Wie uns soeben mitgeteilt wurde, hat die UCI Anfang des Monats ihr neues Mountainbike-Regelwerk für das Jahr 2014 vorgestellt. Im Großen und Ganzen finden sich bei den alteingesessenen Disziplinen kaum nennenswerte Regeländerungen. Sehr interessant ist jedoch ein gänzlich neuer Abschnitt, welcher als Kapitel 4a aufgelistet wird: Enduro-Events. Erstmals beschäftigt sich nun auch die UCI mit der Reglementierung von Enduro-Rennen. 

Das sagt das UCI Enduro-Reglement

So definiert die UCI den Charakter eines Enduro-Rennens:

Das Rennen enthält mehrere Verbindungsetappen und Wertungsprüfungen. Die festgestellten Zeiten aller Wertungsprüfungen werden zu einer Gesamtzeit addiert.

Eine Enduro-Strecke umfasst verschiedene Gelände abseits befestigter Straßen: Die Strecke sollte eine Mischung aus engen und weiten, langsamen und schnellen Pfaden sowie Wegen sein und dabei über unterschiedliche Geländeuntergründe führen. Jede Wertungsprüfung sollte überwiegend bergab führen, wobei kurze Tret- und Bergauf-Passagen akzeptabel sind.

Verbindungsetappen können sowohl eine mechanische Beförderung bergauf enthalten wie auch eine aus eigener Kraft oder aber eine Mischung aus beidem. Der Schwerpunkt der Streckenführung sollte auf das Vergnügen des Teilnehmers ausgelegt sein sowie dessen technische und physische Fähigkeiten.

Jedes andere System ist unter außergewöhnlichen Umständen und nach vorheriger Absprache mit der UCI und ihrer Zustimmung akzeptabel.

Quelle: UCI Cycling Regulations: Part 4 Mountain Bike Races, Version 01.11.2013


# Keiner verinnerlichte dieses Jahr den oben beschriebenen Charakter des Enduro-Sports so wie er: EWS-Gesamtsieger Jerome Clementz

Weitere Regularien der UCI zum Enduro-Sport:

Material und technische Hilfe:

  • Pro Rennen ist lediglich eine „Tech Zone“ zugelassen
  • ob es diese gibt und wo diese zu finden ist, bleibt dem Veranstalter überlassen
  • technische Hilfe ist ausschließlich in der „Tech Zone“ erlaubt
  • 1 Rahmen pro Rennen // umfasst einen Hauptrahmen, einen Hinterbau und einen Dämpfer
  • 1 Federgabel pro Rennen
  • 1 Satz Laufräder pro Rennen
  • das oben aufgeführte Material muss vor dem Rennen von der Rennleitung abgenommen und mit Aufklebern für das Rennen zugelassen werden
  • der Austausch von defektem Material [wie oben aufgeführt] kann nach Absprache mit der Rennleitung durchgeführt werden, zieht jedoch eine Zeitstrafe von 5 Min. nach sich

Schutzausrüstung:

  • Während des gesamten Rennens muss ein Helm getragen werden // das schließt Schiebepassagen auf den Verbindungsetappen ein
  • Fullface-Helme können nach Ermessen des Veranstalters verpflichtend sein

Wegbeschreibung und Kartenmaterial:

  • Kartenmaterial muss spätestens vor dem ersten Training für jeden Fahrer zugänglich gemacht werden

Streckenführung und -Markierung:

  • Der Veranstalter muss gewährleisten, dass die Streckenführung klar ersichtlich ist und Abkürzungen nicht möglich sind
  • Auf Streckenabschnitten die mit Absperrband abgesteckt sind, müssen beide Seiten gleichermaßen abgesteckt sein
  • Schwer zu interpretierende und/oder schwer zu definierende Streckenabschnitte sollten mit Toren nach dem Vorbild von Ski-Rennen abgesteckt werden

Austragung:

  • offen für alle Altersklassen ab 17 Jahren // eine einzele Erfassung von Junioren-Klassen wird nicht vorgeschrieben
  • der Startabstand beim vorgeschriebenen Einzelstart muss mindestens 20 Sekunden betragen
  • mindestens drei Wertungsprüfungen müssen gefahren werden
  • Die Summe der einzelnen Wertungsprüfungszeiten sollte bei jedem Fahrer mindestens 10 Minuten betragen
  • der Veranstalter muss ein angemessenes Training für jede Wertungsprüfung zur Verfügung stellen

Das am 01.11.2013 frisch veröffentlichte UCI Enduro-Reglement wird ab dem 01.01.2014 in Kraft treten. Inhaltlich orientiert sich das Reglement stark am Regelwerk der Enduro Mountain Bike Association und ihrer Enduro World Series. Das kürzlich in München abgehaltene IBC Enduro-Meeting mit führenden Vertretern aus Industrie, Veranstaltern, Fahrern und Presse brachte wie schon berichtet eine richtunggebende Zusammenfassung des Enduro-Rennsports hervor. Diese ist in ihrer Kernaussage erfreulicherweise nahezu identisch mit der UCI-Beschreibung des Enduro-Rennsports.Im Großen und Ganzen passt das UCI-Reglement zu den bisher bekannten Rennserien wie der SSES, SuperEnduro oder eben auch der Enduro World Series.

Ob und wie sich dieses Regelwerk beispielsweise auf „Einsteiger“-Serien wie der französischen Bluegrass-Serie oder der für Deutschland geplanten Enduro 1-Serie auswirken wird, bleibt vorerst abzuwarten. Beide Serien beinhalten aktuell eine Mischung aus Training und Wertungsprüfungen, die ungesehen zu bewältigen sind. Das wäre nach neuem UCI-Regelwerk nicht mehr erlaubt – diesem müssten sich die Veranstalter jedoch nur unterwerfen, wenn sie ihre Rennen als internationale Events ausschreiben möchten.

Sofern die angesprochenen Rennformate auf nationaler Ebene ausgetragen werden sollen [max. 3 ausländische Nationen], wäre eine Meldung beim nationalen Verband ausreichend, was wiederum dessen Regelwerk geltend machen würde. Das setzt jedoch voraus, dass dieser über ein Regelwerk verfügt. Solange das wie in Deutschland nicht der Fall ist, tritt automatisch das Reglement des Weltradsportverbandes in Kraft. Letzte Ausweichmöglichkeit wäre da nur noch das Rennen bei keinem Verband anzumelden und der damit einhergehende Verzicht auf Lizenzfahrer. Für was sich die Veranstalter der großen Serien entscheiden werden wird sich zeigen.


# Unübersichtlich abgesteckt: Chaos wie beim EWS-Rennen in Les 2 Alpes soll es in Zukunft nicht mehr geben. 

Sonstige Neuerungen

Das neue UCI Mountainbike-Regelwerk für 2014 hat jedoch nicht nur mit Enduro eine Neuerung erfahren, auch an anderer Stelle gibt es interessante Änderungen. So wird der Downhill-Sport beispielsweise für kommendes Jahr in die beiden Disziplinen DHI [Downhill International] und die neue Disziplin DHM [Downhill Marathon] unterteilt.

Downhill Neuerungen in der Übersicht:

  • Downhill Mass Start wird zu Downhill Marathon [DHM]
  • DHM-Format braucht keine Einzelstart-Qualifikation
  • Qualifikation für DHM-Rennen vorgeschrieben // welche Qualifikationsart ausgefahren wird entscheidet der Veranstalter
  • Qualifikation bei DHM-Rennen legt Einzug ins Finale fest // wie viele Fahrer ins Finale einziehen entscheidet der Veranstalter
  • Qualifikation bei DHM-Rennen legt Startreihenfolge fest


# Massenstart-Rennen wie die Megavalanche neuerdings auch regelkonform 

2 Mio World Cup-Zuschauer im Web

Eine ebenfalls kürzlich veröffentlichte Statistik der UCI zeigt auf, dass die Übertragung des UCI Mountain Bike World Cup – durchgeführt von Red Bull Media House – dieses Jahr von 1,93 Millionen Zuschauern im Web verfolgt wurde. Dabei stellten die Live-Übertragungen mit 1.26 Millionen Zuschauern den größten Anteil dar. Das stellt einen beachtlichen Zuwachs von 34,28% gegenüber dem Vorjahr dar.

Ebenfalls interessant sie die Analyse, dass der World Cup im italienischen Val di Sole die höchste Einschaltquote erzielen konnte. Ganze 361.370 Zuschauer sahen sich das Rennen im Internet an. Die UCI hebt an dieser Stelle nochmals hervor, dass diese Übertragungen ohne die Partnerschaft mit Red Bull Media House nicht möglich wären.


# DieWorld Cup-Übertragung erreichte einen neuen Rekord

UCI Mountain Bike Rules 2014

  1. benutzerbild

    soil

    dabei seit 11/2003

    Das liest sich wie Etappen Downhill, wo bleibt da Enduro?
    Also ne gewisse Prozentzahl sollte auch Uphill sein.
    Meine Meinung

    Das sehe ich auch so. Enduro soll Mountainbiking abbilden und nicht zu EtappenDH mutieren. Sonst werden die Leute mit einem DH-Bike antreten - und gewinnen.
  2. benutzerbild

    jan84

    dabei seit 08/2005

    Das sehe ich auch so. Enduro soll Mountainbiking abbilden und nicht zu EtappenDH mutieren. Sonst werden die Leute mit einem DH-Bike antreten - und gewinnen.

    Wieviele Endurorennen bist Du bisher gefahren? Mir ist bisher keins untergekommen wo im Gesamtpaket unter den gegebenen Voraussetzungen ein DH bike Vorteile geschweige denn keine relevanten Nachtiele gehabt hätte.

    Grüße,
    Jan
  3. benutzerbild

    cdF600

    dabei seit 04/2006

    In Treuchtlingen ist dieses Jahr einer mit einem Demo mitgefahren. In 4 von den 6 Stages hatte er sicher Vorteile. In der tretlastigsten Stage 5 z.B. hat er aber sicher mindestens soviel Zeit verloren wie er in den anderen durch seine Bikewahl gewonnen hat. Unterm Strich hatte er imho eher Nachteile. Und genau so sollte es sein. Extreme Bikes (DH- oder CC-Bikes)dürfen keinen Vorteil über die Gesamtdistanz bieten.

  4. benutzerbild

    jan84

    dabei seit 08/2005

    Und auf welchem Platz isser rausgekommen smilie? Mir fällt in Treuchtlingen keine Stage ein wo ich nen wirklichen Vorteil fürn DH Bike gesehen hätte. In ein paar Stages hätte man vllt. keine allzu großen Nachteile gehabt... Egal, das ist hier offtopic...

  5. benutzerbild

    paulimausi

    dabei seit 08/2010

    Auch dass die UCI Lizenzfahrern untersagt bei nicht anerkannten Rennen zu starten ist ein Witz.

    Das ist in der Tat eine üble Regelung. Ist so etwas rechtlich überhaupt zulässig? Ich bin kein Sportrechtler, aber mir fallen so einige Regelungen ein, die dem entgegenstehen könnten, wie z.B. Kartellrecht, europäische Grundfreiheiten, Grundrechte (Berufsfreiheit).

    Hoffentlich wird diese Regelung von irgendwem weggeklagt.

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