Am Sonntag findet der zweite Lauf zum diesjährigen Weltcup im australischen Cairns statt. Zwei Wochen nach dem Auftakt wissen die Fahrer zumindest grob wo sie im Moment stehen, mit Ausnahme einiger weniger die in Pietermaritzburg vom Pech verfolgt waren. Moritz Milatz beispielsweise will kommenden Sonntag unbedingt eine Rechnung begleichen. Nino Schurter wäre sicherlich auch ein Siegkandidat in Australien, der das Podium am Kap nur wegen eines Plattfußes verpasste. Doch Schurter wird in Cairns nicht am Start stehen. Dafür kommt Jaroslav Kulhavy zurück und feiert nach überstandener Grippe sein Weltcupdebüt dieses Jahr. Manuel Fumic hofft natürlich wieder auf das Podium nach seinem tollen zweiten Platz in Südafrika.
Bei den Damen darf man gespannt sein. Schafft Jolanda Neff ihren zweiten Weltcupsieg der Karriere? Oder macht Olympiasiegerin Julie Bresset das Rennen?
Und dann gibt es im nord-osten von Australien noch den ersten Eliminator dieses Jahres.
Ein Check-Up der Favoriten:

 

Herren

Der Altmeister hat es in Pietermaritzburg wieder einmal allen gezeigt. Julien Absalon (BMC-Racing-Team) feierte seinen 27. Weltcupsieg. Natürlich muss man den Doppelolympiasieger auch für Cairns auf der Rechnung haben, zumal ein ganz großer Widersacher mit Nino Schurter nicht am Start stehen wird. Der Schweizer von Scott-Odlo bereitet sich auf die Tour de Suisse auf der Straße vor. Dafür kommt Jaroslav Kulhavy zurück. In Südafrika musste er aufgrund von Fieber noch auf einen Start verzichten, in Australien will er angreifen. In welcher Verfassung er sein wird muss man sehen, da sich der Tscheche Anfang des Jahres die Kniescheibe gebrochen hat und etwas hintendran mit dem Training ist. Ein Sieg beim Czech Cup in Teplice hat er zumindest schonmal in der Tasche.


# Wiederholt Absalon seinen Sieg von Pietermaritzburg?

Ganz weit vorne bei den Podiumskandidaten muss man seit letzter Woche auch einen Deutschen nennen – Manuel Fumic. Der Cannondale-Fahrer hat sich in Pietermaritzburg in einer exzellenten Verfassung präsentiert und ein tolles Rennen abgeliefert. Lange hielt er mit der Spitze um Schurter und Absalon mit und musste sich schlussendlich nur um 34 Sekunden dem Franzosen geschlagen geben. Sicherlich hat auch er das Podium wieder klar im Visier. Die weiteren deutschen Fahrer wollen wieder etwas gut machen. Moritz Milatz (BMC) war mit seinem Auftakt logischerweise gar nicht zufrieden als er das Rennen nach zwei Stürzen aufgeben musste. Doch die Wunden sind größtenteils verheilt, sodass er normalerweise ohne Einschränkungen am Start stehen kann. Markus Schulte-Lünzum (Focus) war mit seinem 33. Platz ebenfalls nicht zufrieden. Zu was er in der Lage sein kann, zeigte er zumindest ansatzweise in Südafrika, als er sich gleich nach dem Start auf Platz fünf nach vorne schob.


# Manuel Fumic ist zurzeit in einer super Form…

Doch auch Fahrer wie den drittplatzierten des ersten Weltcups Maxim Marotte (BH-Suntor-KMC) sind ganz heiße Eisen im Feuer – ebenso wie der junge Tscheche Ondrej Cink, der Altmeister Hermida, Thomas Litscher (alle Multivan Merida) und Mathias Flückiger (Stöckli). Das sie alle aufs Podium fahren können steht wohl außer Frage. Doch ist für sie womöglich auch mehr drin? Nicht unterschätzen sollte man den Sieger des Weltcups aus Albstadt letzten Jahres Daniel McConnell, zumal er den Heimvorteil auf seiner Seite hat. Nicht am Start stehen wird, neben Schurter und Florian Vogel, der in den kommenden Tagen Vater wird, auch Lukas Flückiger. Der BMC-Fahrer hat sich beim Training auf der Strecke in Pietermaritzburg den Zeh gebrochen, als er einen Abgang über den Lenker machte.

 

Damen

Bei den Damen war der Sieg der U23-Fahrerin Jolanda Neff (Liv Pro XC Team) beim ersten Weltcup dieses Jahr keine große Überraschung. Zu stark präsentierte sich die Schweizerin in den Wochen davor. Der zweite Platz von Gunn-Rita Dahle Flesjaa, war etwas unerwarteter, doch sie bewies eindrucksvoll, dass es ein sehr großer Fehler wäre, sie zu irgendeiner Zeit abzuschreiben. Dies gilt allerdings nur für die kommenden Weltcups in Nove Mesto und Albstadt, da die Norwegerin wie einige weitere Sportler auf die Reise nach Australien verzichtet. Neffs Teamkollegin Maja Wloszczowska belegte Rang drei, und gehört somit, wie fast immer, zu den Topfavoriten beim anstehenden Weltcup.
Wird es also wieder eine Show von Jolanda Neff? Sicherlich gibt es etliche Fahrerinnen die ihr das Leben schwerer machen wollen. Zwei von ihnen wurde oben erwähnt. Annika Langvad, die auf Platz Vier beim Auftakt überraschte, hätte womöglich das Zeug dazu den zwei Liv-Fahrerinnen Paroli zu bieten, doch auch sie verzichtet. Alexandra Engen hingegen ist in Lauerposition und wird bestimmt zuschlagen wenn es eine entsprechende Chance gibt. Die Ghost-Fahrerin hat aber sicherlich auch die Absicht im Sprint ganz vorne mitzumischen. Dazu später mehr.
Mit Blick auf die deutschen Bikerinnen macht vor allem der sechste Platz von Sabine Spitz Hoffnung auf ein Top 5 Resultat in Australien. Nur knapp musste sie sich in Pietermaritzburg Alexandra Engen geschlagen geben. Die ersten fünf und somit der Sprung aufs Podium ist somit allemal realistisch. Bei den weiteren deutschen Sportlerinnen muss man abwarten. Adelheid Morath ist nach ihrem schweren Sturz im berühmten Rock Garden von Pietermaritzburg auf dem Weg der Besserung. Glücklicherweise erlitt sie keine Brüche, sodass sie am Sonntag am Start stehen kann. Dass sie in einer guten Form ist, hat sie in Südafrika bewiesen – auf Platz sieben musste sie das Rennen beenden. Hanna Klein ist, wie Spitz, gut in die Saison gestartet mit Platz 18. Was für sie am Wochenende drin ist, wird sich zeigen, doch ihr Ziel sind sicherlich wieder die Top 20 aufwärts.


# Momentan bärenstark: Jolanda Neff – folgt Weltcupsieg Nummer 2 in ihrer Karriere?

 

U23

In der U23 will der achtplatzierte des vergangenen Weltcups Julian Schelb etwas weiter nach vorne. Der Multivan-Merida Fahrer hat sicher an sich selbst den Anspruch aufs Podium zu fahren. Das Zeug dazu hat Schelb alle mal, auch wenn es nicht einfach sein wird sich gegen Jordan Sarrou, Michiel van der Heijden, Grant Ferguson, Anton Cooper und Co durchzusetzen. In Europa hat der Schwarzwälder in letzter Zeit immer wieder mit Heuschnupfen und damit verbundenen Atemproblemen zu kämpfen. Da auf der Südhalbkugel momentan aber Früh-Winter ist, sollten sich diese Probleme in Grenzen halten. „Ich fühle mich ganz gut und werde am Freitag auch den Eliminator fahren“, gab ein optimistischer Schelb zu Protokoll.
Weitere deutsche U23-Fahrer sind in Cairns nicht am Start.
Bei den U23-Damen will Helen Grobert vom Focus XC Team sicherlich ihren vierten Platz von Pietermaritzburg in ein Top 3-Ergebnis umwandeln.


# Julian Schelb will seinen achten Platz aus Pietermaritzburg überbieten

 

Eliminator

Am Freitagabend geht es bereits um den ersten Weltcupsieg des Wochenendes und den ersten Sieg im Sprint dieses Jahr. Seit letztem Jahr gibt es den Eliminator mit einer Weltcupgesamtwertung. Der erste Sieger war der Österreicher Daniel Federspiel. Der Fahrer vom Ötztal-Scott-Racing-Team konnte letztes Jahr schon den Auftakt in Albstadt für sich entscheiden. Kann er dieses Kunststück dieses Jahr wiederholen? „Ich hätte nichts dagegen“, zeigte sich Federspiel optimistisch. „Die Strecke ist technisch anspruchsvoll, was mir sehr liegt und hat eine seeeeeeehr lange Zielgerade. Sogar länger als in Bern, als ich Europameister wurde. Das macht das Rennen fair.“ Der zweitplatzierte aus Albstadt Thomas Litscher wird aber auch am Start stehen und ihm sicherlich nichts schenken. Doch der wohl größte Konkurrent für den Österreicher wieder der Lokalmatador Paul van der Ploeg (Giant) sein. Der Australier ist der amtierende Weltmeister im Sprint und setzte sich eben gegen Federspiel im Finale der WM letztes Jahr durch.
Doch wir konnten schon vergangenes Jahr immer wieder die eine oder andere Überraschung erleben, da junge Sportler plötzlich ganz vorne auftauchten. Gut möglich, dass dies am Freitag wieder der Fall sein wird. Aus deutscher Sicht sind Julian Schelb und der deutsche Meister Simon Gegenheimer hoch einzuschätzen. Andy Eyring der fürs Team Bergamont-Hayes fährt und sich dieses Jahr auf den Sprint fokussiert, muss leider auf einen Start verzichten. Nach einer Blinddarm-OP, war er gerade wieder fit geworden und wollte von Südafrika direkt weiter nach Australien fliegen, doch ihm wurde in Pietermaritzburg sein Rad geklaut, sodass er frustriert die Heimreise antreten musste.
Bei den Damen sieht die Konstellation etwas anders aus. Während man bei den Herren ein sehr spannendes und offenes Rennen erwarten kann, sind bei den Frauen die Weltmeisterin Alexandra Engen, Jenny Rissveds und die momentan sehr starke Jolanda Neff favorisiert. Natürlich ist es nicht ausgeschlossen, dass jemand anderes den Dreien in die Suppe spuckt, doch einfach wird dieses Unterfangen sicher nicht.

Die XCE-Strecke ist im Gegensatz zu einigen Sprintveranstaltungen kein Stadtkurs. „Alles ist im Gelände und es hat technisch anspruchsvolle Passagen“, berichtet Federspiel. Einfach wird es auf jeden Fall nicht im australischen Regenwald, schon allein wegen den äußeren Bedingungen. „Es ist eine andere Welt hier. Das Klima ist brutal und der Jetlag kommt auch noch dazu“, beschreibt der Österreicher die schweren Umstände, vor allem für die Europäer.
Es wird also wieder ein spannendes Duell Mann gegen Mann bzw. Frau gegen Frau.


# Kann Daniel Federspiel einen weitern Weltcupsieg feiern wie hier im Val di Sole?

 

Strecke und Infos

Die XCO-Strecke im nord-osten von Australien ist „sehr cool“, wie Julian Schelb uns erzählt. „Am Anfang ist ein langer Anstieg von ca. 6-7 Minuten mit vielen Serpentinen, in Form von Singletrails. Es hat aber viele Doppellinien. Dann kommt ein längerer Downhill, der oben sehr felsig und steinig ist. Unten raus wird es sehr flowig mit vielen Sprüngen, bevor dann nochmal ein kurzer Anstieg und eine technische, steinige Abfahrt kommt.“ Die Strecke liegt komplett im Regenwald. „Es ist hier richtig cool, überall gibt’s Schlangen auf dem Boden und in den Bäumen. Neben der Strecke ist komplett Urwald, da kann man nicht durch den Wald laufen“, berichtet der begeisterte Multivan-Merida-Fahrer. Julian Schelb mag lange Anstiege und wie er selbst sagt kommt ihm die Strecke entgegen. Ob die Strecke für die anderen Deutschen auch von Vorteil ist, wird sich erst am Sonntag zeigen.

Alle Infos zum Weltcup und den Zeitplan findet ihr hier. Achtet auf die Zeitverschiebung.
Ein Artikel mit Direktlink zum RedBull-Stream wird wie immer kurz vor dem Rennen online gestellt.

  1. benutzerbild

    Infernal

    dabei seit 10/2007

    Fumic! Wie genial es halt einfach wäre wenn mal jemand ohne schwucken Höschen gewinnen würde ;-)

  2. benutzerbild

    cd-surfer

    dabei seit 12/2008

    Ein deutscher Sieger wäre schon toll,egal was für ne Hose. Mani war vor 2 Wochen in Form,warum nicht auch jetzt...

  3. benutzerbild

    Lateralus

    dabei seit 08/2005

  4. benutzerbild

    Cubinator

    dabei seit 01/2013

    Seh ich das richtig, dass das Men Elite Rennen um 7:30Uhr deutscher Zeit stattfindet?

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