Nach dem Sea Otter Classic verbrachten Maxi und ich noch einige Zeit in Kalifornien – aber nicht um Urlaub zu machen, sondern um mit dem Pivot-Fahrer Jeffrey Herbertson erste Testfahrten mit seinem Prototypen des Phoenix Carbon durchzuführen [hier unsere Vorstellung des Pivot Phoenix Carbon vom Sea Otter Classic]. Auch wenn der Rahmen noch nicht ganz der Serie entsprach, durften wir dennoch einige Abfahrten darauf machen, um einen gewissen ersten Eindruck zu gewinnen. Wir hoffen, ein Serienmodell des Phoenix Carbon möglichst bald einem gründlichen MTB-News.de-Test unterziehen zu können und halten euch auf dem Laufenden.

Der erste Kontakt

Gelb, grün oder irgendwas dazwischen? Schon der erste Aluminium-Prototyp, den Bernard Kerr letztes Jahr beim Crankworx über die Strecken jagte, fiel durch eine ähnliche Farbgebung auf. Nun wird fast der gleiche Farbton für die Serienversion angeboten. Wer es nicht so grell mag, kann auf eine annähernd stealth-black-schwarze Version zurückgreifen. Aber zurück zum gelben Carbon-Geschoss: Nicht ohne Stolz wurde das Bike am Pivot-Stand an einer Waage hängend präsentiert.

Knapp unter 15,3kg für ein Downhillbike inklusive Pedale – und weiterem Einspar-Potenzial – dieses Gewicht bringt aktuell fast mein Dirt-Bike auf die Waage.


# Phoenix Carbon 27,5″ – unglaubliche 15,3kg bringt der Edelhobel auf die Waage

Die erste Fahrt auf dem Pivot Phoenix Carbon

Kann ein Bike zu leicht sein? Beim Antritt sicher nicht – und das ist das Erste, was auffällt. Maxi und ich entführten das Bike am Sonntagabend des letzten Tages beim Sea Otter auf die immer noch mit Tape markierte Downhillstrecke. Die Piste brachte – wie jedes Jahr – neben Bremswellen, einigen sonstigen Löchern und den spaßigen Sprüngen nicht sonderlich extreme Hindernisse für uns auf den Plan. Viele Profis starten deshalb jedes Jahr auf Endurobikes. Doch wie schlug sich hier das Phoenix Carbon?

Nachdem wir ein wenig auf der ersten Sektion herumgehüpft waren und die Einstellungen von Federgabel und Dämpfer in Richtung unserer persönlichen Vorlieben getrimmt hatten, beschlossen wir, die Strecke in einem Rutsch durchzufahren. Maxi fuhr mit einem Scott Gambler 26″ Test-Bike voraus, gab direkt ordentlich Gas und sprang über alle großen Kicker. Soweit konnte ich gut mithalten, auch wenn ich mich noch ein wenig auf das Rad eingewöhnen wollte und mich jeweils nur für die kleinere Option der Absprünge entschied. Solide traf ich ohne großen Aufwand die Landungen und konnte, wenn ich mich verschätzt hatte, immer noch ein wenig „nachdrücken“. Das niedrige Gewicht kam mir auch hier helfend zur Hand.

Kleine Flugstunde in Laguna Beach
# Kleine Flugstunde in Laguna Beach
Bäumchenslalom auf einer Sandhalde
# Bäumchenslalom auf einer Sandhalde

Auf die Highspeed-Sektion hatten wir uns beide schon auf dem Weg zur Strecke gefreut und so schossen wir mit 60 Sachen über den Lenker geduckt die knochentrockene Piste hinunter. Die Schläge der Bremswellen kamen in immer schnelleren Stakkato und wir fingen an, in den eigentlichen Einsatzgeschwindigkeiten der Bikes zu testen. Mit Schwung über den kleinen Gegenanstieg und rein in die off-camber Sektion. Sehr sandig und rutschig alles. Nicht unbedingt der Untergrund, den man von Deutschland so kennt. Sicherheitshalber nahm ich den Fuß raus, um unliebsamen Bodenkontakt vorzubeugen. Das Rad fing an zu rutschen, ließ sich aber dabei gut kontrollieren.

Between tape auf der Downhillstrecke des SeaOtterClassic
# Between tape auf der Downhillstrecke des SeaOtterClassic
Der Phoenix macht die ersten Flugversuche.
# Der Phoenix macht die ersten Flugversuche.

Nach einem weiteren kleinen Gegenanstieg und einer Highspeed-Sektion fuhren wir direkt hintereinander ins Ziel ein. Auf dem Weg nach oben, den wir schiebend zurücklegen, hatten wir eine Menge Zeit zu diskutieren. „Wie viel Gas hast du gegeben?“, „Konntest du dran bleiben?“ „Wie fühlen sich die großen Laufräder an?“ Wir hatten bereits beide das Gefühl, dass die 650B Laufräder auf dieser Strecke einen gewissen Vorteil boten. So fuhren wir im Train nochmals die erste Sektion ab, in umgekehrter Reihenfolge.

Der Untergrund war auch hier schon extrem sandig und der Kurvengrip ließ dementsprechend schnell nach. So reduzierte ich vor der ersten Kurve meine Geschwindigkeit sicherheitshalber ein wenig. Danach hieß es wieder Bremse auf. Nach der ersten Sektion stoppten wir und diskutierten wieder unsere Eindrücke. Maxi war mit dem 26″-Bike ungebremst in die erste Kurve gefahren und trotzdem schien sich mein Hinterrad dort und auch im folgenden Abschnitt kontinuierlich von seinem Vorderrad zu entfernen. 650B allein oder Setup des Fahrwerks? Diese Aussage wollen wir nach so einem kurzen Test noch nicht treffen.

Jeffrey Herbertson auf dem Pivot Phoenix Carbon

Während der nächsten Tage verbrachten wir einige Zeit auf den Localtrails um Santa Cruz und Aptos. Der Wald dort hat einiges zu bieten und wer ein Fan von „Loam“ ist, wird in den dortigen Redwoods mehr als fündig! Zusammen mit Jeffrey fuhren und fotografierten wir dort auf den wahnsinnig guten Trails. Jeff ist eine ganze Ecke schwerer als ich und so mussten wir Druckstufen, Luftruck und die Progression der Fox 40 erhöhen, um seinen heftigen Fahreinlagen entgegen zu wirken.

Foto Jens Staudt Pivot Phoenix Carbon-7162
# Nach massiven Erdbewegungen…
Foto Jens Staudt Pivot Phoenix Carbon-7157
# … wird der eingedeckte Fotograf von den Fahrern fotografiert.

I will have a hard time when I go back to my heavy rig after riding this beauty. J.H.
Bei Aggys Reunion (ab 1:46min) schoss er sich ebenfalls (noch auf dem alten Phoenix) via Front- und Backflip über die massiven Kicker und so konnte er auch hier nicht widerstehen nach einem passenden Spot für einen Flip mit dem neuen leichteren Bike zu suchen. Wir wurden bald fündig und er zog den Flip direkt beim ersten Lauf mit dem neuen Bike. Respekt!


# Ein wenig überraschend kam die Backflip-Aktion von Jeff schon.

 

Nach einigen Erdumwälzungen auf einem Hometrail machten wir uns noch mal auf den Weg, um eine etwas ruppigere Strecke zu begutachten. Als wir nach einigen Läufen dann die Kamera holten gab leider nach einem Steinkontakt das Schaltauge auf und wir können auch darum nur Fotos von der ersten Kurve liefern.

Foto Jens Staudt Pivot Phoenix Carbon-7519 Foto Jens Staudt Pivot Phoenix Carbon-7271 Foto Jens Staudt Pivot Phoenix Carbon-7148 Foto Jens Staudt Pivot Phoenix Carbon-6934 Foto Jens Staudt Pivot Phoenix Carbon-6873
Diese Fotos im Fotoalbum anschauen

Auf nach Idlewild

Nach einer eindrucksvollen Zeit in der Region um Santa Cruz und Aptos machten Maxi und ich uns in einer langen nächtlichen Fahrt auf den Weg in den Süden nach Idyllwild. Auf der Strecke bekannt aus Aaron Gwins Video wollten wir noch weitere Testeindrücke in steinigem Gelände gewinnen und zusammen mit Bobby Root ein paar Fotos schießen.

Tetris ist ein essentieller Bestandteil von Roadtrips
# Tetris ist ein essentieller Bestandteil von Roadtrips
Shutteln leicht gemacht.
# Shutteln leicht gemacht.

Hier empfand ich das als large (Reach 428mm) definierte Phoenix dann doch fast schon ein wenig kurz bei meiner Größe von 1,90m. Dieses Feedback schienen einige Fahrer gegeben zu haben, denn nach Rückfrage, ob das wirklich die large-Version des Bikes sei, meinte Pivot-Eigentümer Chris Cocalis, dass sie mit dem Carbonmould in einer Größe (large) für die ersten Carbonmuster begonnen hatten und das, was ursprünglich als Large geplant gewesen sei, nun das neue Medium werden wird. Das neue Large wird einen Reach von 455mm bekommen, zusätzlich soll noch ein XL mit 482er Reach kommen.


# Geometrie Pivot Phoenix Carbon DH


# Auch wenn der Grip irgendwann sein Ende findet, kann man von einem ausbalancierten Bike sprechen.

Test-Fazit Pivot Phoenix Carbon

Unser erster Eindruck macht neugierig auf mehr. Das Pivot Phoenix Carbon ist durch sein niedriges Gewicht sehr leicht zu handhaben und erforderte nur eine kurze Eingewöhnungsphase. Der reine Fokus auf die goldene Mitte der Laufradgrößen wird nicht jedem schmecken – aber Pivot definiert dieses Bike als Downhill-Racebike. Es geht darum, den Fahrern ein Werkzeug an die Hand zu geben, das mit jeder Eigenschaft dazu beiträgt, die schnellstmögliche Zeit zwischen den Flatterbändern abzuliefern. Das World Cup-Team um Kerr, Jackson und Ghatto beweist dies aktuell mit kontinuierlich besseren Ergebnissen.

Dennoch sorgt das niedrige Gewicht und das gute Handling dafür, leicht quer zu fliegen oder auch Ausflüge in Richtung Freeride zu unternehmen. Jeffrey unterstützte bei der letzten Rampage Ryan Howard bereits mit seinen „Builder“ Fähigkeiten. Vielleicht sieht man ihn dieses Jahr auf dem Pivot Phoenix Carbon ebenfalls massive Felskanten bezwingen…

  1. benutzerbild

    Ehrenfeld

    dabei seit 10/2001

    Off-Camber: I vomit wegens eurem denglish.
    Ach so: bloß kein vernünftiges Foto von dem Rad machen!
    Jede Menge Fotos vom Rad gibt´s im Vorstellungsthema, das ebenso wie die Pressemitteilung direkt als weiterführender Link unter diesem Artikel angezeigt wird. Habe den Link noch im Intro eingefügt.
  2. benutzerbild

    MrEtnie

    dabei seit 07/2010

    Schickes Rädle. Wenn ich genügen Zaster über hätte... Das Grün-Gelb gefällt mir. Aber ein Trek-Session Park Carbon wäre auch nicht schlecht... smilie

  3. benutzerbild

    Kyuss1975

    dabei seit 03/2014

    Meine Güte, sind eure Böcke wirklich so schwer?
    Da bin ich ja beruhigt wegen meinem! smilie
    Fahre aktuell einen 2013er Stumpjumper Carbon Expert 29" mit 13,5 kg. Da ist mit ein paar Titan- und Karbonteilen noch was rauszuholen.
    Fuhr davor 21 Jahre lang einen Stumpjumper 26" der trotz Stahlrahmen und DH-Judy auf 11,8 kg kann.
    Mit der Starrgabel überhaupt nur auf 10,5 kg. smilie

  4. benutzerbild

    soso79

    dabei seit 11/2009

    @Kyuss1975 - dir sind aber schon die unterschiede zwischen nem all mountain und nem dh bekannt, oder smilie dein rad ist verhältnismäßig schwer...
  5. benutzerbild

    Alpine Maschine

    dabei seit 08/2004

    13,2 geht sicher ...

    Vor 21 Jahren wurde auch allerlei windiges Zeug gefahren. Wurden nicht schon einige SIDs auf unter 1 Kilo gebracht?

    Heute schafft das kein Hersteller mehr annähernd. Warum wohl nicht? Weils a) nicht hält oder b) viel zu teuer wäre.

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