Draußen ist es kalt und nass, aber das Trainingspensum möchte trotzdem aufrecht erhalten werden – nicht umsonst ist das Rollentraining im Winter bei vielen Radsportlern fester Bestandteil der Saisonvorbereitung. Wir haben uns den Kinetic „Rock and Roll“ Rollentrainer und das passende InRide-Kit, mit dessen Hilfe man sich alle Werte auf seinem Smartphone anzeigen lassen kann, einmal genauer angesehen.

Kinetic Rollentrainer (1 von 9)
# Der Kinetic Rollentrainer soll einen möglichst realistischen Fahreindruck vermitteln

Technische Daten

  • Hersteller: Kinetic
  • Modell: Rock and Roll
  • Produkttyp: Rollentrainer
  • Gewicht: ca. 19 kg
  • Maße: 120x80x40 cm
  • Preis (Rollentrainer einzeln, weitere Preise unten): 535,00 €

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# grün, massiv, stabil

Aus dem Karton

Grün, massiv, stabil – das ist der erste Eindruck des Rollentrainers, nachdem wir ihn ausgepackt haben. Dank der selbsterklärenden Bilder ist die Aufbauanleitung ohne tiefgehende Sprachkentnisse für jedermann verständlich – auch das passende Werkzeug und der für den Klemmmechanismus benötigte Schnellspanner liegen bei. Die Montage der Rolle ist, nachdem die zusätzlichen Standfüße, das Schwungrad und die weiteren Teile montiert sind, nach zirka 15 Minuten bereits abgeschlossen. Über die oben liegenden Muttern passt man die Auslenkung der Rolle an das Fahrergewicht an.

Der erste Eindruck der Rolle ist sehr gut: hochwertig verarbeitet, sehr stabil und sicher auf dem Boden stehend. Die Kunststoffpuffer schützen den Untergrund vor Beschädigungen. Es empfiehlt sich aber dennoch, beim Rollentrainer immer eine Unterlage zu verwenden um den Untergrund vor Schweiß zu schützen: Hier bietet der Hersteller eine extra große Matte an auf der die gesamte Rolle Platz findet, denn für viele handelsübliche Unterlagen ist sie zu groß. Das Rad wird mit Hilfe eines stabilen Hebels in das System gespannt und die Rolle mit einer Einstellschraube ohne Werkzeug an das Hinterrad gepresst.

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# Der Rollentrainer bietet mit seinem breiten Beinen einen sicheren Stand

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Diese Fotos im Fotoalbum anschauen

Fahreindruck

Nachdem man Slick-Reifen aufgezogen und das Bike im Rollentrainer fixiert hat, kann es losgehen. Wir nutzten beim Fahren immer den optional erhältlichen „Turntable Riser Ring“, welcher in sich drehbar ist und für eine angenehme Erhöhung des Vorderrades sorgt. Die ersten Minuten auf dem Rollentrainer sind etwas gewöhnungsbedürftig – wo ein klassischer Rollentrainer das Fahrrad fix an Ort und Stelle fixiert, ermöglicht das System von Kinetic das flexible Bewegen des Rades.

Zu Beginn waren alle Tester erst einmal damit beschäftigt, nicht permanent von einer Seite auf die andere zu kippen und versuchten, das Rad unter sich gerade zu halten. Bei all den Ausgleichsbewegungen und Anstrengungen, das System zu stabilisieren war es auch nicht verwunderlich, dass nach dem ersten Training gefühlt der Rumpf mehr trainiert wurde als die Beine. Diese Unsicherheit legte sich jedoch schnell – im Anschluss ermöglichte das System dann einen natürlichen Bewegungsablauf im Wiegetritt und beim normalen Pedalieren. Der Widerstand wird hier über die Gangschaltung reguliert was die Schaltung schont, da nicht über lange Zeit in den gleichen Gängen gefahren wird.

Ebenfalls positiv fiel der für einen Rollentrainer geringe Geräuschpegel auf. Hier ein Beispiel, gefahren wurde auf dem Rennrad ohne eine untergelegte Trainingsmatte:
[audio:http://www.mtb-news.de/news/wp-content/uploads/2013/03/rolle.mp3]

Das Training auf einem Rollentrainer besteht meist aus Intervalleinheiten mit unterschiedlichen Belastungen. Hierbei fiel beim „Rock and Roll“ auf, dass bei schnellen Antritten und Sprints der Anpressdruck der Rolle häufig nicht ausreichend war und so das Hinterrad im ersten Moment etwas ins Leere rutschte. Allen Testern war außerdem die Serienschwungscheibe zu leicht: dies äußerte sich darin, dass selbst im schwersten Gang der Widerstand für längere Kraftausdauer-Einheiten zu gering war. Es besteht jedoch die Möglichkeit eine schwerere Schwungscheibe nachzurüsten – diese wird einfach mit einer Schraube auf die bereits montierte Scheibe aufgeschraubt. Diese Lösung war dann allen Nutzern mehr als ausreichend.

Durch die erhöhte Beweglichkeit des Rades in diesem System hat die Rumpfmuskulatur während des Trainings deutlich mehr an Stabilistationsarbeit zu leisten, was zwar für ein ganzheitliches Training sorgt, aber natürlich kein gezieltes Oberkörpertraining erspart.

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# Dem Rollentrainer gelingt es sehr gut ein natürliches Fahrgefühl zu erzeugen

InRide Kit

Zusätzlich zum „Rock and Roll“-Trainer erhielten wir auch das seit Kurzem erhältliche InRide-Kit der Firma Kinetic für den Test. Es besteht aus einem Brustgurt und einem Sensor welcher auf die Rolle geklebt wird – beide übermitteln ihre Daten via „Bluetooth Smart“ aufs iPhone. Auf einer kostenlos erhältlichen App, erhält man während des Trainings alle wichtigen Informationen wie aktuelle Wattzahl, Herz- und Trittfrequenz sowie Geschwindigkeit und Dauer des Trainings. Die Verbindung der App mit den Sensoren ist sehr einfach. Die App verfügt außerdem noch über eine Trainingshistorie, in der alle Informationen gesammelt werden.

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# auf dem iPhone werden die Werte übersichtlich dargestellt

Wir hatten während der Testphase leider nicht die Möglichkeit die Watt-Werte mit einem anderen System zu vergleichen. Erfahrene Sportler, die regelmäßig eine leistungsdiagnostische Untersuchung absolvieren gaben jedoch an, dass die Werte der App mit denen bei der LDU bestimmten Werte größtenteils übereinstimmen. Hierbei geht es im Speziellen um das Verhältnis von Puls zu geleisteten Watt.

Aktuell wird das System noch nicht für Android angeboten und auch bei Apple ist die Anwendung auf iPhone 4s und 5 sowie das iPad 3 und mini sowie den neuen iPod touch begrenzt, da alle anderen Geräte den neuen Bluetooth-Standard nicht unterstützen.

Kosten

Um die Rolle in unseren Augen im vollen Umfang nutzen zu können macht es Sinn, einiges an Zubehör zu erwerben – was den Preis für das Trainingssystem allerdings in die Höhe treibt. Die Gesamtkosten belaufen sich schnell auf über 900 Euro und sind wie folgt aufgeschlüsselt:

  • Kinetic „Rock and Roll“ Rollentrainer: 535,00 Euro
  • InRide-Kit: 199,00 Euro
  • größere Schwungscheibe: 90,00 Euro
  • Trainingsmatte: 69,00 Euro
  • Turn-Table-Ring: 45,00 Euro

Fazit

Der Kinetic „Rock and Roll“ Rollentrainer überzeugt mit einem sehr realistischen Fahrgefühl und einem dadurch resultierenden ganzheitlichem Training, mit dem nicht nur die Beine, sondern auch Rumpf und Rücken in einem gewissen Maße mittrainiert werden. Für eine optimale Trainingskontrolle empfiehlt sich das InRide Kit, was jedoch mit 199 Euro nicht ganz billig ist. Es empfiehlt sich auf alle Fälle, das System vor dem Kauf in einem der Testcenter erst einmal auszuprobieren.

Pro:

  • realistisches Fahrgefühl
  • sehr robuste Bauweise
  • keine Stromversorgung nötig
  • ganzheitliches Training
  • beim InRide-Kit alle Informationen auf einen Blick

Kontra:

  • hohes Gewicht
  • deutlich sperriger als normale Rollen
  • knarzende Gummidämpfer
  • hohe Zusatzkosten
  • nicht Steckachs-kompatibel

Weitere Informationen

Kinetic Homepage

Testcenterverzeichnis

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Text und Bilder: Christoph Bayer

  1. benutzerbild

    12die4

    dabei seit 04/2010

    Ich hab von Preise geredet, wenn man Kontakte zu einem solchen Betrieb hat. Der dreht einem so eine Scheibe (und mehr ist es nicht) für minimal über Materialpreis. Muss nicht mal ein Betrieb sein, eine Privatperson reicht schon, die eine Drehbank (und mag sie auch noch vor WWI gebaut worden sein) im Keller stehen hat.

  2. benutzerbild

    Schibbl

    dabei seit 10/2003

    Worin liegt der Grund gerade den Wiegetritt zu trainieren. Mein Trainer zu Juniorenzeiten hat mir das Wiegetrittfahren ordentlich madig gemacht. Das hat meine Bewegungsabläufe und Kraft stark verbessert und mir einen "runden Tritt" ermöglicht. Mit Wiegetritt ist der Runde Tritt dahin und die Zwei Phasen Hoch-Runter Hackerei beginnt. Wenn man das noch aktiv trainiert .... smilie
    Sicher gibt es ab und an Situationen bei denen man im Wiegetritt fährt. Aber diese (Sprint, letztes Steilstück) muss man nicht explizit auf einer Rolle trainieren.

  3. benutzerbild

    McSlow

    dabei seit 03/2007

    Zum Test wurde noch eine Audio Datei mit dem Betriebsgeräusch eingefügt.

    Habs mir grad mal angehört, danke smilie
    Aber, ich glaub da hat dir die AGC vom Aufnahmegerät einen Streich gespielt- klingt ja fast so wie mein Wok wenn ich Frühlingsrollen ins heisse Fett schmeisse smilie - Warscheinlich wärs am besten wenn der Radler noch irgendwas geredet hätte um das in relation zu hören smilie

    Trotzdem vielen Dank für den informativen Test !
  4. benutzerbild

    Maddinth

    dabei seit 10/2006

    Mal ne Frage was kann das Ding was ein Tacx Speedmatic für 140? nicht kann, auser im Wiegetritt hin und her wippen :-D Dat rechfertigt den Preis ja nicht.

  5. benutzerbild

    Flughamster

    dabei seit 05/2012

    Mal ne Frage was kann das Ding was ein Tacx Speedmatic für 140? nicht kann, auser im Wiegetritt hin und her wippen :-D Dat rechfertigt den Preis ja nicht.

    Na ja, das ist schon was anderes als ein einfacher Magnet-Trainer. - Ein Fluid-Trainer braucht nicht so große Drehzahlen, d.h. man kann die Rolle dicker machen und braucht idR nicht so dicke Gänge zu fahren. Resultat: Weniger Rotation des Hinterrads und des Trainers = viel leiser und viel weniger Vibration. Außerdem rollt die dickere Walze natürlicher auf dem Reifen ab = natürlicheres Fahrgefühl und weniger Reifenabrieb.

    Hab das Ding probegefahren und mich dann aber für die starre Version Road Machine entschieden. - Den Rock n Roll braucht man wohl wirklich nur für Wiegetritt oder bei leichten Carbon-Rahmen, da bei starren Trainern wohl schon Hinterbauten weggeknickt sind.

    Und was die Preisdiskussion angeht: Leute Ihr gebt 50,- für Flaschenhalter, 60,- Euro für Griffe und 200,- für nen Sattel aus, da ist ein Trainer für 500,- doch voll OK.

    OK, das Zubehör ist nicht günstig, aber wenn man bedenkt, daß man für 190,- Wattmessung bekommt...

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