Unser Redakteur Maxi unterwegs beim härtesten und schönsten Enduro-Rennen – der Trans-Provence. Als wortwörtlich rasender Reporter fährt er mit und berichtet täglich vom Rennen. Hier sein Bericht der ersten, denkwürdigen Etappe.

Tag 1 begann sehr früh, das Frühstück war auf 6:00 Uhr angesetzt. Die Fahrer sind bei der Trans Provence in zwei Gruppen eingeteilt – Wave 1 und Wave 2. Wave 1 sind die Amateure, Wave 2 die besseren Amateure und die Profis. Hintergrund ist, dass nur eine begrenzte Anzahl an Shuttlefahrzeugen zur Verfügung steht und sich die Fahrer untereinander nicht im Weg stehen sollen. Die Strecke wird bei Regen immer schlechter, je mehr Fahrer schon durch sind – die Profis sollen erschwerte Bedingungen vorfinden und starten daher nach den Amateuren.


# Nach der morgendlichen Gepäckabgabe

Die Wave 1-Gruppe wurde um 7 Uhr mit den Shuttles ein gutes Stück ins Landesinnere gefahren. Wir von Wave 2 sind um Punkt 10 aufs Bike gestiegen und erstmal 700 Höhenmeter den Berg hochgekurbelt. Das Shuttle hatte uns ja vorher schon ein gutes Stück hochgefahren, wir waren zu dem Zeitpunkt also schon ziemlich weit oben.


# Auf dem Weg zur Auffahrt zur Stage 1

Auf den Bergwiesen angekommen war es zu steil zum Fahren und es wurde weiter bergauf geschoben – hier konnten wir schon sehen, wie über die Bergflanken eine Wolkenwand auf uns zuzog. Die Sicht war innerhalb von Minuten auf 0, man konnte keine 10 Meter mehr sehen. Kurz später hat es für einen Augenblick aufgelockert, wir waren gerade an einem Kamelhöcker auf dem Berg angekommen und mussten über eine sehr schmale Schlucht zum Trailbeginn. Genau als ich dann auf den Trail eingebogen bin, hat es angefangen zu schütten wie aus Kübeln – sintflutartig kam das Wasser vom Himmel und schnell auch vom Berg.


# Unterwegs zum Beginn der ersten Wertungsprüfung

Fast oben
# Fast oben

Ein Teil der anderen Fahrer ist direkt an den Start und auf Stage 1 losgefahren. Ich fand mit Jerome Clementz, seiner Freundin Pauline und noch ein paar anderen in einer alten Schäferhütte Unterschlupf – wir wollten abwarten, bis es besser wird. Allerdings wurde das Wetter immer schlimmer: man konnte nichts mehr sehen, der Regen wurde noch stärker und ging dann in heftigen Hagel über.

Nach einer Weile wurde das Wetter einen Tick besser. Jerome checkte die ganze Zeit das Regenradar und meinte, dass wir jetzt eine Lücke erwischen könnten. Es regnete dann nur noch normal, sodass wir uns auf den Weg machten.

Wetterumbruch
# Wetterumbruch

Wolkenwand
# Wolkenwand

Sturzregen
# Sturzregen

Unterschlupf
# In unserem Unterschlupf

mittlerweile beginnt der Hagel
# Mittlerweile beginnt der Hagel

Stage 1

Stage 1 bin ich als allerletzter Starter angegangen. Und habe mich gar nicht zurecht gefunden…

Ein großes Problem: mein Rucksack war mir viel zu schwer zum Abfahren, mit dem Gewicht kam ich nicht klar. Ausserdem hatte ich die Federung zu straff abgestimmt – ich dachte, mit dem Zusatzgewicht müsste ich das Fahrwerk härter einstellen, alles in allem eine komplette Fehlentscheidung. Auf der Strecke habe ich mich auch nicht gut gefühlt, vielleicht auch weil ich durch die Warterei völlig ausgekühlt war. Ich hatte zwar keine Stürze, bin aber oft aus der Strecke raus und einfach nicht in meinen Fluss gekommen.

Unten angekommen hatte ich dann zu meiner Überraschung doch eine gute Zeit – 14ter! Und ich war komplett durchnässt von oben bis unten.

DSC 3235
# Stage 1

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# Völlig aufgeweichter Untergrund

Stage 2

Es ging dann direkt ging es weiter zu Stage 2 mit knackigen Anstiegen, aber komplett fahrbar. Als es dann von der geteerten Strasse abging, ging es richtig zur Sache – alpines Gelände, Bergwiesen, das meiste mussten wir schieben. Durch ein Joch sind wir in ein kleines Tal gekommen – die Sicht war auch hier wieder katastrophal, ausserdem sehr windig und kalt, besonders mit den nassen Klamotten.

Ich wollte einfach nur aus der Kälte weg und bin direkt in die Wertungsprüfung reingegangen. Dummerweise hatte ich mir vorher meine Brille nicht geputzt. Auf der Stage selbst habe ich daher nicht gut gesehen, mir war kalt und ich bin mehrmals aus der Strecke rausgefahren. Dann bin ich irgendwann in meinen Fluss reingekommen und die Stage hat mir wahnisnnig viel Spass gemacht: geiler Trail, abwechslungsreich! Ich merkte zwar dass ich nicht schnell war, aber immerhin fühlte es sich flüssig an.

„Ich bin hochgesprungen und oben genau vor einen Stein gefahren, abrupt stehen geblieben und dann in voller Montur mit Bike in den Bach gefallen.“Im Anschluss ging es durch mehrere Bachbetten hindurch. Im Bach musste man absteigen, weil die Strömung zu stark war. Jerome startete hinter mir und holte mich ein – im Anschluss versuchte ich an ihm dranzubleiben, um an seiner Fahrweise den Streckenverlauf zu lesen.

Das hat gut geklappt, ich habe ihn kurzzeitig sogar eingeholt, als er an einer verblockten Bachdurchquerung ins Stocken kam. Dort ging esrecht steil hoch auf einen Felsen – ich bin hochgesprungen und oben genau vor einen Stein gefahren, abrupt stehen geblieben und dann in voller Montur mit Bike in den Bach gefallen.

Nun war ich klitschnass, die Brille jetzt komplett unbenutzbar und die Stage für die Katz. Ich bin einfach nur noch runtergerollt. Nach Stage 2 gab es eine Top-Verpflegungsstation, zusätzlich haben Mavic und Fox große Servicestände aufgebaut – die Bikes wurden durchgecheckt, während wir essen und trinken konnten.

Unsere Gruppe hatte sich wieder gesammelt – und alle Jungs, die während der Enduro World Series-Saison die toughen Jungs waren, die nichts aus der Ruhe bringen konnte, standen bibbernd und zittern unter dem Zelt, alle triefend nass.

Servicestation nach Stage 2
# Servicestation nach Stage 2

Essen, Trinken, Rennservice
# Essen, Trinken, Rennservice

Nass und kalt
# Nass und kalt

Sonderanfertigung von Anka Martin
# Sonderanfertigung von Anka Martin

Pauline Dieffenthaler
# Pauline Dieffenthaler

Stage 3

Dann ging es weiter zu Stage 3 – der Aufstieg dorthin war die Hölle, sie hat praktisch allen Fahrern quasi den Stecker gezogen. Die Route war kaum fahrbar: der Regen und die vorausgefahrenen 50 Fahrer hatten den Boden so aufgeweicht, dass an Vorankommen nicht zu denken war. Auch zu Fuß sind wir nur gerutscht und mussten alle schieben – der südfranzösische Lehmboden war einfach schmierig und tief. Das nächste Problem: die Reifen hatten sich so zugesetzt, dass zwischen Hinterbau und Gabel die Schlamm-Masse steckengeblieben war. Alle 2 Kilometer ist die ganze Truppe stehengeblieben, um die Lehm-Matsche an ihren Bikes abzukratzen, da sich die Räder nicht mehr gedreht hatten.

Jon Cancellier - SRAM Blackbox Development
# Jon Cancellier – SRAM Blackbox Development

Tag 2 Trans-Provence-25
# Fangopackung für meine Beine

Will Oeckelton - Santa Cruz Marketing-Chef
# Will Oeckelton – Santa Cruz Marketing-Chef

Tag 2 Trans-Provence-27
# So, what does the Fox say?

Jon Cancellier - SRAM Blackbox Development
# Jon Cancellier – SRAM Blackbox Development

„Ich dachte mir, hier muss ich punkten und aufholen, was ich in Stage 2 verloren habe, und bin in den Wald reingesprungen.“Kurz vor Start der dritten Wertungsprüfung hat sich das Wetter schlagartig geändert und die Temperaturen wurden sogar halbwegs angenehm. Ich bin dann guter Dinge in die dritte Stage gestartet und habe es ordentlich laufen lassen. Erst ging es über griffige Bergwiesen, dann in den Wald hinein. Ich dachte mir, hier muss ich punkten und aufholen, was ich in Stage 2 verloren habe und bin in den Wald reingesprungen – und gegen einen Baum geknallt und gestürzt. Ich blieb kurz liegen um mich wieder zu sammeln, fuhr dann weiter, kam aber nicht mehr so richtig in meinen Flow hinein.

Unten sammelte sich unsere Gruppe wieder. Die Atmosphäre ist sehr familiär, man hilft sich gegenseitig auf den Stages, auch die Jungs, die auf der EWS die härtesten Konkurrenten sind – alle sind superfreundlich zueinander.

Stage 4

Wieder ein ähnliches Spiel, aber nicht mehr ganz so schlimm, trotzdem musste das meiste der Stage hochgeschoben werden. Die vierte Stage war letztes Jahr schon im Rennen dabei, deswegen wussten einige Fahrer wo es langgeht und konnten den Neulingen unterwegs schon Tipps geben. Diese Stage war mein absolutes Highlight: Ein sehr langer und abwechslungsreicher Trail ohne Gegenanstiege, teils anspruchsvoll, das meiste aber einfach schön flowig, bei mir lief es gut. Eigentlich war ich schon über meinem Limit und meine Kräfte schon weg – aber ich konnte in meinem Fluss fahren, was am Ende auch für eine gute Zeit reichte.

Nach dem Ziel gab es dann noch eine Verbindungsetappe zum Campingplatz, wo die Zeiten ausgewertet wurden.

Im Ziel

Der Tag war superanstrengend: 1700hm, rund 50km Strecke, davon ein guter Teil schiebend in weichstem Boden. Die Fahrer, die auch in Wave 2 gestartet waren, aber während dem Regen nicht gewartet hatten, waren knapp 2h vor uns im Ziel angekommen und mussten unterwegs nicht durch den tiefen Schlamm, mit dem wir zu kämpfen hatten. Hinterher ist man immer schlauer…

Wir Fahrer haben jetzt unter den Zelten noch über den vergangenen Tag gesprochen, jeder versucht sein Material sauber und trocken zu bekommen. Meine Schuhe sind so nass, dass ich morgen zwischen Socken und Schuhen Plastiktüten anziehen werde.


# Bikewash – Jerome Clementz

Es gab wie jeden Abend noch das gemeinsames Abendessen, ein 3 Gänge-Menü, Getränke inbegriffen. Man hat das Gefühl, als würden die Fahrer ihre körperliche Schmerzen im Rotwein zu ertränken versuchen. Auch hier ist die Organisiation wieder klasse gemacht. Ash Smith stellt während des Nachtischs die Wertugnsprüfungen für den nächsten Tag vor, zählte auf, welche Kriterien es zu beachten gibt, wo es Verpflegung gibt und so weiter…

Die Stimmung ist weiterhin super, aber jetzt sind alle hundemüde. Erschöpfung pur. Das erste Shuttle startet morgen um 8 Uhr. Mich erwartet morgen noch mehr Uphill und eine noch längere Distanz – ich bin gespannt, hoffe dass das Wetter besser wird und der Regen eine einmalige Sache war!

  1. benutzerbild

    jojo2

    dabei seit 09/2007

    enduro... fuer aufgeweichte, alternde, markenbewusste DH ler

    ... wie manuel fumic
  2. benutzerbild

    dj_holgie

    dabei seit 03/2008

    Dito.smilie
    Müßte ich echt nicht haben.

    Schlechtes Wetter gehört zum Mountainbiken an manchen Tagen einfach dazu. Kein Grund rumzujummern, im Schlamm fahren find ich teilweise auch sehr lustig, nur auskühlen ist natürlich nicht so schön, richtig anziehen und mehr strampeln ist angesagt um die eigene Heizung anzuschmeißen.. Beim Bergabfahren ist natürlich schwierig..

    Das sich am Abend alle mit Wein wegballern zeigt für mich aber wie wenig der Sport mit körperliche Leistung zu tun hat, warum verpasst man sich ansonsten so ein Handicap
  3. benutzerbild

    dj_holgie

    dabei seit 03/2008

    ich finds angesichts der inklusiven leistungen gerechtfertigt.

    Naja, schon Arsch Teuer, selbst die BIKE Transalp kostet ja für 8 Etappen nur 750€ + Bike Camp Übernachtungen 150€. Muss aber jeder für sich selber wissen, gibt sicherlich noch teurere Sachen..
  4. benutzerbild

    christian_1975

    dabei seit 06/2007

    enduro... fuer aufgeweichte, alternde, markenbewusste DH ler

    Kein Haar am Sack aber einen Kamm in der Tasche ts,ts,ts smilie
  5. benutzerbild

    tobsinger

    dabei seit 06/2005

    Das sich am Abend alle mit Wein wegballern zeigt für mich aber wie wenig der Sport mit körperliche Leistung zu tun hat, warum verpasst man sich ansonsten so ein Handicap

    '2000hm bergauf' und etliche mehr auf zeit wieder runter' ganz klar sissy kram! dafür würde ich nicht mal das weinglas aus der hand nehmen und mich aufs rad schwingen...
    und auf den meisten fotos stehen die alle nur rum, fahren die auch mal ?!


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