Das Canyon Factory Enduro Team hatte beim Auftakt der EWS in Chile nicht nur Glück. Zwar schafft es Ines Thoma auf einen guten 6. und Ludo May auf einen soliden 13. Platz, allerdings hatte Joe Barnes durch einen Platten auf der letzten Stage eine ordentliche Portion Pech. Die Freude über die recht guten Ergebnisse wird vor allem durch die Verletzung von Fabien Barel gedämpft. Dieser stürzte auf der ersten Stage schwer und und fuhr trotz starker Schmerzen nach einer kurzen medizinischen Untersuchung auch noch die zweite Stage. Am nächsten Tag stellte sich heraus, dass sich Barel bei seinem Sturz einen Lendenwirbel gebrochen hatte und nur knapp an einer Querschnittslähmung entging. Gute Besserung Fabien! Viel Spaß mit dem Bericht von Canyon:

Fabien gibt auf dem Strive-Prototypen mit neuer Fox 36 ordentlich Gas
# Fabien gibt auf dem Strive-Prototypen mit neuer Fox 36 ordentlich Gas

Ein Tagebuch lebt von Erlebnissen, Eindrücken und Erfahrungen – den guten wie den weniger guten. Nur die schönen Momente für die Ewigkeit festzuhalten, wird den „Strive Diaries“ nicht gerecht. Das Athletenleben des Canyon Factory Enduro Teams ist voller Höhen und Tiefen, die wir Euch mitteilen möchten. Wir könnten hier also ausnahmslos über die genialen Trails in Chile schreiben, wollen Euch in diesem Eintrag aber auch die Rückschläge nahe bringen.

Unsere Reise nach Chile war ein Trip ins Unbekannte, in vielerlei Hinsicht. Neben den logistischen Unwägbarkeiten hat uns vor allem die wahnsinnig dynamische Mountainbike-Szene überrascht. In Chile wird Enduro mit Hingabe gelebt – davon könnten sich viele europäische Länder eine Scheibe abschneiden. Das südamerikanische Land hatte es auf jeden Fall verdient, den Premierenlauf der Enduro World Series (EWS) 2014 auszurichten.

Um die Zeit in Chile optimal zu nutzen, reisten wir mit einer größeren Crew als üblich an. Die Vorbereitungszeit auf das erste EWS Rennen war mit Trainingseinheiten, Film- und Fotoaufnahmen voll durchgeplant. Auf die Videos und Bilder dürft Ihr gespannt sein. Nachdem die Aufnahmen im Kasten waren, ließen wir uns beim Warm-Up Race „Montenbaik Enduro 2014“ in La Parva auf den ersten Schlagabtausch mit der Szene ein. Die Konkurrenz hatte die letzten Monate ja auch nicht im Winterschlaf verbracht. Fabien Barel fuhr den fünften Platz ein und Ines Thoma schaffte als Dritte sogar den Schritt aufs Treppchen.

Auch Ludo May, unser Schweizer Neuzugang, war nach dem Rennen noch heißer auf die Saison: „Der Trip nach Chile ist der erste mit meinem neuen Team. Es ist toll, die CFET Crew mit Manager und Mechanikern an meiner Seite zu wissen. Ich fühle mich als Teil einer großen Familie! Leider hat mich beim Rennen in La Parva ein kleiner Defekt ausgebremst, aber ich konnte einige gute Stages fahren. Das macht mich sehr zuversichtlich für die Enduro World Series.“

Nach dem Einstand in der „Antigrip-Country“ reisten wir mit Selbstvertrauen fünf Stunden gen Süden nach Nevados de Chillan zum heiß ersehnten Start der EWS. Donnerstag und Freitag standen Trainingstage auf dem Programm. Am Wochenende erwarteten uns zwei Renntage mit je drei Wertungsprüfungen. Wir waren also bestens ausgelastet.

Ines Thoma hat mächtig Spaß und schafft es auf Platz 6
# Ines Thoma hat mächtig Spaß und schafft es auf Platz 6

Ines beschreibt ihre Aufregung vor dem ersten EWS Rennen so:

„Ich denke, dass jeder ein bisschen nervös ist. Irgendwie weiß man noch nicht so richtig, was kommt – obwohl man schon gefühlt 1000 Rennen gefahren ist. Es ist trotzdem was anderes, hier zu sein. Die Strecken sind total geil, das Wetter ist perfekt und drum freu‘ ich mich!“

Schon auf der ersten Stage zeigte sich, dass nicht nur mit den Topfavoriten, sondern auch mit etlichen Newcomern in diesem Jahr zu rechnen sein wird. Bei Fabiens Zieleinlauf stockte allen allerdings der Atem. Was war passiert?

Fabien über einen Tag, den er wohl nie vergessen wird:

“Ich hätte mir niemals träumen lassen, was am ersten Tag, bei der ersten Stage passiert ist. Ich bin die erste Kurve wie ein 15-jähriger Junge angegangen, bei voller Geschwindigkeit durch den Sand gerippt, gedriftet und dann die Fahrspur entlang gehüpft. Mit blindem Vertrauen dachte ich, mir kann nichts passieren. Diese Aufregung kann ich selbst nach 20 Jahren Rennerfahrung einfach nicht kontrollieren. Auf halber Strecke bin ich dann mit 40 km/h über den Lenker gegangen und kopfüber im Sand gelandet. Dabei stauchte sich mein Rücken in einer Weise, wie er es sicher nicht sollte und ich rutschte fünf Meter Böschung herunter. Nach zehn Minuten war ich wieder zurück auf dem Trail. Ich konnte mich kaum bewegen. Ich schaffte es, wieder auf mein Bike zu steigen und die Ziellinie zu überqueren.

Danach ging es ab zum medizinischen Support. Nach einem langen Check entschied ich mich, die zweite Stage anzugehen. Hätte ich das für ein paar Punkte wirklich machen sollen? War das Risiko zu hoch? Soll ich am nächsten Tag überhaupt antreten? Hatte ich mir die erste Runde so vorgestellt? Viele Fragen, die unbeantwortet bleiben werden. Ich war mir nur sicher, dass ich zum Biken hier bin und mein Bestes geben will. Nur weil man stolpert, heißt es ja nicht, dass man liegenbleiben sollte. Mein Motto lautet: Gib niemals auf!“

Am Sonntagmorgen stand das endgültige Aus für Fabien dann fest. Keine leichte Entscheidung, aber eine absolut richtige, wie sich bei der medizinischen Untersuchung am gleichen Tag herausstellte: Bruch eines Lendenwirbels. Fabien war um Haaresbreite an einer Querschnittslähmung vorbeigeschrammt. An Biken war erstmal nicht zu denken, darüber war sich das ganze Team einig.

Ludo May schafft es auf einen guten 13. Platz
# Ludo May schafft es auf einen guten 13. Platz

Ludo feierte derweil bei seinem ersten EWS Rennen im Canyon-Jersey mit Platz 13 einen super Einstand. Joe Barnes kam mit gutem Tempo, aber etwas Platten-Pech auf Rang 25 und Ines belegte Platz sechs bei den Damen.

Joe beschreibt sein Rennen folgendermaßen:

„In der Vorbereitung jagte ein Highlight das nächste. Bei jeder Trainingsrunde hatten wir mehr Spaß in den Hügeln Chiles. Auf der ersten Stage fühlte ich mich auf dem Bike sehr wohl und ging die Sache ruhig an. Anschließend war ich bereit für die physisch anstrengende Stage zwei, die ich mit dem 11. Platz beendete. Soweit, so gut. Mit dem ersten Tag war ich zufrieden und wusste, dass ich am Sonntag noch einen raushauen kann. Der nächste Tag begann mit einem flowigen, schnellen und doch lockeren Trail, den ich voll angehen konnte. Mit einer starken Verbesserung kletterte ich vor der letzten Stage im Ranking nach oben. Diese Stage war dann ganz nach meinem Geschmack, ähnlich den Trails in meiner Heimat Schottland. Meine Begeisterung kannte keine Grenzen mehr.

Nachdem ich eine steinige Passage etwas zu stark genommen hatte, verlor plötzlich mein Vorderreifen Luft. Bald schon war er komplett platt und dabei lag noch die halbe Strecke vor mir. Ich tat alles, was ich konnte, aber musste einige Kollegen passieren lassen und verlor viel Zeit auf die Konkurrenz. Was für eine Enttäuschung! Mit dem 25. Platz habe ich ein paar Punkte ins Ziel gerettet, aber das war nicht mein Anspruch. Ich kann die nächsten Rennen kaum erwarten und muss mir nur merken: Take it easy on the rocks.“

Joe Barnes hat auf der letzten Stage einen Platten und rettet sich noch auf Platz 25
# Joe Barnes hat auf der letzten Stage einen Platten und rettet sich noch auf Platz 25

Auf unseren Trip blicken wir nun mit gemischten Gefühlen zurück. Es war alles dabei: totale Begeisterung beim Biken auf den chilenischen Trails, verhaltener Stolz ob der Rennergebnisse bis hin zu dem Schock nach Fabiens schwerem Sturz. Nun machen wir uns auf den weiten Heimweg und werden uns bis zum BIKE Festival in Riva erstmal sammeln. Vielen Dank für die vielen Genesungswünsche für Fabien, die uns bereits erreicht haben. Wir müssen jetzt Geduld haben, bis weitere Untersuchungen durchgeführt werden. Wir hoffen, dass es unserem „Fab“ bald wieder richtig gut geht.

  1. The Strive Diaries – Episode 1: dramatischer Auftakt der EWS in Chile

    Das Canyon Factory Enduro Team hatte beim Auftakt der EWS in Chile nicht nur Glück. Zwar schafft es Ines Thoma auf einen guten 6. und Ludo May auf einen soliden 13. Platz, allerdings hatte Joe Barnes durch einen Platten auf der letzten Stage eine ordentliche Portion Pech. Die Freude über die recht guten Ergebnisse wird vor allem durch die Verletzung von Fabien Barel gedämpft. Dieser stürzte auf der ersten Stage schwer und und fuhr trotz starker Schmerzen nach einer kurzen medizinischen Untersuchung auch noch die zweite Stage. Am nächsten Tag stellte sich heraus, dass sich Barel bei seinem Sturz einen Lendenwirbel gebrochen hatte und nur knapp an einer Querschnittslähmung entging. Gute Besserung Fabien! Viel Spaß mit dem Bericht von Canyon:

    Den vollständigen Artikel ansehen:
    The Strive Diaries – Episode 1: dramatischer Auftakt der EWS in Chile
  2. benutzerbild

    _Alex_

    dabei seit 05/2012

    Gute Besserung und die besten Wünsche an Fabien

  3. benutzerbild

    cdF600

    dabei seit 04/2006

    Gute Besserung an Fabien!
    Sich den Rücken zu brechen ist sicher die größte Horrorvorstellung für uns Biker.

    Fahren die Profis eigentlich mit Rückenprotektor, oder mit einem Protektorrucksack?

  4. benutzerbild

    da rookie

    dabei seit 07/2004

    Für die Rennen der EWS und auch für viele andere Veranstanltungen ist das Trage eines CE zertifizierten Protektores Pflicht. Entweder in Form eines separaten Protektors oder Protektorenrucksack.
    Leider kann jedoch kein Rückenproektor der Welt vor einer solchen Wirbelstauchung schützen. :-(
    Das CFET fährt den ERGON BP100 Rückenprotektor im Rucksack.

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