Vor Kurzem kam die erste Ausgabe der deutschsprachigen Dirt heraus – die englische Ausgabe ist auch für viele unserer Leser immer noch die erste Wahl, was gravitylastige Printlektüre angeht. Uns interessierte, wie die erste Ausgabe ankam und wie es in Zukunft mit dem neuen Magazin weitergehen wird – Oliver Fuhrmann, neuer Chefredakteur der Dirt Deutschland, stand uns im Interview Rede und Antwort.

Der 42-jährige Gelsenkirchener ist schon seit einiger Zeit in der Zweirad-Szene aktiv: 1984 fuhr er sein erstes BMX-Rennen, sieben Jahre später das erste auf dem MTB, nebenbei hat er sein eigenes BMX- und 4X-Team Selmastar – und zu guter letzt kümmert er sich seit Kurzem um das Enduro-Team von Radon. Warum überhaupt eine „Dirt Deutschland“ entstand, was es in der nächsten Ausgabe gibt und welche Kolumne der ersten Ausgabe am besten angekommen ist, erfahrt ihr im Interview.

MTB-News.de: Glückwunsch zum ersten Magazin der Dirt Deutschland – wie ist das Feedback bisher?

Oliver Fuhrmann: Bis jetzt sehr positiv, wir haben ganz wenig negative Kritik bekommen. Das freut uns natürlich, die Verkaufszahlen sind für das erste Heft auch ordentlich.

Wie kam es überhaupt dazu, dass die Dirt als englischsprachiges Magazin einen deutschen Ableger schaffen wollte?

Die originale Dirt gibt es ja schon recht lange und ohne dass der Verlag das großartig beworben hat, waren die Verkaufszahlen der englischen Ausgabe sehr gut – obwohl es auch in der Bahnhofsbuchhandlung immer bei „International“ stand und nicht bei der Radsportpresse.

Der Plan, das in deutsch zu machen, besteht schon seit zwei oder drei Jahren. Im letzten Jahr zur Eurobike entschied sich dann der Verlag, das Projekt in die Tat umzusetzen.

Im Gegensatz zu anderen deutschen Magazinen setzt ihr viel auf Stories und Geschichten statt auf viele Testberichte – was möchtet ihr beim Leser bestmöglich damit erreichen?

Dass man erstmal viel lesen kann – und dass das Magazin nicht nach einem Tag uninteressant ist. Wir wollen Geschichten erzählen: über Fahrer, Spots und alles Mögliche, was mit Mountainbiken zu tun hat und wir scheuen uns da auch nicht, über den Tellerrand zu gucken. Das Heft soll einfach Spaß machen, so dass es für jeden lesbar und verständlich ist. Im Prinzip steht der Spaß an der Sache im Vordergrund.

Ihr seid aber im Endeffekt schon etwas gravitylastiger?

Ich würde sagen, dass wir alles bis auf XC abdecken. Das resultiert einmal aus der Tatsache, dass die Dirt UK das auch so vorgibt, andererseits – ich möchte nicht gegen den XC-Sport sprechen, aber die aufregenderen und spannenderen Sachen sehe ich schon auch in den Gravity-Geschichten.


# Selbst aktiv bergab unterwegs: Oliver Fuhrmann.

Die aktuelle Ausgabe hat viele Portraits und Geschichten über verschiedenste Fahrer und gleich sieben Kolumnen – wird das auch in Zukunft so aufrecht erhalten werden?

Wir haben das jetzt so besprochen, dass wir das zunächst so weiterführen werden. Überraschenderweise sind die Kolumnen sehr gut angekommen, besonders die von Laura Brethauer, die den „Frauen-Mountainbikesport“ etwas abdecken soll. Da die Dirt Deutschland nur alle zwei Monate erscheint werden wir versuchen, auch immer alle sieben Kolumnen zu bringen.

Das heißt allerdings nicht, dass wir uns da hundertprozentig drauf festlegen – das ist auch immer ein wenig abhängig davon, ob die Leute etwas zu erzählen haben oder nicht. Es soll interessant sein und muss auch nicht immer direkt was mit Mountainbiken zu tun haben. So wird die nächste Kolumne von Markus Pekoll zum Beispiel kaum etwas mit MTB zu tun haben, aber trotzdem interessant sein. Im Prinzip wollen wir versuchen, das so weiterzuführen.

Um was genau kümmerst du dich bei der Dirt?

Also mein Arbeitstitel ist „Chefredakteur für Deutschland“ und im Prinzip kümmere ich mich um alles. Wir haben noch weitere Festangestellte – der Grafiker, der Online-Redakteur, der Anzeigenverkäufer, die Lektorin und zudem noch freie Mitarbeiter, die uns Texte und Fotos liefern.

Ich mache den Plan was im Heft vorkommen soll, dabei können wir – da wir wie gesagt nur alle zwei Monate rauskommen – uns interessante Themen für das deutsche Heft aus zwei Dirt UK-Ausgaben rausnehmen. Manchmal klappt das gut, manchmal aufgrund der ähnlichen Abgabetermine nicht so sehr. So versuche ich, das große Puzzle da zusammenzusetzen.


# Spannend auch für den deutschen Markt: Story über den Canyon-Neuzugang Joe Barnes

Kurz zu dir: Du machst ja nicht nur die Dirt, du bist ja auch Teammanager bei Radon und kümmerst dich auch noch um das Team Selmastar. Was genau machst du, wenn du dich nicht um die Dirt kümmerst?

Team Selmastar ist mein eigenes Team, das ich die letzten 10 Jahre gemanaged habe. Begonnen hatten wir mit XC und sind über DH zu 4X-Rennen gekommen, nun habe ich das Team etwas umstruktiert. In diesem Jahr werden wir uns hauptsächlich auf 4X und BMX-Rennen konzentrieren, wobei die Nachwuchsförderung an erster Stelle steht.

Die Geschichte mit Radon hatte sich bereits vor meinem Job bei der Dirt ergeben: Radon hatte mich gefragt ob ich mir vorstellen könnte, das Radon Enduro-Team zu organisieren. Da ich mit dem Team Selmastar gute Erfahrungen gemacht hatte – auch mit den Fahrern, die ich mit zu Radon nahm – hatte sich das als eine gute Möglichkeit ergeben, das weiterzuführen.


# Oliver Fuhrmann beim Gespräch in Finale

Auch wir standen vor Kurzem vor der Ausgangslage dass einer von unseren Redakteuren für eine Bikemarke fährt und daher keine Enduros mehr testen wird – wie handhabst du die Kombination Radon-Teammanager und Dirt-Redakteur? Funktioniert das oder gibt es da irgendwelche Befangenheiten?

Nun, erstmal testen wir nicht ganz so viele Räder wie andere Magazine. Ich werde einen Teufel tun und ein Radon-Bike selber testen. Radon ist einer unserer Anzeigenkunden und wird genauso behandelt wie unsere anderen Fahrradmarken, Mitbewerber und Anzeigenkunden. Ich sehe da kein Problem drin – und auch keines darin, dass irgendjemand von irgendeiner Firma gesponsort wird.

Die Mountainbike Rider beispielsweise hat auch ihr eigenes Team, Maxi von euch wird von einer Firma gesponsort – irgendwie hat man immer einen Kontakt zu einer Firma, ob das jetzt offiziell oder inoffiziell ist. Das hängt natürlich von jeder einzelnen Person ab, in wie weit diese sich beeinflussen lässt – aber für mich ist das ganz klar, dass diese beiden Sachen im Prinzip getrennt sind.

Wieviel Dirt ist „deutsch“, wieviel wird aus der UK-Version übernommen?

Es wird in jeder Ausgabe unterschiedlich sein. Wenn wir interessante Sachen finden die in der Dirt UK sind und für den deutschen Leser interessant sein könnten, dann übernehmen wir das  – wenn da nicht soviel dabei ist, produzieren wir mehr eigene Geschichten.

Auf was können sich die Leser in der nächsten Ausgabe (Bild: erste Ausgabe der Dirt) freuen?

In der nächsten Ausgabe wird es zum Beispiel ein Interview mit Dennis Stratmann über 20 Jahre Mountainbike geben – auf dem Rad, vor der Kamera, hinter der Kamera und Rennmoderator. Dann haben wir noch ein Pro-Bike von Fischi, die Cannondale-Teamvorstellung hier aus Finale Ligure – und den Rest möchte ich noch nicht verraten. Übrigens: Wenn jemand Fehler findet, kann er sie uns gerne mitteilen – wir arbeiten daran!

Vielen Dank für das Interview!

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Fotos: Johannes Herden, Selmastar

Frage an euch: Wie hat euch die erste Ausgabe gefallen?

  1. benutzerbild

    san_andreas

    dabei seit 02/2007

    Ganz nett, die deutsche Dirt. Leider ist mit ihr die englische Ausgabe aus den Regalen verschwunden.
    Sehr schade !

  2. benutzerbild

    ketis

    dabei seit 04/2010

    “Es wird immer platte reifen geben“

    Ohman konnte es kaum glauben als ich erst davon hörteund es dann las.

    Ich denke auch das die Luft raus muss aus den WC reifen.

  3. benutzerbild

    mac80

    dabei seit 09/2007

    Die erste Ausgabe ist Euch sehr gut gelungen! Freu mich auf die zweite und werde dann mal über ein Abo nachdenken... smilie

  4. benutzerbild

    WilliWildsau

    dabei seit 02/2004

    So heute habe ich endlich auch mal die Zeitschrift kaufen könnensmilie Eigentlich hatte ich gar nicht mehr damit gerechnet, die Nummer 1 in meinem Besitz zu bekommen, doch unverhofft kommt oftsmilie Und so war in der Stadt in meiner Lieblingsbuchhandlung heute noch eine Ausgabe im Regalsmilie
    Nach den Einführungsworten von Mike Rose war ich sofort überzeugt, dass es die richtige Entscheidung für eine deutsche Ausgabe war und die Leute dahinter wissen, was ein gutes Magazin ausmacht.
    Die ersten Seiten waren schon sehr gut gemacht und ich werde sie weiter in Ruhe auf mich wirken lassensmilie
    Also bleibt die englische im Abo und die deutsche kauf ich mir sosmilie
    Klasse Arbeit Jungssmiliesmiliesmilie
    Gruß aus dem Pott!

  5. benutzerbild

    san_andreas

    dabei seit 02/2007

    Bike Mailorder und Chainreaction haben die englische DIRT weiterhin.

    Außerdem gibt es das Abo des Originals nach wie vor, kostet 68 Euro inkl. T-Shirt.

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