Auf dem Markt der Enduro-Federgabeln finden sich zunehmend mehr Produkte mit einem Anschaffungspreis von unter 800 Euro. Liegt der Listenpreis jedoch unter 600 Euro, ist das schon eher die Seltenheit, besonders wenn der Hersteller ein so preisaggressives Modell in einen direkten und hart umkämpften Vergleichstest mit den edelsten Modellen dieser Klasse gibt. X-Fusion schickte mit der Sweep RL2 eine 550 Euro günstige Gabel ins Rennen, die es laut Hersteller mit der starken Konkurrenz aufnehmen können soll.

Foto Jens Staudt XFusion Sweep RL2-6492
# X-Fusion Sweep RL2: mit 550 Euro ist die Sweep die günstigste Gabel im Test und mit 1.810 Gramm Gewicht sogar die leichteste. 

Zum Produkt: X-Fusion Sweep RL2

Oft sind es die Topmodelle jeglicher Produktklassen, die das Interesse des Kunden auf sich ziehen, doch kauft die große Masse meist die weitaus günstigeren, artverwandten Produkte der Mittelklasse. Mit einem Preis von nur 550 Euro, liegt die X-Fusion in unserem Testfeld sogar unterhalb der Mittelklasse und kann die Konkurrenz in Sachen Gewicht sogar ausstechen. Geht es um die Einstelloptionen der Gabel, so zeigt sich schnell, wie der günstige Preis zustande kommt. Zwar bietet die Sweep RL2 ein Lockout, von einer einstellbaren Low-Speed-Druckstufe ist aber nichts zu sehen.

Dennoch soll die Sweep auch im Enduro-Bereich eine gute Figur machen: Dafür soll eine von Haus aus gut abgestimmte Dämpfungskartusche auf Basis eines Mid-Valves sorgen. Ob das der Fall ist, fanden wir im Zuge unseres Test heraus.

Überblick

  • Das Gewicht lag bei leichten 1.810 Gramm.
  • nur drei Einstelloptionen: Zugstufe, Lockout und Luftdruck
  • nur für 27,5″-Laufräder erhältlich
  • Der Listenpreis liegt bei günstigen 550 Euro
Foto Jens Staudt XFusion Sweep RL2-6501
# Viel gibt es an der X-Fusion nicht einzustellen. 
Foto Jens Staudt XFusion Sweep RL2-6495
# Alle Bedienelemente machen jedoch einen hochwertigen Eindruck. 

Handhabung der X-Fusion Sweep RL2

Als wir die 550 Euro günstige X-Fusion das erste Mal in die Hand nehmen sind wir etwas erstaunt: Trotz des niedrigen Preises lässt sich die Haptik der Sweep durchaus als wertig beschreiben. „Billig“ scheint die Gabel auf den ersten Blick nicht zu sein. Diesen Eindruck bekräftigt die Sweep auch beim Einstellen. Zwar sind die Einstelloptionen mit Zugstufe und Lockout sehr begrenzt, doch sitzen die Alu-Hebel und -Deckel spielfrei an ihrem Platz und bieten eine definierte feine Rasterung. Da die Sweep keine extern einstellbare Druckstufe bietet, ist das SetUp des Luftdrucks besonders wichtig. Für uns präsentiert sich die Gabel im Bereich um 20% SAG mit ihrer besten Performance.

Auch das Aus- und Einbauen des Vorderrades geht schnell und simpel vonstatten. Die ebenfalls hochwertig wirkende Steckachse bietet zwar eine erstklassige Funktion, muss in puncto Bedienung allerdings Kritik einstecken. Um die Achse drehen zu können, wird der Schnellspannhebel um 180° nach hinten umgeklappt um ihn in zwei gegenüberliegenden Nuten einzufädeln. Wie bei einer Maxle-Steckachse lässt sich die Achse so über den Hebel einschrauben. Leider kann man dabei jedoch keine 360°-Drehbewegung machen, da der Hebel mit dem Gabel-Casting kollidiert. Kein tragisches Problem, aber dennoch etwas nervig.

 Foto Jens Staudt XFusion Sweep RL2-6494
# Schön gemacht und einfach in der Bedienung: Die Steckachse der Sweep könnte so gut sein, wäre da nicht das kleine aber nervige Problem, dass sich ab einer gewissen Einschraubtiefe keine vollen Umdrehungen mehr mit dem Hebel machen lassen. 

Fahreindruck X-Fusion Sweep RL2

Markus

Mit nur 550 Euro Listenpreis ist die Sweep RL2 mit abstand die günstigste Gabel im Test. Die Gabel besitzt jedoch so gut wie keine Dämpfung und kommt dadurch sehr schnell an ihre Grenzen. Während sie auf flowigen Strecken noch mit einer guten Performance überraschen kann, so ist die X-Fusion auf den rauen Teststrecken in Finale Ligure sehr schnell überfordert. Durch ihr sensibles Ansprechen und das geringe Gewicht ist sie auf einfachen wurzeligen und nicht zu steilen Trails besser aufgehoben und kann vor allem mit ihrem günstigen Preis überzeugen.

Jens

Die Sweep hatten wir vor einiger Zeit bereits vorgestellt. Nun sollte sie sich im direkten Vergleich auf den identischen Strecken mit den anderen Enduro-Gabel aus unserem großen Vergleichstest messen. X-Fusion stellte uns hierfür eine neue Gabel zur Verfügung, welche sich vom Grund-Setup absolut identisch zum vorherigen Testmodell anfühlte.

Der Eindruck vom ersten Test wurde, auf den teilweise doch recht ruppigen Strecken, erneut für mich bestätigt. Solange ich mich nicht in steilem Gelände befinde oder auf der Jagd nach der schnellsten Zeit und der besten Linie in grobe Stein- und Wurzelfelder „rein halte“, bietet die Gabel eine komfortorientiere Grundabstimmung. Härterer Einsatz über Steilstufen, Wurzel- und Steinstakkato brachte die Gabel und mich als Piloten schnell weit aus der eigenen Komfortzone. Ich fand mich schneller zur Bremse greifend wieder, als bei den Gabeln mit härter abstimmbarer Druckstufe. Bei der Linienwahl versuchte ich dementsprechend, falls möglich, Hindernissen auszuweichen auch wenn ich dafür eine weitere Strecke zurücklegen musste und die nächste Sektion dann aus ungünstigem Winkel anfahren musste.

Eine Anpassung des Luftdrucks und eine schnellere Zugstufeneinstellung für verminderten Sag und weniger Abtauchen in Stein- oder Wurzelfeldern brachte nur geringfügige Verbesserung in der Fahrqualität. In Summe opferte man zu viel Traktion und Komfort, als dass diese Einstellung akzeptabel gewesen wäre. In Summe sehe ich die Gabel in ihrem Einsatzgebiet passend für Fahrer, die ihre Ausfahrten auf moderaten Trails, gerne auch im Sattel, verbringen.


# Durch die flache Kennlinie der Sweep nutzt die Gabel in rauem Gelände enorm viel Federweg und kommt somit schnell an ihre Grenzen.

Mario

Schon zu Anfang fiel mir bei der X-Fusion die flache Federkennlinie auf. Ich musste die Gabel mit sehr wenig SAG fahren, damit sie nicht zu sehr durch den mittleren Federweg rauschte. Durch den geringen SAG hatte ich jedoch den Eindruck, dass die Gabel hoch im Federweg bleibt. Ging es aber etwas schneller in eine Kompression oder Anlieger, so war ein deutliches Wegsacken zu spüren. Auch wurde durch die fehlende Druckstufe der Federweg nicht besonders effektiv genutzt.

Erstaunlich war die geringe Losbrechkraft der X-Fusion, wodurch sich die Sweep auf einfachen Strecken und bei langsamer Fahrweise durchaus komfortabel präsentierte. Ich persönlich würde aber versuchen die Luftkammer zu verkleinern, was mehr Endprogression zur Folge hätte. Zudem ließe sich mehr SAG fahren und der mittlere Federwegsbereich wäre besser zu nutzen. In Anbetracht des geringen Preises und Gewicht ist die Sweep RL2 jedoch durchaus brauchbar, wenn auch nicht für jeden Einsatzbereich.


# Flowige Strecken mag die X-Fusion deutlich lieber und beweist darauf eine durchaus akzeptable Performance.

Gesamteindruck aller Tester

Da sich nach den Tests mit der X-Fusion alle Tester einig waren, gibt es an dieser Stelle den oben genannten Fahreindrücken kaum etwas hinzuzufügen. Erwähnenswert ist lediglich noch, dass die Sweep beim Pedalieren besonders angenehm auffiel: Ging es auf einem Trail sitzend in der Ebene dahin, so nahm die Gabel feinfühlig kleine wie auch größere Schläge gekonnt auf, was für viel Komfort sorgte. Dennoch neigte sie nicht zum Wippen, weshalb man abseits befestigter Wege ruhigen Gewissens in der offenen Stellung des Lockouts fahren konnte. Ging es auf Forststraßen oder gar Asphaltstraßen im Wiegetritt bergauf, so kam der Lockout wie gerufen.

Foto Jens Staudt Finale Ligure Impressionen Federgabeltest-6183
# Die X-Fusion baut mit ihrer Einbauhöhe von satten 555 mm am höchsten im Testfeld. 

Wen spricht die X-Fusion Sweep RL2 an?

In unserem groß angelegten Federgabelvergleichstest hatten wir uns das Ziel gesetzt, herauszufinden, welche der aktuellen 160-mm-Gabeln den Ansprüchen an eine moderne Enduro-Gabel gewachsen sind. Dabei schonten wir die Kontrahenten nicht im geringsten und testeten auf Strecken, auf denen unter anderem EWS-Rennen ausgetragen werden. In diesem Bereich zeigte sich die X-Fusion mit starken Schwächen. Zwar konnte die Gabel einen gewissen Komfort bieten, doch ließ sie weder höhere Geschwindigkeiten, noch eine direkte Linienwahl oder gar eine aggressive Gangart zu.

Auf flowigen Trails, wie jenseits des Alpenraums oft in Deutschland vorzufinden sind, war die Sweep jedoch erstaunlich gut, wenn auch nicht auf dem hohen Niveau ihrer Mitbewerber. Daher spricht die 550 Euro günstige Gabel eine klare Zielgruppe an: Wer als Einsteiger sein Glück ohnehin nicht gleich in grobem Gelände suchen wird und wert auf wenig Gewicht legt, der findet mit der Sweep einen treuen Begleiter. Auch komfortorientierte All Mountain-Touren-Fahrer, die selbst im Gelände nur ungern aus dem Sattel gehen, könnten die leichte X-Fusion zu schätzen wissen.

Welche Gabel war das doch gleich?
# Welche Gabel war das doch gleich? Aus dem Blindtest-Fundus.
Setup-Änderungen durften nicht selbst vorgenommen werden, sonst würde man ja die Tarnung auffliegen lassen. Maxi macht den Mechaniker.
# Setup-Änderungen von einer dritten Person vorgenommen. 

Test-Fazit X-Fusion Sweep RL2

Die X-Fusion konnte mit der starken Konkurrenz in Sachen Fahrleistung nicht mithalten. Hingegen liegt der UVP deutlich unter dem der Mitbewerber, so auch das Gewicht. Mit 1.810 Gramm ist die X-Fusion die leichteste Gabel im Test. Geht es um den Einsatz in harmlosem Gelände, kann die Sweep jedoch eine durchaus gute Leistung erbringen. Vor allem Leute, die weder viel ausgeben möchten, noch aufgrund ihres Einsatzgebietes nach einer „Hochleistungs“-Gabel verlangen, dürften mit der X-Fusion einen guten, leichten und vor allem günstigen Begleiter finden.

Pro:

  • Preis
  • Gewicht (vor allem in Relation zum Preis)
  • sehr einfach und unkompliziert
  • gute Verarbeitung und Haptik
  • gutes Ansprechverhalten

Contra:

  • keine richtige Druckstufendämpfung
  • wenig Einstelloptionen
  • flache Federkennlinie

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Harte Fakten

Ermittelte Werte:

  • Maximaler Federweg: 160 mm (intern von 100 – 160 verstellbar)
  • Maximal genutzter Federweg: 158 mm
  • Einbauhöhe: 555 mm
  • Gewicht: 1.810 Gramm

Erhältlich in/mit:

  • Federweg (mm): 160 (getestet)
  • Laufradgröße: 27,5″ (getestet)
  • Gabelschaft: Alu tapered
  • Achse: 15 mm, werkzeuglos gesteckt und verspannt
  • Farben: Schwarz

Informationen:

  • Material: Aluminium
  • Federung: Luft
  • Einstellbarkeit: Luftdruck, Lockout, Zugstufe
  • Dämpfung: RL2 Kartusche mit Mid-Valve
  • Standrohre: 34 mm
  • Bremsenaufnahme: Disc, Postmount 7“ (180 bis 203 mm Bremsscheibe)
  • Farben: Schwarz, Weiß
  • Preis: 550 €

Die übrigen Tests der Enduro Gabel Testreihe

  1. benutzerbild

    Ischi

    dabei seit 11/2008

    Preis und normal gute Funktion, okay. Aber ernsthaft, was will man mit 160mm und 650B, wenn man im Sitzen den Berg runterfährt. Dann doch lieber eine nicht extrem viel teurere Pike oder Matoc, oder meinetwegen auch eine teure BOS. Und für alle anderen, die den Federweg nicht brauchen, eine deutlich leichtere und günstigere Gabel ala RS Sektor,...

    In meinen Augen verfehlen FOX 34, Suntour Auron und diese Gabel ihre eigentliche Aufgabe (vorsichtig, Meinungsbildung aus den Tests smilie )

  2. benutzerbild

    Ganiscol

    dabei seit 03/2012

    mal aus reiner Neugier: mal angenommen man würde alle Gabeln mit einer beliebigen Coil-Variante vergleichen, hätten dann immer noch alle Luftgabeln das Nachsehen?

    (Besitze einer 2012er Sektor Coil Dual Position 150mm im Hardtail)

    Ja und zwar in Punkten wie Wartungsbedarf (logisch, Stahlfeder ansich braucht keine Wartung), Ansprechverhalten (Unterschiede werden aber immer kleiner) und Linearität.

    Bis auf den ersten Punkt ist es sicherlich nicht mehr annähernd so gravierend wie es lange Zeit war. Ich konnte mich, von der Lyrik coil kommend, jedenfalls mit der Mattoc gut anfreunden. Wärs eine schlechtere Gabel gewesen, würde ich freilich weiterhin vehement das coil Loblied singen. smilie
  3. benutzerbild

    ATw

    dabei seit 04/2012

    Schade, dass in die Sweep keine HLR Kartusche passt smilie

  4. benutzerbild

    Deleted 59812

    dabei seit 12/2015

    Selbst die HLR Kartusche ist z.B. in der Freeride eher schlecht weggekommen.

    In England und auch Amerika scheinen die Xfusions sehr beliebt zu sein und gelten als extrem zuverlässig.

    Schön ist,dass man zu einem günstigen Preis eine Gabel mit einer anständigen Kartusche bekommt. Die RL2 Kartusche hat Shims für HS/LS Compression und den HS Rebound. Außerdem läßt sie sich wohl recht leicht zerlegen.
    I.E. sind das günstige aber dennoch hochwertige Gabeln mit hohem Tuningpotenzial.

    Schade ist allerdings, dass bei Reset nicht alle Gabeln erhältlich sind. Auf meine aAnfrage bzgl. der Slant wurde mir letztes Jahr mitgeteilt, dass es diese in Deutschland nicht geben wird. Ich hätte wahrscheinlich eine gekauft.

    Bei den englischen Tests wird das Setup der Gabeln ziemlich gelobt. Kann aber sein, dass es für heftigeres Gelände etwas zu soft wird, wenn man ein und denselben Trail dann zum zehnten mal runterglüht. Fährt man auf Sicht, ist das Setup sicher gar nicht mal so verkehrt.

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