Knapp drei Wochen sind vergangen, seitdem ich mich mit 73 hartgesottenen Gleichgesinnten von einem Ende der Provence zum anderen kämpfte. Unwetter, widrige Aufstiegsbedingungen und kräftezehrende Abfahrten – die Trans-Provence ist mehr als nur ein MTB-Rennen, sie ist Abenteuer pur. Trotz aller Strapazen waren es die wohl schönsten 300 Radkilometer meines Lebens. Ihr hatten viele Fragen in den Berichten gestellt – diese möchte ich euch hier noch beantworten. Das kürzlich veröffentlichte Highlight-Video haben wir ebenfalls für euch. Schaut rein und lasst euch begeistern!

MAVIC® TRANS-PROVENCE 2013 /// THE HIGHLIGHTS from Trans-Provence on Vimeo.

Es freut mich sehr, dass mein täglicher Blog zum Rennverlauf so viel Anklang fand und scheinbar einen guten Unterhaltungswert bot. An dieser Stelle sei euch allen nochmals herzlich gedankt, denn eure zahlreichen Kommentare sorgten bei mir täglich für eine frische Portion Motivation. Eure Fragen zur Trans-Provence und meiner Teilnahme möchte ich natürlich nicht unbeantwortet lassen – hier also nun die gebündelten Antworten.

Maxi Dickerhoff
# Grey Dirt: die Trans-Provence bestach mit unvergleichlichen Trails 

Frage – Antwort: Was ihr wissen wolltet…

1. Warum einen Full-Face-Helm bei einem Etappen-Rennen? Ist das nicht zu heiß oder einfach Pflicht?

Nein, ein Full-Face-Helm ist bei der Trans-Provence nicht obligatorisch. Bei einer durchschnittlichen Tagesdistanz von 50 km und 1.300 hm entschied sich der Großteil für normale Open-Face-Helme. Lediglich ein paar wenige Ausnahmen wie beispielsweise Pauline Dieffenthaler, Jerome Clementz und Nico Lau machten sich die Mühe und schleppten zwei Helme mit sich herum. Ich persönlich entscheid mich nur mit Full-Face zu fahren, habe mit dem Urge Archi-Enduro aber auch einen eher unkonventionellen Full-Face-Helm, der so etwas möglich macht. Bei richtig langen Anstiegen auf Asphalt- oder Forststraßen hab ich den Helm allerdings auch abgezogen und ihn an den Rucksack gehängt. Abseits befestigter Wege hatte ich ihn ununterbrochen auf – was mich kaum störte. In Anbetracht der doch sehr anspruchsvollen Wertungsprüfungen und der rauen und sturzunfreundlichen Vegetation war ich sehr froh, meinen Kopf gut geschützt zu wissen.

2. Eine Startgebühr in Höhe von 1.300 Euro – sind die eigentlich bekloppt?

Sind sie nicht. Der Preis ist natürlich mehr als happig und so ist es wohl auch wenig verwunderlich, dass der Altersdurchschnitt im Teilnehmerfeld bei ca. 35 Jahren lag.

Natürlich belaufen sich Kostenpunkte wie Shuttle-Service, Zelte und Zeltplatzgebühren sowie Verpflegung nicht auf einen solch immensen Preis. Man muss allerdings die Logistik bedenken, die hinter einem solchen Event steckt: Mit Küchen-Team, Zeltplatz-Team, Zeitmessungs-Team, Strecken-Team, Media-Team sowie Logistik-Team waren knapp 20 Personen mit dem Ablauf der Trans-Provence non-stop beschäftigt und mussten dementsprechend bezahlt werden. Ein Rundum-Service, den ich für meinen Teil bei einem Rennen wie der Trans-Provence nicht missen möchte. Unter diesen Aspekten lässt sich der Preis evtl. ein bisschen besser nachvollziehen.

3. Die Frage nach dem Material: Warum mit zwei Lenker-Vorbau-Sets an den Start gehen? 

Die üblichen Luxus-Probleme eben: Bis kurz vor Rennstart war ich mir noch unsicher, mit welchem Bike ich teilnehmen würde – ob 29er oder 26er. Das 29er war ich bis da dato noch nie gefahren und wusste daher nicht, welche Lenkzentrale ich bevorzugen würde – zur Sicherheit habe ich mal verschiedene Lenkerbreiten, Höhen und Vorbaulängen eingepackt. Das Problem hat sich dann jedoch bekanntlich schnell erledigt, als ich mich nach dem freiwilligen Prolog dazu entschied, doch lieber auf dem 26er zu starten.

4. Vom Regen in die Traufe: Beschwerden über Nässe und Kälte – warum nicht einfach Regenkleidung in den Rucksack packen?

Das Problem mit dem Gepäck: Selbstverständlich hatten wir alle wetterfeste Bekleidung im Rucksack. In meinem speziellen Fall war das jedoch nur eine Regenjacke, da der Rucksack aufgrund der „Media“-Ausrüstung ohnehin schon recht schwer war. Nach vier Stunden Dauerregen, einem matschigen Bike auf den Schultern und anderen unüblichen Härteprüfungen für Wasser abweisende Wirkung der Jacke gab auch die irgendwann klein bei und ließ das Wasser durch.

Außerdem ist die Trans-Provence letztlich ein Rennen und keine gemütliche Ausfahrt: möglichst leicht und mit viel Bewegungsfreiheit lautet dann das Motto. Mit einer kurzen Hose und dünnen Socken kühlt der Körper auch bei unter stärkster Belastung irgendwann aus.

5. Und welches Bike ist nun die beste Wahl?

Schwer zu sagen – bergab war ich froh, mein EWS-erprobtes Enduro unter dem Hintern zu haben. Doch bei der Trans-Provence bewegt man sich nicht auf ausgebauten MTB-Trails, sondern größtenteils auf ganz „normalen“ Wanderwegen, die viele technischen Richtungswechsel sowie Gegenanstiege beinhalten. Hinzukommt die beachtliche Länge vieler Wertungsprüfungen, die auf Dauer an den Kräften zehren. Beim nächsten Mal würde ich auf ein sehr leicht aufgebautes Enduro-Bike mit einer rennorientierten, jedoch wendigen Geometrie zurückgreifen. Ich persönlich hätte mich wohl doch auf 29″-Laufrädern deutlich wohler gefühlt, da diese durch ihr Überrollverhalten auch bei Erschöpfung noch viele Fahrfehler verzeihen und besonders in technischen Uphills deutlich besser klettern. Aber wie sagt man doch so schön: Hätte, hätte, Fahrradkette…

6. Pleite, Pech und Pannen: Junge komm mal runter und zerschieß dich nicht immer! Wo soll das enden?

Rennsport bedeutet eben auch an sein Limit zu gehen. Wenn man das jeweilige Limit noch nicht kennt – so wie es in diesem Fall bei meinem ersten Etappen-Rennen dieser Art der Fall war – läuft man eben Risiko, auch mal über das Limit hinaus zu gehen. Es hat etwas gedauert, bis ich einsehen musste, dass ich physisch nicht mit den Top 10 mithalten kann. Unter Rennstress ist es eben besonders schwer, berechnend und mit Kalkül vorzugehen. Somit musste ich anfangs ein paar Ausritte ins Gelände aufgrund von Übermotivation, falscher Selbsteinschätzung und Konzentrationsproblemen unter zunehmender Belastung in Kauf nehmen. Aus Fehlern lernt man bekanntlich.

7. Und zum Abschluss ein Gläschen Wein… und ihr wollt Sportler sein? 

Auch wenn die Trans-Provence ein Rennen ist, bei dem auf hohem Niveau um den Sieg gekämpft wird, so steht dennoch der Spaß und das gemeinsame Erlebnis im Vordergrund. Nach einer harten Saison waren alle einmal froh, abends gemeinsam etwas abschalten zu können, da ist das eine oder andere Glas Rotwein durchaus vertretbar. Außerdem wissen wir doch alle: Sportler ist, wer raucht und trinkt und trotzdem seine Leistung bringt!

8. Das muss ich auch machen – wo finde ich denn die GPS-Daten zur Tour?

Leider nirgends. Organisator Ash Smith steckt sehr viel Arbeit in die Ausarbeitung der Trans-Provence Streckenführung. Auch wenn die Provence als solche natürlich öffentlicher Raum ist, so ist der exakte Rennstreckenverlauf eben Teil einer Geschäftsidee und soll wie alle Geschäftsideen verständlicherweise nicht jedem zugänglich sein. Wer mit Kartenmaterial umgehen kann, sich informiert und es logistisch gemeistert bekommt, wird aber auch seine eigenen Provence-Durchquerung auf die Beine gestellt bekommen – die Anzahl der dortigen Trails ist unglaublich.

Zum Abschluss möchte ich nochmals meinen Dank aussprechen – und zwar meinem Chef, der mir die Teilnahme an diesem unvergesslichen Abenteuer ermöglichte. Und noch etwas, Chef – ich wäre übrigens schon wieder motiviert, auch 2014 bei der Trans-Provence wieder an den Start zu gehen. Die Anmeldung öffnet in wenigen Tagen – mehr dazu hier. Vielleicht sieht man sich ja.

Trans-Provence Bilder Highlights

Nach der morgendlichen Gepäckabgabe
# Nach der morgendlichen Gepäckabgabe

Transponder
# Transponder zur Zeitnahme 

Wetterumbruch
# Wetterumbruch am ersten Tag

Unterschlupf
# Ein Unterschlupf kam gerade recht, während draußen das Wetter tobte.

Pauline Dieffenthaler
# Pauline Dieffenthaler wusste sich zu helfen, um nicht auszukühlen. 

Jon Cancellier - SRAM Blackbox Development
# Jon Cancellier – SRAM Blackbox Development

Tag 2 Trans-Provence-25
# An Fahren war nicht mehr zu denken – die Reifen setzten sich sofort zu. 

Tag 3 Trans-Provence-3
# Was für ein herrlicher Ausblick. 

Tag 3 Trans-Provence-16
# Selber schuld: wer keine Ersatzschuhe dabei hat, muss eben improvisieren. 

Mondlandschaft weiter oben
# Mondlandschaft oben auf der Passhöhe des Col de Champs 

Tag 4 Trans-Provence-4
# Was für ein atemberaubender Anblick. 

Glitschige Brückenüberfahrt
# Glitschige Brückenüberfahrt – Anka Martin machte unliebsame Bekanntschaft mit dem Geländer. 

Yo Man! Jerome Clementz freut sich auf den Tag
# Yo Man! Jerome Clementz freut sich auf den bevorstehenden Tag

Tag 5 Trans-Provence-9
# Vor der Abfahrt noch ein kurzes Stoßgebet… 

während draussen die letzten Handgriffe an den Bikes gemacht werden
# ..während draußen die letzten Handgriffe an den Bikes gemacht werden.

Unsere Zeltstadt
# Unsere Zeltstadt

Ab hier ging es noch eine halbe Stunde Bergab bis zum Start von Stage 1
# Ab hier ging es noch eine halbe Stunde bergab bis zum Start von Stage 1

und sie dann gerade biegen, dass die Felge UST tauglich bleibt?
# Alex Stock musste zwischenzeitlich Hand anlegen: Ob die Felge UST tauglich bleibt?

Tag 6 Trans-Provence-11
# Tag der offenen Tür bei der Feuerwehr?

Nico Vouilloz
# Nico Vouilloz kam zum Small-Talk an seine Hausstrecke

Anka Martin hat gut lachen: Sie gewann die Damenwertung der diesjährigen Auflage.
# Anka Martin hat gut lachen: Sie gewann die Damenwertung der diesjährigen Auflage.

Manuel Fumic auf Etappe 6
# Manuel Fumic auf Etappe 6 – tapfer geschlagen Herr Vizeweltmeister

Das Meer - es ist fast geschafft!
# Das Meer – fast war es geschafft!

...und das Ziel kommt immer näher
# …und das Ziel kam immer näher

...mit einigen Kaltgetränken begossen.
# Die Freude über das erreichen der Mittelmeerküste wurde umgehend gebührend begossen. 

  1. benutzerbild

    Ehrenfeld

    dabei seit 10/2001

    Coole Veranstaltung, tolle Landschaft, absolut geniale Trails, tolle Fotos, gute Berichterstattung..... MTB Herz was willst du mehr?

    Gibt es irgendwo einen Streckenplan. Evtl. auch mit GPS Tracks?

    Vielleicht hat ja jemand mitgeloggt oder könnte mir einen Link zur Verfügung stellen ;-)

    Danke.....

    8. Das muss ich auch machen - wo finde ich denn die GPS-Daten zur Tour?

    Leider nirgends. Organisator Ash Smith steckt sehr viel Arbeit in die Ausarbeitung der Trans-Provence Streckenführung. Auch wenn die Provence als solche natürlich öffentlicher Raum ist, so ist der exakte Rennstreckenverlauf eben Teil einer Geschäftsidee und soll wie alle Geschäftsideen verständlicherweise nicht jedem zugänglich sein. Wer mit Kartenmaterial umgehen kann, sich informiert und es logistisch gemeistert bekommt, wird aber auch seine eigenen Provence-Durchquerung auf die Beine gestellt bekommen - die Anzahl der dortigen Trails ist unglaublich.

    smilie
  2. benutzerbild

    Hitzi

    dabei seit 04/2003

    Wer lesen kann, ist klar im Vorteil smilie

    Aber man darf die Hoffnung nicht aufgeben, dass nicht doch noch jemand einen Track-Log hat smilie

    Siehe auch das hier http://www.trans-provence.com/guideweek.shtml smilie

  3. benutzerbild

    adrenalinmachin

    dabei seit 03/2004

    Wer lesen kann, ist klar im Vorteil smilie

    Aber man darf die Hoffnung nicht aufgeben, dass nicht doch noch jemand einen Track-Log hat smilie

    Genau das will der Ash eben nicht!
    Er hat uns mit (zu Recht) Disqualifikation gedroht, falls wir die Trails aufzeichnen würden.
    Ich weiss aber schon, dass das schwierig zu kontrollieren ist smilie


    Noch zum Helm:

    Ich bin auch Alles mit den CC Helm gefahren, bin aber auch nicht ein "do or die" Pilot und hatte keinen Sturz während der Stages.
    Trotzdem werde ich in Zukunft solche Rennen immer mit Fullface fahren, der Anblick von Olli's Gesicht hat mich davon überzeugt (Er ist am 5ten Tag heftigst abgeflogen).

    Die paar zusätzlichen Gramm werde ich in Kauf nehmen.

    @Maxi: Super Bericht, die Stimmung hast Du super rübergebracht.smilie
  4. benutzerbild

    icemlmo

    dabei seit 03/2008

    Maxi, Hut ab!
    Habe alle Berichte von dir gelesen und finde diesen Abschluss auch sehr gelungen! Das hilft ungemein durch einen verregneten Alltag und motiviert!

    Mach weiter so! smilie

    (Nächstes Jahr Top 10?!) smilie

  5. benutzerbild

    enduro22

    dabei seit 10/2013

    Die Strecke ist top! Tolle Beschreibung. Für all jene, die die Strecke ohne Rennmode fahren wollen: Der Veranstalter bietet geführte Touren an. Ebenso gibt es deutschsprachige Anbieter ("Zeit für Draußen") mit Mitfahrgelegenheit aus dem Alpenraum.

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