44 Jahre alt, querschnittsgelähmt, Mountainbiker auf vier Rädern: Das sind die Eckdaten von Stacy Kohut, der seit seinem Unfall vor 23 Jahren mit einem vierrädrigen Geländebike auf DH-Strecken und in Bikeparks unterwegs ist. Wir haben Stacy in Whistler getroffen und ein Interview mit ihm geführt – welche besondere Aktion er zum diesjährigen Air DH vorhat, warum ein Four Wheel-Bike mehr Ähnlichkeit zu einem Rallye-Auto als zu einem Quad hat und welche seine Lieblingsstrecken sind, erfahrt ihr im Gespräch mit einem wirklich beeindruckenden und verdammt schnellen Radfahrer.
MTB-News.de: Stacy, gib uns mal ein paar Eckpunkte zu deiner Story.
Nachdem ich mir mit 21 den Rücken gebrochen hatte, wollte ich unbedingt mit dem weitermachen, was ich liebe – also suchte ich einen Weg, weiterhin bergab im Dreck unterwegs zu sein. Angesichts meiner Situation war klar, dass 4 Räder der richtige Weg sind. Ein bisschen wie MX, ein bisschen wie Biken, ein bisschen wie ein Truck, aber am ehesten wie ein World Cup Rallye-Car. Man slidet viel, man muss daran denken, dass man nicht allzu viel Federweg hat und das Rad daher smooth fahren muss. Die ersten Jahre habe ich daher auch viel Rally im TV geguckt.
Wie hast du dir deinen Rücken gebrochen?
Ich bin von einer Schaukel gefallen, mit 21. In dem Alter war ich noch Vert-Skater und nach einigen Wochen Poolfahren in Kalifornien waren wir am allerletzten Tag auf einem Spielplatz – und da flog ich von der Schaukel und brach mir den Rücken. Es dauerte dann allerdings nur 8, 9 Monate, bis ich mit Fourwheel-MTB angefangen habe – es gab einen Typen in Kalifornien namens John Davis, der es auch schon machte und mich ein bisschen eingeführt hat. Ich fing an mich dafür zu interessieren und habe von ihm gelernt – nach Ausflügen in das paralympische Skifahren konnte ich mir langsam einen Namen machen, um endlich selbst so ein Bike fahren zu können.
Baust du deine Bikes selbst?
Wir haben die Bikes selbst gebaut und auch verkauft, hatten aber einige Probleme mit Haftungsfragen. Und bevor die Sache nach hinten losging, entschieden wir uns, die Firma dichtzumachen.
Erzähl uns mal etwas über den Aufbau vom Bike.
Es hat Fox-Dämpfer mit 6.5“ Federweg und 20“ Sun Ringlé BMX-Felgen mit Maxxis-Reifen vorne. Hinten sind ältere Sun Double Wides montiert, ebenfalls mit Maxxis-Bereifung. Standard Spank-Lenker und insgesamt vier Bremsen, von denen die hinteren und vorderen miteinander verbunden sind.
Das Rad lässt sich recht gut carven – denn der Masseschwerpunkt ist ziemlich tief und bringt damit viel Stabilität ins Rad. Und es erlaubt dir in gewissem Maße, das Rad herumzuwerfen – ich kann sogar Whips damit springen. Auf einem Quad wäre das zum Beispiel nicht möglich, da man dort eher drauf statt drin sitzt. Du wirst praktisch eins mit der Maschine.
Welche Strecken fährst du mit dem Gefährt?
In meiner Traumwelt würde ich gerne alle WC Downhill-Strecken fahren. Da gibt es soviele DH-Tracks, die für so ein Fahrzeug wie dieses perfekt passen! Früher wurde ich „A-Line-Kid“ genannt und viele dachten, dass ich nur die A-Line fahren würde. Ich bin jetzt eine Woche nicht auf der A-Line gewesen, in erster Linie war ich das ganze Jahr auf dem Canadian Open DH unterwegs.
Außerdem fahre ich Trails wie Pizza Cat, Ho Chi Ming, Strecken mit engstehenden Bäumen… ich mag das natürliche Terrain sehr, that is what it´s all about! Aber ich genieße auch die Jumptracks mit den Steilkurven. Ich weiss aber, dass es immer ziemlich dramatisch aussieht, mit dem Fourwheeler auf der A-Line.
Springst du alle Sprünge der A-Line?
Ich springe ungefähr 80 % aller Sprünge. Es gibt ein paar aufeinanderfolgende, die einfach nicht gehen – die Sprünge bringen mich aus dem Rhythmus. Aber ich mag die Oldschool-Downhill Tracks auch wirklich gerne.
Was sind das für Bremsen an deinem Bike?
Das sind richtig alte Hayes Mag Bremsen. Ich habe auch schon mal nach einem Upgrade und ein paar Veränderungen gefragt. Ich brauche zum Beispiel eine bestimmte Zylinder-Größe und diesen „Mixing Cube“ für die Leitungen: Dort kommt das DOT hinein und wenn das Reservoir nicht groß genug ist, wird das Ölverhältnis chaotisch. Es geht also um die richtige Reservoir-Größe und auch um die Größe der Kolben, dass es funktioniert.
Wieviel wiegt das Bike?
Aktuell wiegt das Bike rund 30 Kilo. 16.5cm Federweg und 160 mm-Bremsscheiben, ich wiege ungefähr 70 Kilo.
Wie lange machst du das jetzt schon?
Ich mache das jetzt seit 15 Jahren. Seit diesen ganzen 15 Jahren bin ich bei Troy Lee Designs unter Vertrag, seit 20 Jahren bei Oakley – diese beiden Sponsorships begleiten mich jetzt schon richtig lange. Die unterstützen mich einfach in dem was ich mache, und das Coole daran ist: ich muss nicht das „Opfer“ für sie spielen, sie lassen mich einfach stolz und stark sein, eben einfach ich selbst, und das unterstützen sie. Ich muss nicht vorgeben, dass ich der Hilfesuchende bin.
Achja, und nicht zu vergessen: Seitdem ich meinen Rücken gebrochen habe, bin ich jedes Jahr trotzdem im Krankenhaus. Gebrochene Rippen, gequetschte Lunge… auch auf diesem Gerät ist das Biken einfach sehr, sehr gefährlich. Aber: deswegen funktioniert es halt für einige von uns und für andere halt nicht.
Wie lang fährst du schon in Whistler?
Ich bin jetzt seit 14 Jahren hier, das ist also auch mein 14. Crankworx – noch bevor sie es Crankworx nannten, damals hieß es Joyride. Ich fahre morgen das Air DH-Rennen mit und fahre direkt vor den Pro Men. Zum ersten Mal werde ich den GLC Drop in einem Wettkampf springen, das hat noch kein Four-Wheeler vorher gemacht. Es gab zwar schon jemand vor sechs Jahren, damals allerdings mit zusätzlicher Rampe, es wurde alles speziell dafür eingerichtet. Ich werd´s fahren wie jeder andere, das wird ziemlich cool!
Danke für das Interview!
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