„Hauptstadt der Alpen“, „3-fache Olympia-Sportstadt“ und „Faszination alpine Bergwelt“: Mit diesen Slogans bewirbt die Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck ihre eigene Attraktivität. Eine Attraktivität, die wohl viele Outdoor-Sportler unterstreichen können. Im Frühjahr 2013 erweckte jedoch eine Entscheidung und die darauf folgenden Maßnahmen der Stadt Innsbruck den Anschein, als wäre eine Gattung Sportler in der Alpen-Hauptstadt nicht gerne gesehen: Mountainbiker.

Trotz der erfolgreichen Etablierung des Nordkette Singletrails von der Seegrube zur Hungerburg, griff die Staatsgewalt auf der entgegengesetzten Talseite mit voller Macht durch. Mountainbiken am legendären Lanser Kopf gehört seitdem der Geschichte an. Doch das soll sich nun wieder ändern.


# Einer der ältesten und bekanntesten Trails am Lanser Kopf: Ein beliebtes Ziel auch für Test-Ausfahrten der Redaktion. 

Lanser Kopf – Innsbrucks Nr. 1

Lange Jahre war der Lanser Kopf im Innsbrucker Süden das Ausflugsziel Nr. 1 für allerlei Biker. Die wenigen, jedoch äußerst spaßigen Trails waren das Naherholungsgebiet der Innsbrucker MTB-Gemeinde schlechthin. Ob für Touren-Biker, die zur Mittagspause eine kurze Runde durch die Natur drehen oder DH-Fahrer, die sich nach Feierabend noch einmal ihren Abfahrtsgelüsten hingeben wollten: durch die ideale Lage und praktische Anbindung der öffentlichen Verkehrsmittel hatte der Berg unterhalb des Patscherkofel einen besonderen Reiz.


# Die Nordkettenbahn: Von der Seegrube aus blickend lassen sich im Dunst auf der anderen Talseite die Gemeinden Lans und Igls erkennen.

Im Frühjahr 2013 entschlossen sich die Verkehrsbetriebe Innsbruck, die Mitnahme von Downhill-Bikes und mit Protektoren bekleideten Bikern zu untersagen. So sollte dem regen DH-Treiben am Lanser Kopf Einhalt geboten worden. Das Befahren der dortigen Trails als solches wurde nicht explizit untersagt – vorerst nicht. Doch ist auch dieses Verbot mittlerweile eingetreten und so setzt die Stadt Innsbruck das generelle Trail-Verbot für Mountainbiker, welches im Tiroler Landesgesetz verankert ist, nun auch rigoros am Lanser Kopf durch. Schilder weisen nun an den ehemals stark frequentierten Routen auf das Verbot hin.

Bike-Verbot am Lanser Kopf
# Bike-Verbot am Lanser Kopf: Schilder geben klar zu erkennen, dass Mountainbiker unerwünscht sind. 

Streit und Ärger am Lanser Kopf

Fahrgäste monierten sich über dreckige Bikes und Biker in der Bahn.Wie konnte es so weit kommen? Wer das Treiben am Lanser Kopf an Ort und Stelle und unter eigener Teilnahme mitverfolgt hat, der kann für so manchen Kritiker Verständnis aufbringen. Wie so oft sorgte ein kleiner Teil einer großen Gruppe dafür, dass eine ganze Gemeinschaft in Verunglimpfung gebracht wurde. Nicht selten kam es in der doch recht engen Bahn zu kleinen, aber dennoch unnötigen verbalen Attacken gegen andere Fahrgäste. Obwohl die Verkehrsbetriebe zu Stoßzeiten einen eigens für Radfahrer bestellten Rad-Transport via Auto und Hänger anboten, so war die Bahn ohne diese unterstützende Maßnahme oftmals mit Bikes überfüllt. Während sich Fahrgäste über das schlechte Durchkommen sowie verschmutzte Bikes im Bahnabteil beschwerten, hatten viele Biker nur Hohn und Spott für die berechtigten Klagen anderer, meist älteren Fahrgäste, übrig. Warum sich die – aus eigener Erfahrung – meist jüngeren lokalen Biker teils so schlecht benahmen, blieb der großen, überwiegend korrekt handelnden Masse stets ein Rätsel.

Abfahrt_auf_einer_der_vielen_Lanser_Kopf_StreckenZum Überlaufen wurde das Fass durch den stetigen und wilden Ausbau des „Streckennetzes“ gebracht. So entstanden innerhalb der letzten zwei Jahre zahlreiche neue Trails, die überwiegend von den Erbauern selbst, nicht aber von der breiten Masse genutzt wurden. Diese unorganisierte Zerpflückung des gesamten Hangs war nicht nur den Grundstückseigentümern, sondern auch den verantwortlichen Forstbetrieben ein Dorn im Auge – nicht zuletzt, da das Gebiet bei Forstarbeiten kaum noch abzusichern war.

Ein geschichtsträchtiger Spot Innsbrucks

Die Geschichte des Spots ist ebenso interessant wie lang.Die logische jedoch sehr zu bedauernde Konsequenz erfolgte Mitte des Jahres durch die komplette Sperrung der Trails am Lanser Kopf. Betrachtet man die Historie der dortigen Bike-Szene, so ist diese Sperrung wie ein Schlag ins Gesicht – nicht nur für lokale Biker. Vorreiter des abfahrtsorientierten Mountainbikens am Lanser Kopf waren einst die ortsansässigen Vertrider Christian ‚Picco‘ Piccolruaz und Christoph Malin. Ihnen folgten Szene-Stars wie Brett Tippie und Tyler Klassen – auf dessen Konto auch die Entjungferung des ein oder anderen Drops geht. Auch diverse DH World Cup Stars fanden sich schon am Lanser Kopf ein. Die Geschichte des Spots ist ebenso interessant wie lang.


# Sprung mit Blick auf Innsbruck. 

Dass ein solcher Spot erhalten bleiben muss, liegt auf der Hand. Doch scheinen sich die Geister beim Thema Mountainbiken am Lanser Kopf zu spalten. Während die einen zukunftsweisend an einem legalen Streckennetz arbeiten, klammern sich andere an geschriebene Gesetze – Gesetze, die weder dem Ruf der Alpen-Hauptstadt noch ihrem realen Alltag entsprechen (rigoroses Trail-Verbot für Biker in Tirol). Gleichermaßen könnte die Legalisierung ausgewiesener Strecken am Lanser Kopf ein entscheidender Anstoß im vertrackten Streit um Trail-Sperren im gesamten Bundesland Tirol sein. Ein Bundesland, das sich als Sportstätte präsentiert wir kein anderes.


# Auch beim Downhill-Rennen Nordkette Downhill.PRO wirbt das Land Tirol für seine Sportfreundlichkeit. 

Die Verhandlungen laufen

Seit einiger Zeit ist wieder Bewegung in der für kurze Zeit scheinbar festgefahrenen Verhandlung. Dank dem eifrigen Engagement der „Mountainbike Initiative Tirol“ (MIT) und ihren stetig wachsenden Mitgliedern scheint nun endlich eine Lösung gefunden zu sein. An einem Runden Tisch bemühten sich Innsbrucker Politiker sowie Interessenvertreter der Biker, darunter MIT-Vereinsobmann Roland Hofer, Trail Solutions-Inhaber Georgy Grogger und MS-Racing Team-Manager Lukas Haider um eine nachhaltige Lösung der Problematik.

Die Idee eines legalen Streckennetzes fand großen Anklang. Die Stadt Innsbruck zeigte sich sogar bereit, einen Shuttle-Service für den Transport der Biker einzurichten. Diese Idee schien jedoch nicht im Sinne der Nachbargemeinde Lans, auf deren Grund und Boden Teilabschnitte der Strecke sowie die Haltestelle der benötigen öffentlichen Verkehrsmittel liegt. Mit der Begründung, dass man dem höheren Verkehrsaufkommen am Lanser Kopf, welches eine legale Strecke mit sich führen würde, nicht gewachsen sei, erteilte die Stadt Lans dem Vorhaben eine harsche Abfuhr.


# Mountainbiken und Innsbruck: zwei Dinge die zusammen gehören 

Aufgeben kam für die lokale MTB-Szene jedoch nicht infrage, und so rief die MIT eine Online-Petiton ins Leben, welche bereits nach den ersten vier Tage 1.200 Unterschriften erzielte. Das große Interesse an der Lösung der Lanser Kopf-Problematik veranlasste alle beteiligten Parteien Mitte Dezember zu einem weiteren Treffen, welches die ersehnten Früchte trug. Unter Anwesenheit des Lanser Bürgermeister Meischl, des Innsbrucker Vizebürgermeisters Kaufmann, des Amtsvorstands des Forstamt Innsbruck Wildauer sowie MIT-Vereinsobmann Hofer wurde der entscheidende Beschluss gefasst. Die Haltestelle des Bike-Shuttles soll aus dem Ortsgebiet Lans verlegt werden, wodurch das befürchtete Verkehrsproblem gelöst werden soll. Damit steht dem vorerst auf fünf Jahr befristeten Projekt „Legale Strecke Lanser Kopf“, für welches die Stadt Innsbruck geschätzte und beachtliche 220.000 Euro in die Hand nehmen will, vorerst nichts mehr im Wege.

Die Mountainbike Initiative Tirol bittet um Unterstützung!Das finale OK zur Verlegung des Bike-Shuttle-Haltestelle soll auf einer Lanser Gemeinderatssitzung Anfang Februar duchgebracht werden. Um nichts anbrennen zu lassen, bittet die MIT daher nach wie vor um tatkräftige Unterstützung zur Realisierung dieses wegweisenden Projekts am Lanser Kopf. Durch eure „Unterschrift“ in der offenen Online-Petiton könnt ihr der Innsbrucker Bike-Szene Solidarität zeigen und ihnen bei der Gestaltung ihrer sportlichen Zukunft unter die Arme greifen.


# Redaktionstreffen in der Alpenhauptstadt: MTB-News.de ♥ Innsbruck

Stand der Dinge

Wie uns Roland Hofer von der MIT mitteilte, könnte man mit einer Fertigstellung der legalen Strecke am Lanser Kopf bereits im Juni diesen Jahres rechnen, sofern das Projekt die letzten Hürden zeitnah meistert. „Als Bike-Community haben wir damit etwas erreicht, dass es so bisher nicht gegeben hat: Die Einsicht bei den Entscheidungsträgern und Grundbesitzern, dass ein Angebot, das gemeinsam mit den Mountainbikern erstellt wird die einzige Lösung ist, um der immer größer werdenden Gruppe der Biker gerecht zu werden. Zusätzlich zu den Ausbauplänen am Nordketten Singletrail wird es also auch endlich ein Angebot für Biker mit anderem fahrtechnischen Fokus geben,“ so die Aussage von Roland Hofer.

Sofern das Projekt final in die Tat umgesetzt wird, stellt die Stadt Innsbruck nicht nur ihre Sportfreundlichkeit unter Beweis, sondern sendet damit auch ein klares „Pro Biker“-Signal nach außen. Bleibt nur zu hoffen, dass dieser Zeitgeist einer modernen Politik in ganz Tirol Schule machen wird. Vielleicht schlagen diese Wellen ja sogar bis ins deutsche Baden-Württemberg durch.

Deine Hilfe ist gefragt!

Gib Mountainbiken in Innsbruck deine Stimme! Hier entlang zur Petiton: „Legale Mountainbike-Strecke für Innsbruck

Gib Innsbruck deine Stimme! Für legale Trails!
# Gib Innsbruck deine Stimme! Für legale Trails!

  1. benutzerbild

    cliomare

    dabei seit 02/2007

    Wenn das DH fahren verboten ist, dann muss der Bahnbetreiber auch keines solcher Räder transportieren, um sich nicht mitschuldig zu machen.

    Es handelt sich nicht um eine private Bergbahn sondern um ein öffentliches Nahverkehrsmittel. Und wenn dort eine Fahrradmitnahme erlaubt ist, dann lass ich es mir nicht verbieten mein "Downhillbike" auf den Fahrradträger zu hängen, wenn daneben gleich ein normales Bike hängt. Das Busunternehmen macht sich genau an gar nichts mitschuldig, denn wer sagt denn, dass ich einen verbotenen Weg abwärts fahre?

    Nebenbei kann ich dir versichern, dass die Busfahrer den Unterschied nicht kennen, ob ich da mit meinem Freeride Bike einsteige und eine Tour auf den Patscherkofel fahren will oder einsteige, um "Donwhill" fahren zu gehen (Protektoren in den Rucksack und gut ist). Da kann ich dir aus eigener Erfahrung bestätigen, dass für die Busfahrer alles "Downhill" ist, was vorne und hinten einen Dämpfer hat.


    Ich habs bisher nicht provoziert, weil mich der LaKö eh wenig interessiert und ich dort fast nie unterwegs bin. Wenn das anders wär, hätt ichs aber schon darauf angelegt und den Fall dann mit meiner Rechtsschutzversicherung geklärt. Ich bin mir da ziemlich sicher, dass es ein Gericht nicht erlauben wird, dass einem Biker mit Fullfacehelm die Mitnahme verweigert, dem daneben mit Halbschalenhelm aber erlaubt wird.
    Ich denk es lohnt sich aber nicht wirklich, über diesen Aspekt weiter zu diskutieren, da wir keine mit der genauen Gesetzeslage befasste Juristen sind und somit alles was wir hier von uns geben letztlich ohnenhin Mutmaßungen sind.
  2. benutzerbild

    Rockside

    dabei seit 04/2001

    Das Busunternehmen macht sich genau an gar nichts mitschuldig, denn wer sagt denn, dass ich einen verbotenen Weg abwärts fahre?

    Ich bin mir da ziemlich sicher, dass es ein Gericht nicht erlauben wird, dass einem Biker mit Fullfacehelm die Mitnahme verweigert, dem daneben mit Halbschalenhelm aber erlaubt wird.
    Leider könnte so eine gerichtliche Klärung möglicherweise dann zu einer Vollsperrung für alle Biker ausarten, womit keinem gedient wäre. Das ist das Dilemma.
  3. benutzerbild

    cliomare

    dabei seit 02/2007

    Vollsperrung (für Fahrradmitnahme im öffentlichen Nahverkehr) würde es definitiv nicht geben, das ist selbst bei uns politisch nicht durchsetzbar.

  4. benutzerbild

    Dr.Hossa

    dabei seit 12/2005

    aus gegebenen anlass:

    die einzige möglichkeit, die frage nach dem "downhill in innsbruck" endgültig und gewissenhaft zu beantworten liegt für mich im Patscherkofel.

    http://www.tt.com/wirtschaft/unternehmen/7728225-91/bahn%C3%BCbernahme-f%C3%BCr-oktober-geplant.csp


    http://wirtschaftsblatt.at/home/nac...roecksnadel-ueberlegt-Patscherkofel-abzugeben

    ...das sind natürlich deutliche Änderungen der "Machtverhältnisse" ,südseitig von IBK, die sich da ankündigen.
    Wir werden sehen was sich am PK in den kommenden Jahren dadurch verändert, ich glaube einiges.
  5. benutzerbild

    Deleted 8566

    dabei seit 12/2015

    Sofern dem Land nicht die Kohle aus geht, werden die sicher einiges davon am Patscherkofel versenken. Muss man sich nur die Nordkettenbahn als Vergleich ansehen.
    Da sich nun auch langsam die Eigentumsverhältnis in Bezug auf Grund und Boden (Agrargemeinschaften, gerade die in Lans hatte sich immer quer gelegt, ist aber nun da facto entmachtet) verändern, darf man gespannt sein, ob der politische Wille noch gegeben sein wird.

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