Biken auf Mallorca ist für viele Mountainbiker noch Neuland, obwohl neben trinkenden Ballermännern insbesondere auch ballernde Rennradfahrer in Scharen auf der Insel anzutreffen sind, haben die Mountainbiker die Mittelmeerinsel bislang nur zögerlich unter die Stollen genommen. Doch nach mehreren Pressecamps auf der Insel können wir sagen: Malle hat Potential! Auf der Insel befinden sich neben den berühmt-berüchtigten Sauf-Pfaden auch ruhige Buchten, tolle Strände und – besonders wichtig – tolle Mountainbike Trails. Wie es um das Biken auf Mallorca steht haben wir im Interview mit Rafaella „Roxy“ Wieschollek vom Bike-Verleih „Roxybike“ auf Mallorca besprochen. Rafaella? Exakt – wo man sonst nie eine Frau erwarten würde hat Roxy sich mit einem eigenen Fahrradverleih (+ Radon Testcenter) und Bike-Guide-Service selbstständig gemacht. Wie sie dazu gekommen ist und wie man als Frau zum Biken und zum eigenen Job in der Bike-Industrie kommt erfahrt ihr im folgenden Interview!


# Roxy Wieschollek von Roxybike Mallorca unterwegs bei Sonnenuntergang – Foto von Christoph Laue


# Rafaella Wieschollek von Roxybike Mallorca. Foto von Christoph Laue

Interview

Rafaella „Roxy“ Wieschollek von Roxybike Mallorca

MTB-News.de: Hey Roxy, die wenigsten unserer User werden dich kennen, da du trotz roter Haare bislang in den Medien eher weniger präsent gewesen bist. Bitte stell dich ganz kurz vor.

Du weißt, auf welche MountainbikerIn ich im Bezug auf die roten Haare anspiele?

Rafaella „Roxy“ Wieschollek: Hi IBC, Hi Tobi. Soso, “bislang” also? Werde ich jetzt berühmt? lacht Ich denke, du spielst auf die rote bzw. rosane Haarpracht von Angie an? Nein, ein Fotoshooting mit Dirndl, Kuh, Amir und der Freeride hatte ich bisher noch nicht ;) Dafür habe ich eine Bikestation auf Mallorca, ein Team aus Männern, die ich jagen darf und eine Arbeitsalltag mit Meerblick – das ist auch schon ziemlich lässig.

Gebürtig komme ich aus Zypern, bin jedoch mit 14 nach Deutschland gezogen, dann nach dem Abi mit 18 in die Dominikanische Republik, um dort als Tänzerin für Musicalshows und später als Fitness-Animateurin zu arbeiten. Dann habe ich mir gedacht, dass ich lieber etwas Anständiges machen sollte und in der Schweiz Hotelmanagement und dann in Deutschland Übersetzen/Dolmetschen studiert. Das war mir aber doch zu kalt und zu langweilig, also habe ich bei Hooters als Hooters Girl angefangen und dann über ein dringendes Verlangen nach mehr Schlamm in meinem Leben mit dem Mountainbiken begonnen.

Von deinem Geburtsort Nikosia ist es ein weiter Weg nach Mallorca. Welche Stationen lagen neben den oben aufgezählten Tätigkeiten dazwischen?

Über viele schöne und warme Stationen! Ich war erst ein Jahr in der Domenikanischen Republik, danach in der Schweiz zum Studieren, dann während meines Studiums in Heidelberg auf Gran Canaria, Fuerteventura und Zypern, um dort in der Animation zu arbeiten. Dann habe ich mich während eines Urlaubs hier auf Mallorca in die Insel verliebt und bin hier geblieben.

Das klingt nach viel Dynamik und neuen Erfahrungen. Wirst du auf der Insel bleiben oder bist du schon auf der Suche nach neuen Herausforderungen?

Ich werde erst einmal hier bleiben. Vor allem viele Erfahrungen und Richtungswechsel im Leben tragen dazu bei, dass man sich danach sehnt, anzukommen. Und da Mallorca wie Zypern ist, von der Vegetation z.B. fast identisch, nur mehr Tourismus und damit Gäste für meine Bikestation bietet, finde ich die Insel einen perfekten Kompromiss zwischen Sonne, Meer, Fun und Vernunft.

Der Weg zum Bike(n)

Das erklärt aber noch nicht, warum du auf dem Bike unterwegs bist. Wann hast du das Mountainbiken für dich entdeckt?

Das Mountainbiken habe ich 2009 entdeckt. Ich habe als Kind schon immer im Dreck gespielt, also musste ich wieder back to the roots ;)

Wer hat dir dabei geholfen, deine Technik zu entwickeln? Wie ist es für dich, mit den schnellen Jungs unterwegs zu sein? Hast du an manchen Punkten zu spüren bekommen, dass du eine Frau bist?

Am Anfang war es wohl Stefan Herrmann, bei dem ich ein Singletrailcamp auf Mallorca gebucht hatte. Während eines späteren Praktikums bei der MTB-Academy habe ich dann Nathaniel Goiny kennengelernt. Nathaniel und ich sehen uns, wenn es irgendwie möglich ist, einmal im Jahr zum Biken und da er der geschmeidigste Raubkatzenbiker ist, den ich kenne, kann ich da auch immer sehr viel von ihm lernen. Danke an dieser Stelle ;)

Ansonsten muss ich sagen, bin ich auch recht diszipliniert. Ich übe auch selbst so oft wie möglich die Basics auf dem Bike.


# Rafaella Wieschollek von Roxybike Mallorca. Foto von Christoph Laue

Wie ist es für dich, mit den schnellen Jungs unterwegs zu sein? Hast du an manchen Punkten zu spüren bekommen, dass du eine Frau bist?

Natürlich spürt man das immer wieder. Das Mountainbiken ist nicht zufällig eine von Männern dominierte Sportart. Abgesehen von einer gewissen Liebe für Schlamm muss man viel Kraft, Ausdauer, für schnelle Erfolge einen fast schon eisernen Lernwillen und körperliche Kontrolle mitbringen. Testosteron wäre natürlich auch von Vorteil, das haben wir Frauen aber nicht gerade in Massen.

Es wird immer Unterschiede zwischen Mann und Frau geben, man muss sich dazu nur die Worldcup Resultate anschauen – oft ist es so, dass die schnellste Frau sich ca. im Mittelfeld der Männer bewegen würde. Alleine, dass es bei Olympia in anderen Sportarten verschiedene Strecken für Frauen und Männer gibt, zeigt ja schon, dass die Unterschiede offiziell anerkannt aber eben leider auch zementiert werden. Ich finde es nur richtig, dass wir Frauen beim Biken auf den selben Strecken unterwegs sind – auch wenn wir langsamer sein sollten.

Nach der Tour wollten sie auf einmal nicht mehr mit mir ins richtige Gelände…

Was ich jedoch am stärksten im Alltag spüre, ist, dass ich am Anfang nicht ernst genommen werde. Einmal hatte ich eine reine Männergruppe, die seit 25 Jahren zusammen biken, die mich nachdem ich ihre Leihbikes vor der Tour eingestellt hatte, gefragt haben: “So, super, dann simma soweit. Wo ist jetzt der Guide?” Meine Antwort: „Ich bin ‚der Guide‘“. Ihre: „Na, du weißt aber schon, dass wir ins Gelände und so wollen…?“ Darauf ich: „Ja, das will ich hoffen! Sonst wird mir ja langweilig.“ Nach der Tour wollten sie auf einmal nicht mehr mit mir ins richtige Gelände. Ich mag es nämlich ruppig… Win! Das muss man ja schließlich auch mal schaffen, als Frau alleine mit neun Männern in den Wald zu gehen, und als Einzige ohne blaue Flecken wieder heraus zu kommen! ;)

Aber nein, mal ehrlich. Natürlich merke ich, dass ich eine Frau bin. Bergauf und vor allem auf Teer werde ich nie das Tempo mithalten können, das ein fitter Mann machen kann. Das ist aber auch nicht mein Ziel. Einen guten Guide macht schließlich mehr aus, als ein Pünktchentrikot.

Roxybike Mallorca Teaser-Video

Roxybike Mallorca Teaser von Fh4n – mehr Mountainbike-Videos

Was würdest du Frauen und Mädchen mit auf den Weg geben, die mit dem Mountainbiken anfangen wollen?

Geht nicht nur mit eurem Freund biken! Das gibt nur Streit… Sucht euch eine Mädelsgruppe und besucht zusammen ein gutes(!) Fahrtechniktraining, z.B. bei der MTB-Academy, und zwar am Besten gleich zu Anfang, damit ihr euch keine falsche Technik aneignet. Jungs lernen spielerisch aber das kann man sich sparen – tut nur weh.

Wir Frauen haben es nicht so leicht wie Männer, weil wir kürzere Hebel und vor Allem weniger Kraft haben. Für eine leichte Frau wiegt ein „leichtes“ 13-kg-Fully ja bereits ein ¼ ihres Körpergewichts. Und dann haben wir ja auch noch weniger Kraft! Das ist so, als ob ein 80kg-schwerer Mann ein 20kg-Bike unterm Hintern hätte – als XC-Rad.

Deswegen, liebe Ladies, nehmt euch Zeit, lernt auch von Frauen und lasst euch von Männern nicht entmutigen. Wir sind anders, denken anders, lernen anders und brauchen für manche Sachen mehr Zeit, um Kraft aufzubauen und das weibliche Sicherheitsdenken abzubauen.

Und: kauft euch nicht gleich das teuerste und beste Bike, sondern vielleicht lieber ein Secondhandbike, denn es wird einiges mitmachen ;) Außerdem kann man anfangs noch gar nicht so richtig sagen, welche Geometrie, welche Eigenschaften und welchen Aufbau das Traumbike haben sollte. Wenn ihr das wisst, achtet auf’s Gewicht. Wer leichter ist, hat nicht nur Nachteile ;)

Gibt es Unterschiede zwischen Frauen und Männern auf dem Trail? Wenn ja wie sind sie ausgeprägt?

Oh ja! Frauen sind viel kontrollierter, bedachter, dadurch natürlich oft ängstlicher, aber auch viel sicherer unterwegs. Manchmal denken wir zu viel nach :)

Männer sind ganz oft der Meinung, dass Stabilität durch Geschwindigkeit kommt (was aber nur bis zu einer bestimmten Geschwindigkeit und ab einem gewissen Könnenslevel stimmt und gesund ist).

Das äußert sich bei unseren Touren so, dass wir fast nie ernsthafte Verletzungen bei Frauen haben, dafür aber ganz viele bei Männern. Und das ist nicht, weil die Männer besser fahren…!

Außerdem besitzen Frauen ganz selten dieses Alphatiergehabe á la Lesewitz.


# Trail, Sonnenuntergang, Meer – kann es besser werden?

Welche Komponenten / Ausrüstung verwendest du, bei der die Produkte noch besser auf die Bedürfnisse weibliche Mountainbiker angepasst sein könnten?

Rucksäcke mit einem Brustgurt, der nicht direkt auf den Nippeln verläuft, wären toll. Und kleinere Rahmengrößen evtl. sogar mit leicht abgesenktem Oberrohr. Problematisch kann auch das Setup an der Gabel und am Dämpfer sein, wenn man zu wenig wiegt und dann zu wenig Druck in den Federelementen fährt, als dass die Dämpfung richtig arbeiten würde.

Flippige Trikots, die etwas tailliert geschnitten sind, wären auch nicht schlecht. Und Five.Tens oder andere Freeride Schuhe in kleinen Größen!

Viele Unternehmen scheinen dem Irrtum aufzusitzen, dass ein Lady-Bike sich durch mädchenhafte Farben auszeichnet. Worauf kommt es für dich bei einem Bike an? Welches Bike fährst du privat und in wiefern ist es auf dich und deinen Einsatzbereich angepasst?

NEIN, es muss nicht pink sein…!

Ein Lady-Bike muss meiner Meinung nach:

    1. von der Größe passen
    2. möglichst leicht sein (warum sind Damenfullys immer so schwer??!)
    3. Federelemente haben, die auch auf ein geringes Gewicht einstellbar sind! (Was soll ich mit einer Federgabel, wenn sie erst ab 63 kg reagiert? Ich nehme dafür sicher keine 13 kg zu…!)
    4. dennoch möglichst viel Bodenfreiheit haben.
    5. wendig sein.
    6. Griffe montiert haben, die auch für kleine Hände im Gelände geeignet sind!
    7. einen relativ breiten Lenker haben (min. 680er), denn ein großer Hebel erfordert weniger Kraft.

Das heißt, es muss nicht pink sein, mit Hello Kitty Lackierung versehen sein oder einen Rahmen aus Plüsch haben. Aber ein Hello-Kitty-Sticker auf dem Vorbau ist schon cool.

Ich fahre im Moment ehrlich gesagt immer eins unserer Verleihbikes, immer das, was gerade frei ist. Ich suche noch einen Sponsor ;).

Am liebsten fahre ich jedoch mein Guiderad Radon Slide 9.0 in Roxybike Farben, weil es geil aussieht und top Komponenten hat, jedoch auch super gerne das Liteville in XS mit 24“ Hinterrad bergab, und das Bergamont Threesome 9.3 mit 650 Laufrädern bergauf ☺ Wie du also siehst, habe ich mein Traumprinz-Bike noch nicht gefunden.


# Roxy Wieschollek von Roxybike Mallroc unterwegs auf dem Trail

Dein Fahrstil ist geprägt von einer sauberen Technik mit breit und flach abgestütztem Oberkörper. Das erinnert ein wenig an Fahrtechnik-Trainer Stefan Herrmann. Hast du neben dem Training mit Nathaniel und Co schon mal einen echten Fahrtechnikkurs gemacht?

Von Stefan Herrmann habe ich mir die Ellenbogen-Raus-Rad-Lege-Technik abgeschaut.

Ja, das erinnert deswegen nicht nur ein wenig an Stefans Herrmann, weil ich bei ihm damals während eines Singletrailcamps hier auf Mallorca angefangen habe zu biken und auch seine Technik mit Abstand für die sicherste und beste halte, die es auf dem MTB-Markt gibt. Deswegen freue ich mich über dein Kompliment, weil es bedeutet, dass ich geschafft habe, mir die Ellenbogen-Raus-Rad-Lege-Technik anzueignen. :)

Ich kann wirklich jedem, also wirklich JEDEM ein Technik-Training empfehlen, denn man lernt nie aus! Sogar Sabine Spitz und Alban Lakata haben erst vor kurzem noch ihre Technik durch solch ein Training verbessern können.

Übrigens, auch wir bei Roxybike bieten Fahrtechnikkurse an und geben während unserer geführten Touren immer gerne Tipps, oder üben die eine oder andere knifflige Stelle mit unseren Kunden.

Mallorca als Bike-Revier

Das heißt ohne Stefan und ohne Mountainbikes wärst du nie nach Mallorca gekommen. Wie hast du dir die Insel erschlossen?

Das ist wohl richtig ☺ Ich glaube mich hätten keine 10 Lasagnes nach Mallorca bekommen, denn die Insel hat ja wirklich nicht gerade einen guten Ruf. Aber zum Glück habe ich mich überzeugen lassen!

Ich habe am Anfang zwei Saisons als Guide bei einem Bike-Veranstalter auf der Insel gearbeitet und dadurch erst gesehen, wie schön die Insel ist. Dann bin ich mit Einheimischen biken gewesen und habe entdeckt, wie viele Trails dem Bike-Tourismus noch verborgen waren. Dann habe ich mir die Trails und Schönheiten erschlossen, indem ich viel viel viel Zeit auf dem Bike verbracht habe und auch einmal hier und dort einen Bauern bezirzt habe, damit ich durch seinen Privatgrund biken darf.

Leider ist auf Mallorca viel privat und man muss hier und da auch mal über ein Tor heben. Hat man vorher nicht gefragt, kann das mit Hund an der Wade, deutscher Schreckschraube in den Haaren oder Flinte im Gesicht enden.

Viele meiner Erkundungstouren enden leider im Ginster-Busch oder Stacheldrahtzaun. Deswegen bin ich besonders stolz auf die Roxybike Touren, weil sie unsere Gäste über Trails mit maximalem Geländeanteil an Mallorcas schönste Ecken im Osten führen.

Anforderungen

Was ist besonders an Mallorca aus einer Mountainbike-Perspektive? Was erwartet uns auf den Trails der Insel?

Besonders an Mallorca ist, dass es super schnell und günstig zu erreichen und fürs Mountainbiken noch weitestgehend unbekannt ist. Natürlich liest man viel über das Tramuntana-Gebirge im Nordwesten, aber der Osten ist auch der Hammer!

In noch nicht einmal zwei Flugstunden ist man im warmen Süden, hat ganzjährig Plusgrade und ruppige Trails, die stark an den Gardasee erinnern. Das MTB-Gelände auf Mallorca ist steinig, verblockt, schroff und technisch; eine Mischung aus Berliner Zuckersand, Gardasee und Steinhausen.


# Die Trails auf Mallorca sind vielseitig und häufig mit einem grandiosen Panorama gesegnet. Bild von Christoph Laue.

Mallorca ist nicht gerade die größte Insel. Dennoch sollte man sich überlegen, in welchem Ort man sein Lager aufschlägt. Welchen Ort würdest du als Ausgangspunkt für Mountainbike-Abenteuer auf Mallorca empfehlen?

Mallorca ist größer, als man denkt.

Naja, Mallorca ist größer, als man denkt. Ich würde mir einen Ort auswählen, der eher zentral ist, da man, wenn man z.B. in Port de Soller ist, erst einmal aus dem Kessel heraus und das komplette Tramuntana-Gebirge überqueren muss, wenn man von dort weg will.
Wir haben Cala Millor gewählt, weil wir hier im Osten der Insel alles hoch UND runter fahren können. Und zwar im Gelände. Natürlich gibt es auch einmal einen Anstieg auf Teer, aber alle Anstiege und Abfahrten sind kurz und knackig – so also perfekt für die Vorsaison und im heißen Sommer, weil man nicht stundenlang hochkurbelt, und in der Nachsaison gut zum Intervalltraining.

Was mir persönlich am Tramuntana nicht so gut gefällt, ist, dass man entweder auf der Hauptstraße hochkurbeln muss (wo man von den Rennradfahrern, die an einem vorbeidüsen ausgelacht wird), oder im Gelände hochträgt, weil es zum Hochfahren zu verblockt ist. Es gibt wenige Gelände-Anstiege, die fahrbar sind. Natürlich lohnt sich ein Besuch auch, aber eben nicht ausschließlich.

Bei Cala Millor und Artá hingegen ist es so, dass die Geländeanstiege fahrbar sind und die Trailabfahrten im Anschluss sich dennoch ordentlich lohnen! Für einen „normalen Mountainbiker“ also perfekt!

Für viele von uns ist Mallorca noch immer fest mit rasierten Rennradfahrern verbunden oder schlimmer noch mehr oder weniger stark verbrannten Ballermännern. Wie populär ist Mallorca für Mountainbike-Touristen?

Natürlich sind sowohl die RR-Fahrer, als auch die Party-Löwen allgegenwärtig. Aber es ist ganz lustig anzuschauen, man geht ja auch in den Zoo.

Natürlich sind sowohl die RR-Fahrer, als auch die Party-Löwen allgegenwärtig. Aber es ist ganz lustig anzuschauen, man geht ja auch in den Zoo. Wie gesagt ist Mallorca (vielleicht zum Glück?) noch nicht so bekannt. Deswegen gibt es hier menschenleere Trails, verlassene Traumstrände und in der Touristen-Nebensaison (also in der Biker-Hochsaison Februar bis April und September bis Dezember) SUPER günstige Flüge und Hotels. Wir haben im Februar und März oft Gäste, die 6 Tage 5 Sterne inkl. Flug und Transfer für 250,-€ pro Person bekommen…

Wie sind die Rahmenbedingungen für Mountainbiker auf Mallorca? Gibt es eine lokale Szene und wie wird der Sport von offizieller Seite unterstützt?

Ja, die lokale Szene ist sehr groß. Viele Mallorquiner biken, es gibt fast jedes Wochenende ein kleines Rennen, entweder ein Mini-Downhill oder auch oft im Duathlon-Style (Laufen + MTB) und die Mallorquiner sind immer voll dabei! Von staatlicher Seite gibt es zwar nicht so viel Unterstützung, es ist eher die lokale Szene, die sich engagiert, Rennen organisiert und auch Trails baut, aber immerhin gibt es keine offiziellen Verbote.

Roxybike Guide Service

Du bietest seit knapp über einem Jahr in deiner Bike-Station Roxybike Leihräder und geführte Touren auf Mallorca an. Mit diesem Geschäftsmodell bist du nicht allein auf der Insel aber mit Sicherheit die einzige Frau. Wie ist es dazu gekommen, dass du deine eigene Bike-Station eröffnet hast?

Ich bin gerne die einzige Frau… ☺

Ich finde, dass Urlaub einzigartig sein soll. Im Urlaub möchte man im Mittelpunkt stehen und umsorgt werden. Ich bin auf Zypern als Tochter einer Surflehrerin in einem Feriendorf aufgewachsen, war also schon als ganz kleine Roxy mit dem Service-Gedanken eins. Und genau diese Einstellung hat mir bei anderen Bikestationen gefehlt.

Ich habe vermisst, dass der Gast Wünsche äußern kann und in einer kleinen Gruppe eine Tour auf seine Wünsche ausgerichtet bekommt. Der Trailspaß des Kunden muss nicht in ein festes Wochenprogramm passen, sondern das Programm nach dem Kunden ausgerichtet werden. Und genau das ist unsere Ideologie: top-gewartete Leihbikes in der richtigen Größe, im Voraus bereits perfekt auf das Biker-Gewicht eingestellt, Streckenwahl auf das Kundenkönnen ausgerichtet, täglich wechselnde und oft auch mehrere Touren. Die Roxybike Happy-Holiday-Philosophie ☺

Deswegen habe ich mir einen Laden gemietet, mich fit gemacht und eine Bikestation eröffnet.

Werdegang

Das bedeutet du hast am Anfang 100% selbst gemacht und auch die Wartung der Leihbikes übernommen. Da gibt es den schönen und bedeutungsschwangeren Spruch: „Don’t be gentle, it’s a rental.“ Wie hast du dich in dieser Männerdomäne behauptet? Hast du Spaß am Schrauben?

Oh ja, ich habe sehr viel Spaß am Schrauben. Vielleicht auch nur, weil die Jungs dann immer so doof gucken. Nein, ehrlich, irgendwie finde ich es gut zu wissen, dass mir nichts passieren kann, wenn ich unterwegs bin, weil ich zur Not das Rad auch auseinander- und wieder zusammenbauen kann. Wenn es danach 4 Räder und keinen Lenker hat, ist das halt Pech.

Aber eins kann ich dir sagen – don’t be gentle it’s a rental – den Satz will ich auf meinen Grabstein haben. Denn er wird mich umbringen. Und ja – es ist eine Männerdomäne, weil nur Männer so grob zu so lieben Bikes sein können… ;)


# Roxy macht den Technik-Check an einem der Radon-Testräder. Roxybike Mallorca ist Radon Testcenter und dadurch immer mit dem aktuellen und hervorragend gepflegten Material von Radon ausgestattet..

Nun ist dein Unternehmen schon ein bisschen gewachsen. Wie viele Leihräder gibt es bei dir und wer unterstützt dich bei den Geschäftstätigkeiten?

Nachdem ich in der ersten Saison mit 24 Bikes eben für Werkstatt, Touren und Verleih alleine zuständig war (im Büro, zum Bikes putzen und zum Shutteln hatte ich zum Glück eine Hilfe – meine Mutter Brigitte), sind wir nun 2013 ein Team von 5 Personen. Ich habe nun außer mir noch 2 Guides, einen Mechaniker-Guide-Hybrid und eben die BüroMaus-Shuttlekraft Brigitte. Ausserdem haben wir die Bikeflotte vergrößert und nun knapp 35 Bikes, und zwar eine Palette von 29er Hardtails, Marathon- und All-Mountain-Fullys, 27,5er und 29er Fullys und E-Mountainbikes.

Die Kombination wird besonders selten sein, doch es ist schön zu hören, dass Mutter und Tochter gemeinsam in so einer von Männern dominierten Industrie Fuß gefasst haben. Ist deine Mutter von Anfang an hinter deinen Plänen gestanden oder hast du sie erst überzeugen müssen?

Meine Mutter, als Alt–68’er, ist da ehrlich gesagt echt gechillt. Sie hatte früher auf Zypern eine Surf-Schule und ob sie nun Bretter verleiht, oder mit mir hier auf Mallorca Bikes verleiht – wo ist der Unterschied?

Ich muss ehrlich sagen, dass wir ein super Verhältnis haben denn ja, sie stand immer hinter mir. Sie weiß aber auch, dass ich so etwas nur mache, wenn ich davon überzeugt bin, dass ich es kann. Und weiß auch, dass es hier schön warm ist und die Sonne viel mehr scheint, als in Deutschland.

Wie nehmen die Teilnehmer bei deinen geführten Touren dich als Mountainbike Guide war? Musst du dich in irgendeiner Form beweisen? Wie reagieren die Jungs, wenn du ihnen auf deinen Hometrails um die Ohren fährst?

Guidess, bitte ☺

Ach, das ist mal so, mal so. Viele finden es toll, von einer Frau geguidet zu werden, einige sind skeptisch, andere komplett gleichgültig. Am Anfang hatte ich das Gefühl, dass ich mich beweisen müsste, aber was bringt das? Außer mehr Verletzten, weil Männer ja dran bleiben müssen?

Mittlerweile ist es mir nicht wichtig, vorne dabei zu sein, ich fahre sogar lieber ganz hinten, weil ich dann weiß, dass es allen Schäfchen gut geht. Mir ist viel wichtiger, dass die Gäste Spaß haben, gesund wieder ankommen, am Ende mehr lächeln, als am Anfang und, dass die da hinten alle meinen Staub fressen. Nein, Scherz. Ich mach da keinen Wettstreit draus.

Hilft dir in solchen Situationen die Erfahrung als Animateurin? Nicht, dass nachher noch ein #aufschrei durch den Urlaub geht!

Bestimmt, das hilft immer. Ich denke jeder sollte mal in der Animation gearbeitet haben ;)


# Roxybike Mallorca – die „Guidess“ Roxy mit einer Gruppe Mountainbiker

Angebot

Die Dynamik in der Gruppe hängt ja auch immer stark von der Teilnehmeranzahl ab. Wie viele MitfahrerInnen gibt es auf den von dir geführten Touren?

Maximal 8 Personen pro Guide, oft jedoch 4 bis 6. Große Gruppen gibt es bei uns nicht, weil sonst der Flow, der Spaß und die Sicherheit auf der Strecke bleiben. Und das Einzige, was auf der Strecke bleiben soll, ist das Gummi unserer Reifen.

Ist das ein Punkt, an dem du dich von anderen Anbietern auf Mallorca unterscheidest? Warum sollte man genau Roxybike auswählen und nicht einen anderen Anbieter?

Ja, das denke ich schon. Roxybike ist Testcenter für Radon, Liteville und Haibike, d.h. also, dass man bei uns nicht nur eine einzige Marke, sondern mindestens 3 Marken testen und vergleichen kann. Außerdem sind wir ein kleiner Anbieter, wir setzen auf persönlichen Service und richten unsere Touren flexibel auf unsere Gäste aus. Wir bieten maximalen Geländeanteil, shutteln auch mal 15 bis 20 Minuten, damit wir keine Teer- und Schotterwege zurücklegen müssen um ins Gelände zu kommen. Unser Team ist jung und dynamisch, wir haben echt Lust darauf, mit unseren Gästen zu biken! Wir ändern unsere Touren auch mal, setzen nicht auf ein starres Wochenprogramm, sondern eher Lust, Laune, Wetter und Flowfaktor.
Ausserdem werden unsere Bikes täglich von Fachpersonal gewartet, wir haben stets neues Material, unsere Guides sind erfahren und vor Allem in Erste-Hilfe und Bike-Wartung geschult. Ausserdem können Gäste bei uns ein Pauschalangebot inkl. Flug, Transfer, Hotel oder Ferienwohnung und Touren anfordern, das wir direkt auf ihre Wünsche abstimmen, dank unserem Partnerreisebüro. Also ist kein lästiges Suchen in Drop-Down-Listen nötig.

Angenommen jemand hätte Interesse an deinen Angeboten – wie bucht man sich seinen Urlaub bei dir?

Ganz einfach – Mail an [email protected] und alle Infos gibt es auf www.roxybikes.de :)


# In Mallorca kann ganzjährig gefahren werden, den heißen Sommer sollte man jedoch meiden, wenn man lange Touren fahren will.


# Roxy Wieschollek: Steilstufe vor der Weite des Mittelmeers.

Dein Programm umfasst viele verschiedene Touren. Was würdest du vorschlagen, wenn man als Mountainbiker eine Woche Spaß und Erholung auf der Insel haben will. Wie sollte der Ferienplan aussehen?

Tag und Nacht biken natürlich!

Nein, ich würde mir auf jeden Fall eine Ferienwohnung und einen Leihwagen nehmen, denn die Insel hat einfach so viel Tolles zu bieten. Dann würde ich mir ein Bike für die Woche bei Roxybike mieten, 3 geführte Touren buchen und an den anderen Tagen auch mal mit dem Auto ins Tramuntana-Gebirge fahren, dort Sightseeing machen (Deía und Valdemossa sind toll!) und an einem oder zwei Tagen noch im Tramuntana biken. Ausserdem würde ich einmal auf den Markt in Artá gehen, auf jeden Fall dort auf dem Kloster San Salvador Mandelkuchen essen, je nach Saison ins Torrente de Pareis wandern oder im Gebirge raften gehen, am Strand chillen oder auch mal eine Tropfsteinhöhle besichtigen gehen. Am letzten Abend würde ich dann am Ballermann feiern und dann ab in den Flieger – pennen – Urlaubslächeln langsam abklingen lassen.

Pläne, Wünsche & Visionen

Wie geht es bei dir weiter? Was sind deine weiteren Pläne für Roxy Bike? Gibt es einen Bereich, in dem du noch besonders Luft nach oben siehst?

Es gibt immer Luft nach oben :) Weitere Pläne wären mindestens eine weitere Roxybike Filiale, eventuell irgendwann eine Bikestation in einem neuen Zielgebiet, ganzjährig viele nette Gäste und auch eventuell neue Trails auf der Insel zu bauen, um Touren anbieten zu können, die eher abfahrtorientiert sind. Bisher bieten wir „nur“ All-Mountain-Touren an.

Vielen Dank dir für das Interview und alles Gute weiterhin für dich und das Roxybike Team! Das letzte Wort gehört dir.

Letzte Worte müssen ja immer episch sein…! Aber ich würde mir lieber erste Worte für ein Wiedersehen mit IBC Mitgliedern auf Mallorca aufbewahren. Denn wer den ganzen Text gelesen hat, der schafft auch die 1 Stunde 50 bis auf die Insel ☺


# Unterwegs vor einem wunderbaren Sonnenuntergang. Wir können Mallorca für Mountainbiker empfehlen. Foto von Christoph Laue

Weitere Informationen zu Roxybike Mallorca

    – Roxybike Mallorca Website
    – Roxybike bei Facebook
    – Text & Redaktion: Tobias Stahl | MTB-News.de
    – Bilder: Roxybike | Christoph Laue (Deutschland’s bester Bike-Fotograf!)

Diskussion

Wer von euch ist schon auf Mallorca zum Biken gewesen? Wo hat es euch besonders gut gefallen?

  1. benutzerbild

    on any sunday

    dabei seit 09/2001

    Ist einem Mitradler passiert. Durfte er mit der Begründung wieder rausnehmen, daß das LMB nur für deutsche, schweizer oder österreichische Gegenden benutzt werden sollte. Habe ich ja echt Glück gehabt, hatte früher öfters Termine in Belgien angeboten. smilie

  2. benutzerbild

    zoomie

    dabei seit 03/2010

    Na, wenn sie 'sogar' Recht bekommen hat, dann wird's wohl 'nen Grund geben warum. Oder?

  3. benutzerbild

    Deleted 244202

    dabei seit 12/2015

    Ja aber warum?
    Touren außerhalb von DAS tauchen doch nur sehr selten auf. Warum lässt man die nicht drin?
    Zumal gerade Mallorca fast schon zu D gehört...

  4. benutzerbild

    freeranger

    dabei seit 11/2008

    würde mich auch interessieren.
    Könnte sich hierzu bitte Fr. Wieschollek und ein Moderator äußern, bevor hier wild darauf los spekuliert wird???

  5. benutzerbild

    Roxy_Rafa

    dabei seit 07/2010

    smilie Finde ich ehrlich gesagt sehr unterhaltsam, dass mich jemand als kleinkariert bezeichnet, der aus bizarren Gründen glaubt, dass ich etwas dagegen hätte, wenn Leute sich über Mallorca und Trails austauschen smilie

    Ich bin ungefähr so kleinkariert wie Charlotte Roche verklemmt ist. smilie

    Auf jeden Fall werden alle, die schon einmal bei mir waren, wissen, dass ich super gerne Tipps zu Strecken rausgebe und sogar welche ausgedruckt bei mir in der Station liegen habe...
    Diese Vorwürfe sind unhaltbar und entbehren sich jeglicher Grundlage - Ich kannte die LMB Seite bisher gar nicht. Vielleicht verwechselt mich hier jemand?

Was meinst du?

Wir laden dich ein, jeden Artikel bei uns im Forum zu kommentieren und diskutieren. Schau dir die bisherige Diskussion an oder kommentiere einfach im folgenden Formular:

Verpasse keine Neuheit – trag dich für den MTB-News-Newsletter ein!