Dan Atherton stellt uns sein GT Force vor. Sein GT Force? Fährt der nicht einen namenlosen Enduro-Prototypen? Doch, auch. Quasi die gesamte Enduro World Series zum Beispiel. Da es sich dabei jedoch allen Aussagen zufolge:

  1. Lediglich um ein GT Fury mit kürzerem Dämpfer (deshalb weniger Federweg) und anderem Hauptrahmen (Für eine passende Geometrie)
  2. um ein Projekt, das nicht einmal in naher Zukunft verkauft werden wird, wenn überhaupt,

handelt, ist das GT Force für den Endverbraucher wesentlich interessanter. Ob das denn überhaupt sein Arbeitsgerät ist? Sagen wir mal so: Beim Megavalanche fuhr er darauf in die Top5, beim Mountain of Hell kugelte er sich damit die Schulter aus, um sie dann wieder einzukugeln und noch Dritter zu werden – durchaus Dinge, die Profi-Biker mit ihren Arbeitsgeräten machen.

Ross und Reiter
# Ross und Reiter

Rahmen

Beim Rahmen handelt es sich um einen komplett serienmäßigen GT Force Rahmen in Größe L, den der 1,88m große Dan fährt. Der Rahmen besteht aus Carbon, bietet 150mm Federweg und den „AOS“ genannten Hinterbau, der vor allem Wert auf eine nach hinten gerichtete Raderhebungskurve legt, gleichzeitig aber immer noch antriebsneutral bleibt. „Das Rad gefällt mir richtig gut. Die 650b-Räder rollen merklich besser über Hindernisse, dabei hilft aber natürlich auch die Raderhebungskurve,“ erklärt Dan.

Rahmen: Größe L, serienmäßig
# Rahmen: Größe L, serienmäßig

Was an dem Rahmen ist Atherton-inspiriert? „Definitiv die Geometrie. Ich habe Peter (Denk) oft in Freiburg besucht und auch er mich in England. Die Ingenieure haben sich um die Lage der Drehpunkte gekümmert, ich um das Fahrverhalten. Und jetzt habe ich es geschafft, GT in die Moderne zu bringen: Lange Hauptrahmen, tiefe Innenlager. Das ist einfach sehr geschickt so. Ich wollte nichts anderes mehr fahren. Auch kurze Vorbauten. Alles andere ist unangenehm.“

Das Herz der AOS Federung: Der Umlenkhebel, in dem das Innenlager sitzt
# Das Herz der AOS Federung: Der Umlenkhebel, in dem das Innenlager sitzt

Fahrwerk

Der Float X – Dämpfer macht, nach Aussage von Dan, einen großen Unterschied zu dem serienmäßig verbauten RP23. „Das Fox-Fahrwerk ist großartig. Und etwas ziemlich besonderes, in Dämpfer und Gabel findet sich ein nicht serienmäßiges Innenleben. Nach Dan ist die Federung „Life and Soul“ eines Fahrrades. „Hier hast Du mit CTD drei wirklich einfache, deutlich spürbare Unterscheidungen. Entweder ein Downhiller, oder ein gut pedalierbares Alleskönner-Bike, oder eben quasi ein Hardtail.
Die Federung fahre ich im Allgemeinen etwas härter, sodass ich etwas höher im Federweg fahre. Dank des Ausgleichsbehälters kann ich da viel über die Dämpfung machen und bin weniger auf den Luftdruck angewiesen. Aber ich passe das Fahrwerk für jede Strecke an, manchmal sogar für jeden Lauf.“

Fox Float X - passt ganz knapp rein.
# Fox Float X – passt ganz knapp rein.

Auf eine Remote-Verstellung verzichtet Dan aber. Zum einen, weil er einfach keine Kabel mag, zum anderen aber auch, weil er während der Stage einfach nur fahren und nicht noch Knöpfe drücken will, nur um dann vielleicht im falschen Modus zu sein. Eine Verstellung während der Fahrt „könnte vielleicht in Zukunft interessant werden, wenn das elektronisch geht, oder ganz automatisch, und nicht mehr mehr wiegt,“ so Dan. Bis dahin will Herr Atherton aber einfach einen effizienten Hinterbau, was natürlich auch auf den Dämpfer ankommt.

Die Luftfederung ist ziemlich, ziemlich straff eingestellt. „Das ist vermutlich auch der Grund, warum ich in den Anstiegen kein Lockout brauche, das ist quasi immer Lockout, ich komme ja vom BMX (lacht)“ Dennoch nutzt Dan anscheinend den ganzen Federweg: „Ich schlage jedes Rennen mal durch. Brian von Fox hat da viel Arbeit reingesteckt, damit das Fahrwerk genau das tut, was es soll. Ein bis zwei Mal pro Rennen schlägt es durch, ansonsten ist die Kiste aber eher weiter oben im Federweg.“

In der Gabel finden sich auch einige Anpassungen, „aber ich kann nicht sagen, was da drin ist. Es ist aber so: Enduro ist einfach so heftig – du fährst mit einem 150mm Bike Sachen, auf denen du lieber mit dem Downhiller unterwegs wärst. Da muss dich die Federung unterstützen. Gut ist also, wenn die Gabel weit oben im Federweg sitzt, sodass zu jeder Zeit noch viel Federweg übrig bleibt, damit er da ist, wenn Du ihn brauchst. Durch einen zu hohen Luftdruck würdest du insgesamt Traktion verlieren, deshalb machen wir das über Shims und Öl. So weit mal das Ziel…“

Auf der Rückseite der Federgabel sind die Taschen in der Gabelbrücke gründlich abgedichtet. So bleibt weniger Matsch hängen, das ist leichter und auch besser zu reinigen. Mit 160mm Federweg sorgt die Fox 34 dafür, dass der Lenkwinkel 66,X° beträgt und die Front etwas höher kommt – auch dadurch wird das Force mehr zum Enduro.

Antrieb

„Freust Du dich eigentlich auf 1×11 von Shimano?“ – „Nein, ich wäre eigentlich schon mit 1×5 zufrieden. Im Ernst: 1×10 reicht mir vollkommen. Ich bin BMXer, was soll ich da groß schalten?“ Als Kettenblatt kommt ein 36er zum Einsatz, das reicht für die schnellen Tretstücke. Sicher geführt wird die Kette durch die Shimano-Kettenführung, die eigentlich nur per ISCG montiert werden kann, was das GT Force nicht anbietet. Also hat Dan eine Platte mit den 3 Gewinden unter sein Innenlager geklemmt, daran die Kettenführung montiert, und ist zufrieden. „Das wird mit den meisten Kettenführungen funktionieren, aber nicht mit allen. Deshalb hat der Rahmen nicht ab Werk eine.“

Dan würde auch 1X5 reichen, wer braucht 1X11?
# Dan würde auch 1X5 reichen, wer braucht 1X11?

Die Kettenstreben sind gepolstert, damit das Rad ordentlich leise fährt: „Das Rad muss leise sein, wenn Du schnell fahren willst.“ Zum minimalistischen Konzept passt auch die leichte Shimano Kettenführung, die mit Gleitelementen ausgerüstet ist und so auf eine Rolle verzichtet.

Shimano Kettenführung und XTR Kurbel
# Shimano Kettenführung und XTR Kurbel

Fahrerkontakt

Gelenkt wird, wie könnte es anders sein, mit Komponenten aus der Atherton Pro Serie, die von Shimano hergestellt wird. Der Lenker ist 720mm breit, der Vorbau 50mm lang.

Atherton Pro Serie Komponenten
# Atherton Pro Serie Komponenten

Auch der Sattel stammt aus der Pro-Serie und ist ganz vorne montiert. „In Anstiegen und zum Treten will ich ihn genau da haben, damit mein Gewicht vorne über der Kurbel ist. Ich hasse es nach hinten zu kommen.“ Damit der Sattel bergab aus dem Weg ist, wird er von einer Fox D.O.S.S. in Position gehalten. Deren Verstellhebel sitzt unter statt über dem Lenker, einfach weil es ergonomischer ist – und der Antrieb das erlaubt. Die Füße ruhen sicher auf Crank Brothers Mallet Pedalen. „Ich fahre immer Clickies. Außer beim Dirt Jumpen.“ Seine Hände ruhen auf sich selbst: Die Atherton-Pro-Griffe haben viele kleine Geschwister eingeprägt.

Shimano XT Scheibenbremse, Fox DOSS unter dem Lenker montiert
# Shimano XTR Scheibenbremse, Fox DOSS unter dem Lenker montiert

Räder

Sponsor Shimano baut nicht die richtigen Felgen, deshalb fährt Dan namenlose Stans NoTubes Felgen. Immerhin als Naben kommen Shimano-Produkte zum Einsatz, das ganze gepaart mit goldenen Nippeln und Speichen („halt die, die noch in der Werkstatt übrig waren“) ergibt einen leichten, steifen und breiten Laufradsatz. Als Reifen kommen meistens Continental Trailking in 2,4″ zum Einsatz. Die Prototypen mit der Bezeichnung „35“ verfügen über das gleiche Gummi, aber eine dickere Seitenwand. Continental war bei der Entwicklung besorgt um eine hohe rotierende Masse. Deshalb hat man viel mit Wandstärken herum probiert, bis man ein passendes Ergebnis fand. „Ich muss sagen: Sogar mit der dünneren Seitenwand hatte ich weniger Platten als mit 26“. „Dicke Seitenwand und 650b sind eine super pannensichere Kombination. Ich glaube, 650b knallt einfach weniger in Löcher oder so!“

Angepasst: Die Achse scheint nicht wie dafür gemacht...
# Angepasst: Die Achse scheint nicht wie dafür gemacht…

Immerhin die Naben kommen von Sponsor Shimano
# Immerhin die Naben kommen von Sponsor Shimano

Fazit

Bleibt die Frage nach dem Gewicht – die kann Herr Atherton überraschenderweise nicht einmal in Pfund beantworten. Wir würden sein Rad auf etwas unter 13,5kg schätzen, je nachdem, wie schwer die Reifen tatsächlich sind. Im Interview hatte er uns gesagt, dass das perfekte Enduro für ihn „150-160mm Federweg und 26″ (habe)“ – das zeigt, dass der Prototyp, auf dem er häufig gesehen wird, wirklich mehr seiner Vision entspricht. Ob ihm das Force Spaß macht? Jedenfalls ist er auch damit schnell unterwegs – wenn er sich nicht, wie jetzt, von der Schulter-Verletzung vom Mountain of Hell erholt. An dieser Stelle Gute Besserung!

Dan Atherton Portrait
# Dan Atherton

Gerüchten zufolge wird nächste Saison auf Basis des Force übrigens ein Enduro vorgestellt. Der Force Rahmen soll dabei mit einem dickeren Dämpfer und passender Gabel aufgemotzt werden – kommt das irgendwem bekannt vor?

  1. benutzerbild

    LeFrankdrien

    dabei seit 10/2006

    Hi zusammen,

    als GT Fan muss ich sagen, ich hab den EIndruck, das ist der gute Herr Atherton zu Werbezwecken für die Vorstellung eines ihm unbekannten Rades gezwungen wordensmilie

    So wenig Ahnung wie der von dem Teil hat??? Ob der wirklich schon mal damit gefahren ist?? Und so wie es aussieht hat wohl einer das Ding nach jedem Fahren saubergelutscht und neu lackiert???smiliesmilie Oder hat er sich die Schulter beim einarmigen Reißen in der Halbliterklasse asugekugelt?

    Ansonsten: obwohl ich GT Fan bin frage ich mich warum schon wieder kein ISCG? Klar, basteln kann man immer was, aber bei nem Rad für mehrere tausend Euro????

    Mein Tipp an die Hersteller wäre, dass sie mal zumindest für die Top Ausführungen bei den Preisen einen Gutschein für die persönliche Fahrwerksabstimmung bei nem Tuner beifügen. So können sich die, die das Ding artgerecht bewegen das Fahrwerk auf den Wanst schneidern...

    Genug gemotzt, schee is trotzdem, a GT halt!!!

    VG
    peru

  2. benutzerbild

    Fury

    dabei seit 10/2007

    ...
    Ich finds geil, der Peter Denk hats geschafft, die Idee des I-drives einfacher zu bauen.

    und das bike sieht noch dazu VERDAMMT gut aus smilie

    ich schätze Peter Denk sehr, doch mit den GTs hat er nicht "von Grund auf neu entwickelt" ! Diese Art des Fahrwerks gibts seit 2005 als Freedrive bei Mongoose! So schlecht kann das also nicht sein. Der einzige Unterschied ist das Gelenk vor auf der Kettenstrebe vor der Hinterachse. Mongoose hat hier ein Link nach dem Tretlager (ähnlich VPP) und kein Gelenk im Hinterbau. Ich würde hier also von einer Weiterentwicklung sprechen. Da Mongoose wie GT zu Dorel gehört, nenne ich das mal Technologietransfer.
    Nichtsdestotrotz sind die Bikes sehr gut gelungen und gefallen mir ausserordentlich gut - auch wegen dem Weiterentwickelten Freedrive! (Was immer noch keine Antriebsschwinge ist!)

    btw.: die Tretlagerbewegung spürt man absolut nicht!
  3. benutzerbild

    BommelMaster

    dabei seit 01/2002

    Recht hast du!
    Hatte das Mongoose prinzip nicht mehr genau im Kopf

  4. benutzerbild

    Fury

    dabei seit 10/2007

    ... Mongoose prinzip ...

    und genau deshalb verstehe ich nicht, warum GT auf das ISCG verzichtet.smilie Beim Freedrive gehts doch auch!
    Aber ich hoffe mal, beim nächsten Update ist eins dabei...
  5. benutzerbild

    Rick7

    dabei seit 10/2008

    verdammt geiles bike .... sabber

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