Genickschutzsysteme gibt es mittlerweile viele unterschiedliche am Markt, allerdings bieten bisher wenige Hersteller dazu passende Rücken-/Oberkörper Protektoren an. Wir haben zwei unterschiedliche Systeme mit passendem Protektor die Saison über für euch ausprobiert. Die erste Kombination, bestehend aus DBX Comp 4 und Body Vest Adventure von Leatt, stellen wir euch im Folgenden näher vor.
Das Leatt Brace ist quasi der Klassiker unter den Genickschutzsystemen. Dabei stellt das DBX Comp 4 schon die vierte Evolutionsstufe dieses Systems dar, bleibt aber wie bisher bei der klassischen Bauweise mit Abstützung auf den Brustwirbeln. Neu im Gegensatz zum Vorgänger sind unter anderem eine Sollbruchstelle in der „Finne“ (hinten), ein vergrößerter Einstellwinkel der „Finne“ (-5° bis 15°) und die geteilte Frontauflage. Die eingebaute Sollbruchstelle ist vermutlich die Reaktion auf den Vorwurf, dass sich das Leatt am Rücken abstützt und dabei genau auf der Wirbelsäule liegt. Bei einem Sturz würde sich laut Kritikern die Sturzenergie über das Brace im Bereich der Brustwirbel bündeln. Diese Überlast soll im Ernstfall über das Abbrechen der „Finne“ vermieden werden. Die geteilte Frontauflage soll mehr Bewegungsfreiheit und Komfort bieten.
Erster Eindruck:
Beides macht einen hochwertigen Eindruck und ist gut verarbeitet. Besonders auffällig beim Rückenprotektor ist das hohe Gewicht von ca. 1,4kg, verursacht durch die massive Bauweise des Brust- und Rückenprotektors. Das Brace wird mit Brustgurt, ausführlicher Bedienungsanleitung, Anpassungselementen, passendem Werkzeug und Aufbewahrungsbeutel für die nicht benötigten Anpassungselemente geliefert. Das Body Vest kommt mit Bedienungsanleitung und passendem Kleiderbügel.
# Leatt DBX Comp 4 und Body Vest Adventure
Die Anpassung des Brace ist mit Hilfe der Bedienungsanleitung einfach und verständlich vorzunehmen, benötigt allerdings durch die umfangreichen Einstellungsmöglichkeiten etwas Zeit. Es können die Länge, der Winkel des Brustelements hinten und die Höhe des hinteren Elements eingestellt werden. Es empfiehlt sich, eine zweite Person zur Einstellung des Brace zuhilfe zu nehmen.
# Leatt DBX Comp 4 und Body Vest Adventure
Das Body Vest Adventure besitzt zwei abnehmbare Abdeckungen vorne / hinten und zusätzlich über ein herausnehmbares Polsterstück, um Platz für die „Finne“ des Leatt Brace zu schaffen. Nutzbar ist die Body Vest so mit Leatt Brace (ohne Abdeckung) oder ohne (mit Abdeckung). Zusätzlich kann die Höhe des Hüftgurts eingestellt werden, der Brustprotektor wird mit zwei zusätzlichen Straps fixiert. Der Rückenprotektor deckt fast den kompletten Rücken ab.
# Leatt DBX Comp 4 und Body Vest Adventure Detailansicht
Das Leatt Brace kann im Notfall auf beiden Seiten an den roten Hebeln geöffnet werden. Im Normalfall öffnet man nur eine Seite zum An- und Ausziehen.
# Befestigung des DBX Comp 4 direkt am Oberkörperprotektor
Der Brustprotektor verfügt über zwei elastische Riemen zur Fixierung des Leatt Brace (graues Band mit rotem Gummiteil. Hier unter dem roten Verschluss). Somit kann auf den Brustgurt verzichtet werden. Das Leatt Brace kann dabei auch über dem Trikot getragen werden.
# Leatt Brace über dem Trikot
# Bewegungsspielraum nach hinten / vorne
Der Bewegungsspielraum kann über die Höhe des hinteren Elements eingestellt werden.
# Bewegungsspielraum links / rechts
Statement Kai: Eigendlich bin ich Befürworter für das Tragen von ausreichender und sinnvoller Schutzausrüstung. Dazu gehören für mich auch Neckbrace und Rücken-/Brustprotektor. Leider schränken mich die Systeme, die ich bis jetzt getestet habe (das hier vorgestellte, ein älteres Leatt Brace sowie ein Alpinestars – der Test folgt nächste Woche), in der Bewegungsfreiheit zu stark ein. Vor allem der Anschlag hinten stört mich beim Fahren in steilem Gelände immens, sodass das Brace öfters am Helm anschlägt oder sogar anliegt. Hervorgerufen wird das durch meine Vorliebe für lange Rahmen und die dadurch verursachte gestreckte Haltung auf dem Bike. Ähnliches konnte ich auch bei anderen Systemen feststellen. Bei Gesprächen mit anderen Fahrern mit gleicher Vorliebe wurde mir ähnliches berichtet.
Auch beim „über die Schulter schauen“ behinderte mich das Brace zu arg, so dass ich nach hinten nicht genug sehen kann. Das Body Adventure Vest ist auf den ersten Eindruck ziemlich schwer, durch die stabile Bauweise des Brustprotektors fühlte ich mich anfangs etwas eingeengt. Einmal angezogen fällt einem das Gewicht allerdings nicht mehr auf und es trägt sich unauffällig – solange es nicht zu warm ist, denn belüftet ist das Body Vest nicht wirklich.
# Testfahrer Kai mit Leatt Brace im Einsatz in Lac Blanc
Fazit:
Die Kombination aus Leatt DBX Comp 4 Brace und Body Vest Adventure punktet mit vielseitigen Einstellungsmöglichkeiten und bequemem Tragekomfort. Die Passform der Kombination ist gut aufeinander abgestimmt und lässt sich sehr gut an den Träger anpassen, dadurch vermitteln die Protektoren ein gutes Gefühl von Sicherheit. In Sachen Gewicht könnte vor allem am Protektor noch eingespart werden, auch wenn das Gewicht im Fahrbetrieb nicht wirklich auffällt. Die Belüftung ist eher schlecht. Der Rückenprotektor schützt großflächig Rücken und Schulterblätter, ist unserer Meinung nach allerdings etwas zu kurz geraten, denn er endet bereits in der Lendenwirbelregion.
Wer auch seine Schultern / Arme schützen möchte, findet im vielseitigen Sortiment von Leatt diverse auf das Brace angepasste Protektoren. Wer sich für eine Kombination aus Brace und Oberkörperprotektor entscheidet, sollte auf jeden Fall vor dem Kauf in Bike-Montur zur Anprobe gehen und wenn möglich sogar eine Probe-Runde auf dem Bike drehen, um die richtige Größe und Kombination zu ermitteln.
Pro Brace:
- relativ leicht
- bequem zu tragen
- viele Einstellmöglichkeiten
- Sollbruchstelle und integrierte Knautschzonen zur Vermeidung von Überbelastungen
Contra Brace:
- teuer
- aufwändig einzustellen
- Bezug ist aufwändig zu säubern
Pro Vest:
- bequem zu tragen
- Einstellbare Höhe des Hüftgurt
- Zusätzliche Fixierung des Brustprotektors
- Fixierbänder für Leattbrace
Contra Vest:
- schwer
- Rückenprotektor etwas zu kurz
- schlecht belüftet
# Braaap!
Technische Informationen:
- Gewicht: Brace ca. 900g , Protektor ca. 1400g
- gestestete Größen: DBX Comp 4: L/XL, (86-110cm Brustumfang), Body Vest Adventure: S/M (160-172cm Körpergröße)
- Größen: S/M, L/XL Bedienungsanleitung mit Größentabelle (Seite 23)
- Preis: Brace ab 369€, Protektor ab 159€
- Farben: schwarz / weiss
- Lieferumfang:
- Brace: Brustgurt, Bedienungsanleitung, Anpassungselemente, Werkzeug und Aufbewahrungsbeutel für nicht benötigte Anpassungselemente
- Protektor: Bedienungsanleitung, Kleiderbügel
Weitere Informationen
- Redaktion: Kai Christian
- Bilder: Jens Staudt, Maxi Dickerhoff
- MTB-News.de
//Leatt: Website
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