Ziellinie überfuhr und die Anzeigentafel ihre Zeit preisgab, stürzte sich die gesamte französische Nationalmannschaft vor Freude auf Morgane, welche in Freudentränen ausbrach und mit der Situation nicht so wirklich umzugehen wusste. Ein toller Moment und eine verdiente Siegerin, die endlich wieder frischen Wind in die Segel des Frauen DH-Sports bringt.
Markus Pekoll berichtete mir nach seinem Lauf von der überwältigenden Stimmung der Zuschauer, welche die Fahrer vom Streckenrand aus mit ihren Zurufen motivierten, das Letzte aus sich heraus zu holen. Seiner Stimme war neben der Begeisterung auch eine gesunde Portion Stolz auf die WM im eigenen Lande zu entnehmen. Natürlich freute sich Markus ebenso sehr über seine hervorragende Leistung, auch wenn sein Traum vom Platz auf dem Podium vor heimischem Publikum nicht in Erfüllung ging.
Einer, von dem man Nervosität so gar nicht gewöhnt ist, musste sich auf dem Hot Seat wahrlich zusammen reisen, um vor Anspannung nicht aus der Haut zu fahren – Mick Hannah. Lange führte er das Feld an, wodurch in ihm die Hoffnung auf einen Podiumsplatz stetig stieg. Vor und zurück wippte er, als er oben auf dem Hot Seat saß und auf der großen Leinwand die Zwischenzeiten seiner Konkurrenz verfolgte. Am Ende wurde musste sich der sympathische Australier mit der Holzmedaille zufriedengeben. Sein Team-Chef Fabien Cousine erzählte mir jedoch kurz nach dem Rennen, dass sich Mick auch über Platz vier sehr freute. Welches frohe Ende das Finale der diesjährigen WM fand, muss an dieser Stelle wohl kein weiteres Mal erläutert werden. Ein Hoch geht an dieser Stelle aber ein weiteres Mal an den Sieger Greg Minnaar sowie Steve Peat für seine zwanzigste WM-Teilnahme.
Hannes: Allzuviel bekam man als Fotograf nicht mit, wenn man keinen Zugang zu Live-Material hatte – die Renn-Erfahrung war in diesem Fall demzufolge etwas ernüchternd, insofern man sich nicht im Zielbereich aufhielt. Jubeln, Tröten, Kettengeklapper – schon war der Fahrer vorbei und man hoffte, gute Bilder eingefangen zu haben. Die Strecke an sich ist als Fußgänger ohne Wanderschuhe und mit Kamera durchaus waghalsig, wenn man sich von oben bis zum Ziel durcharbeiten will: Im Schneckentempo geht es durch matschige Zuschauerbereiche, bis letztendlich der Zielhang erreicht ist -insbesondere der letzte Steinhang war spektakulär. Das Wetter war an diesem Sonntag nahezu perfekt – warm, sonnig und nicht allzuviel Wind. Tolles Rennen!
Thomas: Maxi und Hannes hatten ihren Einsatz als Fotografen bereits geplant – ich hatte daher bei Fabian Waldenmaier vom BDR angefragt, ob das Team vor Ort Unterstützung brauchen könnte. Fabian nahm das Angebot an und so verbrachte ich den Renntag leicht übernächtigt in der Nähe des Starts, passte „unsere“ Rennfahrer nach der Gondel ab, brachte sie zur Aufwärm-Rolle des deutschen Teams und versorgte sie dort mit Getränken.
# Der Startbereich um 9:30 – jetzt war es noch frisch
Parallel dazu lief das UCI-Livetiming auf dem Handy und ich konnte verfolgen, wie die Fahrer die rasante Abfahrt ins Tal hinter sich brachten. Eben noch hier auf der Rolle, jetzt schon live im Internet – schon irgendwie komisch, wenn man normalerweise die Worldcups „nur“ auf dem Bildschirm verfolgen kann.
Es war spannend zu sehen, wie die Sportler die letzten Minuten vor ihrem Einsatz zubringen und wie sie da drauf sind – zum Teil aufgeregt – nervös, zum Teil extrem fokussiert und abwesend wie in einer anderen Welt – jeder ging vor Ort anders mit dem besonderen Event „WM-Rennen“ um.
# Benny Strasser und Johannes Fischbach beim Warmfahren
„Welche Nummer steht jetzt am Start?“ – Fischi ist der letzte der deutschen Starter und will nicht zu früh oder zu spät im nahegelegenen Startzelt sein – um 15:23 geht es dann auch für ihn los, nachdem er seine Handschuhe noch akribisch festgezupft und gezogen hat. Ich machte mich parallel dazu mit Aufwärmrad und Rolle auf den Weg zur Gondel und auf den Weg nach unten, um dort das Finale im Zielbereich mitzuverfolgen.
Fischi war vor mir unten :)
DH WM Leogang – Pressekonferenz mit unfreiwillig komischen Momenten von Thomas – mehr Mountainbike-Videos
# Team USA beim Aufwärmen vor einer unvergleichlichen Kulisse
# Peanut – Lauren Daney mit der Nummer 36
# Kunstflieger über den Bergen
# Geplanter Absturz: Der Pilot fing sich wieder…
# Red Bull verleiht Flügel? Sieht so aus!
# Tahnée Seagrave mit interessantem Renn-Outfit
# Casey Brown – holte zwei Goldmedaillen beim diesjährigen Crankworx Festival in Whistler
# Auch Brasilien war bei der WM der Damen vertreten – Luana Maria De Souza Oliveira
# Elisa Canepa – Italien
# Team Kanada konnte mit einigen starken Frauen punkten – Casey Brown, Micayla Gatto und Clarie Buchar [v.l.n.r.]
# Casey freut sich über ihren siebten Platz
# Morgane Charre – die große Überraschung der diesjährigen DH-WM
# Die Freude im französischen Team war nicht zu übersehen – Morgane Charre wurde groß gefeiert.
# Kann es selbst noch nicht fassen – Morgane Charre: DH Weltmeisterin 2012
# Der ungläubige Blick von Morgane zu ihrem Vater.
# WM-Gold für Frankreich dank Morgane Charre
# Der gesamte Fan-Club von Morgane war zu ihrer Unterstützung nach Leogang gereist.
# Gold und Silber für Frankreich – Morgane Charre und Emmeline Ragot
# „Sick Mick“ Hannah auf dem Weg zur Holzmedaille
# Cam Cole kämpft sich durch die letzten Matschfelder
# 20 Jahre DH-Weltmeisterschaft – Steve Peat
# Mit abgesprungener Kette kam Benny Strasser ins Ziel
# Matthew Beer – Kanada [nicht verwandt mit Marcel und Nick Beer aus der Schweiz]
# Filip Polc mit seinem neuen Evil Undead Carbon
# Berislav Topol – Kroatien
# Aaron Gwin – „Stem Fucker“ über den Zielsprung
# Auf dem Weg zur Goldmedaille – Greg Minnaar
# knapp 16.000 Zuschauer in Leogang
# Ratboy mit schönem Whip ins Ziel
# Johannes Fischbach – Platz 17
# Markus Pekoll freut sich über seinen neunten Platz bei seiner Heim-WM in Österreich.
# Mick Hannah bangt um seine Führung
# Team Australien – Sam Hill und Mick Hannah
# Spannung auf dem Hot Seat kurz bevor jedem klar wurde, dass Aaron Gwin keine Chancen mehr hatte.
# Greg Minnaar mit WM-Gold – das Sante Cruz Syndicate Team gratuliert
# Greg Minnaars größter Fan
# Greg Minnaar und seine Team-Managerin Kathy Sessler
# Das WM-Podium: Gee Atherton, Greg Minnaar, Steve Smith [v.r.n.l.]
# Greg Minnaar mit seiner Gold-Medaille
# Morgane Charre und Greg Minnaar
# Erstmals vergeben: das Ehrentrikot für die zwanzigste WM-Teilnahme von Steve Peat
# Steve war sichtlich gerührt über diese besonders Auszeichnung der UCI.
# Kanada mit zwei Medaillen: Holly Feniak [Juniorinnen] und Steve Smith [Elite Men]
# Für Gee scheint auch die Silbermedaille nicht genug zu sein.
# Gee und seine Brille, eine unzertrennliche Einheit.
# Manon Carpenter – im ersten Elite-Jahr wurde sie mit einer Bronzemedaille belohnt
# Emmeline Ragot, Morgane Charre, Manon Carpenter [v.l.n.r.]
# Holly Feniak – Juniorinnen Weltmeisterin 2012
# keine Zeit für eine Wäsche – Greg Minnaar kam aus dem Trubel so schnell nicht mehr raus
# Wer ihm da wohl seine Gratulation übermittelte?
# Holly Feniak – Team Kanada
# Morgane Charre war auch einige Stunden nach dem Sieg noch überrascht.
Das muss gefeiert werden!
Im Hintergrund solcher Großveranstaltungen wie der MTB-WM in Leogang spielen sich bekanntlich immer Szenen ab, von denen die breite Öffentlichkeit meist nichts mitbekommt. Dazu gehört auch das ausgelassene Feiern sportlicher Erfolge. Wir sind an dieser Stelle mal so frei und lassen euch an der kleinen Feier der 4X Weltmeister am Samstagabend teilhaben.
# Was zur Hölle möchte uns Angie damit sagen?
# Steffie Teltscher hält Hoshi Yoshida von der Arbeit ab.
# Ja Roger, ganz genau – das bist du!
# Ein Hoch auf den Weltmeister – Gracia stößt mit Rinderknecht an
# Auch Anneke freut sich über ein Bild von ihr
# 4X-Deutschland in seiner Paradedisziplin [Beige & Scherz]
# Was genau es damit auf sich hat, wissen wir auch nicht mehr
# Sorry For Partying – Martin Söderström
# so wird das nicht, Herr Söderström
Johannes Fischbach – bester deutscher DH-Fahrer auf Rang 17
Aus deutscher Sicht kann zweifelsohne das Ergebnis unseres DH-Newcomers Johannes Fischbach als WM-Highlight genannt werden. Nach seinem überaus guten Einstieg in den Downhill World Cup in Pietermaritzburg flachte Fischis „Erfolg“ im Downhill-Sport ein wenig ab. Pünktlich zur DM in Ilmenau meldet er sich jedoch zurück und schnappte sich den Titel des deutschen Meisters. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wurde Fischbach als größte deutsche Hoffnung für die bevorstehende WM gehandelt. Kurz vor dem wichtigsten Rennen des Jahres musste Fischi jedoch stark einstecken. Beim iXS EDC in Spizac kollidierte er unverschuldet mit einer Streckenpostin und verletzte sich am Daumen. Seine WM-Teilnahme war bis wenige Tage vor dem großen Rennen ungewiss. In letzter Sekunde wurde ihm von den behandelnden Ärzten grünes Licht gegeben. Umso mehr gewinnt Fischis Platzierung an Wert. Anbei eine Audio-Spur mit seinem Fazit zu seiner ersten DH-WM-Teilnahme.
Johannes Fischbach auf dem Weg zu Platz 17
Johannes „Fischi“ Fischbach erreichte in seiner ersten DH-WM direkt einen tollen 17. Platz – hier seine eigenen Eindrücke vom Wochenende.
[audio:http://www.mtb-news.de/news/wp-content/uploads/2012/09/fischi_wm.mp3|titles=fischi_wm]
MTB-News.de WM-Fazit
Maxi: Für mich persönlich war die diesjährige WM ein wenig ernüchternd. Kaum eine Mountainbike Weltmeisterschaft wurde im Vorfeld in diesem Maße so beworben wie die diesjährige WM in Leogang und Saalfelden. Dies ließ mich auf eine hohe Zuschaueranzahl sowie eine perfekte Medienpräsenz hoffen. Leider blieb beides unter meinen Erwartungen. Trotz der Nähe zu Großstädten wie Innsbruck, Salzburg, ja sogar München, belief sich die Zuschaueranzahl am Sonntag des DH-Finales auf lediglich 12.000. Wer sich an den DH World Cup 2009 im französischen La Bresse, einem verschlafenen Örtchen in den Vogesen, erinnert, der dürfte wohl auch noch die knapp 24.000 begeisterten Zuschauer entlang der Strecke im Kopf haben. 12.000 zu 24.000 – ein Unterschied, den es zu rechtfertigen gilt, insbesondere da der DH-Sport seit 2009 deutlich an Popularität gewonnen hat. War es das anfänglich schlechte Wetter, das potenzielle Zuschauer vom Kommen abhielt, oder war es die Tatsache, dass schon im Vorfeld bekannt war, dass die Strecke in Leogang nicht zu den spannendsten gehört.
Wenngleich Leogang auch nicht mit besonders vielen Zuschauern glänzen konnte, so war die WM zumindest aus sportlicher Sicht ein voller Erfolg. Besondere Highlights waren für mich die Siege der beiden Mädels Holly Feniak und Charre Morgane. Sie sorgten für eine echte Überraschung und bereicherten den Sport mit ihren Läufen ungemein. Ebenso war es schön zu sehen, dass Greg Minnaar, der seit Jahren Rennen für Rennen Podiumsplatzierungen einfährt, seit langer Zeit wieder im Regenbogentrikot zu sehen war. Ebenso freute ich mich über die beachtlichen Erfolge von Johannes Fischbach und Markus Pekoll – sie bewiesen, dass der deutschsprachige Teil Europas langsam aber sicher Anschluss an die Spitze des DH-Sports findet. Ich hoffe, dass sich durch diese beiden Sportler viele Nachwuchsfahrer inspirieren lassen und es ihnen nachtun – mit demselben Ehrgeiz und Fleiß wie auch Fischi und Markus.
Hannes: Meine erste WM als Zuschauer und Fotograf war ein gutes Erlebnis – auch wenn das Schlafdefizit, das wir über die vorangegangenen fünf Tage während der Eurobike angesammelt hatten, deutlich physisch wie psychisch zu spüren war. Das 4X-Rennen war nicht allzugut besucht, brachte aber dennoch ordentlich Stimmung und fand in Roger Rinderknecht einen würdigen Weltmeister. Uns wurde anschließend eher zufällig die Ehre zuteil, dass im von uns besuchten Restaurant fürs Abendessen auch die inoffizielle Aftershow-Party stattfand – mit den Weltmeistern, Teilen der deutschen 4X-Delegation, dem fast wieder ganz genesenen Cedric Gracia und dem einzigen anwesenden Slopestyler Martin Söderström.
Nach knapp 3 Stunden Schlaf ging es schon wieder auf die Strecke zum DH – während Thomas die BDR-Truppe beim Warmfahren betreute, machte ich mich mit der Kamera auf und wanderte fotografierend die folgenden zwei Stunden die Strecke hinunter. Im Vergleich zum Vortag war die Stimmung auf Teilen der Strecke und besonders im Zielbereich ausgelassen und jeder Fahrer, allen voran Lokalmatador Markus Pekoll, wurde gebührend gefeiert. Nach dem Rennen ging es nach einem kurzen Aufenthalt im Pressezentrum zu den SRAM Boxxer Worlds – der inoffiziellen Weltmeisterschaft der Mechaniker. Die Stimmung war auch mit weitaus weniger Zuschauern fast so gut wie beim Rennen – was nicht zuletzt an „Nummerngirl“ Anneke Beerten, Special Guest-Mechaniker Rob Warner und Kommentator Greg „H-Ball“ Herbold lag. Ein Bilderbericht zu den Boxxer Worlds folgt!
WM-Resümee von Fabian Waldenmaier – BDR Downhill-Beauftragter
Im Frühjahr dieses Jahres war mein selbsterklärtes Ziel, in dieser Saison im Nationenweltranking die Top Ten (ELITE Men) zu erreichen. Nicht nur weil es sich gut anhört, sondern weil man als Top Ten Nation das maximale Starterzahlkontingent bei der nächsten WM hat. Dies hatte ich in meiner Rede vor der BDR-Spitze im Frühjahr diesen Jahres beim Saisoneröffnungstreffen als Zielsetzung vorgestellt und war mir damals schon recht sicher, dass dies funktionieren könnte, wenn alles so greift wie ich das geplant hatte. Aus Sicht der BDR-Spitze war dieses Ziel doch recht sportlich und für einen ‚Neuling‘ eine mutige Anvisierung.
Leider fielen recht kurz vor der WM dann absolute Spitzenfahrer wie Marcus Klausmann und Jasper Jauch verletzungsbedingt aus, so dass das ursprünglich angedachte extrem schlagkräftige WM-Team so nicht mehr Bestand hatte. Ich musste somit auf weitere Fahrer zurückgreifen. Da ich aber schon zu Beginn der Saison mit allem gerechnet hatte waren meine Nominierungskriterien so ausgelegt, dass dieser Rückschlag abgefedert werden konnte. Dass ich hier ein gutes Händchen bewiesen habe, zeigen die Resulte der vermeintlichen Ersatzfahrer Fabian Fader und Felix Wunderlich. Platz 53 und 54 in der WM sind aller Ehren Wert. Man muss betonen dass dies unsere schwächsten Platzierungen – abgesehen von dem technischen Defekt von Noah Grossman – waren, was eindrucksvoll die Stärke des deutschen DH-Teams dokumentiert, allen voran Fischi mit dem sensationellen 17. Platz in seinem ersten DH-Jahr. Selbiges gilt für die Damen, bei denen ich auch nominell deutlich mehr Fahrerinnen mitnahm als es die Nominierungskriterien zuließen. Sehr gute Platzierungen auch hier, auch wenn sicherlich mehr drin gewesen wäre.
Das mehrtägige Vorbereitungscamp in Leogang 2 Wochen vor der WM, welches mir extrem wichtig war, trug Früchte. Zudem zeigte sich die gemeinsame Unterkunft, das gemeinsame Essen und die Rundumbetreung von unserem Mechaniker als wichtige Stütze und Bindeglied für eine positive WM-Einstellung.
Als Fazit muss ich sagen, dass der Plan, den ich seit Saisonbeginn eingeschlagen hatte, mit dem Höhepunkt der WM voll aufging. Für die kommende Saison werde ich nochmals diverse Massnahmen/Änderungen vornehmen, die zum Ziel haben den deutschen DH Sport international auf noch festere Standbeine zu stellen. Mit Jacques Bouvet und Siegi Zellner kommt eine supertalentierte Generation nach, die hoffentlich weitere Talente ans Tageslicht fördert. Bei den ELITE Men sind wir letztlich 9. Nation im Weltranking geworden, so dass mein Ziel trotz der erwähnten Verletzungen erreicht wurde. Dies ist ein sehr wichtiger Faktor, um beim BDR für weitere Fördermittel Gehör zu finden. In meinen Augen ist der Grundstein gelegt, um uns in eine rosige Zukunft des Sports zu führen.
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Text: Johannes Herden, Maxi Dickerhoff & Thomas Paatz / Gastautor: Fabian Waldenmaier / Bilder: Johannes Herden & Maxi Dickerhoff
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