Als Finalist beim ISPO Brand New Award hat sich das Düsseldorfer Start-up „Rockwell Headgear“ einen Stand auf der ISPO in München verdient. Das Produkt der Firma ist ein fescher, modularer Helm, der mit einem innovativen Aufbau den Kopf des Trägers schützt. So verzichtet man komplett auf den sonst üblichen EPS-Kunststoff – wir haben uns das Teil mal genauer angeschaut.

Je schöner der Helm, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass ihn auch jemand trägt - so die Idee hinter Rockwell Helmen
# Je schöner der Helm, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass ihn auch jemand trägt – so die Idee hinter Rockwell Helmen

Woran liegt’s, dass viele Radfahrer in der Stadt, aber tatsächlich auch Mountainbiker auf dem Trail ohne Helm unterwegs sind? Tragekomfort und Aussehen dürften mit zu den Gründen zählen, wenn auch nicht alles abdecken. Aber wenn man die zwei Argumente entkräften könnte, wäre sicher etwas gewonnen… so ähnlich dachten auch die Düsseldorfer Thomas Schirmer und Eva Vogel-Kaup. Deshalb entwarfen sie nicht weniger als „Headgear, die nicht nur extrem funktional ist, sondern gleichzeitig auch besonders gut aussieht.“ – und gründeten die zugehörige GmbH.

Die Farben der drei Lagen sollen sich beliebig kombinieren lassen - als Verschluss kommt der magnetische und sehr schnelle Fidlock zum Einsatz
# Die Farben der drei Lagen sollen sich beliebig kombinieren lassen – als Verschluss kommt der magnetische und sehr schnelle Fidlock zum Einsatz

Wer den Helm, pardon, die Headgear sieht, der weiß: Mountainbiker sind nicht die Zielgruppe #1 für die Rheinländer. Stattdessen sind es Stadtbewohner, für die das Fahrrad Fortbewegungsmittel und Überzeugung zugleich ist. Erneut überrascht man uns jedoch mit einem interessanten Konzept, dass durchaus nicht auf die Stadt beschränkt bleiben muss.

„Rockwell steht für einen völlig neu­artigen Weg der Helm­kon­struk­tion. Die meisten Her­steller ver­wenden mit EPS-Schaum gefüllte Hardshells. Rockwell ver­zichtet kom­plett auf EPS-Schaum. Unser zum Patent ange­meldetes Helm­konzept besteht vielmehr aus drei Layern: der Hard­shell, der Soft­shell und dem Vaco12 System. Die Vor­teile dieses mo­du­laren Auf­baus: höhere Flexi­bilität, weniger Material­einsatz, deutlich geringeres Volumen und bessere Pass­form. Darüber hinaus können die Ele­men­te farbig miteinander kombiniert werden.“

Dank besserer Dämpfung kann der Helm dünner bauen, als es bei herkömmlichen EPS-Schäumen der Fall ist.
# Dank besserer Dämpfung kann der Helm dünner bauen, als es bei herkömmlichen EPS-Schäumen der Fall ist.

Tatsächlich ist es überraschend, dass jeder Helm, egal ob Tchibo oder Troy Lee, zu einem großen Teil aus Polystyrol (EPS) besteht – und wenn man es weniger hochtrabend formuliert: Aus Styropor. Das funktioniert nicht schlecht, aber alternativenlos ist es sicher nicht. Und noch dazu ziemlich unflexibel, wenn es darum geht, verschiedene Köpfe zu beheimaten. Außerdem verfestigen sich die Schäume unter Belastung, sodass die Stoßenergie linear weiter gegeben wird. Die „Globe-Cushion“ genannten, aus Granulat bestehenden Halbkugeln in der innersten Lage der Rockwell Helme hingegen deformieren sich bei Kompression nach außen, in die Zwischenräume hinein. Dadurch soll weniger Aufprallenergie an den Kopf weitergeleitet werden.

So die Idee: Stöße nicht nur durch Deformation in einer Richtung dämpfen, sondern zur Seite ableiten.
# So die Idee: Stöße nicht nur durch Deformation in einer Richtung dämpfen, sondern zur Seite ableiten.

Bei einer ersten Sitzprobe fühlte sich der Helm sehr angenehm am Kopf an – allerdings waren wir auch in einer wohl temperierten Messehalle unterwegs. Laut Rockwell hat man jedoch in Zusammenarbeit mit der Sporthochschule Köln (irre, Kölner und Düsseldorfer arbeiten zusammen? Anm. d. Redaktion) eine Probandenstudie über mehrere Monate im Sommer gemacht, inklusive Vergleich mit ordentlich belüfteten Rennradhelmen. Das Ergebnis (so kurz man das in einem Gespräch auf einer Messe diskutieren kann): Durch die geschlossene Form wird erstmal sehr wenig Strahlung direkt auf den Kopf durchgelassen, was schon einmal gut ist. Dank der Durchlöcherung von Schale und Globes kann die Luft sowohl außen, als auch innen zirkulieren – bleibt nur der Stoff zwischendrin. Langer Rede kurzer Sinn: Anscheinend trägt sich der Helm auch im Sommer noch angenehm auf dem Kopf – das müsste man mal überprüfen.

Die Inszenierung ist schon mal gekonnt: Rockwell im Brand New Area
# Die Inszenierung ist schon mal gekonnt: Rockwell im Brand New Area

Stellt sich die Frage: Wie passt man diese Schale nun individuell an den Kopfumfang an? Durch einen raffinierten Gurtzug am Hinterkopf. Ein Kipphebel zieht an einem längenverstellbaren Band, welches die Rückseite der Innenlage daraufhin gegen den Kopf zieht. Das ist zwar nicht super schnell eingestellt, funktioniert dann aber erstaunlich gut.

Bleibt die Frage: Wie sicher ist die ungewöhnliche Kopfbedeckung nun? Prototypen bestehen bisher die gängigen Normen, eine Zertifizierung wird allerdings erst ausgesprochen, wenn das Serienprodukt die Tests ebenfalls besteht. Bis dahin hat man sich schon weitere Gedanken gemacht: So lässt sich die Außenschale, an der auch der Kinnriemen mit schickem Magnetverschluss befestigt ist, für Sommer und Winter nutzen. Durch den Einsatz einer anderen Einlage mit Ohrpolstern soll der Helm so Bike- und Skihelm zugleich sein. Was kostet so viel Innovation? Noch steht das nicht final fest – je nach Form und Ausführung (Ski / Bike) peilt man einen Preis von 110 – 160€ an, Preise, die man auch für manche bunt lackierte Styroporschale bezahlen muss. Zu haben sind die Teile voraussichtlich ab August.

Professionell gemacht: Die Homepage – man sieht, die Firma legt wert auf die richtige Optik – und zwar im Auftrag der Sicherheit von Radfahrern. Sehr löblich. Wem’s gefällt, kann Rockwell auch auf Facebook folgen.

__
Fotos: Rockwell (Homepage) / Stefanus Stahl für MTB-News.de

  1. benutzerbild

    1PocketRocket

    dabei seit 11/2013

    Helmchen Kuchen...................lecker

  2. benutzerbild

    fone

    dabei seit 09/2003

    mit der Android-app ohne Bilder gelesen, hört sich das nach einem 1A hipster-Produkt an.
    Bilder angeguckt: ahhhhhh ja...

    viel Glück! smilie

  3. benutzerbild

    soil

    dabei seit 11/2003

    Noch ein Vorteil: Man muss das Ding nicht gleich wegschmeißen, wenn man mal gestürzt ist. Es wird doch nicht gleich zerbrechen...

  4. benutzerbild

    Enrgy

    dabei seit 01/2002

    natürlich muß nach einem sturz und verformung dieser beulen der helm zur kontrolle eingeschickt werden. und selbstverständlich kann man dann damit nicht gefahrlos weiterfahren, bekommt aber einen neuen im kräsch-riplääsment für 70% des aktuellen uvp

  5. benutzerbild

    Waldschratt

    dabei seit 09/2003

    Das Konzept ist interessant und die Homepage sehr schick.
    Allerdings sieht der Helm auf dem Typen nicht gerade verkaufsförderlich aus.

Was meinst du?

Wir laden dich ein, jeden Artikel bei uns im Forum zu kommentieren und diskutieren. Schau dir die bisherige Diskussion an oder kommentiere einfach im folgenden Formular:

Verpasse keine Neuheit – trag dich für den MTB-News-Newsletter ein!