Nachdem die Nummer mit dem Kona fahren in Kona auf Hawaii ganz schön in die Hose gegangen war, weil die Insel anscheinend „zu jung ist“, gehen wir den nächsten Versuch an: Auf der zweitältesten Insel des Hawaii-Archipels – Kauai.
Einleitung
Kauai wird als „The Garden Island“ vermarktet – und bereits im Anflug merkt man, warum. Beim Blick aus der winzigen Bombardier, in der selbst ich mit 1,77m nicht aufrecht stehen kann, erblicke ich Grün, Grün und noch mehr Grün. Das ist bei den anderen Hawaiianischen Inseln durchaus anders, die sehen von oben gerne mal braun oder schwarz aus. Kauai aber: Grün. Der Grund dafür ist der selbe, aus dem man hier auch Biken können soll: Die Insel ist etwa 5 Mal so alt wie die jüngste Insel, und dadurch haben Wind und Wetter hier den Vulkan ganz anders umformen können. Der entstandene Boden ist wohl a) fruchtbar und b) (so die Hoffnung) fahrbar.
# Unfassbar Grün – ganz wie es das Marketing verspricht.
Als erstes brauche ich natürlich wieder ein Leihbike. Laut Internet organisieren die Jungs von Outfitters Kauai Bike-Touren, und stellen dafür auch die benötigten Räder. Der Besuch im Shop im Süden der Insel zeigt: Oha. Hier gibt es tatsächlich Kona Bikes! Leider nur mit mechanischen Scheibenbremsen ausgestattete 29er Hardtails. Aber gut, wenn die Trails stimmen, dann soll es daran nicht scheitern. Im Gespräch mit Brian wird mir jedoch leider klar: Der Typ und auch keiner seiner anwesenden Kollegen hat Ahnung von Mountainbiken. Die organisieren Trips, bei denen man mit dem Shuttle hoch gefahren wird, und anschließend auf der Straße runter rollt – mehr aber auch nicht.
# Green as… nein, nicht Neuseeland, sondern Kauai
Immerhin liegt im Laden auch ein Buch, ein wahrer Schatz: Zwar ungefähr 15 Jahre alt, aber dafür mit zahlreichen Bike-Tipps (und zwar Off-Road) für Kauai ausgestattet. Eine halbe Stunde blättere ich im Buch, das Fazit: die „Trails“ sind größtenteils 4X4 Routen. Auch nicht so richtig überzeugend. Als ich gerade aus dem Laden gehen will, kommt Brian doch nochmals auf mich zu, er scheint bemerkt zu haben, dass ich nicht so recht zufrieden bin. Sein Tipp: Es gibt auch noch einen richtigen Bike Shop – Kauai Cycles an der West-Küste. Danke Brian, da fahren wir gleich mal hin.
# Kauai Cycle – einziger Mountainbike-Fachhändler auf Kauai
Bei Kauai Cycles angekommen, bin ich überzeugt, endlich den richtigen Ansprechpartner gefunden zu haben. Der Laden führt mit Santa Cruz, Specialized und Intense schon ein hochwertigeres Sortiment, und die Mitarbeiter scheinen wahre Radler zu sein. So kriege ich zu meinem Leihrad, tatsächlich erneut ein Specialized Camber – keine Ahnung warum die Hawaiianer die das als Leihbikes so mögen – nicht nur einen Helm, sondern auch noch Tipps dazu, wo man hier fahren können soll.
Kuilau Trail
Der erste Tipp: Kuilau Trail. Mit dem Auto fährt man eine halbe Stunde von der Westküste ins Landesinnere. Bereits am Parkplatz staunen wir, wie viel es geregnet hat – tatsächlich sind einige Wanderwege wegen Überflutung gesperrt, und auch die Straße quert einige Furten, die ich auch gleich mit dem Bike ausprobiere. Der Trail selbst entpuppt sich dann als ziemliche Niete. Das einzig Gute daran: Er ist gut befestigt und deshalb auch bei nassen Bedingungen fahrbar. Dafür aber äußerst langweilig.
# Die Insel wird als „Garden Island“ bezeichnet – mit Recht
Kuamoo NouNou Trail
Der nächste Trail liegt an der gleichen Straße, eine Viertel Stunde in Richtung Küste. Nach einer Brücke über den Fluss führt der Weg bergauf, an einen Baum ist ein Specialized-Logo gesprayt – hier scheinen zumindest Mountainbiker unterwegs zu sein. Der Weg wird auch wirklich zum Wanderweg, schön wurzlig – aber auch ganz schön voller Mücken.
# Eine kleine, aber doch aktive Szene scheint es zu geben.
# Bloß weg: Der modrig nasse Wald beherbergt ungefähr tausend Mücken.
# Leider kein vernünftiger Rundweg: Der Kuamoo-Nounou-Trail
Dazu der dritte nass-graue Tag in Folge, irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt. Also auf zum nächsten Vorschlag.
Kalepa Mountain
Vom Kuhio Highway biegt die Hulei Road ab, an deren Ende wir parken. Die Gegend sieht etwas siffig, aber der orangene Boden vielversprechend aus. Der Uphill geht über die asphaltierte Straße, immer wieder biegen links und rechts Trails ab – teils unfahrbar steil und doch ausgefahren.
# Ein Stück schöner Trail, gefunden an der Kelapo Range
# Nice! Motocrosser fahren hier glaube ich eigentlich andersrum.
Die Sache ist ziemlich eindeutig: Hier sind wohl mehr Motocrosser als Mountainbiker unterwegs. Oben angekommen hat man die Qual der Wahl, unübersichtlich verzweigen sich die Pfade, flowige Abschnitte wechseln sich mit richtig zerhacktem Geläuf ab, alles so lala. Damit verbleibt nur noch eine letzte Empfehlung des Bike-Shops: Anahola Beach Park
Diese Fotos im Fotoalbum anschauen
Anahola Beach Park
Einladend sieht dieser Beach Park nicht aus. Dauer-Camper scheinen hier zu wohnen, alles ein wenig schäbig. Als ich mein Bike auslade und montiere, rollt ein Streifenwagen vorbei, und fragt, was wir hier vorhaben. Sein Anliegen: Wir sollen das Auto abschließen und nicht über Nacht bleiben. Sehr vertrauenserweckend.
Diese Fotos im Fotoalbum anschauen
Dafür entwickelt sich die Trailrunde nach einigen Metern immerhin lustig: Zwar flach, aber mit schönen Kurven gesegnet, immer an der Küste entlang – nicht schlecht, wäre da nicht… die Atmosphäre. Mann, ist die Landschaft schön, aber scheinbar haben die Bewohner dafür nicht so viel übrig – jedenfalls liegen hier Autoteile, Mikrowellen und Bauschrott neben dem Trail. Schade.
Fazit Kauai
Zum Biken irgendwie nicht der Bringer. Zwar fährt man durch fantastische Landschaft, doch die Trails und die teilweise üble Umweltverschmutzung verderben eindeutig den Spaß. Zum Glück sind andere Sachen auf Kauai wesentlich sehenswerter: Die Nordküste (Kalalau), der Waimea Canyon, die Surfer im Süden… Kauai ist für mich persönlich die schönste der Hawaii-Inseln, nur zum Biken eben nicht.
Foto-Impressionen
# Für mich persönlich die schönste Landschaft, die ich je gesehen habe. Und ein Weg führt auch noch dran entlang, zumindest von links kommend bis zum Strand!
# Danke für dieses Schild, ich hätte es sonst kaum geglaubt.
# Gigantisch: Der Waimea Canyon. Drei 1200m tiefe Täler fließen farbenfroh zusammen.
# Von wegen „Es gibt kein Bier auf Hawaii“ – das Longboard aus Kona schmeckt einwandfrei.
# Auch durch diese Landschaft kann man wandern – zum Biken würde ich sie aber nicht empfehlen.
# Unfassbare Landschaft – Kalalau Beach
# Das wäre noch ein geiler Trail, den wir nur zu Fuß erkundet haben: Der Awaawapuhi Trail. Führt Bergab zu einem Hammer Aussichtspunkt, dort muss man allerdings umdrehen und anspruchsvoll bergauf zurück fahren. Früh aufstehen: jeden Tag ab 10 ziehen die Wolken rein und bringen ergiebigen Regen.
# Der besagte Aussichtspunkt am Awaawapuhi-Trail. Trittsichere gehen noch ein paar Meter weiter.
# Holy Trail! Und den erblickt man am letzten Tag auf einem Privatgrundstück.
# Ausflug zum Kalalau-Trail – beeindruckend, wie viele Warnschilder man an einen Wanderweg stellen kann.
# Da ist man auf Hawaii, und dann das. Die Befahrung des Kalalau Trails entfällt.
Übrigens habe ich auch lange überlegt, ob der Kalalau-Trail, der Wanderweg an der Nordküste entlang, sinnvoll zum Biken sein könnte. Er führt definitiv durch die spektakulärste Landschaft, die ich bisher gesehen habe, und einige Passagen wären sicher perfekt zu biken. Andere hätten viel mit Tragen zu tun, aber der Strand am Ende der 18 km entlohnt dafür. Garantiert. Für uns fiel die Aktion flach – am Trailhead saß tatsächlich ein Ranger, der auch Wanderer daran hinderte, den Weg auch nur zu betreten. Bummer.
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