POC Helme polarisieren. Während den einen Bikern die klaren Designs mit grellen Farbflächen sehr gut gefallen, lehnen die anderen sie grundlegend ab. Doch die Helme können mehr: Der von uns getestete POC Trabec Race MIPS wird vom schwedischen Hersteller mit dem besonderen Schutzsystem ausgestattet, das das Gehirn bei Stürzen vor schädlichen Rotationsmomenten schützen und Belastungsspitzen mildern soll.

Nachdem das System erstmalig im Jahr 2012 in der Mountainbike-Industrie zum Einsatz gekommen ist werden mittlerweile immer mehr Enduro- und All-Mountain-Helme mit MIPS ausgestattet. Wie sich der hochpreisige, weiß-schwarze Schwede in unserem Test geschlagen hat erfahrt ihr im dritten Teil des großen Helmtests auf MTB-News.de.

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# Helm gut drauf, Fahrer gut drauf: Der POC Trabec Race MIPS

Technische Daten

Hersteller: POC
Modell: Trabec Race MIPS
Modelljahr: 2013
Kategorie: Fahrradhelm – Halbschale
Einsatzbereich: XC, Trail, All-Mountain, Enduro
Aufbau / Struktur: EPS-Schaum, InMold-Schalen, Aramidfaser-Gewebe für Schutz und Haltbarkeit
Belüftungsöffnungen: 16
Verschluss: Schnappverschluss
Technologien: MIPS, Ventilation Channel System, zertifiziert nach EN 1078, CPSC12.03
Helmschild: ja, abnehmbar
Farben: weiß/schwarz, Radon Blau, schwarz/weiß
Größen: XS/S (51-54cm), M/L (55-58cm), XL/XXL (59-62cm)
Verstellung: Kopfumfang und Neigung des Verschlusssystems am Hinterkopf
Gewicht: 350g (Herstellerangabe)
Preis: 229,95€

Modellvarianten: Neben dem Topmodell POC Trabec Race MIPS gibt es noch die günstigeren und leichteren Modelle Trabec Race und Trabec.

Pc Trabec – in der Hand

Form / Schalenaufbau

MIPS Helminnenschale und Aramidfasern im Aufbau – POC legt beim Trabec Race MIPS Wert auf maximale Sicherheit.

Ist das ein POC Helm? Keine Frage: Ja! Der POC Trabec ist auch im Modelljahr 2013 / 2014 unverwechselbar gestaltet und kommt in drei Farben mit jeweils in Kontrastfarbe abgesetztem Hinterkopf. Unverwechselbar wird der Helm durch sein von klaren, flächigen Geometrien bestimmtes Design und das Hochglanz-Finish, das schon beim Auspacken die ersten Fingerabdrücke sammelt. Warum gerade der Hinterkopf farblich abgesetzt ist wird schnell klar, wenn man den Helm mit konventionellen Helmen vergleicht. Der Trabec umschließt den Hinterkopf deutlich weiter als die meisten anderen Helme und soll so für einen verbesserten Schutz sorgen. Abgesehen davon dominiert der reduzierte Look mit großem, verstellbarem Visier, zwei POC-Schriftzügen und einem kleinen „MIPS“-Sticker – MIPS steht für Multi-Directional Impact Protection System und soll dem Helm zu zusätzlicher Sicherheit verhelfen (mehr dazu im Kapitel Sicherheit).

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# Strukturiertes Design beim Trabec

Nicht weniger aufregend als das markentypische Design ist der Aufbau des Helms. Die Innenstruktur aus EPS-Schaum entspricht weitestgehend dem Industriestandard, doch wird sie im Falle des Trabec vollständig von einer im Inmold-Verfahren gefügten Hartplastikschale ummantelt und soll so effektiv vor Verletzungen durch Tragen oder Transport geschützt werden. Zwischen den beiden Schichten fügt POC beim Trabec Race jedoch noch eine zusätzliche Lage aus Aramidfasern ein, die dem Helm zu gesteigerter Steifigkeit und Haltbarkeit verhelfen sollen. So erklärt sich auch das gegenüber den günstigeren Version leicht erhöhte Gewicht des Trabec Race MIPS – Race steht hier nicht für Leichtbau, sondern eine höhere Belastbarkeit.

Insgesamt 16 Belüftungsöffnungen versorgen den Kopf mit Frischluft, wobei elf Öffnungen zur Be- und fünf zur Entlüftung genutzt werden können. Eine POC-Besonderheit die auch beim Anziehen des Helms zu spüren ist, ist das hohe Tunnelsystem auf der Helminnenschale. Es soll dabei helfen, die entstehende Wärme effektiv vom Kopf abzuleiten und eine maximale Durchströmung zu ermöglichen. So soll trotz der tief reichenden Hinterkopfabdeckung und des voluminösen Aufbaus eine insgesamt gute Belüftung ermöglicht werden.

Verarbeitung

Als Preis veranschlagt POC für das Topmodell Trabec Race MIPS deutlich mehr als 200€ – eine ordentliche Stange Geld für eine Halbschale. Dem Preis entsprechend zeigt sich jedoch auch die Verarbeitung und der Lieferumfang. So können die Oberflächen überzeugen, die Spaltmaße sind gering und gleichmäßig und das einteilige Polster ist antibakteriell beschichtet und waschbar. Hinzu kommt, dass POC den Trabec Race MIPS mit einem Aufbewahrungsbeutel und einem zusätzlichen Innenpolsterset ausliefert. So kann das eine Polster bequem in der Waschmaschine vom Schweiß befreit werden, während das andere im Helm seinen Dienst leistet.

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# Der POC Trabec Race MIPS

Verstellung

Während der Trabec Race MIPS bei Technologie, Aufbau und Verarbeitung einiges zu bieten hat, fällt er im Bezug auf die Verstellungen etwas hinter die durch den hohen Preis verursachten Erwartungen zurück. Zwar erfüllen alle Bauteile zuverlässig ihre Funktion, doch die Kinngurte und die Weitenverstellung am Hinterkopf sind teilweise etwas anstrengend in der Einstellung und insbesondere mit Handschuhen weniger gut zu bedienen als die Systeme von z.B. Specialized oder Troy Lee Designs.

Die Anpassung an den Kopf des Fahrers oder der Fahrerin erfolgt beim POC Trabec einerseits über die Weite des Kinnriemens sowie des Kopfumfangs und andererseits durch eine Verstellung der Aufnahmepunkte des Haltesystems in der Helmschale. So kann innerhalb gewisser Grenzen auf die Passform Einfluss genommen werden. Insgesamt soll der POC eher um den Kopf als auf dem Kopf sitzen und so neben einem sehr guten Tragekomfort auch eine hohe Sicherheit bieten.

Sicherheit

Bei der Sicherheit dreht der POC Trabec Race MIPS voll auf: Neben dem bekannten Schalenaufbau basierend auf EPS-Schaum der von einer im Inmold-Verfahren aufgebrachten harten Plastikschale geschützt wird, verfügt der Trabec Race MIPS über zwei zusätzliche Technologien, die ihm zu verbesserter Sicherheit verhelfen sollen. Zum Einen wäre da die mit Aramidfasern verstärkte Helmstruktur, die für eine erhöhte Steifigkeit und Bruchsicherheit sorgen soll. Diese strukturelle Sicherheitsmaßnahme ist bereits von den vorangegangenen Trabec Race Helmen bekannt. Neu für den Trabec Race MIPS ist jedoch das MIPS-System, das das Gehirn im Falle eines Sturzes vor hohen Relativbeschleunigungen schützen soll.

Wie funktioniert MIPS? Der Name bedeutet bereits an, dass durch das MIPS-System Schläge aus verschiedenen Richtungen aufgefangen und abgemildert werden sollen. Während der klassische EPS-Schaum gut bei senkrecht einwirkenden Kräften funktioniert, ist das Material bei quer zum Kopf einwirkenden Kräften (beispielsweise wenn der Kopf mit einer Relativgeschwindigkeit größer Null auf dem Boden aufschlägt) weniger gut geeignet. Genau hier soll MIPS dafür sorgen, dass bei der Momentübertragung auf das Gehirn die Belastungsspitzen abgemildert und so Verletzungen vorgebeugt werden kann. Erreicht werden soll der Effekt durch eine zusätzliche, reibarm behandelte Einlage zwischen der Helminnenschale und dem Kopf. Sie soll dafür sorgen, dass auch bei sehr hoher Flächenpressung zwischen Helmschale und Kopf eine Relativbewegung zwischen Helm und Kopf möglich bleibt und so der Schädel weniger stark beschleunigt wird als der Helm selbst. Auf diese Weise soll ein Beitrag zur Sicherheit geleistet werden.

Weitere Informationen zum MIPS-System finden sich auf der Hersteller-Website.

Montage von Lampe / GoPro

Während die markante Formgebung des POC Trabec ihn auf dem Trail direkt unverwechselbar macht, kann sie bei der Befestigung von Video- und Beleuchtungs-Equipment zum Hindernis werden. Die Belüftungsöffnungen liegen weit auseinander und erschweren so die Montage von Lampenhalterungen über Spanngurte und Klettbänder. Besser gelingt das Anbringen von Klebepads: GoPro und Co passen ohne Probleme. Theoretisch lässt sich die Helmkamera dank der vollständig umschließenden Hartschale sogar auch seitlich am Helm befestigen, doch wegen des negativen Einflusses auf die Balance ist diese Montage nicht empfehlenswert.

Auf dem Trail

Passform, Sitz und Tragekomfort

Wie schlägt sich der Hightech-Schwede bei den Testfahrten? Wir haben den POC Trabec zwischen Voralpen, Mittelmeer und den USA im Gepäck gehabt und ihm so manche Schweißpackung verpasst. Dabei hat sich der Helm stets gut bewährt – zumindest bei einigen von uns. Im Vergleich zum Troy Lee A1 [Test] fällt auf: Der POC Trabec Race MIPS passt nicht jedem gleich perfekt:

„Wie schon im Troy Lee Designs A1-Test angemerkt, ist mein Kopf recht groß und kantig – bei einem solchen Kopf umschließt der Trabec nicht ganz so den Kopf wie das TLD-Pendant, vielmehr sitzt der Helm etwas obenauf. Durch den insgesamt sehr großen Helm habe ich zwar nach vorne und hinten einen perfekten Sitz, zu den Seiten jedoch etwas Spiel. Der Komfort des Helms ist allerdings gut und passende Verstellmöglichkeiten für einen passenden Sitz sind gegeben. Der Sitz ist von Kopf zu Kopf unterschiedlich – eine vorherige Anprobe im Laden ist Pflicht.“ Hannes

So wirbt POC zwar mit einer Klemmung über den Kopfumfang und weniger über die Schädeldecke, doch eigentlich soll auf diese Art und Weise der Tragekomfort gesteigert werden. Über die internen Einstellmöglichkeiten kann hier nachgeholfen werden, doch die Probleme lassen sich, siehe auch oben im Zitat, bei manchen Schädelformen nicht vollständig ausgleichen – hier heißt es vor dem Kauf anprobieren und testen, ob die eigene Kopfform zum Helm passt.

Passt der Helm, sitzt er komfortabel am Kopf und drückt auch auf langen Ausfahrten nicht störend. Interessant ist dabei, dass das hohe Gewicht von fast 400g in der Praxis kaum spürbar ist. Hier wirkt sich positiv aus, dass der Helm den Hinterkopf weiter umschließt und so für eine gute Verteilung des Gewichts sorgt.

Belüftung

16 große Belüftungsöffnungen und ein hoher Aufbau – die Belüftung ist für einen Enduro-Helm in Ordnung.

Bei fast allen Helmen mit verbessertem Hinterkopfschutz durch einen tief gezogenen Nackenbereich gibt es Probleme mit der Belüftung die sich entweder in Form von fehlendem Halt oder aber fehlender Belüftung zeigen. Der hier zu machende Kompromiss ist je nach Hersteller anders gewichtet und bei POC hat man sich in gewisser Hinsicht pro Belüftung entschieden. Zwar ist die Grundstruktur des Trabec nicht direkt auf optimale Belüftung ausgelegt, doch durch die strategisch angeordneten Belüftungskanäle wird trotz voluminöser Helmschale eine gute Belüftung erreicht. In der Praxis funktioniert das insbesondere bei milden Temperaturen bis 20°C sehr gut. Kopf und Haare bleiben trocken und die Polsterung kann eines an Schweiß aufnehmen, wodurch der Tragekomfort positiv beeinflusst wird. Erst bei hohen Temperaturen und niedrigen Geschwindigkeiten kommt dann, was kommen muss: die Belüftung reicht nicht mehr aus und die Schädeltemperatur steigt.

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# Mit Vollgas auf dem Trail!

Interessant bei kurzen Haaren ist ein Effekt, der sich bei uns ab ca. 40km/h Fahrgeschwindigkeit eingestellt hat: Hier strömt die Luft so schnell durch den Helm, dass die entstehenden Verwirbelungen in Form von lauten Windgeräuschen zu hören sind. Einerseits spricht das für die Belüftung doch andererseits geht das Geräusch auf langen Abfahrten ein wenig auf die Nerven. Abhilfe ist jedoch schnell gefunden… längere Haare wirken Wunder, da sie die Kanäle teilweise ausfüllen und die Strömung ändern.

Schutzwirkung

In den Eigenschaften hat es sich bereits deutlich abgezeichnet – die Schutzeigenschaften sind die Stärke des POC Trabec Race MIPS Helms. Die wissenschaftlichen Belege und die theoretischen Überlegungen zur Funktionsweise des MIPS-System klingen überzeugend und wie so oft gilt für passive Sicherheitssysteme: Es schadet nicht, sie zu haben. In Kombination mit den Aramidverstärkungen spricht vieles dafür, dass der Trabec nicht schon bei leichten Einschlägen klein beigibt sondern lange hält.

Selbstverständlich sind wir bei unseren Testfahrten auch mit dem POC zu Boden gegangen. Während sich viele Produkte sehr gut testen lassen, indem man verschiedene Strecken fährt und aufmerksam auf die Reaktionen des oder der betreffenden Komponenten achtet, führt beim Helmtest die Erkenntnis nicht unwesentlich über den Boden der Tatsachen. Zwar sind wir gestürzt, jedoch nicht wirklich auf den Kopf – schlecht für den Test, gut für uns. Festhalten lässt sich jedoch, dass der Trabec auch beim seitlichen Aufprall sicher am Kopf gehalten hat – das Verschlusssystem leistet hier gute Dienste. Eine nähere Auswirkung von MIPS bei Stürzen erfahrt ihr allerdings im Scott Stego-Test am Freitag. Hier ist Hannes etwas härter zu Boden gegangen…

Fazit zum Poc Trabec Helm

Eigenständiges Design, ein sehr hoher Preis und vielfältige Technologien, um den Schutz im Falle eines Crashes zu verbessern: Der POC Trabec Race MIPS bietet viel und ist damit eine Überlegung wert. Wenn er passt muss jeder für sich selbst entscheiden, ob er so viel Geld für eine Halbschale ausgeben will – neben der Race MIPS-Variante bietet POC auch noch zwei günstigere Trabec-Modelle an. Die Verarbeitung ist sehr gut, das Verstellsystem kann jedoch mit dem technischen Anspruch nicht mithalten.

Stärken

  • hochwertige Verarbeitung
  • gute Einstellbarkeit
  • hohe passive Sicherheit

Schwächen

  • hoher Preis
  • Passform nicht für jeden Kopf geeignet
  • Belüftung bei hohen Temperaturen verbesserungsfähig

POC Trabec Race MIPS Preisvergleich

Hier alle weiteren Helme des Trailhelm-Tests:


Weitere Informationen

POC Homepage
Fotografen: Tobias Stahl, Johannes Herden
Text / Redaktion: Johannes Herden, Tobias Stahl – MTB-News.de 2014

  1. benutzerbild

    KHUJAND

    dabei seit 11/2003

    und hier noch ein fast neuer für 70,- aus dem Bikemarkt smilie

  2. benutzerbild

    gromhit

    dabei seit 05/2009

    @ KHUJAND haste mit der Verkäuferin im Bikemarkt geschlafen !? Oder warum waren die so günstig?
    Das POC Zeug ist doch insgesamt höher in den EUROS wie die üblichen Verdächtigen..661, TLD, Fox, etc..

  3. benutzerbild

    KHUJAND

    dabei seit 11/2003

    @ KHUJAND haste mit der Verkäuferin im Bikemarkt geschlafen !? Oder warum waren die so günstig?
    Das POC Zeug ist doch insgesamt höher in den EUROS wie die üblichen Verdächtigen..661, TLD, Fox, etc..
    smilie
    661, Fox usw... alle schon gehabt, die kommen nicht an die POC qualität herran.
  4. benutzerbild

    scylla

    dabei seit 01/2010

    Ich versteh ja, was gemeint sein soll, aber das hier

    (beispielsweise wenn der Kopf mit einer Relativgeschwindigkeit größer Null auf dem Boden aufschlägt)
    tut einfach nur weh. Könnt ihr das bitte mal anders schreiben? *aua* smilie
  5. benutzerbild

    gab-star

    dabei seit 05/2005

    Doch schade das es mit so einem Preiss klein 'crash replacement' gibt

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