Im fränkischen Spalt fand am vergangenen Wochenende das Pilotevent zur neuen Enduro One Serie statt, welche sich 2014 deutschlandweit etablieren möchte. Mit fünf bis sechs Rennen wird die Enduro One-Serie Breitensport orientierte Enduro-Rennen für Einsteiger und Fortgeschrittene in allen Teilen Deutschlands bieten. Jedermann soll hier auf seine Kosten kommen und mit seinem Enduro-Material Rennluft schnuppern können. Einen ersten Vorgeschmack gab es für 150 Starter am vergangenen Wochenende im Fränkischen Seenland.

Organisator ist der Promoter Baboons, der bereits aus dem Motorradsport bekannt ist. Dort organisiert Baboons u.a. die größte “Motorrad Cross Country” Serie – eine Mischung aus Motocross und Enduro. Dass der Veranstalter erfahren ist, ist auch beim Test-Rennen in Spalt zu spüren gewesen: Die Organisation war vorbildlich und für Enduro-Veranstaltungen fast schon richtungsweisend. Schon beim Testlauf für die Rennen im kommenden Jahr war alles von vorne bis hinten durchgeplant und durchorganisiert. Beispiel anhand kleiner aber feiner Details: Die Startunterlagen aller Teilnehmer enthielten eine Info-Broschüre, die nicht nur den Streckenplan, Zeitplan und das Reglement beinhaltete, sondern auch die gesamte Starterliste. Zudem erhielt jeder Teilnehmer eine individualisierte Startnummer mit Namensaufdruck. Im Start- und Zielbereich präsentierte sich der Veranstalter mit einem großen Truck, welcher mit großen Bildschirmen bestückt war, auf denen man im Zielbereich das Live-Timing verfolgen konnte. Man merkt sehr deutlich, dass Baboons wirklich rennsporterfahren ist und diese Erfahrung mit nach Spalt gebracht hat.

150 Fahrer und überraschend viele Zuschauer
# 150 Fahrer und überraschend viele Zuschauer

Bisher hat der Veranstalter jedoch noch keine Erfahrungen im MTB-Bereich. Das Pilotrennen in Spalt wurde innerhalb von sechs Wochen aus dem Boden gestampft und so gab es weder Zeit noch Genehmigungen für eine ausgefallene Streckenführung. Insgesamt war das Rennen in sieben Etappen sowie einen Prolog aufgeteilt. Leider verlief das Test-Rennen größtenteils über tretintensive Strecken auf den jeweiligen Wertungsprüfungen – der Anspruch an Material und Fahrer blieb daher unter dem typischen Niveau eines Enduro-Rennens. Es gab einen Single-Trail-Anteil von vielleicht 50%, der Großteil des Renngeschehens spielte sich auf Strecken ohne nennenswertes Gefälle ab. Für die Kürze der Zeit, die zur Organisation des Testevents zur Verfügung stand, war diese Auswahl dennoch vertretbar – schließlich sollte der Fokus des Testlaufs mehr auf der Event-Organisation, der Zeitnahme und dem Drumherum liegen.

Besonders die gelungene Mischung aus „Training“ und „Trainingsverbot“ ist der Enduro One Serie hoch anzurechnen und trifft den Kern eines Enduro-Rennens. Drei der sieben Stages durften am Samstag frei trainiert werden, die restlichen Stages und auch der Prolog waren im Vorfeld nicht bekannt und mussten im Rennen auf Sicht gefahren werden. Trotz der tretintensiven Stages herrschte während des Trainings am Samstag eine gute und familiäre Stimmung. Für dieses Test-Event wurden in Spalt lediglich 150 Fahrer an den Start gelassen.

Warten auf den Start: Vor dem Prolog ließ sich noch einmal gepflegt fachsimpeln.
# Warten auf den Start: Vor dem Prolog ließ sich noch einmal gepflegt fachsimpeln.

Enduro One – das erste Rennen

Das Rennen startete mit dem Prolog am Samstagabend vom Hausberg in Spalt bis hinunter ins Zentrum – hierbei wurden sehr langen Tretpassagen in Kauf genommen, um den Anwohnern das Rennen nahe zu bringen und diese zu motivieren, am Renntag an die Strecke zu kommen. Nach dem Prolog lagen Maxi Dickerhoff (3. Platz), André Kleindienst (2. Platz) und Thomas Schäfer (1.Platz) in Führung. Aufgrund kleiner, aber entscheidender Komplikationen mit den Streckenposten wurden die Zeiten des Prologs nicht ins Rennergebnis mit einbezogen.

Am Sonntag standen dann sieben Wertungsprüfungen auf dem Programm. Insgesamt hatten die Fahrer ein Tagespensum von knapp 35 Kilometern und rund 1.000 Höhenmetern zu bewältigen. Die Idee möglichst viele Stages auf den Tagesplan zu setzten machte unter Anbetracht der doch eher kurzen Abfahrten durchaus Sinn, um so am Ende eine aussagekräftige Zeit in der Addition aller Stage-Zeiten zu erhalten.

Während das Training am Samstag bei wahrhaftem Kaiserwetter abgehalten werden konnte, kündigte der Wetterdienst für Sonntag unangenehme Temperaturen und Niederschlag an. Pünktlich zum Start um 8:30 Uhr Riss der Himmel jedoch auf, woraufhin das gesamte Rennen bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel abgehalten werden konnte. Anhand der Prologzeiten ging es in umgekehrter Reihenfolge auf die Strecke. Unterwegs herrschte eine sehr familiäre Atmosphäre – es glich einer netten gemeinsamen Tour und so machte man sich auf den Weg von Stage zu Stage.

Schöne Atmosphäre in Spalt.
# Schöne Atmosphäre in Spalt.

Stage 1
Die Prologstrecke wurde modifiziert und bildete Stage 1. Anfangs noch bergab und am Hang technisch und rutschig entlang, anschließend physisch anspruchsvoll mit einem längeren Tretstück über aufgeweichten Waldboden. Über gebaute Anlieger ging es dann Richtung Stadt. CC-Spezialist André Kleindienst vom Team Bergamont kam mit seinem Threesome EX am besten mit dieser Stage zurecht, gefolgt von Maxi Dickerhoff und Thomas Schäfer.

Stage 2
Auf dieser Stage war der bergab-Anteil nicht sonderlich groß, dafür wurden fahrtechnisch hohe Ansprüche gestellt. Es ging durch ein sehr nasses Tal mit Wurzelfeldern. Kleines Feedback an die Veranstalter hier: in den Zielbereichen befanden sich keine Streckenposten, so rasten einige Fahrer nach der Stage noch Vollgas den Berg hinauf um oben festzustellen, dass das Ziel bereits unten im Tal gewesen war…

Stage 3
Die erste “richtige” Enduro Etappe – es ging bergab und es wurde Fahrtechnik gefordert. Trocken aber trotzdem sehr rutschig und wurzelig an einer langen Schräghangfahrt. Auch hier war André Kleindienst wieder der Schnellste.

Stage 4
Hat so eine Stage etwas auf einem Enduro-Rennen zu suchen? Bei Stage 4 waren sich die Teilnehmer ziemlich einig: eher nicht. 10% Trailantail, ansonsten ein lässt sich die Stage nur als „Forstautobahn“ bezeichnen. Fahrtechnischer Anspruch war nicht zu finden.

Stage 5
Es ging durch einen fast bikepark-artigen Trail, Rinnen und Hohlwege – alle Fahrer hatten hier mächtig Spaß! Auch sehr positiv: die Stage war gut für die Zuschauer zu erreichen, so gab es zahlreiche Anfeuerungsrufe und es herrschte gute Stimmung am Rand der Strecke.

Stage 6
Treten pur, kein fahrtechnischer Anspruch. Wie auch Stage 4 war die vorletzte Wertungsprüfung einem Enduro-Rennen nicht würdig. Hier bietet ein XC-Rennen einen höheren Anspruch an den Fahrer.

Stage 7
Die Wiederholung von Stage 1: Nochmals gaben die Fahrer alles – mittlerweile war der Boden noch tiefer geworden und so war zum Schluss nochmals voller Körpereinsatz gefordert um die Zeit vom Morgen zu knacken.

29er Trail-Bike und XC-Outfit: damit war in Spalt eindeutig am besten dran.
# 29er Trail-Bike und XC-Outfit: damit war in Spalt eindeutig am besten dran.

Ergebnis:
Im Ziel wurden dank der hervorragenden Organisation durch Baboons direkt die Zeiten ausgelesen und André Kleindienst als Sieger verkündet. Auf Platz 2 landete Thomas Schäfer vor Daniel von Kossak. Unser Kollege Maxi Dickerhoff bestritt das Rennen auf seinem 29er Hardtail und landete damit auf Platz 4 – ein Wink mit dem Zaunpfahl was die Streckenführung anbelangt. Wilfried van de Haterd siegte bei den Masters, Raphaela Richter bei den Damen.

Das Feedback zahlreicher Fahrer zum Testevent:

  • Organisation: vorbildlich
  • Kommunikation: vorbildlich
  • Zuschauerintegration: gut
  • Strecken: verbesserungswürdig

Der Auftakt zu Enduro One hat Spaß gemacht, war aber noch kein richtiges Enduro-Rennen. Ein Enduro-Rennen sollte sich eben am Material orientieren mit dem man an den Start geht, und dieses Material sollte seinem Einsatzzwecke gerecht geben auch gefordert werden – ebenso wie der Fahrer. Die Organisation durch Baboons hat dagegen einen neuen Maßstab gesetzt, was Enduro-Veranstaltungen im deutschsprachigen Raum angeht. 10 Minuten nach Zielankunft der letzten Fahrer fand bereits die Siegerehrung statt!

So viel vom Testevent in Spalt – wir freuen uns auf die kommende Enduro One Saison mit Baboons! Wenn ihr selbst in Spalt am Start wart, würden wir uns über euer Feedback sehr freuen.

Das Rennen in Bildern

Enduro One - erster Test-Event in Spalt
# Enduro One – erster Test-Event in Spalt

150 Fahrer gingen an den Start
# 150 Fahrer gingen an den Start

Kurze Strategiebesprechung vor dem Start? Maxi Dickerhoff und Thomas Schäfer spielten das Spiel "Hardtail gegen Fully"
# Kurze Strategiebesprechung vor dem Start? Maxi Dickerhoff und Thomas Schäfer spielten das Spiel „Hardtail gegen Fully“

Gewusst wie: Thomas Schäfer traf auf Stage 5 jede Linie lieferte eine erstklassige Zeit ab. Für ihn Platz 2 in der Gesamtwertung.
# Gewusst wie: Thomas Schäfer traf auf Stage 5 jede Linie lieferte eine erstklassige Zeit ab. Für ihn Platz 2 in der Gesamtwertung.

Anlieger, Sprünge, Hohlwege - wer auf Stage 5 keinen Spaß hatte war beim falschen Rennen.
# Anlieger, Sprünge, Hohlwege – wer auf Stage 5 keinen Spaß hatte war beim falschen Rennen.

So macht Enduro Spaß!
# So macht Enduro Spaß!

Allways Vollgas! Bergamont Team-Fahrer André Kleindienst befolgte den Claim seines Sponsors und fuhr gekonnt zum Sieg.
# Allways Vollgas! Bergamont Team-Fahrer André Kleindienst befolgte den Claim seines Sponsors und fuhr gekonnt zum Sieg.

Anja Schäfer ging das Renne auf dem Hardtail an und schnappte sich prompt die Bestzeit beim Prolog.
# Anja Schäfer ging das Renne auf dem Hardtail an und schnappte sich prompt die Bestzeit beim Prolog.

Auf dem Hardtail am Start: Die Jungs und Mädels von 29er-Racing gingen auf ihren 2SoulsCylces Hardtails an den Start.
# Auf dem Hardtail am Start: Die Jungs und Mädels von 29er-Racing gingen auf ihren 2SoulsCylces Hardtails an den Start.

Slipery when wet! Unser Redaktions-Kollege Maxi hatte mit seinen dünnen Reifen und dem 29er XC-Hardtail mancher Orts etwas zu kämpfen.
# Slipery when wet! Unser Redaktions-Kollege Maxi hatte mit seinen dünnen Reifen und dem 29er XC-Hardtail mancher Orts etwas zu kämpfen.

Wilfred van de Haterd fuhr bei den Masters souverän zum Sieg
# Wilfred van de Haterd fuhr bei den Masters souverän zum Sieg

Auch dem Sieger der Herren Klasse gelang kein fehlerfreies Rennen: Auf der letzten Stage kam André Kleindienst noch zu Sturz - den Sieg hatte er dennoch in trockenen Tüchern.
# Auch dem Sieger der Herren Klasse gelang kein fehlerfreies Rennen: Auf der letzten Stage kam André Kleindienst noch zu Sturz – den Sieg hatte er dennoch in trockenen Tüchern.

Daniel von Kossak kurz vor dem Ziel und dem verdienten 3. Platz
# Daniel von Kossak kurz vor dem Ziel und dem verdienten 3. Platz

Ergebnisse Enduro One Spalt 2013

https://www.sportident.com/timing/ergebnis/ergebnis.php?wkid=20131027975402&w=w

Erste Fotos

Siegerehrung Enduro One Spalt 2013
# Siegerehrung Enduro One Spalt 2013

Siegerehrung Enduro One Spalt 2013
# Siegerehrung Enduro One Spalt 2013

Siegerehrung Enduro One Spalt 2013
# Siegerehrung Enduro One Spalt 2013

Siegerehrung Enduro One Spalt 2013
# Siegerehrung Enduro One Spalt 2013

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Bilder: Baboons Event-Bilder-Service

  1. benutzerbild

    cdF600

    dabei seit 04/2006

    Mal ein Tretstück, oder z.B. die kurze Treppe in Stage 2 sind imho kein Problem. Auch kann ich mich an keinen Kommentar erinnern in dem sich jemand darüber (ich meine die Treppe) beschwert hat. Stage 6 war da schon ganz anders. Die bin ich z.B. komplett mit ausgezogener Stütze gefahren, was schon einen Hinweis auf die Charakteristik gibt. Das Verständnis von Enduro ist halt sehr unterschiedlich. Auch habe ich nur wenige mit Fullface-Helm gesehen, obwohl der Veranstalter den definitiv in den Stages empfohlen hat. Ich denke die Meisten haben sich wie ich nach dem Trainingstag dagegen entschieden. Wenn an Stelle von Stage 4 und 6 noch ähnliche Stages wie 3 oder 5 eingebaut werden, ist glaube ich auch jeder Zufrieden. Ich werde wieder mitmachen.

    PS.: Wenn Spalt so unkompliziert ist, wie realjd beschreibt, dann können sich andere Gemeinden da echt mal eine Scheibe von abschneiden. Was da in Sachen "Trails" teilweise abgeht spottet echt jeder Beschreibung!

  2. benutzerbild

    racinggirl18

    dabei seit 10/2013

    Hallo Leute,
    war am Wochenende das erste Mal auf einem MTB Event solcher Art, es war sozusagen auch mein Debüt.
    Es hat mir total viel Spaß gemacht.
    Es herrschte klasse Stimmung auf dem Areal, aber auch auf den Strecken zwischen den Fahrern, absolut familiäres Feeling. Allerdings gefielen mir manche Strecken nicht sonderlich und die 30 Ct für die Toilettenbenutzung fand ich auch doof... smilie

    Aber alles in allem wars ein tolles Event, ich werde bis zum Serienstart noch fleißig üben, damit ich vill auch mal aufs Treppchen komme..
    Kann das Event wirklich nur empfehlen!

  3. benutzerbild

    XtR3m3

    dabei seit 05/2011

    Habe hier auch mein Debüt gefeiert. Ich habe hier ganz klar meine Grenzen aufgezeigt bekommen (Kondition), aber bis nächsten Jahr bin ich hierauf besser vorbereitet.
    Ich fand es schade, dass einige der Organisatoren nichtmal wusste wie man zu den einzelnen Stages kommt ....
    Zudem hätte ich mich über eine Trinkstation in der Mitte des Rennens auch gefreut. Mit der Meinung stand ich nicht alleine da.
    Alles in allem aber wirklich ein tolles Event. Schreit ganz klar nach Wiederholung smilie

  4. benutzerbild

    kris.

    dabei seit 03/2009

    Alles in allem sieht es nach einer vielversprechenden Sache für 2014 aus.
    Und wer nicht flach oder berghoch treten will, soll DH fahren.

  5. benutzerbild

    Laurenz_NRD

    dabei seit 11/2011

    Liest sich sehr vielversprechend!! Hoffe sehr, dass NRW und Umland auch etwas von der Serie abbekommen! Dann brauch man nicht bei jedem Rennen so weit fahren und die Trail-Gegenden hier haben ja schließlich auch rennwürdige Trails zu bieten! Enduro One, ich zähl auch euch!

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